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Aufsatteln oder anbauen?

Lesezeit: 9 Minuten

Mehr Furchen – höheres Gewicht – größere Hebelkräfte. Ist bei größeren Pflügen der Aufsattelpflug besser unterwegs als der Anbaupflug? Wir haben beide Systeme miteinander verglichen.


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Anbaupflüge sind oft Stand der Technik. Allerdings steigt auch die Nachfrage nach größeren Arbeitsbreiten – also mehr Furchen pro Pflug. Damit wachsen aber nicht nur die Gewichte, sondern auch die Hebelkräfte und somit auch die Ansprüche an den Schlepper und das Hubwerk. Als Alternative zum Anbaupflug Juwel bietet Lemken den Diamant Aufsattelpflug an. Wir wollten wissen, wie man mit einer aufgesattelten Maschine arbeitet und welche Vor- und Nachteile dieses System im Gegensatz zum Anbaupflug bringt. Für unseren Vergleich haben wir zwei, je sechsfurchige Modelle, gegeneinander antreten lassen.


Die Pflüge im Vergleich


Sowohl der Diamant als auch der Juwel kamen zum Test mit hydraulisch verstellbarer Schnittbreite, also als Vario-pflüge. Beide hatten 100 cm Körperabstand und Streifenkörper. Der Juwel 8 trat ohne Onland-Ausstattung zum Test an, die es aber optional gibt (siehe dazu top agrar-Ausgabe 10/2018). Die Neigung des Pfluges ließ sich im Test elektrohydraulisch einstellen, ebenso wie die Arbeitstiefe am Tastrad und die Vorderfurchenbreite. Die Schlepper-Pflug-Zuglinie mussten wir bei unserem Juwel mechanisch mit einer Spindel einstellen.


Beim Aufbau unterscheidet sich der Aufsattelpflug in vielen Punkten vom Anbaupflug. Der Pflugturm ist hier in einem Drehgelenk gelagert. Damit läuft der Diamant ähnlich wie ein Anhänger mit starrer Achse dem Schlepper hinterher. Das Gewicht der Maschine liegt zum großen Teil auf dem Aufsattelrad. Zwei mehrstufige Hydraulikzylinder drehen den Pflug. Über zwei verstellbare Anschläge lässt sich die Neigung des Pfluges mechanisch einstellen. Die Anschläge sind zudem steckbar. Zum An- und Abbau des Pfluges muss man diese aus der Buchse nehmen, damit der Pflug weit genug zur Seite drehen kann und der Turm somit gerade steht. Die Arbeitstiefe stellt man hydraulisch über das Stützrad und die Vorderfurchenbreite über eine mechanische Spindel am Trägerrahmen des Pfluges ein. Will man mit dem Aufsattelpflug Onland pflügen, lässt sich mit dieser Spindel der Abstand zur Furche einstellen. Optional gibt es dies beim Diamant auch hydraulisch.


Unser Diamant verfügte über das optionale Opti-Line-System. Damit ist die Schlepper-Pflug-Zuglinie nun auch beim Aufsattelpflug hydraulisch anpassbar. Ein Zylinder wirkt gegen die auftretenden Kräfte am Pflugturm und reduziert dadurch den Seitenzug. Hebt man den Pflug über das Aufsattelrad aus, schaltet das System den Zylinder drucklos, um am Vorgewende problemlos drehen zu können. Ebenso an Bord hatten wir den optionalen Traktionsverstärker Opti-Trac. Dabei überträgt ein Hydraulikzylinder zwischen Pflugturm und -rahmen Gewicht auf die Hinterachse des Schleppers, um die Traktion zu erhöhen. Dieser Zylinder schaltet beim Ausheben des Aufsattelrades ebenfalls drucklos. Zwei Druckuhren am Pflugturm helfen dem Fahrer beim Einstellen des Drucks beider Systeme.


Nur auf dem Rad legal


Beim Straßentransport kann der Diamant trumpfen. Im Transportmodus sind auch bei 40 km/h noch niedrige Reifendrücke am Schlepper möglich. Zum Umstellen auf den Transportmodus muss man lediglich den Pflug in Mittelstellung bringen und anschließend mit zwei Absperrhähnen die Drehzylinder sichern. Ein Stickstoffspeicher hilft, dass sich der Diamant während der Straßenfahrt nicht aufschaukelt. Dieser lässt sich mithilfe eines Kugelhahns mechanisch aktivieren. Im Heck noch die Beleuchtungseinrichtung einstecken und los geht’s – gut. Wichtig: Die hydraulische Schnittbreitenverstellung zum Transport auf die schmalste Position fahren.


Der Anbaupflug lässt sich nur aufwendig in Transportstellung bringen – das ist bei häufigem Flächenwechsel lästig. Mit mehreren Handgriffen muss man das Stützrad seitlich stellen, anschließend den Pflug in Mittelposition schwenken und auf das Rad absenken. Ein Sicherungsbolzen am Turm verhindert dabei ein versehentliches Drehen des Pfluges während der Straßenfahrt. Zudem muss man für den Transport den Oberlenker aushängen und die Seitenstabilisatoren der Unterlenker arretieren. In der Praxis wird der Pflug jedoch oft gerne einfach mittig geschwenkt und in ausgehobener Position auf der Straße gefahren. Dieser Transport war bei uns mit dem Fendt 724 nicht legal, da so mehr als 10 t auf die Hinterachse drücken, 9,5 t sind nur erlaubt – wenn der Reifendruck entsprechend hoch ist. Bei vielen anderen Schleppern wird das ebenfalls der Fall sein. Zudem müsste man beim Flächenwechsel ständig den Reifendruck ändern. Steht der Pflug auf dem Transportrad, kann man den Schlepper mit niedrigerem Reifendruck fahren.


Blick auf die Waage


Vor dem Feldeinsatz musste unser Testschlepper zunächst mit beiden Pflügen auf die Waage. Dazu haben wir eine Radlastwaage eingesetzt, um die Einflüsse auf die Achsen und die einzelnen Räder bei verschiedenen Pflugstellungen (seitlich/mittig/in Transportstellung) zu ermitteln. Im Frontanbau hatten wir immer ein 1745 kg schweres Gewicht angebaut. Der Schlepper brachte es damit auf ein Leergewicht von 9885 kg. Die gesetzlich zulässige Achslast haben wir lediglich an der Hinterachse beim ausgehobenen Juwel überschritten.


Besonders interessant ist der Blick auf die Waage bei Seitenstellung der Pflüge. Zwar konnten wir die Gewichte nur im ausgehobenen Zustand ermitteln, die Tendenzen sind aber auch auf die Arbeit mit abgesenktem Pflug übertragbar.


Da der aufgesattelte Pflug mit dem optionalen Traktionsverstärker ausgestattet war, haben wir auch dessen Einfluss auf den Schlepper auf der Waage ermittelt. Bei eingeschaltetem Traktionsverstärker lasten rund 300 kg mehr auf dem Schlepper. Durch den Traktionsverstärker stieg die Hinterachslast, in unserem Fall, aber um gut eine Tonne. Zudem brachte dieser noch einen weiteren Effekt: Bei Aufsattelpflügen ist das Furchenrad stärker belastet als das Landrad. In unserem Fall im Verhältnis von 64:36. Die Differenz zwischen Land- und Furchenrad verringert sich durch den Einsatz von OptiTrac aber um ca. 500 kg, bzw. auf ein Verhältnis von Landrad zu Furchenrad von 40:60. Das soll mehr Traktion bringen und so den Schlupf verringern. Allerdings bleibt die größere Last beim Furchenrad. Aufgrund der höheren Radlasten und des höheren Drehmoments der Räder während des Pflügens haben wir den Reifendruck des Schleppers mit dem Diamant auf 1,0 bar eingestellt.


Insgesamt belastet der Juwel den Schlepper rund eine Tonne stärker als der Diamant. Auch die Gewichtsunterschiede beim Pflügen zwischen der Vorder- und Hinterachse sind wesentlich größer (siehe Übersicht 3). Anders als beim Aufsattelpflug (breit gestellt, ausgehoben) drückte der Juwel durch seinen langen, seitlichen Hebel 1,3 t mehr auf das Landrad als auf das Furchenrad. Macht in Summe eine Gewichtsverteilung von Landrad zu Furchenrad von 57:43. Durch die höheren Radlasten haben wir den Reifendruck hinten am Schlepper auf 1,2 bar eingestellt. Vorne haben wir den Reifendruck übrigens nicht verstellt und sind hier mit 1 bar gefahren. Theoretisch hätten wir mit dem Druck noch weiter runter gehen können. Allerdings sollten die Drücke zwischen Vorder- und Hinterachse sich nicht zu stark unterscheiden, damit die Voreilung noch passt.


Gleiche Bedingungen


Für unseren Vergleich waren wir auf einer 6 ha großen Fläche (Sand) mit einjährigem Grünland unterwegs. Die Fläche teilten wir in der Mitte. Für jeden Pflug hatten wir so ca. 2,5 ha Fläche, ohne Vorgewende, zur Verfügung. Für ausreichend Platz am Vorgewende markierten wir uns vorher eine Linie zum Einsetzen und Ausheben mit 20 m Abstand zur Feldgrenze.


Auch die Einstellungen der Arbeitstiefe und -breite wählten wir bei beiden Pflügen gleich. Mit 50 cm Arbeitsbreite pro Schar und einer Arbeitstiefe von 28 cm hatten wir die Maschinen auf die Bedürfnisse des Landwirtes angepasst. Um die Flächenleistung miteinander vergleichen zu können, stellten wir den Tempomaten unseres Fendt 724 Vario auf 7 km/h. Über die Radaranzeige im Terminal konnten wir so auch die Schlupfwerte errechnen, die bei beiden Pflügen bei ca. 16% lagen. Die Flächenleistung lag auf den geraden, gleich langen Bahnen bei jeweils 1,5 ha/h.


Wenden leicht gemacht


Mit etwas Übung hat man die Wende mit dem Aufsattelpflug bereits nach kurzer Zeit verinnerlicht. Eine gute Hilfe bietet zum Ein- und Ausheben eine markierte Vorgewendelinie parallel zur Feldgrenze. Erreicht man nun mit dem ersten Schar des Aufsattelpfluges die Vorgewendelinie, kann man während der Fahrt zunächst das Heckhubwerk anheben und direkt im Anschluss den Pflug über das Stützrad ausheben. Ein großer Vorteil ist dabei, dass man beim Ausheben und Einsetzen des Aufsattelpfluges fast auf einer Linie arbeitet. Mit dem Anbaupflug hingegen entstehen hier größere Einsetzdreiecke, die beim späteren Vorgewendepflügen auch aus ackerbaulicher Sicht Nachteile bringen können. Bereits gewendeter Boden wird nochmals gewendet und organisches Material wandert somit wieder an die Oberfläche.


Zur Wende fährt man mit dem Diamant anschließend in der Form einer Birne (siehe Übersicht 1) über das Vorgewende. Durch das Drehen des Pfluges während des Wendens lenkt dieser mit und steht anschließend beim Einfahren in die nächste Spur wieder passend hinter dem Schlepper. Für diesen Turn haben wir ca. 16,50 m benötigt. Durchschnittlich dauerte eine Wende übrigens ca. 22 Sekunden bei beiden Pflügen.


Im Gegensatz zum Aufsattelpflug sind wir mit dem Anbaupflug eine Y-Wende gefahren (siehe Übersicht 2). Beim Zurücksetzen muss man darauf achten, dass der Pflug durch seine lange Bauweise hinten nirgends anstößt. Kann man beim Wenden den Juwel über die Feldgrenze hinausragen lassen, reicht ein wesentlich kleineres Vorgewende. An einer Seite unserer Versuchsfläche stand eine Hecke. Damit brauchten wir mit dem Juwel sogar rund 1 m mehr Platz als mit dem Diamant.


Breiter arbeiten – besser aufsatteln


Beim Pflügen der Vorgewende kann der Anbaupflug beim Rangieren trumpfen, vor allem auf kleineren Schlägen. Zurücksetzen in Ecken und arbeiten auf engerem Raum sind damit wesentlich einfacher als mit dem Aufsattelpflug. Allerdings ist das Auspflügen der Ecken mit dem Aufsattelpflug keine unlösbare Aufgabe. Vor allem durch die Möglichkeit, den Pflug über Heckhydraulik und das Stützrad absenken zu können, lassen sich damit die Ecken sehr sauber auspflügen.


Auch wenn der Diamant mit einem netto Listenpreis von 54501 € knapp 10500 € teurer ist als der Juwel, bringt er gerade beim Transport, aber auch im Feld, einige Vorteile, die der Juwel nicht bietet. Auf größeren Betrieben kann ein großer Aufsattelpflug in Kombination mit einem kleineren Anbaupflug für Keile oder Vorgewende eine Alternative zu zwei großen Anbaupflügen sein.


andreas.huesmann@topagrar.com


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