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Exakte Steuerung

Lesezeit: 10 Minuten

Mit seiner Baureihe Exacta-TL-Geospread möchte Kverneland seinen Kunden eine hohe Präzision und viel Komfort beim Düngerstreuen bieten. Wir haben den Streuer eine Saison eingesetzt und dabei auch Applikationskarten drahtlos übertragen.


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Gerade auf inhomogenen Schlägen kann eine teilflächenspezifische Ausbringung mitunter höhere Erträge oder einen homogeneren Bestand bringen. Diese Anforderungen möchte Kverneland mit dem Exacta-TL-Geospread erfüllen. Den Streuer gibt es auch unter der Marke Vicon (Rotaflow RO-EDW Geospread) und von Kubota (DSX-W Geospread). Die TL-Serie hat bei Kverneland die höchste Ausstattung. Mit größeren Dosieröffnungen für hohe Mengen gibt es den TLX. Darunter kommt die Einsteigerbaureihe EL und die mittlere Baureihe CL.


Kverneland stellte uns das Modell TL2800 für eine Saison zur Verfügung. Das Dosiersystem ist in ähnlicher Form seit 1995 im Einsatz. Wir haben uns den Wiegestreuer mit vollem Elektronikpaket, welcher zuletzt 2022 ein Update erhalten hat, genauer angeschaut.


Grundaufbau


Der Grundbehälter des TL2800 fasst 1500 l. Darauf lassen sich bis zu drei Aufsätze (je 1169 €) aus Aluminium montieren. Die Aufsätze sind alle baugleich. Mit drei Aufsätzen schafft es die Maschine auf ein Volumen von 3450 l. Der Behälter unseres Modells mit zwei Aufsätzen fasste 2800 l. Dabei baut der Behälter 2,75 m breit und 1,30 m lang. Die Einfüllhöhe beträgt mit zwei Aufsätzen 1,71 m. Die Einfüllbreite ist mit 2,68 m schon ordentlich. Für eine noch breitere Öffnung und größere Mengen gibt es den Streuer mit einem 2,90 m breiten Behälter. Dann sind insgesamt 3900 l möglich. Unsere ca. 700 kg schwere Testmaschine bietet eine Nutzlast von 3,9 t. Dann sind aber große Standardschlepper notwendig, um das Gesamtgewicht des Schleppers in Kombination mit dem notwendigen Frontgewicht nicht zu überschreiten.


Im Behälter sind zwei zur Mitte hin spitz nach oben zulaufende Schutzgitter montiert. Diese treiben Düngerklumpen nach außen, sodass über den Ausläufen der Dünger ungehindert fließen kann. Jedoch kann man so zur Reinigung schlecht im Streuer stehen. Die Gitter lassen sich mit einem kleinen, steckbaren Hebel entriegeln und anschließend an einem Griff anheben. In den Behälter gelangt man mit der ordentlichen Leiter an der linken Seite sowie einem innenliegenden Tritt.


An unserem Testgerät war eine manuelle Abdeckplane (1020 €) montiert (elektrische Version ist Option). Sie lässt sich leicht mit dem linksseitigen Hebel hochklappen. Hinten wie vorne gibt es je zwei Gummispanner, mit dem man die Plane fixiert. Schönes Detail zum Säubern der Maschine: Die vordere Befestigung der Plane lässt sich per klappbarem Rohr nach oben schwenken. So bleibt hier sicher kein Düngerkorn stecken. Die Plane hat kein Schaufenster. Dafür sind vorne zwei (zu) kleine Kunststofffenster in den Grundbehälter integriert. Eine Füllstandskontrolle hierüber ist jedoch schwierig.


Anbau


Der ganze Behälter ist über vier 5 t-Wiegestäbe mit dem Grundrahmen verbunden. Das Terminal zeigt das Gewicht in 1 kg-Schritten an. Ein Neigungssensor mittig unter dem Behälter rechnet Querkräfte am Hang raus. Wir kontrollierten die Waage häufig. Die eingefüllte Menge lag immer im Bereich der 20 kg-Schritte einer geeichten Waage – top.


Der Rahmen bietet zwei Oberlenker und zwei Unterlenkerkoppelpunkte der Kategorie 2. Beim Einhängen des Oberlenkers muss man aufpassen, keine Macke in den Behälter oberhalb des Koppelpunktes zu schlagen. Entweder man hebt den Streuer mit den Unterlenkern zuvor einige Zentimeter an oder man fährt den Oberlenker erst auf Position, wenn man ihn zuvor runtergeklappt hat. Vorteil des über den Oberlenker bauenden Behälters ist der dichte Schwerpunktabstand. Jedoch bleibt dadurch zwischen Schlepper und Streuer wenig Platz zum Ankuppeln. Meist haben wir erst die Schläuche für die Grenzstreueinrichtungen, das Isobuskabel und die Zapfwelle mit dem Schlepper verbunden und sind dann die letzten 10 cm an den Streuer herangefahren. Die Parkpositionen für Hydraulikschläuche, Lichtstecker und Isobuskabel sind grundsätzlich gut, jedoch sehr dicht beieinander positioniert, sodass die einzelnen Halter nicht optimal zugänglich sind.


Der Streuer stand auf den optionalen Lenkrollen. Diese lassen sich zwar unter dem Streuer verstauen, sie sind aber einzeln per Klappstecker gesichert. Das können andere Hersteller besser. Gefallen hat uns jedoch, dass die Schwenklager der Rollen und die Parkposition aus nichtrostendem Stahl bestehen und man zusammen mit dem Rollenhalter auch eine Palettengabelaufnahme bietet. So lässt sich der Streuer im Winter schnell ins Hochregal stellen – lange Gabelzinken vorausgesetzt.


Das Herz des Streuers


Das Getriebe am Düngerstreuer bietet zwei Eingangswellen – „Hase und Schildkröte“ – auf die man je nach Arbeitsbreite und mögliche Zapfwellendrehzahlen die Gelenkwelle aufsteckt. Um eine Arbeitsbreite von 30 m zu erreichen, mussten bei den von uns gewählten Düngern die Scheiben mit 950 U/min drehen. Auf „Hase“ sollte dann die Zapfwelle mit 525 U/min und auf „Schildkröte“ mit 720 U/min rotieren. Ab der nächsten Saison bietet Kverneland die hydraulische Version iDC an, um an Grenzen noch genauer streuen zu können.


Der Dünger gelangt, je nach Menge, durch entweder eine oder drei Öffnungen nicht direkt auf die Streuschaufeln, sondern zuerst in eine mittig auf dem Streuteller platzierte, 20 cm große Vorkammer. Kverneland nennt das System CentreFlow Streusystem. Hier wird der Dünger vorbeschleunigt und gelangt dann durch eine seitliche Öffnung auf die Streuschaufeln. Ein Stellmotor kann die 14 cm breite Öffnung verdrehen und so den Aufgabepunkt für die jeweilige Arbeitsbreite in einem gewissen Rahmen verstellen. Ebenfalls ein Elektrostellmotor variiert die Öffnungsweite für die Düngermenge. Oberhalb der drei Löcher drehen zwei Rührfinger mit 15% der Scheibendrehzahl und sorgen für einen kontinuierlichen Düngerfluss.


Die Streuteller haben sechs lange und zwei kurze Streuschaufeln. Diese sollen laut Kverneland eine bessere Längsverteilung erreichen. Da sich der Dünger auf die Schaufelanzahl verteilt, verschleißen sie zudem nicht so schnell. Für eine noch längere Haltbarkeit lassen sich die 285 mm langen Streuschaufeln auf Wunsch beschichten. Unterschiedliche Streuteller/-schaufeln sind für die Arbeitsbreiten von 15 bis 45 m nicht nötig. Hauptsächlich verstellt man nur die Scheibendrehzahl. Alle beweglichen Teile, die mit Dünger in Berührung kommen sowie der Streuschutz nach vorne bestehen aus nichtrostendem Stahl.


An der Grenze


Es gibt zwei verschiedene Grenzstreueinrichtungen für den TL. Den klassischen, seitlich montierten Grenzstreuschirm (1330 €) und eine mittig platzierte Variante (1003 €). Für den Test waren beide Schirme montiert. Sie sind jeweils mit einem einfachwirkenden Hydraulikzylinder angesteuert. Je ein Sensor pro Schirm überwacht die Position. Für das Streuen aus der ersten Fahrgasse heraus nutzt man den seitlichen Grenzstreuschirm. Die Lamellen und der Schirm lassen sich im heruntergeklappten Zustand nach Streutabelle mit insgesamt drei Rändelschrauben einstellen. Das klappte gut, die Skalen sind gelasert. Klassischerweise kommt beim Einsatz des seitlichen Grenzstreuschirms, wie bei allen anderen Herstellern auch, direkt am Feldrand weniger Dünger an. Um auch hier ertragsoptimiert düngen zu können und trotzdem kein Dünger über die Feldgrenze zu werfen, setzt man den mittigen Grenzstreuschirm ein. Dabei fährt man direkt an der Grenze entlang und wirft nur mit dem feldinneren Streuteller den Dünger auf die Fläche. Im Untermenü des Terminals muss man dazu angeben, ob der linke oder der rechte Dosierschieber öffnen muss.


Vorbereitungen fürs Streuen


Den TL Geospread bedient man über ein Isobusterminal. Wir haben den Streuer hauptsächlich mit dem konzerneigenen, 12“ großen IsoMatch Tellus Pro eingesetzt. Der Bildschirm zeigt zwei Bereiche an, die sich beliebig wechseln lassen. Im Terminal ist das Programm AutosetApp integriert. Dies ist eine elektronische Streutabelle, die sich per Internet-Stick aus dem Netz oder von einem USB-Stick aktuelle Streudaten ziehen kann. Kverneland führt ständig neue Streuversuche in der eigenen Streuhalle durch und aktualisiert die Daten. In Zukunft möchte der Hersteller die Streutabellen auf dem Jobrechner des Streuers speichern, um bei wechselnden Terminals keinen Informationsverlust zu haben.


Den richtigen Dünger in der Datenbank zu finden, ist recht aufwendig, denn zuvor muss man mit dem mitgelieferten Set aus Waage, 1 l-Behälter und Schüttelbox die Dichte und die Körnung des Düngers ermitteln. Diese und die Art des Düngers (z.B. mineralisch oder geprillt) trägt man im Terminal ein. Daraufhin schlägt die Software mehrere Dünger mit Namen vor, die den ermittelten Werten nahekommen. Daraus kann man dann den Dünger auswählen. Leider ist eine Suche direkt nach Düngername nicht möglich. Dafür lassen sich aber Düngersorten als Favoriten abspeichern, sodass man beim erneuten Einsatz nicht lange suchen muss.


Hat man das Produkt ausgewählt sowie die Arbeitsbreite und die geplante Düngermenge eingetragen, zeigt die Tabelle alle Einstellwerte an. Die Einstellungen für den Grenzstreuschirm muss man außen manuell vornehmen. Der Fahrer stellt die Unterlenker so ein, dass, gemessen vom Bestand, die Höhe der Streuscheiben 75 cm beträgt. Für 30 m Arbeitsbreite sollte der Streuer zudem um 8° nach vorne geneigt sein. Die Werte für den Aufgabepunkt, die Schieberstellung, die Warnmeldungen für die richtige Scheibendrehzahl, die Mengenänderungen beim Grenzstreuen und auch den Applikationspunkt fürs SectionControl lassen sich per Button aus der Anwendung einfach zur Bedienmaske des Düngerstreuers schicken. Fährt man den Streuer mit einem Schlepperterminal, ermittelt man die Werte per Smartphone-App und trägt sie manuell im Terminal ein. Die Darstellung der Einstellungen hat uns gefallen. Jedoch fehlten für unsere Dünger einige Werte, z.B. bei Ammoniumsulfatsalpeter fürs Grenzstreuen am Graben mit dem rechten Grenzstreuschirm. Etwas irritiert hat uns zudem, dass die Einstellung des Aufgabepunkts teilweise von der zu streuenden Menge abhängig ist. Damit ist dann eine variable Mengensteuerung nur in gewissen Grenzen möglich.


Genaue Mengensteuerung


Beim Streuen regelt der Streuer die Menge geschwindigkeitsabhängig. Wir haben dafür mit dem GPS-Signal gearbeitet. Zudem kalibriert sich der Streuer über die Wiegeeinrichtung dauernd selbst und regelt die Schieberöffnung nach. Dabei erreichte der Streuer sehr gute Werte. Die Abweichungen in der Menge/ha lagen bei uns unter 2%, vorausgesetzt der Streuer ist gleichmäßig befüllt. Anders hingegen sieht es aus, wenn eine Seite fast leer ist. Der Exacta TL hat keine Drehmomentsensoren oder ähnliche Technik, um einseitige Blockaden oder leere Behälter zu registrieren. Hier muss der Fahrer aufpassen. Als Wunschausstattung gibt es lediglich einfache kapazitive Näherungssensoren. Unterhalb von 50 kg Dünger im Behälter regeln die Schieber nur noch nach Geschwindigkeit.


Das SectionControl funktionierte bei uns mit dem Tellus Pro, aber auch mit verschiedenen Schlepperterminals, problemlos. Insgesamt bietet der Streuer bis zu 30 Teilbreiten. Die Anzahl lässt sich im Untermenü einstellen. Dabei kann durch die Aufgabepunktverstellung nicht nur von außen nach innen, sondern auch anders herum und damit über die Mitte hinweg abgeschaltet werden. Wir haben den Streuer auch mit Applikationskarten eingesetzt. Mehr dazu finden Sie im Internet unter: www.topagrar.com/exacta2023.


Eine besondere, optionale Funktion des Streuers nennt sich MultiRate. Der Streuer steuert dabei die linke und rechte Streuscheibe mit unterschiedlichen Mengen an. Die Grundlage bildet die Applikationskarte mit dem Applikationspunkt des Streuers. Im Untermenü lassen sich pro Seite bis zu vier Punkte über die Streubreite wählen. Diese Punkte ermitteln den jeweiligen Soll-Wert auf der Karte und bilden je Seite einen Mittelwert, den der Stellschieber anfährt. An eine punktgenaue Ausbringung kommt man damit zwar noch nicht ran, aber für einen Zweischeibenstreuer mit großer Arbeitsbreite passt die Ist-Menge deutlich besser.


Ergebnisse


Wir haben mit dem Streuer unter anderem ASS, KAS und Kali gestreut. Nachdem man den Streuer eingestellt hat, lief das Streuen problemlos. Das SectionControl arbeitete ordentlich. Wir streuten auf vielen unregelmäßig geformten Flächen. Bei der Bestandskontrolle waren keine unterdüngten Stellen zu erkennen. Die Verarbeitungsqualität hat uns gefallen. Lediglich die umständliche Ermittlung des Düngers konnte uns nicht überzeugen.


Der Kverneland Exacta TL Geospread kostet in Grundausstattung 24687 €. In unserer Testausstattung mit zwei Aufsätzen, Abdeckplane zwei Grenzstreueinrichtung, SectionControl- (560 €), sowie MultiRate-Freischaltung (560 €) liegt der Streuer bei 31498 €. Hinzu kam das Tellus Pro (5270 €) inklusive Kabelsatz, die Geocontrol-Freischaltung (1700 €) und die GPS-Antenne (1825 €). Die letzten drei Punkte kann man sich aber sparen, wenn man einen Isobus-fähigen Schlepper mit integrierten Lenksystem und Freischaltungen einsetzt. Alle Grundfunktionen liefen mit acht verschiedenen Terminals problemlos. Lediglich bei der Funktion MultiRate hatten manche Schlepperhersteller ihre Probleme.


Ihr Kontakt zur Redaktion:


florian.tastowe@topagrar.com


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