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Bayerisches Glaubensbekenntnis

Lesezeit: 8 Minuten

Vor einem Jahr stellte Horsch seine Kreiselegge Kredo vor. Kombiniert mit pneumatischer Sätechnik haben wir die neue Drillkombination Express 3 KR bereits eine Saison getestet.


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Ein bisschen schmunzeln mussten wir schon, dass Horsch seine erste selbst entwickelte Kreiselegge ausgerechnet Kredo (lateinisch für das Glaubensbekenntnis) nennt. Denn mit einem Dreipunkt-Sägerät mit Kreiselegge öffnet sich der sonst für seine gezogene Sätechnik mit passiven Werkzeugen bekannte Hersteller nun auch der aktiven Bodenbearbeitung in angebauter Variante.


Die Forderung nach einer solchen Technik kam immer wieder aus der Kundschaft, heißt es aus Schwandorf. Grund genug für uns, die neue Säkombi ausgiebig zu testen. Im letzten Jahr stellte uns Horsch eine der ersten Maschinen zur Verfügung. Auf zwei Testbetrieben in Niedersachsen haben wir mit der Express 3 KR im Herbst und im Frühjahr Raps, Weizen, Gerste sowie Zwischenfrüchte bestellt. Während unseres Tests setzten wir die Kredo natürlich auch solo zur Bodenbearbeitung ein.


Stark gegen Kluten:

Bis auf den Antriebsstrang und die Zinken stammt die Kreiselegge aus der eigenen Entwicklung in Schwandorf. Die zehn Zinkenpaare (vom selben Zulieferer wie Kuhn) sind spiralförmig zueinander angeordnet und mit einem Schnellwechselsystem per Sicherungsbügel und Klapp-splint befestigt. So kann man mit einem zweiten Satz relativ schnell und werkzeuglos zwischen auf Griff oder auf Schlepp arbeitenden Zinken wechseln. Um die Klappsplinte von Erde zu befreien und zu öffnen, sollte man aber einen Schraubenzieher zur Hand haben. Der komplette Wechsel ist so in weniger als zehn Minuten gemacht. Eine Hartmetall-Beschichtung gibt es derzeit nur für die auf Schlepp stehenden Zinken.


Die 8 mm starke Zahnradwanne ist teilweise mit Fließfett gefüllt und hat einen geschraubten Deckel. Die Kegelrollen-Lagerung ist verschraubt, also nicht direkt mit der Wanne verschweißt. Das soll laut Horsch im Schadensfall den Austausch eines Kreisels vereinfachen.


Bei 1000 Zapfwellen-Umdrehungen erreichen die Werkzeuge standardmäßig eine Drehzahl von 313 U/min. Durch einen Wechsel der Ritzel im Getriebe lässt sich die Kreisel-Drehzahl bei 1000 Eingangs-Umdrehungen auch auf 230 U/min reduzieren. Dazu schraubt man einfach den Deckel auf der Rückseite des Getriebes ab und tauscht die Ritzel. Wenn der Schlepper drei Zapfwellen-Geschwindigkeiten hat, empfanden wir diese Auswahl als ausreichend.


Für viele Böden:

Als Nachläufer bietet Horsch derzeit zwei Walzentypen an: Eine Zahnpackerwalze mit 64 cm Außendurchmesser oder eine etwas kleinere Trapezringwalze mit 50 cm Durchmesser. Unser Testgerät war mit der universellen Zahnpackerwalze ausgestattet. Damit kamen wir auf unseren mittleren bis schweren Böden gut zurecht. Auch wenn es mal etwas feuchter wurde, hielten die Abstreifer die Walze weitgehend sauber. Für leichte, sandige Böden bietet Horsch seine Keilringwalze FarmFlex an. Allerdings bringt der Solo-Kreiselgrubber mit Zahnpackerwalze schon zwei Tonnen auf die Waage.


Gut gefallen hat uns das Verstellen der Arbeitstiefe. Das Lochraster mit einer gelaserten Skala bietet insgesamt 12 Bohrungen. Die Planierschiene lässt sich ebenfalls gut justieren. Sie ist mit einer Zahnschiene an der Kreiselegge befestigt, mit einem Schlüssel kann man ihre Tiefe verändern und dann per Steckbolzen sichern. Bei einer größeren Verstellung der Kreiseltiefe muss man die Schiene allerdings mit anpassen, da sie an der Wanne und nicht am Rahmen der Packerwalze angebracht ist.


Vor der Kreiselegge lassen sich optional zwei Spurlockerer pro Seite montieren. Eine empfehlenswerte Sache, die es meist erlaubt, etwas flacher zu kreiseln. Allerdings verlagern die Spurlockerer den Anbaupunkt der Kreiselegge auch etwas nach hinten. Dazu ist die Unterlenkerwelle an zwei massiven Lochleisten angebracht, die insgesamt drei verschiedene Anbaupositionen zum Anpassen an den Schlepper zulassen.


Saubere Anschlussarbeit leisten die beiden Seitenbleche, die sich dank Langlöchern mit jeweils vier Schrauben verstellen lassen. Für 3 m Transportbreite sollten die Seiten-bleche auf der Straße hochgeklappt werden. Die Spuranzeiger sitzen ebenfalls auf der Kreiselegge. Für die gezackten Teller gibt es einschraubbare Gewichte, die auf allen Böden außer leichtem Sand Pflicht sind.


Fix getrennt:

Will man die Kreiselegge nur zur Bodenbearbeitung nutzen, ohne zu säen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder zieht man die Scharschiene hydraulisch hoch oder man trennt Sägerät und Kreiselegge komplett voneinander. Trennen und Koppeln sind in etwa zwanzig Minuten möglich. Ein Halbmond am Rahmen der Packerwalze „fängt“ die Sämaschine, zum Turm der Kreiselegge verbinden zwei Oberlenker beide Geräte miteinander. Für diese Oberlenker würden wir uns noch eine Parkposition wünschen, das würde das Koppeln noch weiter vereinfachen. Die Stützen für die Express hat Horsch mittlerweile verlängert, das bringt etwas mehr Platz zum Unterfahren der abgebauten Säeinheit.


Säen mit Reichweite:

Der Saattank der Express fasst satte 1500 Liter – Platz für gut 1100 kg Weizen. Über drei Stufen und den breiten Ladesteg mit Geländer hat man einen bequemen Zugang zum Saatgutbehälter. Allerdings gab der zu schwache Tritt unter dem Gewicht unserer Tester inklusive Saatgutsack nach. Hier hat Horsch mittlerweile robustere Stufen verbaut.


Der große Tank lässt sich sowohl mit Sackware, Bigbags als auch einer maximal 2,4 m breiten Laderschaufel befüllen. Praktisch ist das Fach rechts im Inneren des Tanks, in dem die Abdrehwanne und auch Saatgutsäcke z.B. bei der Rapssaat mitfahren können. Zwei Leermelder überwachen den Füllstand und sogar an eine Beleuchtung im Tank haben die Maschinenbauer gedacht. Links in den Tank integriert, gibt es ein schönes Staufach, in dem Dosierwellen, Waage und Werkzeug Platz haben.


Der elektrische Säantrieb war bei unserer Testmaschine noch in Fahrtrichtung links angebracht. Künftig kommt der Antrieb von rechts, wo auch das hydraulische Gebläse sitzt. Das bringt etwas mehr Platz für den Tausch des Zellenrads. Gut so, denn der große Vorteil des schnellen Tausches eines zentralen Dosierers wurde bei unserer Maschine durch die schlechte Zugänglichkeit zunichte gemacht.


Ein Genuss ist dagegen das Abdrehen. Bei uns noch als Sack, mittlerweile als Metallbox ausgeführt, schiebt man die Abdrehwanne einfach von hinten unter den Dosierer. Die federbelastete Klappe unter dem Zellenrad öffnet dann dank eines Hebelmechanismus automatisch und schließt beim Herausziehen der Abdrehmulde selbstständig wieder – sehr gut. Nachdem das Abdrehen im Bedienterminal vorgewählt ist, startet und beendet man die Prozedur einfach per Kippschalter hinten an der Maschine. Das gewogene Gewicht wird dann nur ins Terminal eingegeben, der Rest kalibriert sich selbst. Derzeit stehen bei der Eingabe leider nur Kilogramm pro Hektar zur Verfügung, zumindest für die Rapssaat würden wir uns aber noch eine Körner-pro-m2-Option wünschen.


Sowohl bei der Verteilung von Weizen als auch von Raps bekommt der Verteilerkopf nach DLG-Schema ein „Gut“. Allerdings haben wir die Querverteilung ohne Fahrgassenklappen gemessen, mit den vorher installierten Klappen im Verteilerkopf fiel die Verteilung der Express etwas unregelmäßiger aus. Da eine Fahrgassenschaltung aber nun mal keine unübliche Sonderausstattung ist, dürften die Entwickler an der Geometrie der Klappen wohl noch etwas Feinschliff betreiben. Schön ist, dass der Dosierer die Sämenge beim Anlegen einer Fahrgasse entsprechend der verschlossenen Ausgänge reduziert.


Starke Schare:

Volle Punktzahl kassiert die Express für ihr Scharsystem. Zwar ist der Scharabstand von 15 cm mit 20 Scharen eher unüblich für eine Maschine der 3 m-Klasse, allerdings nimmt man diesen Horsch-üblichen, etwas größeren Strichabstand im Bestand nicht wirklich wahr. Die TurboDisc-Säschare sind V-förmig angestellt und werden von den 5 cm breiten Druckrollen auch bei maximalem Schardruck und hoher Geschwindigkeit exakt in der Tiefe gehalten. Zwischen den Säscheiben formt ein Kunststoff-Keil die Saatfurche aus.


Die Ablagetiefe stellt man hydraulisch durch Einlegen farbiger Abstands-Klips ein. Das Verändern der Kreisel-Tiefe beeinflusst die Saatgutablage dabei nicht – so soll es sein. Beim Schardruck haben wir die maximalen 120 kg zwar statisch nicht messen können, aber auch 80 kg reichen bei dem Scharsystem unter allen Bedingungen aus. Den Schardruck verändert man einfach mit den beiden Spindeln oberhalb der Scharschiene. Durch verschieden große Gummidämpfer ist er sowohl bei den vorderen als auch bei den hinteren Scharen gleich.


Der gerade Striegel bietet zwar kaum Einstellmöglichkeiten, bedeckte die Saat aber meist zuverlässig. Versichern können wir jedoch, dass das Scharsystem auch bei widrigen Bedingungen noch sehr lange störungsfrei arbeitet.


Weil die fürs Greening angemeldeten Zwischenfrüchte uns dazu zwangen, mussten wir im letzten Spätsommer einen Teil der Saat in den klebrigen und viel zu nassen Boden schmieren – die Express entpuppte sich dabei als echte „Schlechtwetterdrille“ und säte deutlich länger als vergleichbare Techniken. Natürlich spielte ihr dabei der etwas größere Scharabstand in die Karten.


Kein Leichtgewicht:

Einzige Einschränkung – zumindest für Betriebe mit kleineren Traktoren – ist das sehr hohe Eigengewicht der Express 3 KR. Mit 3460 kg erfordert die Drillkombination bereits ohne Saatgut einen erwachsenen Schlepper und ausreichend Frontballast. Einen Fendt 820 mussten wir bei komplett mit Weizen gefülltem Saattank mit gut 1200 kg im Frontkraftheber kontern. Beim Preis reiht sich die Neuentwicklung aus Bayern mit 39970 € in die Riege der eher teureren Maschinen und kostet damit rund 7000 € mehr als die Express 3 TD – die vergleichbare Sämaschine mit passivem Scheibensystem zur Bodenbearbeitung.Jan-Martin Küper

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