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Erneuerbare Energien

Strom direkt vermarkten: Lösung für das Ende der EEG-Umlage?

Vier Landwirte bieten ihren Strom bereits auf dem virtuellen Marktplatz von "cells energy" an und berichten von ihren Erfahrungen.

Lesezeit: 5 Minuten

Nein. Strom kommt nicht einfach aus der Steckdose. Er muss produziert werden. Irgendwo und irgendwie. Und genau da gibt es große Unterschiede in Sachen Nachhaltigkeit und Regionalität. Die aber waren für den Verbraucher bisher nicht leicht zu erkennen. Mit seinem neuesten Angebot „cells energy“ hat der Kemptener Verein renergie Allgäu nun einen Marktplatz geschaffen, auf dem der Kunde seinem Stromerzeuger direkt ins Gesicht schauen und ganz bewusst zwischen (derzeit 60) Erneuerbaren Energie-Quellen wählen kann.

Einer der ersten, der sich seinen Stand auf dem Online-Marktplatz sicherte, war Landwirt Andreas Karrer aus dem Unterallgäuer Woringen. Der 47jährige betreibt seit 2006 gemeinsam mit seinem Partner Wolfgang Karrer eine 570kW-Biogasanlage, die mit Rohstoffen aus einem Umkreis von 5 Kilometern gespeist wird. Das sind zu 35 Prozent Mist und Gülle aus seinem eigenen Rindermastbetrieb, zuzüglich Fremdgülle, Grassilage, Energierüben, die blühende Energiepflanze Silphie und zu einem knappen Viertel Mais. Die Anlage erzeugt nicht nur Strom nach Bedarf, sondern versorgt darüber hinaus über 130 Haushalte mit Wärme. Und es werden noch mehr, wenn das geplante Neubaugebiet in Woringen fertig gestellt ist.

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Direktvermarktung als Stütze

Dieses ganzheitliche Energiekonzept soll auch nach dem Ende der EEG-Umlage in sechs Jahren weiter Bestand haben. „cells energy macht das möglich“, ist Andreas Karrer überzeugt – und erkennt auch die Vorteile für den Verbraucher: „Hier kann jeder Kunde den Stromanbieter seines Vertrauens auswählen und damit seinen Beitrag zur Energiewende leisten.“ Und das zu bezahlbaren Preisen, wie der Landwirt aus eigener Erfahrung weiß.

Für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden Strom werden bei cells energy Kosten von etwa 1116 Euro kalkuliert. Dabei fließt ein Teil des Geldes, der sogenannte Investitionsbonus, direkt an den Stromerzeuger. So trägt jeder Kunde dazu bei, dass die Anlagen auch nach Ablauf der EEG-Vergütung wirtschaftlich betrieben werden können. „Anderenfalls laufen wir Gefahr, dass in den nächsten Jahren große Anteile Erneuerbarer Energien vom Netz gehen“, erklärt Florian Weh, Geschäftsführer von cells energy, eine Marke der Tochtergesellschaft des Vereins renergie Allgäu, der sich seit 25 Jahren dem Ziel „100 Prozent Erneuerbar“ verschrieben hat.

„Irgendwie muss es ja weitergehen“, macht sich auch Helmut Miederer, Landwirt aus Buchloe, Gedanken über die Zukunft. In den nächsten fünf Jahren möchte er seinen Betrieb an die nächste Generation übergeben, „und da soll alles in einem guten Zustand sein.“ Aktuell bezieht er 24 Cent für jede Kilowattstunde erzeugten Strom aus seiner 250kW-Biogasanlage, die unter anderem den örtlichen Kindergarten und die nahegelegene Schule beheizt. Mit dem Ende der EEG-Umlage werden es nur noch 16 Cent sein. „Ab 2024 fehlt mir also sehr viel Geld“, rechnet der 48Jährige Familienvater vor. Diese Lücke könnte zumindest ansatzweise über die Direktvermarktung auf dem cells energy-Marktplatz geschlossen werden.

Nachhaltig auf allen Ebenen

Darum bietet die Familie Miederer ihren Strom nun auf dem online-Portal an und zeigt dabei Gesicht und Einblicke in den Familienbetrieb mit 115 Milchkühen, 80 Stück Jungvieh und 160 Hektar Land, auf dem Gras, Mais, Getreide und Silphie wachsen. Der Betrieb gehört nicht nur zu den ersten cells-energy-Marktplatz-Händlern, sondern auch zu den acht Allgäuer Landwirtschaften, die sich an dem LEADER-Projekt „Mehr Vielfalt in der Energielandschaft mit Durchwachsener Silphie“ beteiligen. „Weil mir Nachhaltigkeit in unserem Beruf einfach ein Anliegen ist“, wie Helmut Miederer erklärt.

Auch Markus Frick, Landwirt aus Oberhaid bei Kißlegg, bietet seinen Biogas-Strom auf dem Marktplatz an. „Das war eine ganz schnelle Entscheidung für eine gute Sache“, möchte der 45jährige die Bürgerenergiewende unterstützen. Seine 420kW-Anlage aus dem Jahr 2009 wird zu 40 Prozent mit Gülle aus dem eigenen Betrieb mit 70 Milchkühen gespeist, der Rest kommt von den Wiesen. Neben Grünflächen bewirtschaftet der Vater dreier Kinder auch vier Hektar Wildpflanzen. „Das ist zwar nicht ganz so lukrativ wie Mais, aber wir brauchen die Vielfalt für Insekten und Kleintiere“, haben sich Markus Frick und seine Frau Daniela vor inzwischen sieben Jahren ganz bewusst für den Anbau von Blühpflanzen entschieden und damit farbenfrohe Inseln in der Natur geschaffen.

Transparenz ist unerlässlich

Auch die Deublers aus Laupheim (Landkreis Biberach) schreiben sich „Nachhaltigkeit und Umweltschutz“ auf die Fahnen. Die Familie bewirtschaftet Grünland und Ackerflächen, auf denen Gerste, Weizen, Mais, Silphie und Gras angebaut werden. Was nicht als Tierfutter genutzt werden kann wird in die 390kw-Biogasanlage eingebracht, deren Abwärme bis zu zehn Haushalten beheizt und die hofeigene Gülle trocknet.

„Unsere Stalltür steht immer offen“, hat Martina Deubler keine Scheu vor neugierigen Blicken oder interessierten Fragen. Auch wenn die 100 Milchkühe Nummern statt Namen tragen –Tier-Wohl steht für die Landwirtsfamilie ganz oben. „Mein Mann spricht gerne von seinen weiblichen Mitarbeiterinnen“, lacht die 51Jährige. Und wirklich: An diesem Nachmittag stand ihr Mann nicht für ein Gespräch zur Verfügung, weil er ein erkranktes Rind persönlich zum Tierarzt fuhr.

Neben diesen vier Betrieben bieten aktuell über 50 weitere Erzeuger Erneuerbarer Energien ihren Strom auf dem cells energy Marktplatz an. Darunter auch PV-Anlagenbetreiber, ein Oberallgäuer Wasserkraftwerk und einige Windkraftbesitzer. Daraus kann sich der interessierte Kunde mit nur wenigen Mausklicks fünf Betreiber auswählen. Bewusst. Eigenverantwortlich. Nachhaltig. Und „ebenso schnell wie einfach, ebenso sicher wie transparent“, weist Geschäftsführer Florian Weh auf die monatliche Kündigungsfrist und die sehr detaillierte Abrechnung hin, auf der der Kunde die Zusammensetzung seines – am Börsenpreis orientierten – Strompreises genauestens nachvollziehen kann.

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