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Boden flacher und gezielter bearbeiten

Lesezeit: 11 Minuten

Die Anforderungen im Ackerbau steigen weiter. Die Firmen reagieren mit mehr Vielfalt und neuen Werkzeugkombinationen.


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Dürre, resistente Unkräuter, Glyphosatverbot, erweiterte Fruchtfolgen, Greening: Das sind Faktoren, die derzeit den Ackerbau beeinflussen. Viele Hersteller machen ihre Produkte „biotauglich“. Das heißt, dass sie bestehende Baureihen mit angepassten Scharformen und zusätzlichen Werkzeugen für die etwas anderen Anforderungen fit machen.


Grubber: Flach und flexibel


Seit Jahren wächst die Variantenzahl bei den Grubbern. Ein wichtiger Trend ist die möglichst flache, ganzflächige Arbeit. Der Grubber soll wenig Boden bewegen, was die Verdunstung reduziert. Gleichzeitig soll er Unkräuter und Bewuchs ganzflächig „abhobeln“.


Durch Schnellwechselsysteme lassen sich die Zinken mit Gänsefußscharen bestücken. Teils laufen vor den Scharen Scheibensätze. Sie bereiten den Boden vor und verhindern Verstopfungen. Ein Beispiel dafür ist der neue Koralin von Lemken. Den neuen Allrounder -flatline- von Köckerling haben wir bereits im Fahrbericht vorgestellt. Horsch zeigt den Finer LT. Interessant ist der einstellbare Anstellwinkel der Federzinken.


Viele der neuen Grubber bauen vergleichsweise lang. Sie haben deshalb meist ein Fahrwerk und lassen sich klappen. Beides ist aufwendig und teuer. Die Firmen bauen die Geräte dann so breit wie möglich. Darum starten diese Grubber oft erst bei 6 m oder sogar mehr.


Länge und Breite bei gleichzeitig geringer Arbeitstiefe machen die exakte Bodenanpassung der Geräte anspruchsvoll. Die Konstrukteure lösen das durch Freigang in den Zinkenfeldern, die sich dann unabhängig bewegen können.


Die Tiefenführung übernehmen immer häufiger Stützräder, teils auch hinter dem Grubber bzw. im Grubberfeld. Die Walze – die sonst eigentlich für die Tiefenführung sorgt – wird dann zum reinen Nachläufer. Einige Grubber lassen sich auch komplett ohne Walze fahren, z.B. auf erosionsgefährdeten Böden oder um eine raue Oberfläche zu hinterlassen.


Als Vorwerkzeuge bieten die Firmen auf Wunsch oft auch Schneidwalzen für die Grubber an, entweder solo oder doppelt. Gedrillt montierte Schneiden sorgen für Laufruhe. Schneidwalzen gibt es bei vielen Anbietern, auch für andere Einsätze, entweder solo und breit im Front/Heckanbau oder auch für Scheibeneggen. Bei Horsch heißt die Walze bspw. Cultro TC. Auch Wallner und Treffler zeigen neue Schneidwalzen.


Bei einigen Firmen lassen sich die Schneidwalzen gegen andere Werkzeuge austauschen, wie z.B. durch eine Schiene mit einzelnen Planierzinken.


Mit einigen Grubberbaureihen erreicht man Arbeitstiefen unterhalb der normalen Pflugtiefe. Wichtig ist dabei die Schar- und Zinkenform: Der Grubber soll tief lockern, aber keinen Unterboden hochholen. Es ist schwierig, gleichzeitig auch die Funktion „Mischen“ in der oberen Schicht abzudecken. Für diese Aufgabe kombinieren die Anbieter eine vorlaufende Kurzscheibenegge mit einem Grubberfeld. Nachteil: Die Scheiben brauchen Geschwindigkeit, die Zinken Zugkraft.


Wenn es noch tiefer gehen soll, bieten sich Untergrundlockerer an. Die trockene Witterung könnte die Nachfrage erhöhen. Grundsätzlich neue Systeme kommen wahrscheinlich nicht, allerdings einige neue Modelle. Der klappbare Tiefenlockerer von Maschio hat 4,10 bzw. 5 m Arbeitsbreite und ist für Traktoren bis 400 PS ausgelegt.


Grubber für den Dreipunkt


Natürlich gibt es auch eine ganze Reihe Grubber für den klassischen Dreipunktanbau. Ein Beispiel ist der dreibalkige Cenio von Amazone. Kuhn zeigt den Anbaugrubber Prolander mit bis zu 6 m Breite. Den neuen angebauten Grubber Enduro Pro von Kverneland gibt es bis 5 m. Saphir erweitert das Programm beim Grubber TineStar. Der einstellbare Zinkenwinkel soll hier ganzflächige Arbeit ab 3 cm Tiefe ermöglichen. Für die Großzinkenegge Allstar gibt es neue Ausstattungen, wie z.B. nachlaufende Stützräder, die sich anstatt der Walze montieren lassen.


Von Amazone kommt ein Ansatz zum Regeln der Arbeitstiefe. Beim Grubber Cenius-2TX erfasst ein Logger online Daten vom Schlepper (km/h, Verbrauch, Schlupf) und Grubber (Tiefe, Bergauf-/Bergabfahrt). Auf dieser Basis lassen sich Bodendichtekarten erstellen, die man später zum teilflächenspezifischen Regeln der Arbeitstiefe nutzen kann: So flach wie möglich und tiefer, wo es nötig ist. Auch das Regeln der Saatmenge auf Basis dieser Daten ist möglich.


Scheiben passend zum Einsatz


Parallel zum Grubber erweitern die Firmen das Programm bei den Kurzscheibeneggen. Die meisten Hersteller bieten Geräte mit unterschiedlich großen Scheibendurchmessern. Das Angebot startet bei 46 cm und reicht bei den Topgeräten bis über 70 cm. Horsch zeigt erstmals die überarbeiteten Kurzscheibeneggen Joker RT.


Für kleine und mittlere Betriebe gibt es in Hannover auch Kurzscheibeneggen von weniger bekannten Anbietern, die teils preislich sehr interessant sind.


Der Vorteil der Kurzscheibeneggen ist die gute Bodenanpassung durch die einzelne Aufhängung der Werkzeuge. Hier gibt es drei Bauformen: Aufhängung in Gummielementen, in Blattfedern oder in Lenkern mit Spiralfedern. Je mehr die Aufhängung das seitliche Ausweichen der Scheiben verhindert, desto aggressiver lassen sie sich anstellen. Köckerling bietet die Spiralfeder-​Aufhängung künftig für die Kurzscheibenegge Rebell an.


Auch bei den Kurzscheibeneggen sollen Vorwerkzeuge die Arbeit verbessern. Interessant sind in diesem Zusammenhang mehrreihige Strohstriegel, die sich im Anstellwinkel justieren lassen. Die Striegelzinken verziehen Ernterückstände und verbessern deren Verteilung. Amazone zeigt diese Lösung für die Scheibenegge Catros. Kuhn hat die Kurzscheibeneggen Optimer überarbeitet und erreicht bis 12 m Arbeitsbreite.


Die Firmen bieten für Grubber und Scheibeneggen meist die gleichen Nachläufer an. Der Trend geht zu größeren Durchmessern, v.a. für mehr Tragfähigkeit auf leichten Böden. Interessant ist die Doppelwalze Actipress von Kubota (Kverneland). Wenn eine gröbere Struktur der Oberfläche gefragt ist, lässt sich eine der beiden Walzen hochschwenken und die Walze arbeitet mit 25 cm Ringabstand anstatt mit 12,5 cm.


Große und schlaue Pflüge


Ob das Glyphosat-Verbot den Pflugeinsatz ausweitet, bleibt abzuwarten. Bei den Pflügen gibt es aber einige interessante Trends:


  • Die Firmen passen ihre Baureihen – auch im Anbaubereich – auf die höheren Motorleistungen der Standardtraktoren an. Eine Herausforderung sind immer größere Reifen, die kaum noch in die Furche passen. Deshalb lassen sich einige der Anbaupflüge wahlweise auch onland fahren. Das ist auch bei der neuen Reihe Juwel 10 von Lemken möglich. Die Anbaupflüge gibt es mit drei bis sieben Furchen für Traktoren bis zu 400 PS.
  • Kverneland bietet für die neuen Anbaupflüge 2300 S, 3300 S und 3400 S auch die optionale Transportlösung des 2500 i-Plough an. Durch ein Gelenk im Anbauturm folgt der Pflug bei Fahrten auf dem Transportrad dem Traktor wie ein Anhänger.
  • Insgesamt werden die Pflüge optional auch intelligenter. Die Konstrukteure verbauen an einigen Stellen elektronische Teile, um den Komfort zu erhöhen. Kuhn hat zum Beispiel bereits zur letzten Messe eine Silbermedaille für den Vari-​Master bekommen. Durch das Ansteuern der hydraulischen Steinsicherungen lassen sich die Körper per GPS am Vorgewende punktgenau nach und nach einsetzen. Auch andere Firmen zeigen GPS-Anwendungen für ihre Pflüge. Ob sich die teuren Lösungen am Ende rechnen, bleibt abzuwarten.
  • Viele Praktiker pflügen mit Packer und kennen die logistischen Nachteile. Bei Hatzenbichler steht ein neues Konzept: Die beiden Packer hängen im Frontanbau an Auslegern und lassen sich abwechselnd absenken.


Universelle Kreiseleggen


Obwohl der Trend mehr in Richtung passiver Bodenbearbeitung geht, haben die Kreiseleggen ihren festen Platz. Große Neuentwicklungen sind nicht zu erwarten. Bei den neu vorgestellten Typen geht es darum, die Maschinen robuster für die steigende Traktorleistung auszulegen, den Zinkenwechsel weiter zu vereinfachen und Einstelldetails zu verbessern. Von Kverneland kommt die neue S-Serie. Maschio zeigt die große Baureihe Toro HD für bis 400 PS.


Mechanische Drillen


Mechanische Drillmaschinen bleiben wichtig. Bis zur Grenze von 3 m behalten sie die Nase vorn. Die Ausstattung der Maschinen hat nachgezogen und die Firmen bieten Baukästen an. Für die meisten Maschinen bekommt man optional elektrische Antriebe oder aufwendige Schare bis zum parallelogrammgeführten Doppelscheibenschar.


Mit Isobus-Steuerung und GPS lassen sich auch die Mechanischen teilflächenspezifisch einsetzen, also die Saatmenge variieren oder der Schardruck verstellen. Der elektrische Antrieb erleichtert auch das Abdrehen der Maschine. Bei einigen geht das sogar per Smartphone-App. Die meisten Hersteller haben ihre mechanischen Maschinen in den letzten Jahren gründlich überarbeitet. In Hannover zeigt Kuhn die neue mechanische Baureihe Sitera. Auf dem Stand vom Maschio steht die Dama Plus, die es in der Ausführung Isotronic mit elektrischer Dosierung gibt.


Mit Luftunterstützung säen


Bei Arbeitsbreiten über 3 m sind pneumatische Drillen gesetzt. Angebaute pneumatische Drillkombis mit Kreiselegge überreizen oft die zulässige Hinterachslast von Traktoren – vor allem mit großen Saatgutbehältern.


In Frankreich oder Italien sind deshalb aufgelöste Kombis mit Fronttank gängig, in Deutschland aber noch relativ selten. Amazone zeigt die Säkombi Avant mit Frontbehälter. Horsch hat den Frontbehälter Partner 2000 FT überarbeitet. Kuhn bietet in diesem Bereich die klappbare Kombination BTFR 3030 mit Fronttank.


Ein Pneumatiktrend geht in die andere Richtung: Aufgesattelte Kleinsägeräte mit pneumatischem Saatguttransport für Grubber oder Scheibeneggen. Diese Geräte übernehmen meist das Greening. Oft haben die Firmen Kleinsägeräte von Zulieferern übernommen. So stammt der Lemken SeedHub von APV. Pöttinger bietet den Tegosem (auch von APV) jetzt für den direkten Aufbau auf Kreiseleggen oder Kurzkombinationen an. Mittlerweile bringen mehr und mehr Firmen in diesem Bereich auch selbst entwickelte Lösungen auf den Markt. Amazone zeigt die neue GreenDrill 501 mit 500 l Volumen.


Universeller säen


Sogenannte Universal-Drillen sind meist gezogene Maschinen mit einem vorlaufenden Scheibenfeld, aufgesatteltem Saatguttank und aufwendiger Schartechnik. Auch in diesem Bereich verfügen die Firmen über ein umfangreiches Lieferprogramm. Ein möglicher Trend ist die zunehmende Kombination von Saatgutablage und Düngung. Beim Single-Shoot mischt die Dosierung Dünger in den Saatgustrom, beim Double Shoot gibt es für den Dünger getrennte Ablageorgane. Pöttinger nennt die Ausstattung für die Terrasem Fertilizer Pro.


Weil wahrscheinlich der Anteil der Sommerungen künftig wieder steigt, kann eine Düngergabe auch bei angebauten Maschinen interessant werden. Kverneland zeigt dazu die e-drill maxi plus. Der Tank der Maschine lässt sich bei Bedarf im Verhältnis 60:40 bzw. 70:30 unterteilen oder komplett nutzen. Für den Dünger gibt es ein separates Dosiersystem.


Maissaat: Genau und schnell


In einigen Regionen keimen Reihenkulturen unter biologisch abbaubaren Folien. Sie unterdrücken das Unkraut und bremsen die Verdunstung. Der ModulaJet von Forigo Roter legt die Samen pneumatisch durch die bereits ausgelegte Folie ab. Das dabei entstehende Loch ist so klein, dass sich Unkräuter kaum entwickeln können. Dafür gibt es eine Silbermedaille.


Elektrische Antriebe für automatisches Schalten am Vorgewende und vor allem für die variable Rate sind seit längerem Trend in der Einzelkornsaat.


Fahrgassen in Maisbeständen werden wichtiger, besonders wenn mit bodenschonender Bereifung Gülle bzw. Gärreste in die Bestände ausgebracht werden. Allerdings fallen die Fahrgassen durch das einfache Abschalten einer Reihe recht breit aus. Außerdem passt der übliche 75 cm-Abstand nicht gut zur Spurweite der folgenden Fahrzeuge. Väderstad erhält deshalb eine Silbermedaille für das WideLining-System. In der Fahrgasse schieben sich die mittleren drei Reihen und die beiden Reihen an der Fahrgasse hydraulisch von 75 cm auf 60 cm. Die Reihen werden nicht abgeschaltet. So entsteht eine Fahrgasse mit jeweils 105 cm breiten Spuren.


Auch die zunehmende Frühjahrstrockenheit macht die richtige Ablagetiefe bei der Einzelkornsaat immer wichtiger. Vor allem auf Schlägen mit wechselnden Böden läuft der Bestand ungleichmäßig auf, wenn die Ablagetiefe nicht zur Feuchte passt. Das System SmartDepth vom US-Hersteller Precision Planting regelt die Tiefe automatisch zur aktuellen Bodenfeuchte. Dazu gibt der Fahrer eine minimale und maximale Tiefe vor. Ein Sensor in der Saatrille misst die Feuchte und gibt die Information an einen Stellmotor weiter. Diese Entwicklung, die in den USA bereits vor 1,5 Jahren vorgestellt wurde, erhält eine Silbermedaille.


Precea heißt die neue Einzelkorndrille von Amazone. Behälter und Dosierung stehen unter Überdruck. Die Luft presst die Körner auf die Vereinzelungsscheibe, ein aus der Kabine einstellbarer Abstreifer verhindert Doppelbelegungen. Über einen Schussschlauch gelangt das Saatkorn in die Rille. Laut Hersteller sind Geschwindigkeiten bis 15 km/h möglich. Die Vereinzelung arbeitet wahlweise mit einem elektrischen oder mechanischen Antrieb.


Für die Precea stellt Amazone auch ein Dosiersystem für den Unterfußdünger vor. Das FertiSpot legt den Dünger nicht mehr als durchgängiges Band, sondern als Portion direkt unter der Pflanze ab. Erste Untersuchungen stellen laut Amazone eine Düngereinsparung von 25% in Aussicht.


Mit einer Kombination von Unter- und Überdruck arbeitet die Chrono von Maschio-Gaspardo. Die Dosierung hat die klassische Unterdruck-Vereinzelung. Anschließend fördert ein Luftstrom die Körner in die Saatrille, was Geschwindigkeiten von bis zu 15 km/h ermöglichen soll.


guido.hoener@topagrar.com

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