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topplus Laufstall

Stall-Multitalent auf 1.000 m Höhe

In Südbaden herrscht eine rege Bautätigkeit in der Milchviehhaltung, so auch bei Familie Ketterer.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Laufstallwelle rollt. Dieser Satz ist angesichts der Zahlen, die Bauberater Herbert Pohlmann vom Landwirtschaftsamt Emmendingen bereithält, nicht übertrieben. In den letzten fünf Jahren haben in Südbaden rund 180 Milchviehbetriebe eine Stallbauberatung in Anspruch genommen. Bei zwei Drittel davon handelte es sich um den Umstieg vom Anbinde- in einen Laufstall.

Beim Neubau von Bernhard und Elisabeth Ketterer war die größte Herausforderung bei der beengten Hoflage überhaupt einen geeigneten Standort dafür zu finden. Denn der Betrieb in St. Peter im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald liegt auf 940 m Höhe am Hang: „Unser Ziel war, den Altstall weiter zu nutzen und kurze Wege zum Jungviehstall zu haben“, erklärt der Bauherr. Außerdem sollte die Gülle in den bestehenden Behälter fließen.

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Gemeinsam mit dem Architektenbüro Schmidt & Partner aus St. Märgen und Herbert Pohlmann vom Landwirtschaftsamt Emmendingen wurde letztlich der einzig mögliche Standort gefunden, der alle Bedingungen erfüllte. Der aber auch einige Kompromisse erforderte. Seit März 2017 stehen die 36 Kühe nun im neuen Laufstall mit 40 Tiefboxen und gummierten Spalten auf dem Laufgang. Ein Laufhof verbindet den Neubau mit dem Altbau, in dem die Tiere gemolken werden.

Kompromisse nötig

Bedingt durch die Hanglage ragt der neue Laufstall etwa 3 m aus dem Geländeprofil heraus. Um auf die Ebene des Altgebäudes zu kommen, wurde für das Fundament ein Teil der Fläche um ca. 80 cm aufgefüllt, der hintere Stallbereich mit dem Güllekanal wurde dagegen (300 m3) unterkellert. Weil aus Brandschutzgründen zum Altbau ein Abstand von 5 m nötig war, mussten die Bauherren am Gebäude eine kleine Ecke aussparen (siehe Übersicht 1).

Für ein Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1 : 1 geht der einreihige Pultdachstall mit 40 Tiefboxen und nordseitigem Futtertisch in sich in einen Zweireiher über. Der durchgängige Laufgang mit gummierten Spalten wird erst durch einen 1,60 m langen Auftritt am Futtertisch möglich. Fünf Liegeplätze mitsamt eigenen Fressplätzen lassen sich am Stallende z. B. für Trockensteher separieren.

Breite Hubfensterreihen

Aufgrund der Witterung ist das Holzständer-Gebäude allseitig geschlossen, an beiden Längsseiten sorgen breite Hubfensterreihen für Luft und Licht. Hinzu kommen ein Rolltor und mehrere Schiebetore. „In zwei Minuten ist alles offen“, sagt Ketterer. Die Familie hat sich für ein Ziegeldach mit Holzverschalung entschieden, um die Bildung von Kondenswasser zu verringern. Die Seitenwände aus Holz sitzen beidseitig auf Betonsockeln, die den Hang abstützen sollen.

Bernhard Ketterer schätzt den 4 m breiten Futtertisch, weil er dort Siloblöcke und Heurundballen auf Vorrat lagern kann. Mit dem Radlader verteilt er das Grundfutter je nach Bedarf. Kraftfutter gibt es an zwei Stationen.

Aufgrund der Spalten setzt Ketterer auf den Kalk-Stroh-Matratzen vermehrt Sägemehl ein. „Die Tiere tragen davon nicht so viel aus den Boxen raus und es staubt nicht so wie Stroh.“ Um die Spalten zu reinigen, fährt er zweimal täglich mit einem elektrischen Schieber durch den Stall und über den Laufhof. Das ist nötig, weil die Flächen im Sommer schnell austrocknen und im Winter schnell zu einer gefährlichen Eisfläche werden. „Dieser Aufwand lohnt sich, denn die Tiere sind sauber!“

Bei der Inneneinrichtung hat sich Familie Ketterer durchgängig für Fangfressgitter und flexible Liegeboxenabtrennungen aus Fiberglas (Fa. Sulzberger) entschieden. Sämtliche Kipp- und Nippeltränken sind beheizbar.

Melken im Altbau

An die beachtliche Stalllänge von über 40 m habe man sich gewöhnt, sagt Ketterer. Trotz der Sackgasse am westlichen Stallende gebe es kein Gedränge auf den Gängen. „Ohne Warteraum am Melkstand würde das allerdings nicht funktionieren“, meint der Landwirt. Dieser ist im Altgebäude untergebracht und bietet für alle 36 Kühe Platz.

Für seine Entmistung hat der Betriebsleiter auf dem alten Güllekanal Spalten verlegt. Für den Rücktrieb der Kühe auf den Laufhof war zudem ein Durchbruch nötig. Außerdem wurden ein zusätzliches Tor zur Belüftung und neue Fenster installiert.

Neben dem 2 x 4er-Fischgräten-Melkstand (Fa. GEA) und dem Warteraum sind im Altbau zwei Abkalbeboxen sowie die Kälber bis zu einem halben Jahr in Einzelbuchten und Hochboxen untergebracht.

Bauen mit Förderung

Für die Baukosten von ca. 10 000 € pro Platz (inkl. Melktechnik, ohne Güllebehälter) konnte das Paar die AFP-Premiumförderung für besonders artgerechte Haltung mit einem Fördersatz von 30 % nutzen. Bei der Inneneinrichtung und dem Umbau des Altgebäudes war etwas Eigenleistung möglich.

Familie Ketterer schätzt die Arbeitserleichterungen im neuen Stall: „Jetzt feilen wir nur noch an Feinheiten.“ Zur Diskussion steht z. B., den Streifenvorhang am Ausgang zum Laufhof durch ein Tor zu ersetzen: „Hier herrscht oft Zugluft und da flattern die Streifenbahnen stark hin und her, sodass sie ihre Wirkung verlieren.“

Diese Reportage stammt aus der Südplus 6/2019. Jetzt testen.

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