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topplus Aus dem Heft

Alles geregelt

Lesezeit: 11 Minuten

Mit Isobus-Steuerung, Wiegesystem und variabler Ausbringmenge hat Bergmann seine Dungstreuer fit für die Zukunft gemacht. Wir hatten einen voll ausgestatteten Tiefbettstreuer TSW 2140 E im Frühjahr 2020 im Feldtest.


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Die variable Steuerung der Ausbringmenge ist bei Düngerstreuern längst Stand der Technik. Selbst bei Güllewagen ist diese Ausstattung keine Seltenheit mehr. Die Steuerung findet aber auch bei Festmiststreuern immer mehr Abnehmer. Das Prinzip ist auf den ersten Blick einfach: Der Behälter steht auf Wiegestäben, an der Deichsel ist ein zusätzlicher Messpunkt integriert. Abhängig von der Fahrgeschwindigkeit, der GPS-Position und dem Gewicht regelt die Software die Kratzbodengeschwindigkeit automatisch. Wie gut das funktioniert und ob die Steuerung feinfühlig reagiert, konnten wir bei unserem Praxistest im Frühjahr 2020 mit dem Tiefbettstreuer TSW 2140 E von Bergmann erfahren.


Tiefbett liegt im Trend


Bei den einachsigen Tiefbettstreuern bietet Bergmann zwei Modelle an. Der M 2140 E ist mit stehenden Walzen ausgestattet. Im Einsatz hatten wir den TSW 2140 E mit liegenden Walzen und Streutellern. Den Streuer kuppelten wir mit der K80 in der Untenanhängung an den Schlepper. Gut gefallen hat uns die Schlauchgarderobe und der gefederte Schlauchgalgen. Bei der Ölversorgung setzt Bergmann auf Load Sensing. Für die Maschinensteuerung braucht es zusätzlich eine Isobus-Steckdose. Bei der Steuerung bietet der Hersteller aber auch die Möglichkeit, die Maschine losgelöst ohne Isobus-Kabelbaum zu bedienen. Die Stand-alone-Lösung arbeitet dann mit einem Can-Bus-Kabel direkt vom Jobrechner auf dem Streuer zum Terminal.


Die Wanne hat standardmäßig ein Volumen von 14 m³. Inklusive der optionalen, 350 mm hohen Aufsätze kann der Streuer gestrichen voll 17,6 m³ laden. Weil die Wanne innen bereits 1,75 m misst, ist der Streuer mit ungewöhnlich schmaler, aber hoher Bereifung der Größe 480/95 R50 unterwegs. Der Vorteil dieser Bauweise: Weil die Wanne für die Reifen keine Aussparungen benötigt, lassen sich die Seitenwände senkrecht formen. Dadurch entstehen keine Abschrägungen.


Streuen mit Tellern


Der Kratzboden besteht aus zwei Strängen und ist hydraulisch angetrieben. Das Getriebe dafür hat Bergmann hinten rechts an der Antriebswelle angeflanscht. Die vier Antriebsketten haben je eine Bruchlast von 25 t und konnten im Test ohne Probleme auch schwersten Mist zum Streuwerk fördern.


Auf dem Feld haben wir mit der 1000er-Zapfwelle gearbeitet. Nockenschaltkupplungen schützen die Fräswalzen und Streuteller jeweils vor Überlast.


Beim Streuwerk setzt der Hersteller auf zwei liegende Walzen mit je 56 Fräszinken. Die Walzen stehen versetzt untereinander und lösen den Mist auf, ehe dieser an der mit Kunststoff verkleideten Haube entlang auf die Streuteller fällt. Bei Verstopfungen lässt sich diese Klappe hydraulisch öffnen, nachdem man zwei Verriegelungen gelöst hat. Die beiden 900 mm großen Streuteller sind mit je vier Streuschaufeln ausgestattet, die sich in verschiedenen Positionen auf den Tellern arretieren lassen. Das geht allerdings nur mit Werkzeug. Den Aufgabepunkt des Streuguts auf die Teller stellt man mit einem Haubenpendel ein. Sowohl die Höhe wie auch die Tiefe dieser Haube lässt sich per Werkzeug über Schrauben variieren. Zwei Federn sichern diese vor Überlast.


Nur mit wenig Druck


Die Wanne ist starr auf eine 10 t-Achse von ADR verschraubt. Zwischen dem Rahmen und der Achse sind Wiegezellen eingebaut. Zusätzlich ist in der Kupplungspfanne noch ein Messbolzen integriert. Über die drei Wiegepunkte ermittelt der Jobrechner von Digistar die Zuladung. Das ist auch für Straßenfahrten hilfreich. Denn bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 14 t und einem Leergewicht von 6,3 t bleiben dem TSW 2140 E rund 7,7 t Nutzlast. Damit ist die Wanne bei schwerem Material aber nicht ausgefüllt. Auf dem Acker konnten wir den Streuer laut Waage mit gut 13 t Mist ausladen. Damit nutzt der Streuer, bei knapp 4 t Stützlast, die technische Achslast von 17 t fast komplett aus. Eine Federung gibt es für das Fahrwerk nicht. Gummiblöcke federn aber Stöße an der Deichsel ab, optional gibt es auch eine hydraulische Deichselfederung. Aufgeschaukelt hat sich unser Streuer auf der Straße aber auch mit den Gummiblöcken nicht. Durch den recht großen Abstand zwischen dem Koppelpunkt und der Achse von 6,10 m läuft der Streuer in Kurven bauartbedingt recht träge hinter dem Schlepper her. Hier mussten wir manchmal etwas weiter ausholen. Ist die Wanne voll, schiebt der TSW in Kurven etwas. Das merkten wir gerade beim mittleren Vierzylinder-Schlepper.


Bei 2,74 m Überladehöhe sollten auch mittlere Radlader den Streuer gut befüllen können. Mit dem Frontlader an unserem 140 PS-Schlepper war das kein Problem. Die 35 cm hohen Aufsätze sind schräg nach außen geformt und erleichtern so das Befüllen. Die Kastenabmessungen konnten wir gut abschätzen. Fällt doch einmal Mist daneben, bleibt er aber auf den Kotflügeln liegen. Diese sollte Bergmann nach außen abschrägen, damit man die Kotflügel nicht vor der Straßenfahrt händisch reinigen muss.


Um trotz der schmalen Bereifung bodenschonend arbeiten zu können, kommen die 2,10 m hohen Reifen in der VF-Version. Bei entsprechend niedrigem Luftdruck längen sich die Pneus extrem. Dadurch steigt die Aufstandsfläche stark und der Bodendruck verringert sich. Den Effekt konnten wir im Test bereits am Anfang erleben. Auf einem abgeernteten Silomaisschlag aus dem Vorjahr brachten wir im Frühjahr Stallmist aus. Der Reifendruck betrug rund 2 bar. Mit gefülltem Streuer ist uns dieser auf dem eher trockenen Standort bis auf die ca. 25 cm tiefe Pflugsohle weggesackt. Nachdem wir den Reifendruck auf ca. 1 bar abgelassen hatten, waren selbst feuchtere Stellen mit beladener Maschine kein Problem mehr. Und dabei hätten die Reifen noch weniger Druck vertragen.


Vor dem Streuer kamen im Test unterschiedliche Schlepper von 125 bis 280 PS Motorleistung zum Einsatz. ▶ Selbst der kleinere Traktor hatte keine Probleme. Bei schwerem Mist aus einem Tretmiststall mit einer Streumenge von etwa 35 t/ha fingen die Nockenschaltkupplungen schließlich an zu schalten. Dann bleibt einem nichts anderes übrig als sehr langsam zu fahren. Bei einer durchschnittlichen Streumenge von 20 t/ha konnten wir etwa 8 km/h fahren.


Gut verteilt


Neben den Fahreindrücken interessierte uns auch die Querverteilung des Tellerstreuwerks. Wir haben bei einer Ausbringmenge von 25 t/ha mehrere Messfahrten mit Mist und separiertem Gärrest durchgeführt. Dabei erreichte der Streuer sehr gute bis gute Werte. Bei der Bewertung orientierten wir uns am Rahmen der DLG. Liegt der Variationskoeffizient (die Streuung innerhalb der Reihe, VK-Wert genannt) unter 15%, wird die Verteilung mit sehr gut bewertet, zwischen 15 und 20% mit gut und zwischen 20 und 25% als durchschnittlich. Ziel ist ein VK-Wert unter 20%. Beim Einsatz mit Gärresten lag die optimale Arbeitsbreite im Test bei 12 m. Hier erreichte der Streuer einen VK-Wert von sehr guten 12,5%. Mit schwererem Stallmist liegt die optimale Arbeitsbreite bei 15 bis 16 m. Während unserer ersten Messfahrt war die Querverteilung verbesserungswürdig. Nach Rücksprache mit dem Hersteller haben wir die Schaufelstellung auf den Streutellern etwas verändert. Dabei setzten wir jeweils zwei gegenüberliegende Streuschaufeln im Lochbild zwei Stellungen nach hinten. Anschließend verbesserten sich die Werte deutlich. Bei der anschließenden Messung erreichte der TSW einen guten Wert von 17,7% bei 16 m Arbeitsbreite.


Das Streubild hat uns gefallen. Auf dem Acker fanden wir keine groben Kluten, die Fräswalzen haben den Mist ordentlich aufgefasert. Mit Stallmist lässt sich sogar in gängigen Fahrgassenbreiten arbeiten. Wer auch randnah verteilen will, der kann die optionale Grenzstreueinrichtung ordern. Dazu schwenkt ein Streuschirm hydraulisch nach unten vor die Streuteller und legt den Mist auf etwa 4 m Arbeitsbreite ab.


Elektronik bringt Intelligenz


Wir haben die Maschine hauptsächlich mit dem mitgelieferten Isobus-Terminal CCI 1200 bedient. Mit verschiedenen Isobus-fähigen Schlepperterminals funktionierte die Steuerung ebenfalls problemlos. Die Darstellung der Bedienelemente ist in Ordnung, könnte aber etwas weniger verpixelt sein. Die Funktionen sind weitgehend selbsterklärend. Kleiner Schönheitsfehler: In der Hauptbedienseite ist der Streuer als Zweiachser dargestellt. Das können die Programmierer für die einachsigen Fahrzeuge sicher noch ändern.


Drei Übersichtsseiten stehen zur Verfügung, die man oben auf dem Bildschirm vorwählen kann: Straßenmodus, Feldmodus und Dokumentation. Im Straßenmodus sind alle Funktionen gesperrt. Das verhindert Fehlbedienungen - gut. Unter der Übersichtsseite Dokumentation findet man unter anderem einen Fuhrenzähler sowie die Arbeitsdaten, wie z.B. die gestreute Menge, die Zeit oder die bearbeitete Fläche. Während der Arbeit blieben wir aber meist im Feldmodus. Hier bekommt der Fahrer die wichtigsten Informationen rund um den Streuer. Dazu gehören: Die Zapfwellendrehzahl, die Fahrgeschwindigkeit, die Öffnungshöhe des Stauschiebers, die eingestellte Streumenge je Hektar und die Arbeitsbreite.


Ist der Grenzstreuschirm unten, zeigt das Display dies visuell an und reduziert die angezeigte Arbeitsbreite auf 4 m – schön. Außerdem gibt es eine Kurzübersicht zu der in dem jeweiligen Auftrag bisher gestreuten Menge, die bearbeitete Fläche sowie die daraus errechnete Menge pro Hektar. Die Streumenge lässt sich über ±-Tasten direkt in der Hauptbedienmaske anpassen.


Im Einstellungsmenü, das in den Übersichtsseiten zu finden ist, stellt man den Streuer zuvor auf die Arbeitsbedingungen ein. Gut: Für die verschiedenen Mistarten sowie Kalk gibt es Voreinstellungen, für z.B. die Stauschieberöffnung, die zu erwartende Arbeitsbreite und den materialspezifischen Schlupffaktor. Will man nun Stallmist streuen, wählt man dies vor. Drückt man anschließend auf „Stauschieber öffnen“, fährt dieser bis zur hinterlegten Stellung hoch.


Bedientasten für die unterschiedlichen Streuerfunktionen finden sich ebenfalls im Arbeitsmenü. Im Test haben wir auch mit Aux-N-fähigem Joysticks gearbeitet. Sowohl Schlepperjoysticks wie auch der neue A3 vom CCI kamen zum Einsatz. Vor allem der A3-Joystick ist eine schöne Ergänzung. Die Tasten sind hier als kleine Displays ausgeführt und zeigen die einzelnen Funktionen gut an. Der Joystick ist auch eine gute Hilfe, wenn man gleichzeitig nach dem Parallelfahrsystem auf dem Terminal fahren will oder sich die Karte mit einem kleineren Terminal, wie das CCI 800, anzeigen lässt. Das bietet noch mehr Bedienkomfort.


Automatik Vorher anpassen


Weil der Kratzboden je nach Streugut unterschiedlich stark schlupft, gibt es in den Einstellungen einen hinterlegten Wert. Dieser Wert muss aber auch tatsächlich zum Streugut passen. Erst dann kann die Maschine die zuvor eingestellte Menge auch exakt regeln. Die voreingestellten Werte sind zwar eine gute Orientierung, allerdings mussten wir diese meist noch nachbessern. Liegt z.B. die tatsächlich ausgebrachte Menge pro Hektar unter der eingestellten Menge, muss man den Schlupfwert nach oben korrigieren. Hier den richtigen Wert zu finden, ist etwas knifflig. Ein Streuer mit Wiegeeinrichtung sollte das bei der umfangreichen Ausstattung selbst regeln können. Bergmann bietet deshalb zur Einstellung des Schlupffaktors künftig eine Automatik an.


Öffnet man den Stauschieber und aktiviert die Automatik des Kratzbodens, brauchte es in unserem Test gut 30 m Anfahrstrecke, bis wirklich ausreichend Material aus dem Streuwerk kam. Hier kann man sich helfen, indem man zu Anfang kurz den Kratzboden manuell vorschiebt. Stellt man dann wieder auf die Automatik, war das System aber träge und einige Meter kam weniger Material aus dem Streuer. Das hat der Hersteller erkannt und bereits nachgebessert. Der Kratzboden schiebt nun zu Anfang automatisch schneller um das Streuwerk zügig zu füllen. Ansonsten haben wir hier aber nichts zu meckern. Ist der Streuer ziemlich leer, fährt man den Stauschieber etappenweise etwas herunter. Dadurch erhöht der Transportboden seine Geschwindigkeit. Zum Schluss drückt man auf die Taste für volle Vorschubgeschwindigkeit und die Restmenge ist zügig verstreut. Dabei fliegt kein Mist unkontrolliert nach vorne – top.


Automatisch anpassen lässt sich auch die Streumenge. Das Geschwindigkeitssignal sowie die Positionierung hat die Software über die optionale, externe GPS-Antenne erhalten. Das CCI kann das GPS-Signal bei entsprechender Ausstattung des Schleppers aber auch direkt über den Isobus erhalten. Wir streuten im Test auch nach Applikationskarten. Die Karten haben wir mit der Freeware Applikationskarten.de sowie über MyDataPlant von Kleffmann erstellt. Der Datentransfer der Iso-xml-Datein per USB-Stick funktionierte auf dem CCI Terminal problemlos. Kleine Randnotiz zur Erstellung der Applikationskarten: Achten Sie bei der Freeware auf die Mengenangaben! Der Dungstreuer ist schließlich kein Düngerstreuer und somit sind auch die Mengen pro Hektar wesentlich größer. Im Feld regelte der Streuer die Ausbringmenge kontinuierlich nach den hinterlegten Werten.


Insgesamt hat der TSW 2140 E beim gesamten Testteam sowie auf den verschiedenen Testbetrieben einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Sowohl die automatische Mengensteuerung sowie die Querverteilung konnten überzeugen. Bei passendem Reifendruck waren auf den Testflächen auch die schmalen Pneus kein Problem. Die Bedienung ist, abgesehen vom Schlupfwert, einfach und intuitiv. Die Verarbeitungsqualität ist hoch. Das Ganze hat allerdings auch seinen Preis: In der von uns getesteten Ausstattung kostet der Tiefbettstreuer 82136 € ohne Mehrwertsteuer. In Grundausstattung ohne Wiegeeinrichtung und automatischer Mengenregelung sind 50608 € (o. MwSt.) fällig.


andreas.huesmann@topagrar.com

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