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Auf der Alm …

Lesezeit: 8 Minuten

Heuwerbung am Steilhang, wo die meisten kaum noch stehen können: Moderne Technik macht es möglich.


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Kitzbüheler Alpen, 1 000 m Höhe, 32 % Gefälle: Das Jugend trifft Landtechnik Team steht auf einer Grünlandfläche von Hans Walch junior. Mitte Mai, der erste Schnitt steht an – jetzt, wo das Wetter endlich mitspielt. Das Team ist mit Krone und top agrar in den Alpen unterwegs, um sich die Futterbergung am Hang anzuschauen.


Den JtL-Teilnehmern ist schon etwas mulmig als es heißt, sie dürfen den Reform Mounty 100 mit dem in Front angebauten Krone Easy Cut 320 auch selbst einmal am Hang fahren. Hier, wo sie selbst kaum stehen können. Aber kein Problem, denn die Kombination ist für den Einsatz am Hang optimiert. Der Spezial-Geräteträger arbeitet mit seinen 100 PS auch im steilsten Gelände. Mit Zusatzbereifung bringt er es auf 2,65 m Außenbreite. Zusammen mit einem tiefen Schwerpunkt wird das Fahrzeug damit extrem kippsicher.


Mäh-Spezialist:

Richtig Berg-Know-how steckt auch im Mähwerk. Die extremen Arbeitspositionen verlangen einige konstruktive Tricks, um das Futter in jeder Lage sauber zu schneiden und abzulegen. Die Ingenieure kümmern sich um die Luftführung im Mähwerk. Denn vor allem beim Hangabwärts-Mähen will das Futter eigentlich nach vorne vor den Mähholm fallen. Ein unsauberer Schnitt und Futterverschmutzungen wären die Folge. Der Gegendruck des Bestandes reicht nicht aus, um das Futter sicher über den Holm zu „drücken“. Dazu ist die Geschwindigkeit hangabwärts zu gering - Sicherheit geht vor. Abhilfe schaffen kleine Flügel auf den Mähscheiben. Sie erzeugen einen Luftstrom, auf dem das Futter hinter den Balken transportiert wird.


Im praktischen Einsatz schlagen sich unsere Jugend trifft Landtechnik-Teilnehmer sehr gut. Da es in den Tagen zuvor stark regnete, ist der Hang noch feucht und der Mounty rutscht schon mal ein bischen Richtung Tal. In der Kabine hat man die Lage aber deutlich besser im Griff, als es von außen aussieht. Viel zu schnell ist die Fläche komplett gemäht. Das Team hätte noch ein paar steile Hektar dranhängen können.


Landwirt Hans Walch junior ist während unserer Mähaktion mit dem Rechen unterwegs und arbeitet per Hand die steileren Passagen am Rand nach. Er zieht das Futter zur Mitte, damit es beim Wenden nicht in den Nachbarbestand geworfen wird. Solche Handarbeiten sind üblich, auch beim Mähen. Steilste Stellen, die Traktor und Mähwerk nicht erreichen können, schneiden die Praktiker mit dem Motormäher oder der Sense.


Hans Walch junior bewirtschaftet auf seinem Betrieb im Tiroler Ort Kirchberg 50 ha Grünland und hält 50 Kühe. Seine gesamten Flächen nehmen an einem Kulturlandschaftsprogramm teil, in dem zum Beispiel nur die Ausbringung von Wirtschaftsdünger erlaubt ist. Für die Tierhaltung des Betriebes spielen die Nutzungsrechte an den Gemeinschaftsalmen eine wichtige Rolle. Ab Mai gehen die Tiere raus auf die Alm.


Der Praktiker hält für seine Kühe deshalb drei verschiedene Ställe vor. Von Oktober bis Mai stehen die Tiere im Boxenlaufstall am Betrieb. Im Frühsommer geht es dann auf den Niederleger in etwa 1 100 m Höhe. Hier grasen die Kühe tagsüber auf den Bergwiesen, gemolken wird im Stall. Im Oberleger verbringen die Kühe auf 1 800 m Höhe den Hochsommer. Auch hier ist ein Stall und Melktechnik vor Ort. Im Nieder- und Oberleger betreut ein Sennerehepaar die Tiere über die Saison. Während sich die Kühe im Sommer selbst mit Futter versorgen, bringt Hans Walch Heu und Grassilage für die Winterfütterung von den Wiesen ein.


Trend zum Zweikreisel?

Zurück auf der Bergwiese steht als Nächstes das Wenden und später das Schwaden an. Beim Wender setzen die Betriebe auf Sechs- oder Achtkreiselmaschinen. Je höher der Heuanteil, desto eher tendieren die Praktiker zu mehr Arbeitsbreite. Da zum Heu mehr Wendedurchgänge nötig sind, wollen sie mit breiteren Wendern die Anzahl der Überfahrten über das Futter möglichst gering halten.


Beim Schwader sind Einkreisel-Modelle in den Steillagen noch Standard. Erste Anfragen gibt es allerdings in Richtung Zweikreisel-Mittelschwader. Das steile Gelände erfordert dann aber einige Sonderausstattung. Mit einer hydraulischen Bremse kann der Fahrer über ein Steuergerät jederzeit den Schwader bremsen – unverzichtbar bei steilen Kurvenfahrten.


Nach dem Schwaden nimmt uns Hans Walch mit zu seiner Käserei. Rund 40 Cent könnte der Landwirt für seine Milch bei einer örtlichen Molkerei erzielen. Er verarbeitet sie jedoch im Sommer zu 100 % selbst. Zusammen mit seiner Familie hat er dazu in eine Käserei mit angeschlossenem Verkostungs- und Verkaufsraum investiert. Der Neubau im traditionellen Stil einer Berghütte liegt am Niederleger des Betriebs Walch in einem beliebten Wandergebiet. Kunden können zur passenden Jahreszeit neben dem Käse auch die Kühe hautnah erleben.


Mähen von Hand:

Am nächsten morgen geht es auf die Streif. Die berühmte Skipiste verlangt dem Team alles ab – beim Sensenmähen. Das Handmähen hat in der Bewirtschaftung von Steilhangflächen immer noch Bedeutung. Das österreichische Nationalteam im Sensenmähen erklärt die Technik. Los geht’s mit der Vorbereitung des Arbeitswerkzeugs. Beim sogenannten Dengeln wird die Schneide der Sense so lange bearbeitet, bis ein feiner, etwa einen Millimeter breiter und extrem dünner Grad entsteht. Dieser bringt die Schärfe und übernimmt das eigentliche Schneiden.


Zum Dengeln gibt es verschiedene Möglichkeiten. Man kann die Schneide mit einem Hammer auf einem Amboss bearbeiten. Die Kunst dabei sind dosierte und gut platzierte Schläge, die das Metall an der Schneide in die Länge ziehen. Genau das macht die Dengelmaschine per Druck auf ein Fußpedal. Ein kleiner Teil der Schneide wird dazu in die Maschine gehalten und das Pedal durchgetreten. Die Backen der Dengelmaschine ziehen das Metall nach vorne, der gewünschte Grad entsteht. Nach dem Schärfen der Sense folgt das Einstellen der Schnitthöhe über die Stellung der Sense zum Sensenbaum (Griffteil aus Holz oder Metall). Anschließend muss die Sense zum Sensenbaum im richtigen Winkel ausgerichtet werden, dann geht’s los.


Bei den Profis sind die Bewegungen flüssig, alles geht sehr zügig. Kein Wunder, bei Ihren Wettkämpfen mähen sie auf Zeit und die Qualität wird ebenfalls bewertet. Wir tun uns gerade am Anfang schwer und die Sense bleibt schon mal im Boden stecken. Nach einigen Tipps der Experten geht’s deutlich besser – aber anstrengend bleibt es.


Nicht nur ein Standbein:

Zurück auf dem Betrieb zeigt uns Hans Walch seinen modernen Boxenlaufstall – ohne Tiere, denn die sind schon im Niederleger. Kühe und Käse sind aber nicht die einzigen Standbeine der Familie. Hans Walch senior hat neben der Landwirtschaft früh auch in den Tourismus investiert und einen ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieb mit Gasthaus zum Hotel umgebaut. Nach ständiger Weiterentwicklung verfügt das Hotel Elisabeth mittlerweile über 100 Betten und ist mit der Kategorie Vier-Sterne-Superior eines der besten Häuser in der Region. Der landwirtschaftliche Betrieb profitiert durch den gesicherten Absatz seiner Produkte. Rund 40 % der Käseproduktion werden über das Hotel abgesetzt.


Auf der Wiese steht mittlerweile das Pressen an. Neben dem Ladewagen hat sich die Rundballenpresse zum Bergen von Heu und Silage an den Steilhängen etabliert. Hauptsächlich kommen Festkammerpressen mit einem Ballendurchmesser von 1,25 m zum Einsatz. Ihr geringes Gewicht und die niedrige Bauweise machen die Maschinen ideal für den Einsatz am Hang.


Hang-Ausrüstung:

Um die Hangeignung noch weiter zu verbessern, rüstet Krone seine Pressen auf Wunsch mit AS-Profilreifen aus. Das Profil verzahnt sich besser und die Pressen rutschen nicht so leicht Richtung Tal. Die optionale hydraulische Bremse kann der Fahrer über die Schlepperhydraulik ansteuern. Vor einer Kurve spannt er die Bremse vor, der Schlepper zieht die Presse rum. Ohne diese Ausrüstung könnte die Maschine den Schlepper in der Kurve überholen.


Die Praktiker bauen ihre Pressen oft noch weiter um. Zwillingsräder an der Maschine verbessern zum Beispiel die Kippsicherheit. Da oft auch die Traktoren mit Zwillingsrädern ausgerüstet sind, verlängern die Landwirte die Deichseln. So können Sie auch mit der Doppelbereifung den Lenkeinschlag voll nutzen, ohne dass die breiten Räder die Maschine beschädigen.


So ausgerüstet ist der Einsatz am Hang fast problemlos möglich – aber der Ballen bleibt rund. Der Fahrer muss sich schon sehr genau überlegen, wo er den Ballen ablegt. Sonst ist der eher im Tal, als allen lieb ist. Und einem rollenden 500 kg-Silageballen steht dann besser nichts im Weg. Die Profis setzen meist ein Stück zurück und legen den Ballen im rechten Winkel zur Gefällerichtung ab. Nur ganz selten schafft es dank dieser Technik einer aus eigenem Antrieb bis ins Tal.


Das Futter ist eingebracht, unsere Jugend trifft Landtechnik-Reise endet. Das Team dankt Familie Walch für Ihre Gastfreundschaft.Frank Berning

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