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topplus Aus dem Heft

790 PS an zwei Hebeln

Lesezeit: 5 Minuten

Joystick statt Lenkrad – dieses Konzept hat Fendt für den Mähdrescher Ideal im letzten Jahr vorgestellt. Wir konnten den Mähdrescher jetzt fahren und waren überrascht…


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Beim ersten Blick in die Kabine des Fendt-Mähdreschers kam es uns schon sehr ungewohnt vor. Es gibt keine Lenksäule, nur einen kleinen Joystick auf der linken Armlehne. Dieses Konzept ist nicht grundlegend neu. Im Baumaschinenbereich setzen viele Hersteller schon einige Jahre, vor allem bei Radladern, auf die Joysticklenkung. Aber kann sich dieses Konzept auch auf einer Erntemaschine durchsetzen? Wir waren gespannt und sind deshalb einen Ideal 10T auf Rügen Probe gefahren. Neben unseren Fahreindrücken zeigen wir auch, was das neue Topmodell der Baureihe noch zu bieten hat.


Leistung gesteigert


Mit dem Ideal 10T hat Fendt die bestehende Mähdrescherbaureihe nach oben erweitert und ein neues Topmodell vorgestellt. Im Fokus der Entwickler stand vor allem die Druschleistung. So setzt der Hersteller beim 10er auf einen D42-Motor von MAN mit 16,2 l Hubraum und einer Nennleistung von 581kW/790PS. Damit liefert der Reihensechszylinder nochmal 143 PS mehr als beim Ideal 9. Die Antriebskomponenten hat Fendt auf die gesteigerte Motorleistung angepasst und weiter verstärkt. Damit reagieren die Marktoberdorfer sicher auch auf die neuen Topmodelle der Wettbewerber.


Der Grundaufbau der Maschine ist im Vergleich zum Ideal 9 weitgehend gleich. Auch hier misst das Chassis 1,40 m in der Breite. Die Gesamtabscheidefläche ist mit 4,54 m² aber knapp einen halben Quadratmeter größer als beim 9er. Bei der Restkornabscheidung kommt auch hier das sogenannte DualHelix-Konzept zum Einsatz, das mit zwei Rotoren arbeitet. Die Rotoren haben jeweils einen Durchmesser von 600 mm.


Bei unserem Einsatz im Weizen mit einem Ertrag von ca. 11 t/ha konnte der Motor zeigen was in ihm steckt. Die Kornfeuchte lag bei ca. 16 %. Da wir das recht grüne Stroh gehäckselt und die Stoppeln ziemlich kurz abgemäht haben, konnten wir die Maschine bei knapp 5 km/h an seine Leistungsgrenze bringen. Weil die automatische Vorfahrtsregelung unter anderem auch die Schichtdicke am Schrägförderer misst, reagiert das System etwas zeitversetzt. Dadurch kam es in dem sehr üppigen, aber stark schwankenden Bestand mit einem hohen Strohanteil häufiger zu Lastspitzen, bei denen sich der Motor aber durchzugsstark zeigte.


Nicht mehr am Rad drehen


Das Hauptaugenmerk bei unseren Testeinsatz haben wir natürlich auf die neue Joysticklenkung gelegt. Fendt nennt dieses Bediensystem Idealdrive. Die Joysticklenkung ist ab 2021 optional für alle Ideal-Mähdrescher mit Raupenlaufwerken verfügbar. Bei der Entwicklung der Joysticklenkung hat Fendt mit Danfoss zusammengearbeitet. Da das Lenkrad entfällt, gibt es auch kein Lenkorbitrol. Mit dem Joystick steuert man das Lenkventil direkt an. Die Lenkung arbeitet aus Sicherheitsgründen mit zwei Kanälen und eigener Batterie. Sollte die Lenkung ausfallen, geht die Maschine in die Notlenkung und der Ideal reduziert die Geschwindigkeit auf maximal 10 km/h.


Im Feld hat uns die Hebellenkung sehr gut gefallen. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase konnten wir den Mähdrescher sicher über das Feld steuern. Um die Maschine mit dem Joystick feinfühlig lenken zu können, sollte man die Hand unten um den Joystick legen. Dann liegt der Handballen auf der Armlehne auf und man kann sehr feinfühlig agieren. Gerade am Vorgewende bringt die Joysticklenkung große Vorteile. Denn durch den Hebel schlägt man die Lenkung sehr weit ein, was bei einem Lenkrad nicht immer der Fall ist. Gut gefallen hat uns, dass sich die Lenkung wieder zentriert, sobald der Fahrer den Joystick loslässt (ähnlich wie bei einer Raupe). Wir konnten den Ideal so mit dem 12,20 m breiten Vorsatz auch ohne automatisches Lenksystem präzise an der Bestandeskante entlangführen.


Auch an den Fahrhebel mussten wir uns zunächst gewöhnen. Das Beschleunigen und Verzögern funktioniert hier nicht nach dem Prinzip eines Fendt-Traktors. Denn umso weiter man den Fahrhebel nach vorne bewegt, desto schneller beschleunigt die Maschine. Das geht zwar recht feinfühlig, man braucht aber etwas Zeit, um sich damit vertraut zu machen. Für den Richtungswechsel muss man den Fahrhebel zunächst solange zurückziehen, bis der Ideal stillsteht. Anschließend zieht man den Fahrhebel nach hinten, um rückwärts fahren zu können. Das fanden wir etwas umständlich.


Sicher auf der Straße


Gespannt waren wir auch auf die Straßenfahrt mit der Joysticklenkung. Bei maximal 40 km/h muss man die 3,50 m breite Erntemaschine sicher auf der Straße halten können. Mit steigender Fahrgeschwindigkeit nimmt deshalb die Lenkempfindlichkeit ab. Das heißt, umso schneller man fährt, desto weiter muss man den Joystick seitlich bewegen, um die Maschine zu lenken. Das ging im Test nach der Feldfahrt erstaunlich gut. Wir raten aber dazu, sich vorher einige Stunden auf dem Feld mit der Lenkung zu beschäftigen, um ein Gefühl dafür zu bekommen.


Für den Blinker, das Fern- und Abblendlicht sowie die Hupe gibt es Tasten am Lenkhebel. Im Feld lässt sich mit dem Joystick zudem das automatische Lenksystem aktivieren.


Besser sehen


Eines der wichtigsten Argumente für die Joysticklenkung ist sicherlich die freie Sicht nach vorne. Durch den Wegfall der Lenksäule hat man einen wesentlich besseren Blick auf den Vorsatz sowie auf den Einzug. So hatten wir das 12,20 m breite TrueFlex Razor Air Bandschneidwerk von Geringhoff über die gesamte Arbeitsbreite gut im Blick. Auffällig ist dabei, dass man sich hierfür nicht mehr nach vorne über eine Lenksäule beugen muss und deshalb wesentlich bequemer sitzt. Zum Abstellen der Füße gibt es vorne zwei Fußrasten, sogenannte Harleybars. Diese bringen einen guten Komfortgewinn. Auch der Einstieg in die Kabine ist ohne Lenksäule angenehmer. Die linke Armlehne samt Joystick klappt man dazu einfach hoch.


Insgesamt hat uns die Joysticklenkung überzeugen können. Wir fanden die Arbeit damit einfacher als zunächst angenommen. Mit etwas Übung erkennt man schnell die Vorteile dieses Systems. Vor allem bringt sie dem Fahrer einen Komfortgewinn. Allerdings ist dieser Komfort auch nicht umsonst. Rund 9500 € mehr kostet die optionale Lenkung. Ein Lenkrad lässt sich übrigens nicht nachrüsten.


andreas.huesmann@topagrar.com

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