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Volksbegehren

Wissenschaftler und Verbände begrüßen Eckpunktepapier

Die Landesregierung Baden-Württemberg hat das Eckpunktepapier von Umwelt- und Landwirtschaftsministerium verabschiedet. Für Bioland ist es deutlich mehr als eine Alternative.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Bioland-Landesverband in Baden-Württemberg hat den Kabinettsbeschluss zum Eckpunktepapier vom Dienstag begrüßt. "Wir begrüßen es sehr, dass die Landesregierung durch den Kabinettsbeschluss das Eckpunktepapier für verbindlich erklärt hat", so Bioland-Landesvorsitzender Marcus Arzt. "Der jetzt vorliegende Text ist dabei deutlich mehr als eine Alternative. Er ist - wie von uns in den letzten Wochen stets gefordert - eine Weiterentwicklung, die die Lösungsbeiträge des ökologischen Landbaus als zentralen Baustein anerkennt und nicht zuletzt die gesamte Bevölkerung in die Verantwortung nimmt, für den Artenschutz Sorge zu tragen."

Entscheidend sei nun, dass geeignete Maßnahmen in Gesetzestexten verankert und wirkungsvoll finanziell hinterlegt werden. Dabei sei man gerne bereit, sich weiterhin aktiv in den Prozess einzubringen, ergänzt Bioland-Geschäftsführer Dr. Christian Eichert in einer gestern verbreiteten Pressemitteilung.

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"Sinnvolle Gewichtung"

Hinter das Vorgehen der Landesregierung stellen sich nun auch Wissenschaftler der Universität Hohenheim, die den Gesetzentwurf des Volksbegehrens zuvor deutlich kritisiert hatten.

Prof. Johannes Steidle, vom Fachgebiet Tierökologie: "Das Eckpunktepapier des Landes enthält entscheidende Punkte, die mir im Text des Volksbegehrens gefehlt hatten. Denn Pestizide sind zwar ein Teil des Problems, aber andere Faktoren sind vermutlich sogar noch wichtiger. Der Entwurf des Landes nimmt hier eine sinnvolle Gewichtung vor."

Bei der Reduktion von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln sei vor allem entscheidend, die Flächen zu reduzieren, auf denen diese Mittel zum Einsatz kämen, nicht so sehr die Menge pro Fläche, so Steidle in einem Positionspapier. Wenn durch das Gesetz eine Dokumentation darüber, wieviel Pflanzenschutzmittel in Baden-Württemberg überhaupt eingesetzt würden, erfolge, so sei das auch aus Sicht der Forschung zu begrüßen. Damit werde man Zusammenhänge besser verstehen können.

Dr. Sabine Zikeli, Leiterin des Zentrums für ökologischen Landbau der Universität Hohenheim: "Das Ziel, den ökologischen Landbau bis 2030 auf 30 bis 40 % zu erhöhen, erscheint mir deutlich realistischer als die Forderung des Volksbegehrens. Entscheidend aus meiner Sicht ist zudem, dass der Umstieg nicht zwangsverordnet werden soll. Der Ausbau wird nur gelingen, wenn der Ökolandbau so attraktiv ist, dass Landwirte freiwillig darauf umsteigen."

Prof. Ralf Vögele, Dekan der Fakultät Agrarwissenschaften in Hohenheim: "Eine Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes um 50 % bis 2030 halte ich dann für möglich, wenn dabei die Gesamtmenge über alle Anbaukulturen hinweg betrachtet wird." An der Universität Hohenheim würden derzeit neue Verfahren erforscht, wie man bei bestimmten Kulturen komplett auf Pflanzenschutzmittel verzichten könne, dazu zählten z.B. Mais, Weizen aber auch Hülsenfrüchte.

Bei anderen Kulturen sei dies jedoch nicht möglich, etwa bei Kartoffeln, oder bei den Sonderkulturen im Obst- oder Weinbau. Hier könne man auch nicht ohne Weiteres die Dosis oder das Spektrum der eingesetzten Mittel reduzieren. Andernfalls würden diese früher oder später ihre Wirksamkeit verlieren und Schädlinge könnten sogar Resistenzen entwickeln, wobei derzeit ohne Pflanzenschutzmittel noch keine landwirtschaftliche Produktion auf ähnlichem Ertragsniveau wie heute in Sicht sei. "Diesem Sachverhalt muss das Gesetz Rechnung tragen. Andernfalls wäre die Existenz vieler Landwirte besonders im Bereich der Sonderkulturen bedroht.“

Regionale Bienenschutzausschüsse als Beispiel

Dr. Peter Rosenkranz, Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim: Positiv am Eckpunktepapier sei zu bewerten, dass Fördermaßnahmen gegenüber reinen Verboten mehr Gewicht erhalten würden und dass die meisten für Artenschutz relevanten Gruppen in einem Dialogforum an einem Tisch zusammenkommen sollen. "Dieser Weg ist zwar langwierig, aber die Mühe dürfte sich auszahlen. Wir haben z.B. im Konfliktfeld "Pflanzenschutz versus Bienenschutz" sehr gute Erfahrungen damit gemacht, dass Imker, Landwirte, Landwirtschaftsverwaltung und Wissenschaftler regelmäßig zu so genannten Bienenschutzausschüssen auf regionaler Ebene zusammenkommen, um aktuelle Probleme gemeinsam zu lösen."

Rosenkranz plädiert in seiner Stellungnahme auch dafür, dass es dringend notwendig sei, Kenntnisse über grundlegende Zusammenhänge der Landwirtschaft sowie des Natur- und Artenschutzes in Schulen verbindlich zum Thema zu machen.

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