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Elektrisch statt hydraulisch

Lesezeit: 9 Minuten

Bis zu zwölf Meter Arbeitsbreite sollen mit dem elektrisch angetriebenen Pneumatikstreuer Vento von Lehner möglich sein. Wir haben den Streuer in zwei Ausführungen zur Zwischenfruchtsaat eingesetzt.


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Kleine Pneumatikstreuer findet man häufig auf Bodenbearbeitungsgeräten, um damit in einer Überfahrt die Zwischenfrucht auszusäen. Der Vorteil ist klar: mit niedrigem Aufwand lassen sich zwei Arbeitsgänge miteinander kombinieren. Aber auch bei der Grünlandnachsaat oder zum Ausbringen von Untersaaten sind die Geräte oft erste Wahl. Mit einem elektrisch angetriebenen Gebläse sind aber meist nur kleine Arbeitsbreiten oder geringe Streugutmengen möglich. Wer eine höhere Luftleistung benötigt, muss deshalb zum hydraulischen, und damit zum teureren Antrieb greifen.


Anders hingegen bei Lehner. Der Hersteller bewirbt seinen Pneumatikstreuer Vento mit einer Arbeitsbreite von bis zu 12 m mit elektrisch angetriebenem Gebläse. Das ist auf dem Markt einzigartig. Mit dem Vento sollen sich problemlos bis zu 120 kg Saatgut je Hektar auf dieser Arbeitsbreite ausbringen lassen. Wir wollten wissen, wo die Leistungsgrenze des Vento liegt und haben ihn einem Belastungstest mit Grünroggen unterzogen. Dafür stellte uns Lehner einen Vento mit 12 m breitem, klappbarem Gestänge zur Verfügung. Außerdem brachte der Hersteller uns für den Praxistest einen Väderstad Cultus Grubber mit 3 m Arbeitsbreite und aufgebautem Vento-Streuer mit.


Großer und kleiner Tank


Der Streuer auf dem Grubber fasst 230 l Saatgut. Der zweite Teststreuer hingegen fasst bist zu 500 l in seinem Tank. Neben diesen beiden Tankgrößen gibt es den Vento noch mit 120 und 360 l Tankvolumen. Für die Montage auf Anbaugeräten bietet Lehner verschiedene Montagekits, wie z.B. eine Anschraubplatte mit Klemmhalterungen für Vierkantrohre. Das Gewicht des 230 l-Streuers gibt der Hersteller mit 67 bzw. 78 kg an. Bei dem 500 l großen Behälter sind es bis zu 177 kg. Inklusive Tankfüllung kann es der große Behälter so schnell auf 550 kg bringen. Das gilt es bei der Hubkraft des Schleppers zu beachten.


Zur Dosierung des Saatgutes nutzt Lehner wahlweise 8 oder 16 Schlauchabgänge. Bei der Ausführung mit 8 Abgängen gibt es ein elektrisch angetriebenes Gebläse und eine Säwelle. Dann benötigt der Vento eine maximale Stromaufnahme von bis zu 33 A. Damit sind bis zu 6 m Arbeitsbreite möglich. Ordert man den Vento mit 16 Schlauchabgängen, gibt es ein zweites Gebläse und eine zweite Säwelle. Die Stromaufnahme soll hier bis zu 45 A betragen.


Die per Elektromotor angetriebenen Säwellen dosieren das Saatgut mit geteilten Zellen zu den Schlauchabgängen. Je nach Saatgut benötigt man unterschiedliche Zellgrößen. Lehner stattet den Vento standardmäßig immer mit einer Säwelle mit blauen Zellenrädern (5 ml/Zelle) aus. Für unterschiedliche Saatgüter liegen außerdem grüne (2,5 ml/Zelle) und rote (10 ml/Zelle) Zellen bei. Pro Schlauchabgang lassen sich jeweils entweder eine oder zwei Zellen auf der Welle montieren. Der Wechsel der gesamten Welle am Gerät ist einfach. Dazu dreht man werkzeuglos einen Bajonettverschluss unter dem Tank los und kann die Welle dann per Hand mit einem mitgelieferten Spezialwerkzeug herausziehen. In der beiliegenden Streutabelle ist erklärt, welche Zellen für welches Saatgut empfohlen werden. Um die Zellenräder zu tauschen, muss man die Welle auseinanderbauen und die einzelnen Zellen tauschen. Wer z.B. zwischen Grünroggen und Kleinsämerein wechselt, sollte deshalb eine zusätzliche Säwelle mitbestellen.


Die Menge passt


Da die Stromaufnahme des Vento mit max. 33 bzw. 45 A recht hoch ist, reichte die dreipolige Steckdose auf dem Schlepper nicht aus, um den Streuer mit Strom zu versorgen. Lehner liefert deshalb standardmäßig ein Batteriekabel mit 6 mm² Querschnitt mit. Über einen Schnellverschluss lässt sich der Streuer samt Terminal dann mit Strom versorgen. Optional gibt es auch ein Adapterkabel für die Isobus-Steckdose, dann geht der Anschluss schnell und einfach – gut. Achten Sie vor allem auch auf die Leistung ihrer Lichtmaschine im Schlepper. Gerade bei älteren Modellen kann es vorkommen, dass die Leistung nicht ausreicht, wenn mehrere elektrische Verbraucher aktiv sind.


Bedient wird der Streuer über das Vento II Bedienteil. Über das 3,3“ große Schwarz-weiß-Display lassen sich alle Einstellungen vornehmen. Über einen Dreh-Drückknopf gelangt man zu den verschiedenen Menüpunkten und kann diese durch Drücken auswählen. Übrigens: Lehner hat auf seiner Internetseite Kurzvideos veröffentlicht, die z.B. den Abdrehvorgang, aber auch den Zellenradwechsel und weitere Einstellungen sehr gut erklären.


Auch die Abdrehprobe wählt man über das Bedienteil vor. Dazu muss man im Untermenü „Abdrehprobe“ zunächst das auszubringende Produkt eingeben. Hierbei hat uns die Bedienung mit dem Dreh-Drückknopf nicht so gut gefallen, da man recht lange braucht, um durch die Buchstabenreihen zu navigieren.


Ist ein Produkt angelegt, bleibt es im Speicher des Gerätes. Anschließend wählt man die Abdrehdauer vor. Hier kann man zwischen 30, 60 oder 90 Sekunden wählen. Wir fänden es einfacher, wenn die Probe nach Fläche läuft. Das ist von vielen Sämaschinen bekannt und die abzudrehende Menge ist besser vorstellbar. Nachdem man das Saatgut eingefüllt hat, zieht man die Saatgutschläuche ab und hängt hierunter den beiliegenden Kunststoffsack ein. Eine richtige Abdrehklappe, die den Saatgutstrom aus den Dosierzellen über eine Rutsche in den Sack leitet, wäre die bessere Variante gewesen. Außerdem sollte man bei der Montage des Streuers darauf achten, dass unter der Dosiereinheit genug Platz zum Einhängen des Sackes ist. Weil der Testgrubber mit einem Podest ausgestattet war, um gut zum Streuer zu gelangen, war hier kaum Raum für den Auffangsack und auch die Schläuche ließen sich nicht optimal lösen. Sack und Kofferwaage sind serienmäßig und finden vorne am Streuer in einer Dokumentenrolle Platz.


Den Vorgang kann man anschließend am Gerät starten, das hat uns gut gefallen. Im Terminal gibt man dann die gewogene Menge ein. Die Ausbringmenge lässt sich anschließend je nach Bedarf anpassen. Ordert man den Vento mit zwei Dosierwellen, läuft der Abdrehvorgang gleich ab. Hier muss lediglich ein zweiter Sack eingehängt und beide Gewichte anschließend addiert werden.


Für die fahrgeschwindigkeitsabhängige Dosierung braucht der Streuer ein Geschwindigkeitssignal. Serienmäßig gibt es dafür ein 7-poliges Kabel für die Signalsteckdose des Schleppers. Wir haben mit dem optionalen Acco-Sat-GPS-Empfänger gearbeitet (495 €, alle Preise ohne MwSt.). Die ausgebrachte Menge passte dabei im Test sehr gut. Zusätzlich gibt es immer einen Leermelder, der über ein akustisches und optisches Signal rechtzeitig Bescheid gibt. Will man den Behälter entleeren, geht das entweder über das Entleerungsmenü oder über eine seitliche Klappe.


Automatisch schalten


Der Home-Bildschirm des Vento Bedienteils zeigt dem Fahrer alle wichtigen Parameter an. Das Gebläse schaltet man entweder separat über einen Taster oder mit dem Start der Dosierung ein. Das verhindert ein Verstopfen der Saatschläuche – sehr gut. Die Anlaufzeit des Gebläses ist recht lang, weil laut Lehner hierdurch Spannungsspitzen vermieden werden sollen. Das Ein- und Ausschalten der Dosierung läuft entweder manuell über den großen Start/Stop-Knopf oder komfortabler über das EHR-Signal des Schleppers. Auch ein Federschalter am Oberlenker ist möglich. Weil das EHR-Signal aber nicht bei allen Schleppern gleich gepolt ist, lässt sich die Polarität im Untermenü anpassen – gut. Die Dosierung hat im Feld zeitlich passend geschaltet, sowohl beim Ein- wie auch beim Ausheben. Die Drehzahl des Gebläses lässt sich in Prozent-Schritten einstellen. Um einen ordentlichen Luftstrom zu gewährleisten und auf Nummer sicher zu gehen, haben wir das Gebläse immer mit 100% der Drehzahl laufen lassen.


Das Untermenü bietet zusätzlich noch einen Hektarzähler für die Tages- und Gesamtleistung. Auch die Eichfahrt für die verschiedenen Geschwindigkeitssignale (Radsensor, GPS oder Speedimpulse) lassen sich über das Terminal vornehmen. Insgesamt wirkt die Bedienung einfach gehalten und ist gut verständlich. Als Option würden wir uns aber einen Touchbildschirm wünschen, was die Bedienung noch intuitiver macht. Eine Isobus-Steuerung bietet der Vento nicht. Leider störte die Steuerung den Radioempfang der beiden eingesetzten Schlepper im Test. Laut Lehner dürfte das bei der EMV-geprüften Steuerung aber nicht vorkommen.


Einfache Schlauchverlegung


Je nach Ausstattung liegen dem Streuer 8 oder 16 Prallteller mit entsprechenden Halterungen sowie 25 bzw. 50 m Schlauch bei. Die Streuteller sind so zu platzieren, dass das Saatgut entweder horizontal oder vertikal vor die Prallbleche prallt. Für die Prallbleche gibt es Bügelhalterungen, die sich um ein 40x40 mm großes Vierkantrohr klemmen lassen. Damit sollte die Montage bei vielen Geräten einfach möglich sein. Die Prallbleche lassen sich bis zu einem Abstand von 75 cm zueinander montieren. Für eine gleichmäßige Ablage des Saatgutes sollten sie mindestens 50 cm vom Boden entfernt sein. Wir haben beim Grubber mit acht Abgängen gearbeitet. Dabei wurde das Saatgut horizontal vor die Prallbleche geblasen und dadurch fächerförmig vor der Walze abgelegt. Die Schläuche sollten geradlinig und durchgehend abfallend verlegt sein. Dann klappt es auch mit der gleichmäßigen Verteilung. Die von Lehner angegebene, maximale Schlauchlänge von 10 m sollte für die meisten Anwendungsfälle ausreichen.


Hohe Belastung


Wir wollten in unserem Test außerdem wissen, wie viel Saatgut sich mit den elektrisch angetriebenen Gebläsen auf 12 m Arbeitsbreite tatsächlich ausbringen lassen. Dazu haben wir mit dem großen Streuer samt klappbarem Gestänge Grünroggen mit einer Menge von 120 kg/ha ausgebracht. Mit den großen Zellenrädern auf den Dosierwellen konnten wir bis zu 10 km/h schnell fahren. Bei 12 km/h kam dann an den äußeren Schläuchen kein Saatgut mehr an, was an dem nicht durchgehendem Gefälle der Leitungen lag.


Lehner hat mit seinem Vento gezeigt, dass auch ein elektrischer Antrieb Saatgut auf größeren Arbeitsbreiten genau ausbringen kann. Der werkzeuglose Wechsel der Säwellen hat überzeugt. Die Steuerung könnte Lehner aber noch etwas moderner gestalten.


Für den kleineren Streuer sind in Testausstattung 4495 € fällig. Die größere Variante mit zwei Säwellen und zwei Gebläsen kostet 7095 €.


andreas.huesmann@topagrar.com

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