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Aus der Furche aufs Feld

Lesezeit: 9 Minuten

Mit breiten Reifen pflügen – das geht eigentlich nur Onland. Doch Onland-Pflügen ist nicht unter allen Bedingungen sinnvoll. Wir haben es mit der Furchenfahrt verglichen.


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Beim klassischen Pflügen fährt der Schlepper fast wie auf Schienen in der Furche und lenkt sich quasi selbst. Beim Onland-Pflügen muss man allerdings den richtigen Abstand zur Furche halten. Selbst geübte Fahrer stoßen dabei schnell an ihre Grenzen. Das ist sicherlich ein Grund, warum sich Landwirte in der Vergangenheit wenig mit dem Onland-Pflügen befasst haben. Doch mit zunehmendem Bewusstsein für Bodenschonung und den Einsatz von breiteren Reifen steigt auch die Zahl der Onland-Pflüge. Für unseren Systemvergleich sind wir mit einem Lemken Juwel 8 Pflug in der OF-Variante raus aufs Feld gefahren. Das OF steht dafür, dass man mit demPflug sowohl in der Furche als auch Onland pflügen kann. Wie bei allen unseren Systemvergleichen haben wir mit einem Hersteller gearbeitet. Die Ergebnisse lassen sich auch auf andere Marken übertragen.


Auf einer 10 ha Fläche arbeiteten wir zunächst klassisch in der Furche und stellten den Pflug dann auf Onland-Pflügen um. Wir wollten dabei wissen, wie schwer es ist, den passenden Abstand zur Furche zu halten und ob es mit einem GPS-Lenksystem mit RTK-Korrektursignal einfacher geht.


Warum Onland pflügen?

Große Pflüge brauchen Zugkraft und die Schlepper breite Reifen mit großem Durchmesser, um die Kraft auf den Boden zu bringen. Häufig versuchen Landwirte mit 710er Reifen noch in der Furche zu fahren. Abhängig von der Körperform und der damit verbundenen Furchenräumung ist das oft nicht mehr schön. Bei 900er geht es gar nicht mehr. Teilweise setzen große Betriebe auch Raupenschlepper oder Schlepper mit Zwillingsbereifung ein. Da die Furchenfahrt dabei nicht mehr möglich ist, fahren sie neben der Furche.


Auch der Zugpunkt spielt eine zentrale Rolle (siehe Übersicht 1, Bild 1). Dieser befindet sich beim Pflug immer in der Pflugmitte, also beim mittleren oder zwischen den beiden mittleren Scharen (PZ). Für die optimale Pflugarbeit läuft eine gedachte Linie vom Schnittpunkt der nach vorne verlängerten Unterlenkerlinien (Z) durch die Mitte der Hinterachse des Schleppers (M) hin zum Mittelpunkt des Pfluges. Pflügt man in der Furche und genauso breit, wie die Innenspur des Schleppers breit ist, verläuft die Zuglinie genau mittig und somit gerade durch den Schlepper. Bei einem Dreischar und kleineren Vierscharen ist das möglich. Dann läuft der Schlepper in der Furche geradeaus und hat keinen Seitenzug. Je größer der Pflug und je breiter gepflügt wird, desto weiter wandert der Mittelpunkt des Pfluges vom gepflügten in Richtung des ungepflügten Landes. Bei einem 6-Schar und einer Arbeitsbreite von 50 cm pro Pflugkörper, liegt dieser dann schon deutlich außerhalb der vorliegenden Schlepperinnenspur. Stehen jetzt die seitlich frei beweglichen Unterlenker beim Pflügen in der Furche mit einer großen Arbeitsbreite in Fahrtrichtung exakt in der Mitte des Traktors, ergibt sich folgendes: Die gedachte Traktor/Pflug-Zuglinie beginnt im Schnittpunkt der verlängerten Traktorunterlenker und verläuft nach hinten zum Mittelpunkt des Pfluges. Damit kreuzt die Zuglinie nicht mehr den Mittelpunkt der Schlepperhinterachse. Die Folge: Der Schlepper bekommt deutlichen Seitenzug. Das lässt sich bei vielen Pflügen beispielsweise über eine Spindel oder einen Zylinder korrigieren. Die Schlepper/Pflug-Zuglinie ist nach Erfahrungen von Lemken dann passend eingestellt, wenn sich die verlängerten Unterlenkerlinien mit der Linie aus Zugpunkt und Hinterachsmitte in einem Punkt treffen. Allerdings muss man mit zunehmender Arbeitsbreite des Pfluges und der häufig schmaleren Innenspur des Schleppers, die Unterlenker in Fahrtrichtung gesehen immer weiter seitlich verschwenken.


Geht man jetzt auf das Onland Pflügen über, verläuft die Schlepper/Pflug-Zuglinie in Fahrtrichtung (vgl. Übersicht 1, Bild 2). Folgendes Beispiel macht dies deutlich: Arbeiten wir mit einer Arbeitsbreite von 3 m bei einer Traktoraußenbreite von 2,50 m und einem Abstand zur Furche von 25 cm, steht der Schlepper genau mittig vor dem Pflug. Das begründet auch, warum bei größeren Pflügen der Onland-Anteil deutlich höher liegt, als bei kleineren.


Vorbereitungen:

Unser Testpflug kam als 5+1 Variante mit 100 cm Körperabstand. Die Maschine war außerdem mit DuraMaxx Streifenkörpern und Vorschälern mit Dungeinleger ausgestattet. Vor den 6-furchigen Pflug spannten wir einen Claas Axion 830 mit 235 PS Maximalleistung. Der Schlepper kam mit seinen Hinterreifen der Größe 650/80 R38 auf eine Spurinnenweite von 1,40 m. Wir haben mit dem Pflügen in der Furche begonnen. Dazu bereiteten wir den Schlepper zunächst vor:


  • Reifendruck prüfen und passend einstellen (wichtig: Traglast der Reifen beachten),
  • seitliche Unterlenkerarretierung öffnen,
  • Zug-Widerstandsregelung einstellen,
  • Länge der Hubstreben kürzen und gleichmäßig anpassen, die Hubzylinder müssen dabei noch ausreichend Weg zum Regeln haben.


Den Oberlenker haben wir im Langloch gefahren. Das hilft beim Einsetzen, da der Pflug sich so schneller in die Erde zieht. Beim Pflügen lag der Bolzen vorne an. So behält man das Gewicht auf der Hinterachse und verbessert damit die Traktion.


Pflügen in der Furche:

Auf unserer Versuchsfläche stand zuvor Feldgras. Der trockene Sandboden war in der oberen Schicht sehr hart. Zeitgleich zum Pflügen hat der Landwirt 40 m3 Rindergülle pro Hektar ausgebracht. Für den Versuch stellten wir den Pflug optimal ein. Dabei berücksichtigten wir die Vorgaben des Landwirts:


  • Arbeitstiefe 25 cm,
  • Neigung, angepasst an Arbeitstiefe, und Schlepper (Pflug muss bei der Arbeit im Lot stehen),
  • Vorderfurchenbreite, angepasst an Arbeitsbreite des Pfluges und der inneren Spurbreite des Schleppers,
  • Zugpunkt, der Pflugturm oder der Oberlenker des Schleppers muss zur Pflugmitte zeigen, das Dreipunktgestänge steht somit aus der Mitte des Traktors.


Beim Einsatz gab es keine Überraschungen: Der Schlepper läuft fast selbstständig geradeaus. Über das Schlepperradar ermittelte der Claas Axion die tatsächliche Geschwindigkeit. Dadurch konnten wir die Schlupfwerte im Terminal ablesen. Weil der Schlepper in der Furche lief, brachte er seine Kraft auf der Pflugsohle gut auf die Erde. In diese konnten die Reifenstollen sich besser verzahnen als in dem harten Oberboden. Das zeigten auch die geringen Schlupfwerte von 6–8%.


Die breiten Reifen des Schleppers drückten im Test aber bereits gelockerte Erde teils wieder an. Obwohl wir die Vorderfurchenbreite passend eingestellt hatten, ließen sich zwischen den Anschlüssen jeweils kleine Unebenheiten erkennen.


Aus der Furche raus:

Ungefähr nach der Hälfte der Fläche stellten wir den Pflug dann um. Damit man mit einem Pflug in der Furche und Onland arbeiten kann, muss dieser dafür auch ausgerüstet sein. Mit Pflügen in der OF-Version ist das möglich. Im Gegensatz zum Pflügen ohne OF-Ausstattung ist der Wendelenker, die Verbindung zwischen Drehachse am Pflugturm und dem Pflugrahmen, deutlich länger. Mit einem kurzen Wendelenker würde der Schwenkbereich nicht ausreichen, um den Pflug so zu verschieben, dass der Schlepper neben der Furche läuft. Dadurch wiegt der Pflug aber gute 140 kg mehr und die Hebelkräfte steigen.


Vorderfurchenbreite und Zugpunkt lassen sich beim Juwel in der OF-Variante hydraulisch einstellen. Darüber wechselt man auch in den Onland-Modus.


Beim Pflügen in der Furche stellten wir mit dem äußeren Zylinder die Vorderfurchenbreite ein. Mit dem inneren Zylinder lässt sich die Traktor/Pflug-Zuglinie einstellen. Im Onland-Modus ist es umgekehrt. Hier schwenkten wir den Pflug über den inneren Zylinder zur Furchenseite und stellten damit gleichzeitig den Abstand zur Furche und somit die Vorderfurchenbreite ein. Mit dem äußeren Zylinder lässt sich dann die Traktor/Pflug-Zuglinie einstellen.


Bleibt noch die Neigung. Da der Schlepper beim Onland-Pflügen gerade steht und der Pflug im Lot stehen muss, haben wir die Neigung auf 0° eingestellt. Das ging mit unserem Juwel auch bequem von der Kabine aus.


Neue Technik hilft:

Den richtigen Abstand zur Furche zu halten ist die größte Herausforderung beim Onland-Pflügen. Wir sind im Test per Hand gefahren und bemerkten schnell, dass wir ohne Hilfe an unsere Grenzen stießen. Früher dienten z.B. Stangen in der Front mit herunterhängenden Ketten oft als Orientierung. Das funktionierte über einen gewissen Zeitraum bei geübten Fahrern gut. Allerdings blieben Fahrkomfort und Fahrerentlastung dabei auf der Strecke.


Mit einem Lenksystem mit RTK-Korrektursignal lässt sich bequem und vor allem genau Anschluss fahren. Das haben wir mit unserem Claas Axion ausprobiert. Die Arbeitsbreite haben wir zum Onland-Pflügen im GPS-System einmal eingegeben. Dann fuhr der Schlepper immer im selben Abstand von Spur zu Spur. Dabei mussten wir die Arbeitsbreite aber genau einstellen. Unterscheiden sich nämlich die eingegebene und die tatsächliche Arbeitsbreite voneinander, passt der Anschluss zur nächsten Furche nicht und man muss häufig die Spur korrigieren. Außerdem konnten wir die hydraulische Schnittbreitenverstellung nicht mehr nutzen, da sich ansonsten auch der Abstand der Schlepperspur zur Furche verändert und der Anschluss zur nächsten Pflugbahn nicht mehr passt.


Schlechte Bedingungen:

Dass Onland-Pflügen brachte unter unseren Bedingungen keinen Vorteil. Der harte Oberboden des Graslandes bereitete dem Schlepper große Probleme, den Pflug gerade zu ziehen. Die Reifenstollen bekamen auf der festen Kruste nur wenig Grip, was sich in den Schlupfwerten widerspiegelte: Mit Werten zwischen 12 und 15% lagen diese deutlich höher als beim konventionellen Pflügen. Die frische Gülle erschwerte dies zudem. Sie wirkte wie ein Schmierfilm und der Schlepper musste ständig korrigieren. Dadurch hatte das Lenksystem Probleme, die Spur zu halten. Deshalb sind wir hierbei auch durchschnittlich 2 km/h langsamer gefahren.


Fazit:

Onland-Pflügen bietet unter bestimmten Voraussetzungen durchaus Vorteile. Vor allem der Einsatz breiterer Reifen kann bei guten Bodenbedingungen Schlupf reduzieren und den Bodendruck minimieren. Landwirte, die in einen neuen Pflug investieren wollen, sollten sich deshalb auch mit dem Onland-Pflügen beschäftigen. Vor allem bei 6-furchigen Pflügen wird es interessant: Hier ist trotz Onland Fahren das Grenzpflügen noch möglich, weil der Pflug breiter ist als der Schlepper.


Um bei feuchten oder sehr trockenen Verhältnissen trotzdem ordentlich arbeiten zu können, lassen sich die neuen Pflüge dann einfach wieder auf die Furchenfahrt umstellen. Doch der Vorteil der Breitreifen ist dann auch dahin. Man muss entweder einen anderen Schlepper mit schmaleren Reifen vor den Pflug spannen oder sogar die Reifen wechseln. Der Aufwand kann sich aber lohnen, weil man mit einer Maschine beide Möglichkeiten hat und sich so besser den Gegebenheiten anpassen kann.


Damit das Arbeiten neben der Furche klappt, empfehlen wir das Arbeiten mit einem GPS-Lenksystem mit RTK-Korrektursignal. Auch wenn das Anlegen der richtigen Spur nicht immer einfach ist, bietet das Lenksystem doch den besseren Komfort und arbeitet genauer als das Lenken per Hand.


Damit das Onland-Pflügen richtig Freude bereitet, sollten Schlepper-Lenksystem und Pflug kommunizieren können. Verstellt der Pflug die Schnittbreite automatisch zur Feldkontur, gehört selbst das zeitaufwendige und lästige Auspflügen der Keile der Vergangenheit an.


Kontakt:


andreas.huesmann@topagrar.com

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