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Buggys für Bauern

Lesezeit: 7 Minuten

Sie sind flink, sie sind praktisch, sie sind teuer: In vielen Ländern schwören Farmer auf die so genannten UTV. Was verführt die Praktiker zu den kleinen Lastern? Okay, die Preissituation lässt derzeit eigentlich keinen Spielraum für Anschaffungen, die sich streng betriebswirtschaftlich kaum rechnen. Trotzdem haben wir eine Einladung der englischen Kollegen von Farmers Weekly zu einem Test von geländegängigen Kleintransportern, kurz Buggys, gerne angenommen. Denn immer mehr Farmer auf der britischen Insel interessieren sich für die Fahrzeuge. In den USA und anderen Ländern sind diese „Betriebshelfer“ schon lange landwirtschaftlich unterwegs. Praktisch sind die UTV (Utility-Terrain-Vehicle) allemal, nicht nur beim Reparieren von Zäunen: Bestände kontrollieren, Verpflegung zum Feld bringen, Ersatzteile oder Werkzeug transportieren, Schneckenkorn streuen. Und auch der Senior-Chef bleibt mit einem UTV mobil. Bei unserem Test auf einer Farm in Kent zeigten sie sich ungemein flink und super komfortabel. Zwei Passagiere sitzen angeschnallt bequem nebeneinander – Helmpflicht gibt es nicht. Mit ihrer kippbaren Ladefläche im Heck können die Fahrzeuge viele Transporte übernehmen, die sonst der Schlepper erledigt müsste – oder wofür Quads Anhänger bräuchten. Kleintransporter im Praxistest Wir wollten wissen, was die Buggys wirklich können und haben sie in England richtig rangenommen. Unter anderem mussten sie eine steile Teststrecke auf Zeit erklimmen – auch mit einem Rundballen auf der Ladefläche plus einem 550 kg schweren Anhänger. Zum Test traten folgende Fahrzeuge an: JCB Groundhog 4x4 John Deere Gator XUV 850 D Kawasaki Mule 4010 Diesel Trans Kubota RTV 900 MF 20 MD Die Leistung der UTV beeindruckt. Sie können in vielen Disziplinen punkten: Sie sind geländegängig: Der Allradantrieb und die Ballonreifen bieten guten Grip. Einzelradaufhängung vorne und teils auch hinten, optimale Federung und weite Federwege sorgen für sehr hohen Fahrkomfort. Die Fahrwerke bügeln selbst bei flotter Fahrt ziemlich große Schlaglöcher aus. Beim Schlepper müsste man hier längst vom Gas. Weiterer Pluspunkt im Vergleich zum Traktor: Durch das geringe Gewicht und die großen, weichen Reifen hinterlassen sie kaum Spuren Sie sind praktisch: Auf den Pritschen findet meist eine Palette Platz. Die Zuladung reicht bis zu einer halben Tonne. Weil der Motor mittig liegt, gibt es oft noch Stauraum vorne unter der „Motorhaube“. Sie sind sicher: Durch die Einzelsitze mit Gurt besteht keine Helmpflicht. Der Überrollbügel sorgt zusätzlich für Sicherheit. Durch den niedrigen Schwerpunkt und die recht breite Spur ist die Kippgefahr im Vergleich zum Quad deutlich geringer – vor allem in Kurven. Dazu kommen bei den meisten noch Scheibenbremsen an allen vier Rädern. Auch bei forscher Fahrweise hatten wir nicht das Gefühl unsicher unterwegs zu sein. Bei der Technik können die Fahrzeuge wirklich punkten. Sie sind eine Mischung aus Quad und einem vollwertigen Geländewagen. Der Motor ruht hinter dem Sitz, unter der Ladefläche, meist in einem separaten Rahmen. Mittelposition und tiefe Schwerpunktlage sorgen für gute Fahreigenschaften. Standard sind Benziner, unsere Testfahrzeuge rückten allerdings mit Dreizylinder-Dieseln von 20 bis 26 PS an. Diese Motoren sind zwar deutlich teurer, das hohe Drehmoment und der niedrigere Verbrauch entschädigen dafür. Während vier Triebwerke mit einer mechanischen Einspritzpumpe arbeiten, hat der Lombardini des JCB ein Common-Rail-System. Eine Fahrkupplung gibt’s nicht: Der Motor liefert seine Kraft direkt beim Riemenvariator ab. Bis auf den Kubota, der mit einem zweistufigen Hydrostat aus einem Kompakttraktor antritt, ist das bei Buggys die bevorzugte Kraftübertragung. Beide Antriebe funktionieren automotiv, d.h. einfach Gas geben und mit steigender Motordrehzahl wird auch die Übersetzung länger. Weil unsere Flitzer mit 40 bzw. 50 km/h Höchstgeschwindigkeit unterwegs sind, bieten die Getriebe zwei Stufen (bei Straßenzulassung werden die UTV meist auf 40 km/h gedrosselt). Schalten muss man während der Fahrt aber nicht. Die erste Stufe ist für steile Strecken oder schwere Lasten gedacht, und auch die zweite Stufe startet bei 0 km/h. Weil die Kupplung fehlt, fällt das Schalten nicht besonders weich aus. Das gilt auch für den Rückwärtsgang. Bergabfahrten sind mit einem Riemenvariator etwas gewöhnungsbedürftig. Wenn man das Gas wegnimmt, nimmt der Antrieb kaum noch Schubkräfte auf. Das Fahrzeug rollt jetzt fast ohne Widerstand, als wenn man eine Kupplung treten würde. Also etwas Gas geben und mit dem zweiten Fuß gleichzeitig bremsen wenn’s richtig steil herunter geht. Der Kubota-Hydrostat hat mehr Bremswirkung. Die etwas höheren Verluste machen sich dafür bei Bergauffahrt bemerkbar. Technik wie im Geländewagen Das Verteilergetriebe treibt die Hinterachse permanent an. Der Vorderradantrieb lässt sich zuschalten, entweder mechaninsch oder elektromagnetisch per Schalter. Durch die mechanische Lösung ist der Allrad auch gekuppelt, wenn der Motor aus ist – die Feststellbremse wirkt auf alle vier Räder. Einfacher ausgestattete Buggys gibt es übrigens auch ohne Vierradantrieb, was die Sache deutlich billiger macht – aber auch den Spaß reduziert. Die Differenzial-Sperre sorgt für noch mehr Klettervermögen. Beim Test an den steilen Kreidehängen setzte eher der Mut des Fahrers das Limit. Der Fahrkomfort ist brillant: Alle Vorderachsen haben aufwendige Einzelradaufhängung mit Quer- oder Doppellenkern und Federbeinen (McPherson-Federbein). Bei einigen verbindet sogar eine Stabilisator-Stange die beiden Seiten der Radaufhängung und verhindert so das Einfedern bei Kurvenfahrt. Ein deutliches Plus im Vergleich zum Quad. Die meisten Firmen montieren auch im Heck ähnliche Einzelradaufhängungen wie vorne. Kawasaki und Kubota setzen bei den Hinterachsen auf Starrachsen an Längslenkern mit Blattfedern plus Stoßdämpfern. Die Starrachsen nehmen auch die Anhängerkupplung auf, ein Hänger hat so keinen Einfluss auf den Federungskomfort. Größere UTV dürfen Anhänger von 400 bis 700 kg ziehen. Egal ob starr oder Einzelrad: Alle Fahrzeuge verschränken sich in schwerem Gelände beeindruckend weit. Je länger alle Räder am Boden bleiben, desto mehr Gripp! Die Lenkung reagiert bei allen angenehm direkt und leicht. Durch eine hydraulische (Kubota) oder eine elektrisch unterstützte (Kawasaki) Lenkung toppen einige noch den Komfort. Mit einem Wendekreis von 6,80 m sind die Allrad-Buggys nicht übertrieben wendig. Bei vielen Anbietern kann man den Überrollkäfig mit einem Dach, Scheiben, einer Rückwand oder sogar Türen bis zur geschlossenen Fahrerkabine aufrüsten. Bei schönem Wetter macht das Fahren ohne Dach und Scheibe mehr Spaß, doch ganzjährig sind zumindest das Dach und die Frontscheibe wirklich sinnvoll. Fehlen die Türen, gelangt der Fahrer genauso schnell an seinen Arbeitsplatz, als wenn er auf ein Quad springen würde. Er muss nur keinen Helm aufsetzen. Die Beinfreiheit ist okay, nur links schränkt bei allen das Radhaus den Fußraum des Fahrers deutlich ein. Teils gibt’s auch einen Wellentunnel zur Vorderachse, der etwas stört. Teurer Spaß ab 6 000 Euro Keine Frage, die flotten Betriebshelfer haben uns beeindruckt. Sie sind vielseitig, lassen sich als lof-Zugmaschine eintragen und mit dem Führerschein T fahren. Damit sind schon 16-Jährige mit einem „Geländewagen“ bis 40 km/h sicher unterwegs. Eine echte Spaßbremse ist der Preis: Der Einstiegs-Listenpreis (o. MwSt.) beispielsweise für die sehr einfach ausgestattete Kawasaki Mule 600 (nicht im Test) bewegt sich bei rund 6 200 € – mit einfachem Hinterradantrieb. Die voll aufgemotzten Testfahrzeuge mit Allrad und Diesel kosten mehr als 10 000 € Liste. Sollen die UTV legal auf der Straße fahren, muss man außerdem bei vielen Angeboten mit 1 000 € Aufpreis für Beleuchtung und Tacho rechnen. Neben den Markenherstellern gibt es neuerdings auch Billigversionen aus Fernost – die allerdings noch wenig getestet sind. Auch das Gebrauchtangebot ist leider noch sehr überschaubar: Im Internet konnten wir nur wenige Fahrzeuge finden. Teils muss man die Buggys bei Mobile.de oder anderen unter der Rubrik Motorrad/Quad suchen. Wirklich schöne Laster sind nun mal etwas kostspieliger…G. Höner

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