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Ein Grubber kann nur so viel wie sein Schar

Lesezeit: 10 Minuten

Grubber werden immer vielseitiger – wenn sich die Schare passend zum Einsatz wechseln lassen. Wir geben einen Überblick, welchen Einfluss die Schare auf das Arbeitsergebnis haben und welche Anforderungen sie erfüllen müssen.


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Von ultraflach bis krumentief: Grubber sind die vielseitigsten Bodenbearbeitungsgeräte. Damit die Geräte aber kein fauler Kompromiss sind, brauchen sie für den jeweiligen Einsatz die passenden Schare.


Wir haben uns bei den Herstellern informiert, welche Schare am besten zu welchen Einsätzen passen. Welche Systematik steckt in den Scharkonzepten?


Früher war ein Grubber eher eine große Egge – die bei vielen Einsätzen an ihre Grenzen kam. Flache, ganzflächige Arbeit beim Stoppelsturz war kaum möglich. Das änderte sich mit dem Flügelschargrubber: Zwei Reihen Zinken, bestückt mit ultrabreiten Flügelscharen. Eine austauschbare Scharspitze sorgte für den sicheren Einzug. Ab ca. 5cm arbeiteten die Geräte ganzflächig. Die geringe Zinkenzahl sorgte für einen Strichabstand von über 40 cm und verhinderte Verstopfungen.


Der Strichabstand war aber das größte Manko. Denn der Mischeffekt war bei großen Mengen Ernterückständen vor allem auf schweren Böden eher gering. Teils blieben regelrechte Strohschwaden im Boden zurück.


Heute geht der Trend eindeutig zu Grubbern mit einer höheren Intensität, und das bedeutet meist mehrere Zinkenreihen, um den Durchgang groß genug zu halten.


Federnd oder starr?


Bei den Zinken gibt es den grundsätzlichen Unterschied zwischen Federzinken und starren Zinken. Federzinken vibrieren, sie können seitlich und in der Höhe ausweichen und haben dadurch eventuell einen etwas niedrigeren Zugkraftbedarf. Weil es keine beweglichen Teile gibt, ist der Wartungsaufwand gering. Bei der Saatbettbereitung sorgt das Vibrieren teils für einen besseren Zerkleinerungseffekt.


Die Flexibilität bringt auch Nachteile: Abhängig von der Härte halten die Zinken die Tiefe nicht gleichmäßig ein. Generell ist sie limitiert: Bei 20 cm ist meist Schluss. Vor allem bei Gänsefußscharen zeigt sich ein negativer Effekt bei zu tiefer Arbeit: Der höhere Bodenwiderstand zieht den Zinken nach hinten, das Schar stellt sich mehr auf die Spitze und der Arbeitseffekt ändert sich grundlegend.


Starre Zinken erreichen Tiefen über 30 cm, ohne sich zu bewegen. Abhängig von der Tiefenführung des Grubbers halten starre Zinken die Tiefe exakt ein.Die Überlastsicherung der starren Zinken lässt sich per Scher- oder Abreißschraube, mechanisch per Federpaket (Blatt- oder Schraubenfeder) oder hydraulisch lösen.


Teils bieten die Hersteller die Möglichkeit, den Winkel des Zinkens zu variieren. Im einfachsten Fall geht das durch zwei Positionen der Scherschraube. Der Winkel wirkt sich direkt auf den Arbeitseffekt aus, was vor allem beim Flügelschar deutlich wird: In der vorderen Position steht der Zinken steiler. Der Untergriff der Scharspitze ist geringer, der Flügel steht flacher. Er schneidet mehr und mischt weniger. In der hinteren Position steht der Zinken eher „schleppend“. Die Scharspitze bewegt sich nach unten, die Flügel steigen nach hinten an. Das sorgt für mehr Untergriff und intensiveres Mischen.


Wie tief arbeiten?


Ganz entscheidend für die Scharwahl ist die Arbeitstiefe:


  • Ultraflach: Das ist der Trend der letzten Jahre. Beim ersten Stoppelsturz will man den Boden in 2 bis 5 cm flach abhobeln – ganzflächig und mit wenig Erdbewegung. Dabei soll Kapillarität unterbrochen, Wasser im Boden gehalten und Unkräuter abgeschert werden. Ausfallgetreide und Unkrautsamen können keimen. Ernterückstände bleiben an der Oberfläche als schützende Mulchschicht. Ein Mischeffekt ist hier noch nicht gefragt. Gänsefußschare und speziell dafür konstruierte, auch neue Flügelscharkonzepte arbeiten in dieser Tiefe.
  • Flach (6 bis 8 cm): Klassische Tiefe beim ersten Stoppelbearbeitungsgang. Ganzflächiges Arbeiten und erstes Einmischen von Ernterückständen in der oberen Bodenschicht. Dieser Bereich ist die Heimat von Flügelscharkonzepten.
  • Mitteltief (9 bis 15 cm): Ein weiter Bereich mit unterschiedlichen Zielen. Das etwas tiefere Einarbeiten von Ernterückständen und Dünger rückt in den Vordergrund. Gewünscht ist ein intensiver Mischeffekt – dabei aber möglichst kein Anreichern von Stroh im Keimhorizont bei pflugloser Bestellung. Auch die Saatbettbereitung läuft in diesem Bereich. Flügelschare kommen hier an ihre Einsatzgrenze. Einzelschare übernehmen ihre Position.
  • Tief (15 bis 25 cm): Intensive Bearbeitung der gesamten Krume. Einmischen von Ernterückständen („Stroh verdünnen“), Auflockern des Bodens. Klassischer Einsatzbereich von Einzelscharen bis maximal 100 mm Breite.
  • Sehr tief (25 bis 35 cm): Hier geht es vor allem um das Aufbrechen von verdichteten Schichten. Teils sollen Pflugsohlen unterfahren werden. Der Mischeffekt ist weniger gefragt. Keinesfalls dürfen die Schare Kluten oder Lehmbrocken nach oben holen. Die Schare sind schmal und messen teils nur 30 bis 40 mm.


EffektE der GrubberSchare


Von ultraschmal und einteilig bis mehrteilig und breit: Der Arbeitseffekt hängt direkt von den unterschiedlichen Teilen des Grubberschars ab. Beim Grubbern gibt es vier Hauptaufgaben:


  • Einziehen
  • Abscheren/Abschneiden und Zerschneiden
  • Mischen
  • Lockern/Aufbrechen


Dafür teilt sich das Schar in Spitze, Leitblech, Flügel/Gänsefuß. Je nach Einsatz, Boden und Strichabstand können die Teile unterschiedlich geformt sein. Daneben gibt es modulare Scharkonzepte. Bei denen lässt sich z.B. die Spitze separat tauschen, weil sie stärker verschleißt als das Leitblech. Oder man montiert für flache Arbeit seitliche Flügel. Je schmaler das Schar und je größer die Tiefe, desto häufiger ist es einteilig.


Scharspitzen: Sie sorgen für den sicheren Einzug. Je schärfer und aggressiver sie sind, desto leichter und präziser läuft der Grubber. Die Spitzen sollen verdichtete und verkrustete Bodenpartien anheben und brechen. Unterschraubbare Spitzen für die letzte Zinkenreihe (selten) sollen die Verdichtungen noch tiefer unterfahren.


Je tiefer der Grubber arbeitet, desto schmaler können die Schare sein. Auch der Boden hat einen Einfluss. Leichte Böden brauchen breitere Schare als schwere, vor allem bei flacher Arbeit. Deshalb gibt es für Sand extra breite Ausführungen.


Schare für die tiefe Arbeit sind nur 40mm breit oder sogar schmaler. Teils sind sie im unteren Bereich so geformt, dass sie Verdichtungen „unterfahren“. Doch meist ist der Scharwinkel steil, damit möglichst wenig Kluten an die Oberfläche wandern. Die Mischwirkung ist gering.


Einige Firmen bieten Schare mit einem „Höcker“ bzw. nach außen gewölbten Bogen auf den Leitblechen an, der eine Mischwirkung komplett unterdrücken soll. Diese Schare tragen deshalb oft den Zusatz „low disturbance“ oder auch „ultra low disturbance“, je nach Anbieter. Einsatzgebiet ist das Brechen von tieferen Verdichtungen, ohne die Schichtung des Bodens zu beeinträchtigen.


Leitbleche: Sie führen den Erdstrom, der von der Scharspitze kommt. Als Verschleißteil decken sie den Zinken ab und schützen das Marterial. Vor allem bei schmaleren Scharen bilden Spitze und Leitbleche oft auch eine Einheit.


Der Effekt eines gebogenen Leitblechs hängt vom Anstellwinkel und Radius ab. Ein flacher Winkel nimmt mehr Erde mit nach oben als ein steiler.


Die Krümmung entscheidet, ob, wo und wann der Erdbalken nach vorne kippt. Je mehr Erde wieder vor das Schar fällt, desto intensiver ist der Mischeffekt – wie in einer Waschmaschine. Allerdings steigt auch der Zugkraftbedarf deutlich an. Deshalb werfen einige Scharkonzepte den Boden eher nach oben, als nach vorne.


Gewendeltete Leitbleche lenken den Erdstrom seitlich ab und werfen ihn vor den Zinken der nächsten Reihe. Damit der Boden eben bleibt, muss die Verteilung (rechts-/linksgewendelt) zum Muster der Zinken passen.


Gänsefußschar/Flügelschar: Das Schar sollte deutlich breiter als der Strichabstand sein. Das sorgt für Überlappung und ganzflächige Arbeit. Gänsefußschare gibt es bis deutlich über 30 cm, einige Flügelschare sind teils bis 40 cm breit.


Beim Gänsefußschar bilden Spitze und „Flügel“ eine Einheit. Die Spitze hat wenig Untergriff, der Winkel ist flach. Ziel ist ein ultraflaches, ganzflächiges Schneiden – ein Abhobeln des Bodens. Gänsefußschare gibt es auch in Kombination mit Leitbleichen, dann aber für etwas größere Tiefen bis 10 cm. Bei den Lösungen mit Leitblechen lassen sich die Gänsefußscharspitzen teils separat tauschen. Denn der intensive Bodenkontakt beim Schneiden sorgt für höheren Verschleiß.


Der Flügelscharklassiker hat eine massive Scharspitze, ein Leitblech und seitlich verschraubte Flügel. Hier gibt es ein- und zweiteilige Lösungen, mit oder ohne Schnellwechsel. Diese Schare arbeiten gut zwischen 6 bis maximal 15 cm. Tiefer steigt die Zugkraft stark an. Außerdem können sich bei feuchten Bodenverhältnissen durch einen „Glättkelleneffekt“ Verdichtungen bilden.


Für sehr flache Arbeit gibt es neue Flügelscharkonzepte. Sie sind sehr kompakt konstruiert, oft einteilig, und werden hinter einem relativ schmalen Schar angeschraubt – seitlich oder bei schmalen Scharen auch von hinten. Die Spitze hat Untergriff und läuft etwas voraus. Der Anstellwinkel der Flügel ist gering, der Fokus liegt auf dem Schneiden, nicht auf dem Mischen.


Manchmal lassen sich durch ein Lochraster das Verhältnis Scharspitze zu Flügel und teils auch der Winkel des Flügels verstellen. Generell gilt: Je steiler die Flügel stehen, desto größer ist der Mischeffekt.


flexibel durch Schnellwechsel


Systeme zum schnellen, oft werkzeuglosen Wechsel von Scharen haben zwei Ziele: Schneller Austausch von Verschleißteilen oder Anpassen des Grubbers auf die Einsätze. Durch Verlustsicherungen sind die Systeme heute zuverlässiger – anders als in den Anfangszeiten.


Wie wichtig der schnelle Austausch der Verschleißteile ist, hängt von Auslastung, Boden und natürlich der Güte der Teile ab. Je größer der Grubber, desto weniger akzeptieren die Betriebe häufiges Wechseln von Verschleißteilen.


Zum Anpassen auf die Einsätze bieten die Firmen unterschiedliche Lösungen an. Teils lassen sich Einzelteile des Schars wechseln, teils nimmt man am Zinken einen kompletten Adapter/Grundkörper mitsamt der Scharteile ab. Bei dieser Lösung sind zwei Adapter sinnvoll, die vorbestückt werden: Einmal mit breitem Schar und Leitblech plus Flügeln für Einsätze bis 15 cm. Und der zweite mit 50 mm oder schmaleren Scharen für die tieferen Jobs.


Was bringt Hartmetall?


Verschleiß ist nicht nur ärgerlich und kostet Zeit beim Wechsel der Teile, er geht auf Kosten der Arbeitsqualität:


  • Der Grubber zieht schlechter ein, läuft unruhiger.
  • Stumpfe Werkzeuge kosten Diesel.
  • Ungleichmäßiger Verschleiß, z.B. in den Schlepperspuren, führt zu ungleichmäßiger Arbeitsqualität über die Grubberbreite. Das wirkt sich besonders bei geringer Tiefe aus.
  • Verschleiß an Gänsefüßen/Flügeln führt zu abnehmender Überlappung.


Alle Hersteller bieten Schare mit Hartmetall (HM) an. Je nach Verfahren und Boden erhöht sich die Standzeit um das drei- bis zehnfache. Zum Hartmetall gibt es unterschiedliche Lösungen:


  • Beschichtung
  • Aufschweißen mit speziellen Elektroden („Aufpanzern“)
  • Auflöten von HM-Plättchen in den Hauptverschleißzonen
  • Anlöten von speziell geformten Hartmetallteilen, z.B. dreieckigen Spitzen. Oft sind diese Schare dicker, damit auch der Grundwerkstoff länger durchhält.
  • Kombinationen der Verfahren.


Die Haltbarkeit und die Preise steigen in der Reihenfolge der genannten Verfahren. Im Vergleich zu den herkömmlichen Scharen beginnen die Preise für HM-Ausführungen beim Doppelten.


Immer mehr Praktiker entscheiden sich für HM. Das gilt v.a. für Gänsefuß/ Flügelschare mit aufgelöteten Plättchen. Denn dieser Schartyp ist besonders verschleißanfällig.


Die Freude an der hohen Standzeit ist nicht ganz ungetrübt: Einige Praktiker berichten, dass besonders dünnere HM-Plättchen empfindlich auf Kontakt mit Steinen reagieren können. Landwirte mit steinigen Böden sollten sich deshalb beim Anbieter informieren.


guido.hoener@topagrar.com


guido.hoener@topagrar.com


In der nächsten Ausgabe stellen wir das Scharprogramm einiger bekannter Hersteller vor.

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