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Funktionsjacke für Rundballen

Lesezeit: 5 Minuten

Das B-Wrap soll Rundballen wetterfest machen – funktioniert das? Für unseren Werbecheck haben wir Heu- und Strohballen über den Winter draußen gelagert und im Frühjahr analysiert.


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Heu- und Strohrundballen lassen sich draußen nur schwer vernünftig lagern. Gänzlich ungeschützt vergammeln sie, und auch unter Folie kann durch Schwitzwasser und Regen-einbruch einiges schiefgehen.


Der israelische Garn-, Netz- und Folienspezialist Tama hat zusammen mit John Deere das System B-Wrap entwickelt: In das Bindenetz ist eine Funktionsmembran eingearbeitet. Sie schützt vor Regen, lässt aber Wasserdampf aus dem Ballen entweichen. Damit soll sich auch empfindliches Heu ohne weiteren Schutz draußen lagern lassen, versprechen die Hersteller. Das System ist in den USA bereits seit rund vier Jahren im Einsatz und kommt bei uns jetzt auf den Markt.


Wir wollten wissen, ob das wirklich klappt und haben den Test gemacht: Beim Lohnunternehmen Bernhard Lübbers im niedersächsischen Lindern pressten wir im Sommer 2015 Stroh- und Heuballen – einige mit herkömmlichem Netz und einige mit dem B-Wrap. Die Hälfte der Heuballen lagerten wir unter Dach, die andere Hälfte draußen. Auch die Strohballen blieben den Winter über draußen.


Wie funktioniert das System?

Die Ansprüche an die Presse sind gering: Laut John Deere lassen sich die Modelle von 854 und 864 (ab 2014) sowie die beiden Maschinen 960 und 990 aufrüsten. Weil man dafür nur einen Sensor, etwas Kabel und eine Software-Ergänzung braucht, bleiben die Kosten bei etwa 300 € plus Einbau. Die nachgerüsteten Pressen können dann herkömmliches Netz und das B-Wrap verarbeiten. Der Wechsel zwischen beiden Varianten dauert wenige Minuten.


Das B-Wrap-System baut sich aus mehreren Lagen auf, die direkt auf der Rolle vorkonfektioniert sind. Es beginnt mit Cover-Edge Bindenetz, danach folgt die SCM-Folie. Hierbei handelt es sich um eine Membran, ähnlich wie in einer Funktionsjacke. Danach folgen wieder zwei Lagen Netz. Eingearbeitete Metallfolien im Netz geben über den Sensor der Presse das Signal, das Netz des fertigen Ballens abzuschneiden. Ein weißes Querband markiert die Überlappungsrichtung der Folie. Das ist wichtig für die spätere Lagerung, damit kein Wasser eindringen kann. Bei richtiger Lagerung „kommt“ die überlappende Folie von oben. Das komplette Pressen und Binden des Ballens läuft wie bei herkömmlichem Netz.


Eine Komplettversicherung ist das B-Wrap nicht, man sollte schon einige Grundregeln beachten. Vor allem dürfen die Ballen nicht in einer Pyramide übereinanderliegen. Die Stirnflächen sollten möglichst in Windrichtung liegen. Es geht darum, dass die Ballen möglichst gut Feuchtigkeit abgeben können.


Vergleich Strohballen:

Dazu haben wir zwei Ballen direkt nebeneinander geöffnet – der eine hatte Netzbindung, der andere das B-Wrap. Beide waren an der Unterseite feucht. Doch der „normale“ Strohballen war an der Unterseite deutlich mehr verdorben als der B-Wrap-Ballen. Unter unseren Testbedingungen konnte das B-Wrap das Eindringen von Bodenfeuchtigkeit zwar reduzieren, aber nicht ganz verhindern. Für uns steht fest: Wegen der relativ hohen Kosten sollte der B-Wrap-Ballen auf einer Palette oder einem Reifen liegen, damit keine Feuchtigkeit von unten hereinzieht.


Der gesamte Netz-Standardballen sah von außen grau, aber trocken aus. Doch das Material unter der Außenlage war komplett durchfeuchtet und roch moderig – die äußeren Schichten dieses Ballens waren nach sieben Monaten Lagerdauer fast zu Kompost geworden.


Dem Stroh des B-Wrap-Ballens bescheinigen wir subjektiv eine deutlich höhere Qualität: überwiegend trocken, besserer Geruch, gelbe Farbe.


Vergleich Heuballen:

Die Heuballen wurden am 13. August 2015 gepresst. Dabei waren die Bedingungen nicht ideal: Wegen der Witterung lag die Erntefeuchte bei rund 17%, das Heu hatte eine geringe Qualität.


Im Heu standen vier Varianten zum Vergleich:


  • Netzbindung, Lagerung draußen
  • B-Wrap, Lagerung draußen
  • Netzbindung, Lagerung unter Dach
  • B-Wrap unter Dach als Vergleich


Bei jedem Ballen haben wir zunächst die Oberfläche beurteilt und uns dabei auch die Unterseiten angesehen. Dabei interessierten uns vor allem die Freiluftballen. Von außen war das B-Wrap hier klar im Vorteil. Auf dem Netzballen hatten sich bereits Pflanzen angesiedelt, der andere Ballen sah fast tadellos aus.


Aber auch der B-Wrap-Ballen war unten nicht komplett trocken. Allerdings hat die Bodenfeuchte den Netzballen deutlich stärker geschädigt und einen Teil des „konventionellen“ Heus komplett verdorben. Die Ballen aus der Halle unterschieden sich erwartungsgemäß kaum.


Anschließend haben wir alle vier Ballen nebeneinander auf einer Asphaltfläche abgerollt. Angefangen hinter der verdorbenen Stelle von der Bodenlagerung zogen wir aus der ausgerollten Heumatte Mischproben (0 bis 5 m; 5 bis 10 m; 10 bis 15 m, also von außen nach innen und bei allen Ballen gleich).


Die Proben hat die Lufa Münster für uns auf Mikroorganismen untersucht und die Trockensubstanz ermittelt. Das Heu aus dem außen gelagerten B-Wrap- Ballen war am Probetag rund 2% trockener als der Netzballen (außen 78 bis 80% TS, im Kern beide 85%). Keine Unterschiede gab es bei den Hallen-Ballen: In allen Proben lag der TS-Gehalt zwischen 84 und 85%.


Wegen des schlechten Ausgangsmaterials lässt sich aber aus den Analyseergebnissen der Ballen keine durchgängig klare Qualitäts-Tendenz ableiten. Doch das Heu der außen gelagerten B-Wrap- Ballen sah subjektiv deutlich besser aus und roch angenehmer als die Netzvariante.


Leider konnten wir wegen der Witterung im August 2015 keine weiteren Heuballen pressen, über den Winter lagern und so unseren Eindruck mit eindeutigeren Analysen untermauern. Doch in Verbindung mit den Ergebnissen aus dem Stroh können wir dem B-Wrap subjektiv einen positiven Effekt auf die Lagereignung bescheinigen.


Bleibt die Frage nach dem Preis: Das B-Wrap ist nicht billig: Die Kosten pro Ballen liegen bei rund 6 €, für die herkömmliche Netzbindung fällt im Vergleich rund 1 € an.


Keine Frage: B-Wrap wird nicht die Netzbindung ersetzen. Es ist allerdings eine interessante und vor allem sehr flexible Möglichkeit, Heu draußen lagerfähig zu machen, wenn Platz unter Dach fehlt. Wer beim Futter aber flexibel ist, und anstatt Heu auch trockene Grassilage einsetzen kann, könnte auch auf Wickelballen ausweichen, die sich risikolos draußen lagern lassen. Hier liegen die Kosten für Netzbindung plus Wickeln bei rund 7 bis 8 €. Guido Höner

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