Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Aus dem Heft

Die Sendung mit der Maus

Lesezeit: 8 Minuten

Wer Silomais per Lkw transportieren will, muss das Häckselgut umladen. Dafür gibt es jetzt eine Silo-Maus. Rechnet sich das?


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Schon ab 8 km Hof-Feld-Entfernung transportiert der Lkw teils günstiger als der Schlepper. Bei Gülle oder Getreide ist der Einsatz kein Problem, schwierig wird es bei Gütern, die umgeladen werden müssen, z.B. Silage. Ropa hat eine Rübenlademaus für die Silomaisernte umgebaut. Die TU München hat im vergangenen Jahr untersucht, was eine Häckselkette mit einem solchen Überlader leistet, ob der Mais aus der Miete verschmutzt und ab wann sich diese vermeintlich teure Anschaffung lohnt.


Zweites Leben im Mais:

Die NawaRo- Mäuse basieren aktuell auf gebrauchten euro-Maus 3-Fahrzeugen. Zwei querlaufende Einzugsschnecken transportieren das Häckselgut aus der Feldmiete zur Mitte der Maschine. Dort befördert ein Wurfrad das Material auf den sogenannten Bauchgurt. Im Gegensatz zum Rübentransport sind Gurt und Überladearm bei der NawaRo-Maus geschlossen, damit das Erntegut nicht herausrieselt.


Mit einer Motorleistung von 299 PS und ihrer 8,0 m breiten Aufnahme erreicht die Maus eine Überladeleistung von 12 bis 15 m³ pro Minute. Damit ist ein Lkw in 4 bis 5 Minuten vollständig befüllt. Einer der größten Vorteile gegenüber anderen Überladesystemen ist der bewegliche Überladearm. Er kann das Häckselgut bis zu 13 m weit (ab Mietenmitte) und bis zu 6 m hoch überladen. Feldraine, Hecken oder Gräben lassen sich so überbrücken. Allerdings steht die Mais-Maus von Ropa auch ab 195 000 € in der Liste.


Getrennte Logistik:

Die NawaRo-Maus entkoppelt Feld- und Straßenlogistik komplett voneinander. Unterm Häckslerturm fahren ausschließlich Traktor-Anhänger-Gespanne. Sie kippen, schieben oder drehen den Mais am Feld-rand in mietenform ab. Die Maus lädt das Futter von dort auf die wartenden Lkws über. Durch die relativ kurze Fahrstrecke der Feldfahrzeuge reichen zwei Abfahrgespanne im Feld. Um die Maus sinnvoll auszulasten, müssten aber mindestens vier Lkws vorhanden sein. Das gilt schon bei Entfernungen unter 10 km. Je nach Hof-Feld-Entfernung steigt der Bedarf an Lkws natürlich – allerdings wesentlich langsamer als der Bedarf an konventionellen Traktor-Gespannen steigen würde.


Die größten Unterschiede zwischen konventionellem und Überladeverfahren bestehen in den Anschaffungskosten sowie den Leistungen der Fahrzeuge in der Kette. In den untersuchten Ernteketten kostete ein professionelles Traktor-Hänger-Gespann mit einem 50 m³-Häckselwagen und Fahrer knapp 93 € pro Arbeitsstunde. Die Lkw-Gespanne kamen auf 70 €, allerdings mit einem 65 m³-Sattelauflieger. Das Lkw-Gespann ist also günstiger, hat ein größeres Ladevolumen und das bei gleichzeitig mehr Leistung. Die Schlepper hatten eine durchschnittliche Leistung von 250 PS, die Lkw dagegen 430 PS.


Betrachtet man die gesamten Transportkosten der Erntekette vom Feld bis zum Silo, ist die konventionelle Kette bei kurzen Feld-Silo-Entfernungen relativ günstig im Transport pro Tonne Häckselgut. Das Überladesystem kostet bei geringen Entfernungen mehr als das praxisübliche System (Übersicht 1). Das ist logisch: Um die Kette zum Laufen zu bekommen, benötigt man den Häcksler, die NawaRo-Maus und zwei Traktor-Gespanne auf dem Feld. Dazu kommen noch die auf der Straße nötigen Lkw-Gespanne.


Ab 8 km lohnt der Lkw:

Allerdings steigen die Kosten des konventionellen Systems mit zunehmender Entfernung wesentlich schneller an, als die des Überladesystems (Übersicht 1). Ab 8 km rechnet sich der Schlepper nicht mehr, die Kosten pro Tonne Frischmasse liegen über 10 € und steigen mit jedem weiteren Kilometer. Das liegt an der geringeren Transportleistung der Traktor-Gespanne. Diese können nur maximal 50 km/h schnell fahren und haben zudem ein geringeres Ladevolumen.


Im Schnitt der Untersuchungen der TU München erreichten die Traktor-Gespanne lediglich 29,7 km/h, die Lkw schafften dagegen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 49,0 km/h. Beim Häckselwagen mit entsprechendem Schlepper kommt man außerdem schon mit 50 oder 55 m3 Ladevolumen an die Grenzen des Erlaubten. Grund sind die höheren Leergewichte eines Schleppergespanns. Bei den Lkw sind 60 m3 mit Kippaufliegern und sogar bis zu 90 m3 mit Schubböden keine Seltenheit.


Außerdem kostet das Traktor-Gespann wesentlich mehr in der Anschaffung. Die komplette Einheit mit 250 PS- Traktor und 50 m3 Häckselgutwagen kostet ca. 243 000 €. Ein Lkw-Gespann mit 430 PS und 65 m3-Auflieger kommt dagegen nur auf rund 165 000 € Einkaufspreis. Diese Tatsache drückt sich auch im Kostenunterschied aus. Höhere Anschaffungskosten ziehen eine höhere Abschreibung mit sich, was sich letztlich in den Betriebskosten pro Arbeitsstunde widerspiegelt. Noch garn nicht berücksichtigt wurde in den Untersuchungen, dass sich sowohl Schlepper als auch Lkw natürlich auch mit anderen Arbeiten auslasten lassen. Vorteil vom Lkw ist, dass sich die Autobahnriesen zur Erntesaison wesentlich schneller und einfacher mieten lassen, als ein Traktor-Häckselwagen-Gespann. Das geht direkt vom Hersteller ohne Fahrer, aber auch über Spediteure mit deren Fahrer.


Leistungsschub für Häcksler:

Blieben zwei Abfahrgespanne immer beim Feldhäcksler auf dem Acker, steigerte dies die Leistung der Erntemaschine von 90 t bei den sechs ausgewerteten konventionellen Ernteketten zu durchschnittlich 120 t bei vier untersuchten Systemen mit Überlademaus – bei gleicher Arbeitsbreite und Motorleistung. Einfacher Grund für diese Mehrleistung ist die geringere Wartezeit des Häckslers. Fuhren die Traktor-Anhänger-Gespanne die Ware zum Hof, wartete der Häcksler durchschnittlich gut 21 % seiner Feldarbeitszeit. Darin enthalten sind nur Zeiten, bei denen der Häcksler wirklich auf dem Feld stand und kein Traktor-Gespann in der Nähe war.


Mehr Schlepper-Abfahrer steigern nicht in jedem Fall den Häckslerdurchsatz, da sich die Fahrzeuge auf engen Straßen begegnen müssen und sich damit oftmals selber ausbremsen. Beim Überladesystem mit NawaRo-Maus betrug die Wartezeit des Häckslers dagegen nur 4,9 % der Feldarbeitszeit (Übersicht 2 auf Seite 113).


Ein weiterer Vorteil ist, dass Bereifung und Luftdruck sowohl der Traktoren als auch der Häckselwagen optimal auf die Feldarbeit angepasst werden können. Denn ohne teure Reifendruckregelanlagen fährt man sowohl auf der Straße als auch auf dem Acker immer mit einem Kompromiss-Luftdruck.


Geringe Verluste:

Die befürchtete Verschmutzung des Häckselgutes durch die Bodenablage ist in der Praxis nicht zu beobachten. Um Verschmutzungen und Schäden zu verhindern, sollte man den Mietenplatz vor dem ersten Abkippen allerdings nach Steinen absuchen. Die Maus lässt eine „Sauberkeitsschicht“ liegen, erst bei der letzten Überfahrt senkt sie ihre Aufnahme bis knapp über den Boden ab, eine kleiner Rest bleibt aber auf der Fläche zurück.


Je länger die Miete am Feldrand angelegt wird, desto größer sind die Verluste, die durch die zurückbleibende Sauberkeitsschicht entstehen. Die Miete muss jedoch auch bei großen Flächen nicht unendlich lang werden. Die Praxis hat gezeigt, dass große Ketten locker mit einer Miete von 75 m Länge bei einer Breite von etwa 7,5 m auskommen. Bei kleineren Flächenstrukturen reicht auch eine kürzere Miete aus.


Sobald sich die Maus etwas in die Miete hineingefressen hat, kippen die Feldgespanne hinter ihr wieder auf dieselbe Fläche. Dadurch können die Verluste durch die Bodenablage des Häckselgutes minimiert werden. Ist die Maus am Ende der Miete angekommen, fängt sie wieder von vorne an. Pro Miete mit 75 m Länge gingen in den untersuchten Fällen in etwa 3,7 t Häckselgut verloren. Das erscheint vor allem bei kleineren Schlägen viel. Allerdings kann man das Häckselgut auch von mehreren kleinen Schlägen zu einem zentralen Überladeplatz fahren und damit die Verluste durch die Sauberkeitsschicht reduzieren.


Leiser Riese:

Was in den Berechnungen nicht in Euro und Cent bewertet werden kann, sind die weichen Faktoren. So gibt es beim Lkw-Transport keine Beschwerden mehr bezüglich Lärmbelästigung. Die Anwohner von größeren Biogas-Anlagen bemerken laut Aussage von Lohnunternehmern erst nach einigen Tagen, dass wieder gehäckselt wird. Die Lkws sind durch ihre Bereifung vor allem innerorts deutlich laufruhiger als Traktoren und die Fahrzeuge wesentlich anonymer. Im Vorbeifahren kann niemand sicher bestimmen, was der Lkw geladen hat und welches Ziel er hat.


Ähnlich verhält es sich mit der Straßenverschmutzung. Die großvolumigen Lkw-Anhänger müssen nicht randvoll gemacht werden, um mehr transportieren zu können als ein Häckselwagen es könnte. Die bei Lkws üblichen Abdeckvorrichtungen verhindern ein Herunterwehen und -rieseln des Häckselgutes zuverlässig und vermeiden so eine Verschmutzung von Straßen und Ortschaften. Aber vor allem, dass die Traktoren und Erntewagen bei feuchten Bedingungen die Straßen nicht mit Dreck überziehen, spart Landwirten und Lohnunternehmer viele Sorgen. Natürlich müssen auch Häcksler, Maus und die beiden Schleppergespanne einmal zum nächsten Feld. Damit sie dabei nicht soviel Dreck verlieren, können sie aber langsam fahren.


Leistung durch Logistik:

Unter entsprechenden Bedingungen und Entfernungen lässt sich die Effektivität und Schlagkraft dieser Überlade-Logistik also nicht von der Hand weisen.


Das Wichtigste dabei ist jedoch die perfekte Organisation der Kette. Beim Lkw-Fahrer müssen die Lenk- und Ruhezeiten unbedingt eingehalten werden und es muss darauf geachtet werden, dass nicht alle Lkw-Fahrer gleichzeitig Pause machen.


Wenn darauf nicht geachtet wird, kann es gut sein, dass lange Zeit kein Lkw zur Maus kommt und plötzlich wieder vier Lkws auf ihre Beladung warten. Dadurch steigen die Wartezeiten und schlagartig fällt die Effektivität. Dann muss die Miete unnötig verlängert werden, was zusätzlich die Verluste erhöht.


In der Praxis hat es sich bewährt, wenn der Mausfahrer zusätzlich zu seiner Ladearbeit die Lkws koordiniert und entsprechend des Bedarfs in ihre Pausen schickt. Er kann am besten abschätzen, wie viel Erntegut noch zu verladen ist und ob er dem Häcksler hinterher kommt. -jmk-

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.