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Der Notfallplan

Lesezeit: 10 Minuten

Richtig reagieren, wenn es drauf ankommt. Unser Notfallplan gibt Ihnen Tipps für Krisensituationen auf dem Betrieb.


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Wissen Sie eigentlich, was zu tun ist, wenn sich jemand auf Ihrem Betrieb ernsthaft verletzt? Ein Brand ausbricht, jemand einen elektrischen Schlag erleidet, oder giftige Gase austreten? Weil das keine alltäglichen Situationen sind, fühlen sich viele im Ernstfall schnell überfordert. Wertvolle Zeit geht verloren.


top agrar-Redakteur Guido Höner kennt diese Probleme aus eigener Anschauung. Als Gruppenführer bei der freiwilligen Feuerwehr in einer Landgemeinde werden er und seine Kameraden immer wieder zu Unfalleinsätzen auf Höfen gerufen. So entstand die Idee für den folgenden Notfall-Ratgeber. Er stellt typische Unfall- bzw. Notsituationen in landwirtschaftlichen Betrieben vor. Sie ereignen sich so oder ähnlich jeden Tag auf den Höfen. Nur die Namen sind frei erfunden.


Je besser Sie vorher informiert sind, desto schneller und richtiger können Sie im Ernstfall reagieren. Dazu gibt Ihnen unser Ratgeber die wichtigsten Tipps und praktikable Hinweise. In jedem Fall gilt: Alarmieren Sie die Feuerwehr oder den Rettungsdienst immer so früh wie möglich (Rufnummer 112).


Bewusstlos in der Milchkammer


Landwirt Frank Wasser findet seinen Lehrling Jan in der Milchkammer. Der 18- Jährige hatte bereits über Übelkeit geklagt. Jetzt liegt er auf dem Boden und rührt sich nicht mehr. Als sich der Betriebsleiter neben den Azubi kniet bemerkt er, dass Jan atmet. Außerdem kann er am Handgelenk einen Puls ertasten.


  • Die Gefahr: Durch die Bewusstlosigkeit fehlen Jan die Körperreflexe. Deshalb kann der Junge ersticken, wenn es z.B. zum Verschluss seiner Atemwege durch Erbrochenes kommt.
  • Das können Sie tun: Bringen Sie bewusstlose Personen in die stabile Seitenlage: Knien Sie sich neben die Person und legen den vorderen Arm abgewinkelt neben den Kopf. Ziehen Sie den anderen Arm über den Brustkorb und legen Sie die Hand an die Wange des Patienten. Fassen Sie nun das abgewandte Bein des Bewusstlosen, beugen Sie dessen Knie, ziehen Sie das abgewinkelte Bein zu sich hin und drehen die Person so auf die Seite. Ziehen Sie den Kopf vorsichtig nach hinten und überstrecken Sie so den Hals. Öffnen Sie den Mund des Bewusstlosen.


Sobald der Betriebsleiter Azubi Jan in die stabile Seitenlage gebracht hat, ruft er den Rettungsdienst an. Bis zum Eintreffen kontrolliert er regelmäßig Atmung und Puls. Eine Decke schützt vor dem Auskühlen. Falls Dämpfe oder Gase die Ursache für die Bewusstlosigkeit sind: Patienten an die frische Luft bringen, dabei an Eigenschutz denken.


Herzinfarkt: Jede Sekunde zählt


Vom Bürofenster aus sieht Julia Breitbahn, wie ihr Vater plötzlich auf dem Hof zusammenbricht. Als sie ihn erreicht, ist der Altbauer völlig regungslos und atmet nicht mehr.


  • Die Gefahr: Der Herzstillstand kann unmittelbar zum Tod führen.
  • Das können Sie tun: Starten Sie direkt mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Verlieren Sie keine Zeit, um mühsam nach Puls oder Atmung zu suchen.


Legen Sie die Person auf den Rücken. Machen Sie den Brustkorb frei, vor allem öffnen Sie die Jacke und schieben Sie den Pullover nach oben. Jetzt einen Handballen auf die untere Hälfte des Brustbeins aufsetzen. Den zweiten Handballen legen Sie darüber. Unterstützen Sie das Eindrücken des Brustbeins mit dem Körpergewicht. Brustbein 30-mal ca. 5 cm eindrücken (Tempo: 100-mal/min), dann 2-mal beatmen.


Zur Atemspende normal atmen. Kopf des Patienten nach hinten bewegen und so Hals überstrecken. Beatmen Sie Mund zu Nase (Mund des Patienten geschlossen) oder Mund zu Mund (Nase des Patienten zudrücken). Jetzt folgen wieder 30 Druckmassagen.


Julia Breitbahn ruft laut um Hilfe. Ihre Mutter schaltet richtig und ruft direkt den Notarzt. Dann unterstützt sie ihre Tochter bei der Wiederbelebung. Dabei am besten zu zweit arbeiten und sich alle zwei Minuten abwechseln bis der Notarzt eintrifft (einer beatmet, der andere führt die Druckmassage aus).


Vom Rad gestürzt: Gehirnerschütterung


Der Junior auf dem Hof, Jasper Hahn, ist mit dem Fahrrad gestürzt. Als ihn seine Schwester neben dem Rad auf dem Boden sitzen sieht, kann er sich nicht mehr an den Sturz erinnern. Plötzlich erbricht sich der Junge.


  • Die Gefahr: Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und die Erinnerungslücken weisen auf eine Gehirnerschütterung hin.
  • Das können Sie tun: Der Patient muss zum Arzt. Bis zum Eintreffen des Rettungswagens den Oberkörper hoch lagern, halb sitzend. In schweren Fällen kommt es auch später noch zu Hirnblutungen, Bewusstlosigkeit und zum Atemstillstand.


Kreissägen-Crash: Blutung stoppen


Dietmar Rengler stolpert bei der Arbeit an der Kreissäge und gerät mit dem Arm in das Sägeblatt. Die klaffende Wunde beginnt sofort stark zu bluten.


  • Die Gefahr: Rengler verliert viel Blut. Dadurch droht auch ein Schock: Die Blutzirkulation und damit die Sauerstoffversorgung sind vermindert. Es besteht Lebensgefahr!
  • Das können Sie tun: Versuchen Sie zuerst die Blutung zu schwächen, indem Sie mit den Fingern kräftig auf die Ader drücken, die zur Verletzung führt, z. B. an der Innenseite des Oberarms. Wenn möglich, Verletzung hochlagern. Nicht abbinden. Ausnahme: Wenn bei arteriellen Verletzungen das Blut aus der Wunde spritzt, kann ein Laie die Blutung wahrscheinlich nur durch Abbinden, z. B. mit einem Gürtel, rechtzeitig stoppen.


Legen Sie einen Druckverband an. Verbandpäckchen öffnen, Wundauflage auf die Wunde, 2- bis 3-mal umwickeln. Jetzt ein zweites, noch eingepacktes Päckchen (saugt kein Blut auf) als Druckpolster auf die Wunde legen. Mit leichtem Zug weiter umwickeln und so fixieren. Nicht zu stramm wickeln. Besser ein weiteres, zusätzliches Druckpolster auf die gleiche Weise anlegen.


Achten Sie auf einen eventuellen Schockzustand (kalter Schweiß, Blässe, Frieren, schwacher schneller Puls). Beine hochlagern, mit einer Decke vor Wärmeverlust schützen.


Unfall mit dem Frontladerzinken


Noch schlimmer trifft es Herbert Weber: Er rutscht beim Siloabdecken ab und fällt in den aufrechten Zinken der Frontladergabel.


  • Die Gefahr: Der Zinken kann innere Organe durchstoßen haben. Wenn der Fremdkörper jetzt herausgezogen wird, lassen sich die inneren Blutungen nicht mehr stoppen (das Blut entweicht wie die Luft, wenn Sie einen Nagel aus einem Reifen ziehen).
  • Das können Sie tun: Auch wenn Sie intuitiv anders reagieren würden: Fremdkörper grundsätzlich nicht entfernen! Das gilt auch, wenn jemand unter einer Maschine eingeklemmt ist. Erst befreien, wenn der Rettungsdienst vor Ort ist.


Absturz vom Dach: Rücken in Gefahr


Otto Sandmann will nach einem Sturm die Solarkollektoren überprüfen. Plötzlich bricht er durch eine morsche Dachplatte und trifft hart mit dem Rücken auf eine Betonkante. Sein Vater beobachtet den Unfall und eilt zur Hilfe. Sandmann ist bei Bewusstsein und reagiert auf Ansprache. Doch er hat starke Schmerzen im Rücken.


  • Die Gefahr: Otto Sandmann versucht seine Beine zu bewegen, aber die Füße rühren sich nicht. Er hat in den Armen und Beinen ein taubes Gefühl: die Wirbelsäule ist verletzt. Es besteht die Gefahr von dauerhaften Lähmungen!
  • Das können Sie tun: Nach einem Absturz müssen Sie immer mit Verletzungen der Wirbelsäule rechnen. Fragen Sie den Verletzten, ob er seine Beine und Hände spürt und bewegen kann. Bei taubem Gefühl: den Verletzten auf keinen Fall bewegen – liegen lassen bis der Rettungsdienst eintrifft.


Nur wenn Sie starke Blutungen stillen oder den Patienten wiederbeleben müssen, rechtfertigt die akute Lebensgefahr, dass Sie den Verletzten ganz behutsam bewegen.


Die Leiter kippt: Arm gebrochen


Beate Traumer tauscht die Birne der Außenleuchte aus, als die Leiter plötzlich nach hinten wegrutscht. Instinktiv stützt sich die Landwirtin beim Sturz ab. Beim Aufprall bricht sie sich den Arm.


  • Die Gefahr: Bei jeder Bewegung entstehen starke Schmerzen. Bei offenen Brüchen durchstößt ein Knochen die Haut. Es blutet und Schmutz dringt in die Wunde ein.
  • Das können Sie tun: Bewegen Sie die betroffenen Körperteile so wenig wie möglich. Fixieren Sie die gebrochene Stelle, damit die Verletzte möglichst wenig Schmerzen hat. Beim Armbruch geht das z. B. mit einem Dreiecktuch aus dem Verbandkasten. Gebrochene Beine ruhig lagern, eventuell schienen. Legen Sie bei offenen Brüchen den Verband behutsam an.


Vergiftung: Plötzlich bewusstlos


Die Limo-Flasche in der Werkstatt kommt gerade recht: Azubi Jana Völker stillt an dem heißen Sommertag mit einem kräftigen Schluck ihren Durst. Der Geschmack ist seltsam und plötzlich wird der jungen Frau übel – sie hat sich vergiftet. Ein anderer Mitarbeiter des Betriebes hatte einen Mittelrest aus der Rückenspritze in der Limo-Flasche „zwischengelagert“.


  • Die Gefahr: Flüssigkeiten, Stäube oder Gase können giftig sein. Plötzliche Übelkeit, Schleimhautreizungen, Erbrechen, Durchfall, starke Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Bewusstlosigkeit, Atemstörungen weisen auf eine Vergiftung hin. Je nach Stoff und Menge kann akute Lebensgefahr bestehen.
  • Das können Sie tun: Bei Gasen, Dämpfen die Person aus dem Gefahrenbereich heraus an die frische Luft bringen. Doch dabei besteht eine ernste Gefahr, dass Sie sich selbst vergiften! Deshalb direkt Notruf absetzen und ggf. auf Hilfe warten (z. B. bei Vergiftungen in geschlossenen, schwer zugänglichen Räumen).


Beschreiben Sie der Feuerwehrleitstelle, um welches Mittel es sich handeln könnte. Wann und wie viel wurde eingenommen? Suchen Sie nach der Packung. Falls sich der Patient erbrochen hat, bewahren sie es für eine eventuelle Analyse auf. Person in die stabile Seitenlage bringen und überwachen.


Bei Säuren oder schaumbildenden Stoffen den Vergifteten auf keinen Fall zum Erbrechen bringen: das Gift kann dabei in die Lunge gelangen und noch größere Schäden verursachen. Kohlepräparate nur nach Rücksprache mit dem Rettungsdienst verwenden. Keine Hausmittel wie Milch einsetzen. Milch beschleunigt die Aufnahme des Gifts in das Blut. Wasser oder Tee in kleinen Mengen verdünnen das Gift und sind okay.


Weitere Hilfe erhalten Sie auch beim Giftnotruf. Sehr gut ist der Notruf der Münchner Klinik unter 089/19240.


Kleidung fängt Feuer: Verbrennungen


Martin König will ein Abfallfeuer anzünden, doch der Haufen kokelt nur vor sich hin. König hilft mit Benzin nach. Plötzlich entsteht eine Stichflamme, der Landwirt kann sich zwar noch wegducken, doch am Rücken verschmort seine Fleecejacke.


  • Die Gefahr: Durch die Hitze entstehen schwere Schäden an der Haut und dem darunter liegenden Gewebe. Durch den Schmerz und den Flüssigkeitsverlust kann es zum Schock kommen.
  • Das können Sie tun: Kleiderbrände sofort mit Wasser oder einer Wolldecke löschen. Kleidung entfernen. Kritisch bei Martin König: Die Reste der Fleecejacke kleben fest an der Haut. Nicht abreißen, sondern vorsichtig umschneiden! Die Verbrennungen immer sofort mit viel Wasser kühlen (möglichst kein eisiges Wasser!). Decken Sie den verbrannten Bereich möglichst mit einem sauberen Tuch ab. Atmung, Puls kontrollieren. Achtung: Verwenden Sie keine Hausmittel wie Mehl, Puder oder Salben! Das macht die spätere Versorgung noch schwieriger.


Haut und Augen mit Propionsäure verätzt


Beim Umladen rutscht die Gitterbox mit Propionsäure von den Staplerzinken und knallt auf den Boden. Matthias Brüggemeier bekommt den vollen Säureschwall ab und verätzt sich an Haut und Augen.


  • Die Gefahr: Laugen und Säuren schädigen Haut und Schleimhäute. Augen sind besonders gefährdet. Ähnlich wie bei Verbrennungen kann der Flüssigkeitsverlust zum Schock führen.
  • Das können Sie tun: Benetzte Kleidung sofort ablegen. Achtung, dabei können Sie sich auch als Helfer verätzen. Wenn möglich mindestens Handschuhe bei der Versorgung tragen. Mit viel klarem, fließendem Wasser die verätzten Stellen, besonders die Augen, spülen. Wunde wie eine Brandverletzung behandeln. Informationen über Art und Konzentration der Säure/Lauge bereithalten.


Feiner Hochdruckstrahl – tiefe Wunde


Aus Reflex hält der Seniorchef seinen Daumen auf die undichte Stelle vom Hochdruckreiniger-Schlauch.


  • Die Gefahr: Bei Lecks an Hochdruckleitungen dringt selbst ein feiner Strahl tief ins Gewebe ein. Auch wenn die Wunde äußerlich nur als kleiner Punkt sichtbar ist: Es geht hier um eine schwere Verletzung! Werden diese Wunden nicht richtig behandelt, kann es zu Entzündungen bis hin zu Amputation kommen.
  • Das können Sie tun: Die Wunde sofort professionell behandeln lassen. Weisen Sie den Rettungsdienst ausdrücklich darauf hin, dass es sich um eine Hochdruck-Verletzung handelt. Nicht immer wird das richtig erkannt! G. Höner

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