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Die Aussaat am Laptop planen

Lesezeit: 6 Minuten

Landwirt Andreas Pohlmann setzt auf Strip Till und die variable Aussaatmenge und reagiert so auf wechselnde Bodenverhältnisse.


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Die Fläche erscheint auf dem Laptop in unterschiedlichen Farben. Mit ein paar Klicks entscheidet Andreas Pohlmann, wo seine Maisdrille sieben und wo sie elf Körner pro m2 ablegen soll. Die Farben stellen das Ertragspotenzial des Feldes dar und das möchte der Landwirt aus Ostbevern im Münsterland mit der Pflanzenzahl möglichst gut nutzen.


Andreas Pohlmann bewirtschaftet 72 ha mit sandigen Böden (16 bis 25 BP) und mästet Schweine. Auf rund 50% der Fläche wächst Körnermais, seit 30 Jahren wirtschaftet der Betrieb pfluglos. Einen Teil der Maschinen laufen in Kooperation mit einem Nachbarn, außerdem übernimmt der Landwirt damit Lohnarbeiten.


Experimentierfreudig säen:

Andreas Pohlmann hat seinen Maisanbau seit einigen Jahren umgekrempelt. Im Herbst bearbeitet er die Flächen mit einem Tiefenlockerer und sät Zwischenfrüchte. Im Frühjahr setzt er dann auf Strip Till: „Wir wollten den Unterfußdünger auf unseren hoch versorgten Böden einsparen.“ Die ersten Erfahrungen sammelte Andreas Pohlmann vor vier Jahren mit einem Mietgerät. Mittlerweile besitzt er einen eigenen Striger der zweiten Generation von Kuhn, mit dem er gut zufrieden ist. Das achtreihige Gerät läuft hinter einem neuen 20 m3-Gülletanker von Samson.


Andreas Pohlmann hat festgestellt, dass die Maissorte zum Verfahren passen muss. Er hat die besten Erfahrungen mit Sorten gemacht, die eine zügige Jugendentwicklung haben und die Reihen schnell schließen. Der Praktiker experimentiert in jedem Jahr mit mehreren Sorten und wertet die Parzellen separat aus: „Ab einer FAO-Zahl von 240 haben wir keinen Mehrertrag festgestellt.“


Weil wie überall im Ackerbau kein Jahr gleich ist, sind die Erfahrungen mit dem Strip Till-Verfahren unterschiedlich. Im Jahr 2017 war es zunächst länger kalt, dann folgte eine ausgeprägte Frühjahrstrockenheit. Die gepflügten Maisflächen der Nachbarn lagen da zunächst in Führung – vermutlich, weil sich der Boden schneller erwärmt hatte. Der Streifen-Mais holte in dem Supermaisjahr 2017 aber auf. Im Trockenjahr 2018 stand der Strip Till-Mais dafür besser. Andreas Pohlmann führt das auf die bessere Kapillarität zurück.


Die variable Aussaatmenge setzt der Landwirt zusammen mit zwei Kollegen um. Allerdings übernimmt Andreas Pohlmann das Erfassen aller Flächen. Er arbeitet dabei mit dem Tochterunternehmen NetFarming von Agravis zusammen. Ähnliche Angebote gibt es aber auch von anderen Dienstleistern.


Jedes Jahr erfasst er ein paar neue Flächen. Zu Beginn wurden dazu noch die Bodenarten noch auf dem Feld elektronisch ermittelt. Mittlerweile läuft das Verfahren per Satellit: Der Dienstleister berücksichtigt die speziellen Aufnahmen von Sentinel-Satelliten der letzten fünf Jahre. Der Flächeneigentümer liefert die Ertragsdaten dazu. Die Software teilt den Schlag danach in Zonen mit unterschiedlichen Ertragspotenzialen ein: Wo auf dem Acker lohnt sich der Einsatz von mehr Dünger oder dichteren Beständen und wo nicht? Unter dem Strich bleibt die Menge der Betriebsmittel, bezogen auf die komplette Fläche, aber gleich.


Die Kosten für das erstmalige Erstellen der Karte richten sich nach der Zahl der Schläge und betragen 50 bis 100 €/Fläche. Die Karten liegen auf einem Cloudserver. Sie lassen sich zum Düngen (Mineraldünger, Gülle) oder für die Aussaat nutzen. Die Aufbereitung für die entsprechende Maßnahme übernimmt der Dienstleister gegen Gebühr oder der Landwirt. Andreas Pohlmann hat sich in die Materie eingearbeitet und bearbeitet die Daten im Bereich „freie Anwenderplanung“ mittlerweile selbst. „Anfangs war das kompliziert. Mittlerweile ist es anwenderfreundlich und ich brauche nur wenige Minuten pro Schlag.“


Um die Schlagdaten bearbeiten zu können, zahlt er jährlich eine Gebühr von 35 €/Feld – unabhängig von der Größe und wie oft er den Service nutzt. Übernimmt der Dienstleister die Vorbereitung, liegen die Kosten bei 20 €/ha und Maßnahme.


Bei unserem Besuch im August 2018 zeigte sich das Programm komfortabel. Der Landwirt wählt den Schlag und die Maßnahme aus, z.B. Maisaussaat sowie Silo- oder Körnermais. In einem Dropdown-Menü sucht er jetzt die Maissorte. Hier sind nach Erfahrungen von Andreas Pohlmann alle gängigen Sorten mit ihrem Varianzfaktor hinterlegt, also einem Faktor, wie stark sie auf Bodenunterschiede reagiert. Das Programm schlägt ihm eine mittlere Körnerzahl pro m2 vor und variiert die Zahl passend zu den Schlagbereichen. Liegt die mittlere Zahl z.B. bei 8,5/m2, schlägt das Programm z.B. eine Spanne von 6 bis 11 Körnern vor. Der Landwirt kann diese Grenzen in dem Programm aber auch einfach von Hand korrigieren.


Wenn der Schlag fertig bearbeitet ist, lädt der Praktiker die Daten aus der Cloud auf seinen Laptop und überträgt sie per USB-Stick auf das TellusTerminal seiner Accord-Maisdrille. Dort kann er die Fläche im Auftragsmanagement anwählen. Die Maschine hat elektrisch einzeln angetriebene Saatreihen, was die Voraussetzung für die variable Körnerzahl ist.


Mehrertrag möglich:

Andreas Pohlmann hat im ersten Jahr durch die variable Aussaatmenge einen Mehrertrag von 10% festgestellt – auch im Vergleich mit Parzellen, auf denen er zum Test mit fixer Aussaatmenge gearbeitet hat. Im Supermaisjahr 2017 gab es dagegen keinen Ertragsunterschied. Allerdings war der „variable Mais“ standfester. Im letzen Herbst hat uns Andreas Pohlmann auch für das Trockenjahr 2018 einen Mehrertrag von 10% genannt im Vergleich zur betriebsüblichen Aussaatstärke. Das galt auch für die Niedrigertragszonen. Denn hier stand wesentlich weniger Mais ohne Kolben.


Saatgut spart der Landwirt nicht ein, es geht eher um eine Umverteilung auf der Fläche. Der Praktiker ist sicher, dass sich langfristig herausstellt, dass der Mais auf den guten Stellen Mehrertrag bringt und der Ertrag auf den schlechteren Stellen gleich bleibt. Anfangs gab es Startprobleme, wenn die Schlaggrenzen nicht ganz exakt passten. Denn durch die automatische Teilbreitenschaltung stoppte die äußere Säreihe, wenn die Maschine glaubte bereits an der Feldgrenze zu sein. Mittlerweile nutzt Andreas Polmann deshalb die Karten aus dem Flächenantrag.


Eine weitere Klippe gibt es bei schnell wechselnden Böden, kleinen Körnern und flotter Fahrt. Wenn die Maschine dann auf die maximale Körnerzahl hochregelt, kann es eventuell zu Fehlstellen kommen. Das verbucht der Praktiker aber eher unter Anlaufprobleme. Er ist davon überzeugt, dass sich diese Technik künftig noch deutlich ausweiten wird. Als nächstes möchte Andreas Pohlmann auch die Güllemenge nach Ertragspotenzial steuern. Das Programm bietet neuerdings diese Funktion und sein neues Fass hat bereits das nötige Regelventil dafür.

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