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Einfacher bedienen und überwachen

Lesezeit: 11 Minuten

Das Smartphone zeigt, wo der Schlepper fährt, Sensoren sagen Schäden voraus, die Elektronik steuert die Ausbringmenge komplett automatisch. Das sind nur einige Trends, der Hersteller in diesem Jahr.


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Isobus, Überwachungssysteme, Smartphone… Lösungen rund um diese drei Bereiche finden sich bei fast jedem großen Hersteller auf der Agritechnica wieder. Immer neue Ideen finden ihren Weg in die Praxis. Vor zehn Jahren nur vereinzelt und bei komplexen Maschinen angeboten, zählt der Isobus nun häufig zur Standardausstattung. Viele Sämaschinen, Spritzen oder Pressen sind mit diesem Datenübertragungssystem ausgestattet. Ein genormter Stecker plus ein Isobus-fähiges Terminal reichen und zumindest die reine Maschinensteuerung funktioniert. Die Firmen nutzen den Standard mehr und mehr für andere Geräte. So steuert Kverneland selbst eine Grubberbaureihe über den Isobus. Der Turbo T i-Tiller kann darüber z.B. die Arbeitstiefe nach Applikationskarten steuern. Bergmann setzt auch bei den Überladewagen, den Häckseltransportwagen und den Rübenreinigungswagen auf die Isobus-Steuerung. Somit lassen sich alle Fahrzeuge des Herstellers mit einem Isobus-Terminal bedienen.


Silbermedaillen auch für Nachrüstlösungen


Noch sind aber längst nicht alle Geräte in der Praxis Isobus-kompatibel. Für Nachrüstungen und auch als günstige Isobus-Lösung für kleinere Maschinenbauunternehmen soll sich das Isomax von der CNH-Tochterfirma AgXtend eignen. Das Modul stellt dem Schlepper nötige Informationen zum Anbaugerät, wie z.B. die Abmessungen zur Verfügung. Damit entfallen manuelle Eingaben. Zudem soll sich das System über WLAN und Bluetooth z.B. mit dem Fliegl Counter Beacon verbinden können und so die Dokumentation erleichtern. Isomax unterstützt ebenso Applikationskarten. Für diese Lösung hat die DLG eine Silbermedaille verliehen.


Ebenfalls Silber hat das IQblue von Lemken erhalten. Auch dies ist eine Nachrüstlösung für Anbaugeräte. Mit dem System lässt sich beispielsweise ein Pflug ausstatten. Ein angeschlossener Sensor misst z.B. die aktuelle Arbeitsbreite des Variopflugs. Im Zusammenspiel mit einem intelligenten Schlepper, der über Tractor Implement Management-System (TIM) verfügt, kann so der Traktor die Pflugbreite automatisch durch ein Hydrauliksteuergerät anpassen. Das Resultat ist eine gerade Pflugfurche ohne separate Hydrauliksteuerung auf dem Pflug.


Die TIM-gesteuerten Anbaugeräte nehmen immer weiter zu. Damit diese Geräte herstellerübergreifend miteinander kompatibel sind, hat die AEF eine neue Zertifizierung entwickelt. Sind der Traktor und das Gerät TIM-zertifiziert, kann der Landwirt sicher sein, dass die Geräte zusammen funktionieren.


Touch ist Standard


Garant Kotte bietet für seine bekannten Smart Control-Steuerungen ein Gateway an, das die Steuerung in den Isobus integriert. Zudem bringt der Hersteller das komplett neue Terminal GoControl Iso im nächsten Jahr auf dem Markt.


Die Touchbedienung setzt sich immer weiter durch, bei fast keinem Bildschirm fehlt diese Funktion. Selbst einfache Terminals, wie das neue DS 500 von Krone und das Smart 570 von Müller Elektronik kommen mit dieser Funktion daher. Diese beiden Terminals übernehmen ausschließlich Bedienfunktionen. Tasten an der Seite des Bildschirms erleichtern die Handhabung während der Fahrt. Zusätzlich lassen sie sich mit einem AUX-N Joystick kombinieren. Section Control oder Variable Rate unterstützen diese Terminals jedoch nicht.


Einen anderen Weg geht Reichardt. Der Hersteller hat kein neues Terminal entwickelt, sondern setzt auf eine App für Android- und Windows-Tablets. Damit sollen unter anderem Section Control und Variable Rate Control möglich sein. Das Iso Flex TC-Modul ermöglicht die Anbindung über WLAN zum Isobus des Schleppers.


Joystick erweitert Bedienung


Um während der Arbeit nicht ständig auf ein Touchterminal drücken zu müssen, können fast alle Traktorenhersteller Tasten mit Isobus-Funktion belegen. Dort ist aber nicht auf einem Blick zu erkennen, welche Funktionen auf welcher Taste liegt. Zur letzten Agritechnica hat das CCI deshalb einen Joystick mit integriertem Bildschirm vorgestellt. Der nun serienreife Joystick A3 zeigt direkt auf den Tasten die zugehörige Funktion an. Mit einfachen Gittern lässt sich das Layout der Tasten verändern. Für die Isobus-Anbindung ist der Joystick AUX-N zertifiziert.


Pflanzensensoren im Isobus


Nährstoffsensoren wie z.B. der Claas Crop Sensor oder der Farm Facts GreenSeeker waren bisher an ein separates Terminal angeschlossen. Über eine serielle Schnittstelle musste man dieses mit einem Isobus-Terminal verbinden. Mit dem neuen Peer Control vom CCI ist die direkte Anbindung über Isobus möglich. Ein zusätzliches Display ist nicht mehr nötig. Der Yara N-Sensor lässt sich über die agriBox ebenfalls direkt mit den Terminals vom CCI verbinden. Dazu ist lediglich die sogenannte agricon App auf dem Terminal erforderlich.


Überwachungssysteme


Durch GPS-Lenksysteme und teilautomatische Steuerungen braucht sich der Fahrer nicht mehr auf die Bedienung der Maschine zu konzentrieren. Er übernimmt vor allem Überwachungsaufgaben.


Das mit einer Silbermedaille ausgezeichnete System Smart View von Grimme kann dazu bis zu acht Kameras auf einem Bildschirm anzeigen. Insgesamt lassen sich sogar 24 Kameras anschließen. Das Besondere ist aber, dass man aus einem Kamerabild mehrere Bereiche vergrößern und in separaten Fenstern anzeigen kann. Die Bedienung läuft wie auf einem Smartphone per Multitouch-Gesten. Über WLAN ist die Wiedergabe der Bilder auf Tablet und Smartphones möglich. So kann z.B. das Verlesepersonal gleichzeitig die Live-Bilder beobachten. Zudem lassen sich Bilder in Slow Motion wiedergeben, was für genaueres Einstellen interessant ist.


Auch Ropa hat für sein Kamerasystem R-Connect Monitor am Rübenroder Tiger 6S eine Silbermedaille erhalten. Die Kameras fotografieren den Bestand und die Rübenqualität und speichern diese automatisch regelmäßig zusammen mit den Maschineneinstellungen in einem online-Portal ab. Mehraufwände beim Roden lassen sich damit dokumentieren und später abrechnen.


Continental stellt das Surround- View-System ProViu 360 vor. Es soll wie im Pkw eine Sicht wie aus der Vogelperspektive bieten. Solche Systeme haben bisher auch schon John Deere und Fendt 2015 vorgestellt. In der Praxis sind die Systeme noch nicht angekommen. Continental möchte in die Bilder auch Sensordaten wie z.B. Reifendrücke und Betriebstemperaturen auf dem Monitor einblenden, aber auch Radarinformationen integrieren.


Eine Silbermedaille hat das russische Unternehmen Rostselmash für seine Kamera-Technologie erhalten. Das RSM Night Vision-System nimmt, zusätzlich zum sichtbaren Spektrum, den nahinfraroten Bereich auf und projiziert das Bild auf die Frontscheibe. Dabei kommt eine kostengünstige Kamera auf Siliziumbasis zum Einsatz. Das System soll Personen und Hindernisse bis in 1500 m bei Nacht erkennen können. Fitzmeier geht bei der Darstellung der Bilder einen Schritt weiter. Eine besondere Brille, sogenannte Smart Glasses sollen dem Fahrer auf Grundlage von Argumented Reality (erweiterte Realität) Bereiche einblenden, die z.B. durch A-Säule oder Motorhaube verdeckt bleiben. Das System ist aber noch nicht verfügbar.


Schon erhältlich ist hingegen von Fliegl die nachrüstbare Seitenkamera Hawk. Sie eignet sich für Anbaugeräte, die mehr als 3,5 m von der Lenkradmitte nach vorne ragen. Von Steyr gibt es eine ähnliche Lösung ab Werk. Ebenfalls im Markt ist der Scheinwerfer Osprey von Fliegl, welcher in der Mitte eine Kamera integriert hat. Die Kamera benötigt somit keine Nachtsichtfunktion mehr.


Fehlersuche beschleunigen


John Deere stellte schon 2013 den Displayfernzugriff vor. Nun haben CaseIH, Fendt und Massey Ferguson nachgezogen und präsentieren zur Agritechnica Fernüberwachungssysteme für ihre Maschinen. Damit kann der Betriebsleiter vom Computer auf alle Maschinendaten zugreifen. So kann der Händler den Fahrer bei einer Fehlersuche unterstützen, ohne wirklich vor Ort zu sein.


Um die Fehlersuche bei mechanischen Bauteilen auf ein Minimum zu reduzieren, setzten z.B. Bosch, Continental und Walterscheid auf Sensoren in den Komponenten. Diese sollen etliche Stunden vor dem Ausfall eines Bauteils darauf hinweisen und so einen Totalausfall der gesamten Maschine verhindern. Predictive Maintance (vorrausschauende Wartung) nennt sich dieser Bereich, der in Zukunft immer wichtiger wird.


Apps als Bindeglied


Viele Hersteller nutzen jetzt Smartphones, um Maschinen einzustellen, Handlungsempfehlungen zu geben oder um Arbeiten zu dokumentieren.


Amazone bietet als Alternative zu seinen Twin-Terminals an den Sämaschinen die Möglichkeit, einen Bluetooth-Adapter zu installieren. Mit einem Smartphone sowie der mySeederApp lässt sich die Kalibrierung des Säantriebes durchführen. Ähnlich funktioniert die mySpreaderApp für Düngerstreuer. Hier kombiniert Amazone die Streutabelle mit der Querverteilungskontrolle EasyCheck und der neuen Anwendung EasyMix zur Kalkulation von Mischdüngern. Auch mit dieser App lässt sich direkt mit dem Maschinenterminal kommunizieren und die nötigen Einstellwerte übertragen. Eine manuelle Eingabe entfällt. Das Handy nutzt Amazone ebenfalls dazu, das eigene Terminal Amatron 4 mit dem Agrirouter zu verbinden. So benötigt das Terminal keine separate Daten-Sim-Karte.


Väderstad bedient seine Maschinen fast ausschließlich über die Tablet-Steuerung E-Services. Die App E-Control Mobile war somit bei Väderstad nur noch ein kleiner Schritt. Man muss nun nicht mehr zum Abdrehen das Tablet aus der Halterung nehmen, sondern kann dazu das Smartphone nutzen.


Eine herstellerübergreifende App zur einfachen Verlustberechnung für Mähdrescher bietet New Holland. Dazu muss der Fahrer die Frucht, den Ertrag, die Schneidwerks- und Siebkastenbreite sowie die gezählten Verluste eingeben. Die Kornverluste zeigt die App dann in Prozent an. Für New Holland-Mähdrescher gibt es dann eine Verknüpfung zu einer weiteren App, die optimierte Einstellungen für den Drescher anzeigt.


Smartphone als Einstieg


Besonders die teilflächenspezifische Ausbringung von Dünger, Saatgut und Spritzmitteln gewinnt stark an Bedeutung. Besonders auf kleineren Betrieben sind jedoch dafür häufig nicht die Voraussetzungen gegeben. Denn Isobus-Terminal und Anbaugerät müssen beide die Funktion TC-GEO unterstützen. Dabei haben viele Betriebe nicht mal ein Isobus-Terminal. Kuhn stellt für diesen Fall die App Easy Maps vor. Diese kann auf dem Smartphone Applikationskarten darstellen. Per GPS-Modul des Smartphones ermittelt die App die aktuelle Position und gibt dazu passend den auszubringenden Wert an. Der Fahrer muss dann manuell die Menge anpassen, z.B. beim Düngerstreuer über die Fahrgeschwindigkeit.


Auch 365FarmNet möchte mit der 365Pocket App Landwirte ansprechen, die bisher noch nicht auf die Digitalisierung setzen. In der App lassen sich alle Arbeiten eingeben und anschließend als Excel-Dokument ausgeben. Auf eine Auswertung und komplexe Darstellung verzichtet die App. Dafür ist sie auch offline nutzbar.


Herstellerunabhängig


Isobus, Smartphones und Überwachungssysteme verwendet man nicht nur für die Maschinensteuerung. Mit ihnen lassen sich auch Arbeitsabläufe dokumentieren und optimieren. Jedoch hat jeder Hersteller seine eigene Cloud und seinen Datenstandard. Dadurch können Betriebsleiter mit gemischten Fuhrparks bislang nicht alle Informationen in einer Bedienmaske aufrufen.


Um Arbeitsaufträge herstellerübergreifend versenden, bearbeiten und fertigmelden zu können, hat DKE-Data den agrirouter bereits 2017 vorgestellt. Dieser ist in diesem Frühjahr online gegangen. Über den agrirouter lassen sich Auftragsdaten im Iso-XML-Format übertragen. So kann man z.B. Applikationskarten, Dieselverbräuche und Zeiten einzelnen Aufträgen zuordnen. Partner von DKE-Data sind bisher viele große Firmen. Zur Agritechnica wollen weitere Hersteller dem Zusammenschluss beitreten.


Von Cloud zu Cloud


Nicht am Agrirouter beteiligen sich Claas und John Deere. Diese beiden Unternehmen verfolgen zusammen mit 365FarmNet eine andere Strategie beim Datenaustausch, den die beiden Hersteller nun im Projekt DataConnect bündeln. Bisher funkt jede Maschine ihre Daten in die Cloud ihres Herstellers. Das macht das Vergleichen und Auswerten der Daten schwierig, da sich die Clouds bisher nicht untereinander „verstehen“. Durch intelligente Schnittstellen können die Clouds so „miteinander reden“. Durch die Cloud-zu-Cloud-Kommunikation kann z.B. der Einsatzleiter eines Lohnunternehmens die Daten der Maschinen von den Herstellern B und C auch zusammen mit der Maschine A über die A-Cloud abrufen.


Bisher verarbeitet das System die Dieselfüllstände, die Geschwindigkeit, die aktuelle Position, die historische Position und den Zustand (Stillstand, Arbeit). Weitere Möglichkeiten sollen folgen. Die Software-Plattform 365 ist ebenfalls eingebunden, kann zurzeit allerdings nur Daten auslesen, aber nicht an die Maschinen senden. Das System ist auch für ältere Maschinen mit Telemetrie abwärtskompatibel.


DataConnect versteht sich nicht als Unternehmen, sondern als Initiative für die Vereinheitlichung der Schnittstellen zwischen den Clouds.


Auf Pflanzendaten reagieren


Ein ebenfalls komplett neuer Ansatz ist Nevonex von Bosch. Damit möchte das Unternehmen ein offenes und herstellerunabhängiges System zur Kommunikation von Maschinen mit agronomischen Daten bieten. Diese Idee hat die DLG mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. Bosch stellt dazu ein Steuergerät und die Softwarearchitektur der Cloud zur Verfügung. Bisherige Partner von Bosch sind z.B. Amazone, Lemken, Rauch, Syngenta und Xarvio. Mit dem System soll es beispielsweise möglich sein, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit beim Spritzen zu erfassen und in die Cloud zu laden. Die nötige Aufwandmenge bei den unterschiedlichen Umgebungsverhältnissen soll die Spritze sich zeitgleich aus der Cloud laden.


Einen anderen Anwendungsfall von Nevonex stellt Rauch vor. Hier bezieht der Düngerstreuer über die Cloud eine spezielle Software, die das Streuen am Hang verbessert. Der Landwirt ruft die Software nur dann ab, wenn er sie benötigt. Dafür zahlt er diese nur für die Fläche, auf der er das System einsetzt.


florian.tastowe@topagrar.com

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