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Dem Stroh die Harke zeigen

Lesezeit: 8 Minuten

Werden Strohstriegel wieder modern? Wir haben mit Praktikern über Vorteile und Einsatzmöglichkeiten gesprochen.


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Zugegeben: Die Technik ist nicht neu – Strohstriegel waren in den 90er-Jahren schon mal „in“ und sind dann größtenteils verschwunden. Doch mittlerweile tauchen die Geräte vermehrt wieder auf, und wir wollten wissen, was sich die Besitzer davon versprechen. Wir haben dazu in verschiedenen Regionen mit Praktikern über ihre Erfahrungen gesprochen.


Die Technik der Striegel ist einfach: An einem Grundrahmen sind mehrere Reihen stabile, lange Federzinken montiert. Gängige Querschnitte der Zinken sind 12 bis 16 mm.


Die Länge der Zinken bewegt sich zwischen 55 und 70 cm. Die meisten Striegel am Markt haben vier oder fünf Zinkenreihen. Einige Anbieter bieten auch Striegel mit sechs Zinkenreihen an. Je mehr Reihen bzw. Zinken, desto enger ist der Strichabstand. Die intensivsten Striegel erreichen 5 cm Strichabstand, gängig ist aber eher ein Abstand von 6 cm.


Angebaut bis 12 m breit:

Die größten Striegel am Markt erreichen Arbeitsbreiten von bis zu 15 m. Sie haben eigene Fahrwerke und sind auf besonders hohe Flächenleistung ausgelegt. Aber auch im Dreipunkt angebaute Geräte sind leistungsfähig. Eine gängige Arbeitsbreite dieser Geräte ist 7 bis 8 m. Es gibt aber auch Anbaugeräte bis zu 12 m Breite, die dann aber meist mit dünneren Zinken bestückt sind. Die Preise für die angebauten Geräte der 7 m-Klasse bewegen sich je nach Anbieter und Ausstattung um 10000 €.


Der Verschleiß der Geräte ist gering. Ein Betrieb im Osten hat mit dem Striegel in einer Saison rund 4500 ha bearbeitet und sich dabei erst zur Hälfte der Verschleißgrenze genähert. Der Betriebsleiter dort schätzt die Verschleißkosten nach diesen Erfahrungen auf etwa 50 Cent pro ha.


Der Anstellwinkel und der Druck auf die Zinken sind die einzigen Einstellmöglichkeiten. Beim Einsatz kommt es darauf an, den richtigen Kompromiss zwischen dem Mitziehen des Materials und dem Vermeiden von Verstopfungen zu finden. Deshalb empfehlen alle von uns befragten Praktiker hydraulisch verstellbare Zinken. Dann kann sich der Fahrer besser an den richtigen Arbeitseffekt herantasten.


Vor allem Landwirte auf schweren Standorten lassen den Striegel gerne „beißen“, stellen die Zinken also steil und aggressiv ein. In nassen Jahren oder bei größeren Mengen Ernterückständen arbeiten sie aber mit flacher angestellten Zinken. Der Einsatz ist nicht besonders anspruchsvoll und mit etwas Fingerspitzengefühl hat man den Bogen relativ schnell raus.


Einige Anbieter haben auch Striegel-Walzen-Kombinationen im Programm, die den Bodenschluss verbessern sollen und das Gerät vielseitiger machen. Allerdings steigt dadurch der Preis deutlich und die Flächenleistung nimmt eventuell ab. Die meisten Striegelpraktiker sind deshalb ohne Walze unterwegs.


Beim Striegeln geht es darum, besonders flach zu arbeiten. Den Boden anzureißen, Ausfallgetreide und Unkrautsamen aus dem Stroh zu schütteln und auf dem Boden abzulegen. Das soll sie mit geringem Aufwand zuverlässig zum Keimen bringen, was bei Gräsern und Raps besonders gut funktioniert. Der Striegel braucht dazu Speed. Alle von uns befragten Landwirte fahren – wenn es Schlepperleistung und Bodenoberfläche zulassen – möglichst 20 km/h oder schneller. Das bringt enorme Flächenleistung. Die ist auch wichtig, denn für die richtige Striegelwirkung braucht man mehrere Überfahrten. Der Verbrauch hält sich in Grenzen: Fährt man mit reduzierter Drehzahl reichen je nach Gelände und Arbeitsbreite 1,5 bis 2 l Diesel pro ha aus.


Einsatz nach Getreide:

Jörg-Wilhelm Lahmann aus Lehrte-Steinwedel wirtschaftet seit knapp zwölf Jahren pfluglos. Er schätzt die schnelle und flache Arbeit seines 7,50 m Striegels nach Raps und vor allem Getreide. Der Betrieb wirtschaftet auf stark wechselnden Böden vom Sand bis zum Lößlehm oder Ton.


Der Landwirt hat ein intensiveres Auflaufen von Ausfallgetreide, Unkraut und vor allem auch von Trespe sowie Fuchsschwanz beobachtet: „Stimmt die Restfeuchte, ist die Keimung genauso gut wie bei der klassischen Stoppelbearbeitung – bei Lichtkeimern sogar besser, denn der Grubber vergräbt viele Samen.“ Allerdings sieht er den Striegel nicht als Allheilmittel, besonders nicht bei den Folgearbeitsgängen: „Bei Ackerfuchschwanz kann er das ganzflächige, flache Schneiden des Bodens nicht ersetzen. Ich sehe den Striegel als Ergänzung des Waffenarsenals.“ Auch die Wirkung auf Disteln hält er für begrenzt.


Auf schweren, trockenen Böden ist einigen der befragten Landwirte der Effekt der Zinken allerdings zu gering. Conrad Ebert aus Duderstadt bei Göttingen denkt deshalb bei sehr trockenen Verhältnissen über einen vorlaufenden, sehr flachen Arbeitsgang mit einer zweireihigen Spatenrollegge nach, um den Boden leicht anzubrechen. Hier können die Striegelzinken dann besser „anpacken“ und die idealen 1 bis 2 cm Arbeitstiefe erreichen.


Andere Praktiker sind auch ohne Vorarbeit mit dem Effekt bei Trockenheit zufrieden. Der Striegel schüttelt die Samen aus dem Stroh und wirbelt Staub und Feinerde auf. Die Samen fallen auf den Boden und werden teils mit einer Staubschicht bedeckt. Dann reichen oft die Nachtfeuchte oder ein kurzer Schauer, hat Jörg-Wilhelm Lahmann festgestellt.


Schwierig auf Tonböden:

Nachteile bringt der Striegel nach Erfahrungen von Landwirt Lahmann aber auf Tonstandorten mit Trockenrissen. Die Samen fallen in die Spalten, werden von dort später durch die Bodenbearbeitung wieder hochgeholt und keimen, wenn sie schwer zu erwischen sind. Er schätzt aber, dass dieser Effekt eher auf gepflügten Standorten ein Problem ist. Je krümeliger bzw. strukturierter die Bodenoberfläche, desto besser arbeitet der Striegel.


Landwirt Lahmann versucht, die Fläche nach dem Drusch zwei Mal zu striegeln. Je nach Boden und Lockerungsbedarf schließen sich dann Scheibenegge oder Grubber an. Weil in der Gegend spät gedroschen wird kann es nach Winterweizen damit teils eng werden. Dann hat die fachgerechte Bestellung der Zwischenfrucht Priorität vor dem Striegel.


Ähnlich hält es auch Bernd Bundstein aus Moringen in Südniedersachsen, der seinen Ackerbaubetrieb im Nebenerwerb bewirtschaftet. Doch vor Raps und Stoppelweizen, versucht er, zwei bis drei Mal zu striegeln. „Der Striegel kann den Grubber nicht ersetzen – aber eine Scheibenegge bei der ersten Stoppelbearbeitung. Der Striegel vergräbt nichts und die Fläche wird sehr schnell grün.“ Vor dem Kauf war er gegenüber dem Striegel ziemlich kritisch. Heute beeindruckt ihn die konkurrenzlos hohe Flächenleistung bei geringem Verbrauch.


In puncto Strohverteilung ist der Striegel aus Sicht von Jörg-Wilhelm Lahmann kein Reparaturgerät. Feines und kurzes Häckseln des Strohs bleibt wichtig – hier kann der Striegel Fehler bei der Verteilung in Maßen ausgleichen. Doch längeres Stroh zieht das Gerät schnell zusammen. Das wird vor allem im Lagergetreide zum Problem, wenn das Schneidwerk das Stroh vielleicht nicht komplett erwischt. Wie auch andere Besitzer rät Bernd Bundstein dazu, das Gerät am Vorgewende nicht auszuheben. Sonst bleibt hier schnell ein Strohhaufen liegen.


Einsatz nach Raps:

Der Betrieb Fürstenwalder Agrarprodukte im Landkreis Oder-Spree setzt den Striegel vor allem nach Raps ein. Das 15 m Gerät ist in der zweiten Saison im Einsatz. „Raps ist bei uns das wichtigste Unkraut im Mais“, sagt Geschäftsführer Andreas Muckwar. Mit intensivem Striegeleinsatz möchte er so viel wie möglich Ausfallraps zum Keimen bringen. Bis zur Folgefrucht stehen ihm fünf bis sechs Wochen zur Verfügung. Wenn es zeitlich geht, fahren die Fürstenwalder fünf bis sechs Mal über die Rapsstoppeln. Je nach Witterung alle fünf bis sechs Tage. Der Winkel zur Bestellrichtung wechselt jedes Mal. Der Abstand zwischen den Arbeitsgängen ist dem Praktiker teils schon zu lang: „Die auflaufenden Pflanzen sind am besten zu packen, wenn sie gerade einen Keimfaden bilden und besonders empfindlich sind. Man kann sie dann meist noch nicht sehen.“ Andreas Muckwar hat nachgerechnet: Bei 6 cm Strichabstand und fünf Überfahrten arbeitet der Striegel ganzflächig – zumindest theoretisch.


Bei 18 bis 21 km/h ist die Flächenleistung hoch. Den Dieselverbrauch pro Durchgang schätzt Andreas Muckwar auf 1,2 bis 1,6 l/ha. Durch früh reifende Sorten und einen späten Druschtermin sind die Stängel nach der Ernte bereits mürbe. Die Zinken erledigen den Rest – die Stoppeln müssen nicht zusätzlich zerkleinert werden. Im Anschluss drillen die Fürstenwalder Winterweizen oder Gerste meist ohne weitere Bodenbearbeitung direkt mit der Zinkendrille.


Auch im Frühjahr:

Jörg-Wilhelm Lahmann nutzt den Striegel auch direkt nach dem Winter auf abgefrorenen Zwischenfrüchten vor Rüben. Das klappt allerdings nur, wenn die Stängel trocken und mürbe sind. Dann bricht der Striegel die Stängel und „zieht den Boden auf“. Eine ähnliche Strategie hat auch Bernd Bundstein. Er walzt die Zwischenfrucht im Januar bzw. Februar bei Frost. Vor der Rübensaat grubbert er den Schlag und striegelt die Fläche am Tag vor der Aussaat, wenn sie abgetrocknet ist. Dabei fährt Landwirt Bundstein einmal quer und zweimal längs. Mit auf Schlepp gestellten Zinken hinterlässt der Striegel dann Feinerde, ohne den Boden anzuheben. Außerdem bekämpft er das aufgelaufene Unkraut. Teils setzt der Praktiker – dort wo es notwendig ist – vorab Glyphosat ein. Meist drillt Bernd Bundstein direkt in den so vorbereiteten Boden, weitere Arbeitsschritte sind nicht notwendig. Nur auf schwereren Standorten folgt zum Schluss ein Walzenstrich.


Guido Höner

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