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Gemeinsam optimieren

Lesezeit: 6 Minuten

Wie groß die Unterschiede beim Mischen und Füttern in der Praxis sind, haben wir bei einer Maschinengemeinschaft im Kreis Wesel gesehen.


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In dem Beitrag ,,Mischen Impossible“ haben wir uns mit dem optimalen Befüllen und Mischen von Rinderfutter auseinandergesetzt. Jetzt wollten wir wissen, wie groß die Unterschiede beim Füttern zwischen mehreren Betrieben sind. Wir haben dazu gemeinsam mit den Tierärzten André Hüting und Johannes Rijpma von der Tierarztpraxis an der Güterstraße aus Hamminkeln die Maschinengemeinschaft Quintec in Hamminkeln besucht, die auf insgesamt sieben Betrieben mit einem selbstfahrenden Futtermischwagen füttert.


Deutliche Unterschiede


,,Wir wollen die Rationen der verschiedenen Betriebe miteinander vergleichen. Uns interessiert, ob wir hier deutliche Unterschiede erkennen können‘‘, schilderte Hüting. Die Voraussetzungen für den Vergleich waren gut. Die Technik ist auf jedem Betrieb dieselbe. Die Gemeinschaft setzt auf einen Kuhn SPW 19 Selbstfahrer mit zwei Schnecken und 19 m³ Fassungsvolumen. Die Futterkomponenten und auch die Philosophie sind zwischen den Landwirten aber unterschiedlich. Kurze oder lange Silage, trocken oder nass, mehr oder weniger Struktur. Ziel der Tierärzte ist es, die Mischungen auf den jeweiligen Betrieben zu homogenisieren und damit die Schwankungen für die Tiere bei der Futteraufnahme zu minimieren. Auch in Bezug auf schwankende TS-Gehalte. Dadurch sollen die Milchleistung und auch die Gesundheit der Kühe steigen.


Füttern in der Gemeinschaft


Die Maschinengemeinschaft Quintec aus Hamminkeln besteht seit 2010. Ursprünglich haben sich die Landwirte zusammengetan, um die Kosten in der Außenwirtschaft zu senken. Da vier der fünf Geschäftspartner gleichzeitig auch Milchviehhalter sind, kam die Idee, in der Gemeinschaft zu füttern. Weil auf vielen Betrieben die vorhandene Technik zu klein oder veraltet war und die Arbeitsbelastung hoch, haben die Berufskollegen 2015 in einen selbstfahrenden Futtermischwagen investiert. Um die Auslastung zu steigern, füttern sie zusätzlich auf drei weiteren Betrieben im Lohn. So mischen sie täglich rund 50 Tonnen Futter und verteilen es an rund 900 Kühe auf sieben Betrieben. Die Nachzuchttiere kommen noch dazu. Der Mischwagen fährt immer in der gleichen Runde, die etwa fünf Stunden dauert. Insgesamt kommt die Maschine so auf eine jährliche Auslastung von ungefähr 1400 Stunden. Die meisten Landwirte bereiten zum Füttern alles soweit vor, dass die Fahrer schnell und möglichst ohne abzusteigen die Tiere versorgen können. Abgerechnet wird nach Minuten. Sobald die Fräse am Mischwagen startet, läuft die Zeit, bis das Futter verteilt ist. Währenddessen kostet die Minute ca. 1,30 €. Übrigens: Um die Arbeit zu verteilen, hat die Gemeinschaft fünf Fahrer. Je nach Wochentag wechseln sich die jungen Männer ab. Die Absprache erfolgt zwischen den Fahrern. Am Wochenende fahren Aushilfen.


Eng getakteter Zeitplan


Als wir am 22.1.2019 zur Futterbeprobung um 8.30 Uhr auf dem ersten Betrieb ankamen, hatte Fahrer Thorben Scholten die Ration bereits fertig gemischt und dosierte das Futter zügig aus. Um die Homogenität der Ration beurteilen zu können, haben wir je zehn Futterproben über die gesamte Länge des Futtertisches auf jedem einzelnen Betrieb genommen. Zusätzlich haben wir, sofern noch vorhanden, auch Restfutterproben genommen. Diese haben wir nachmittags mit Hilfe der Schüttelbox von Wasserbauer in einzelne Fraktionen zerlegt. Inzwischen hatte Scholten die Ration bereits auf dem zweiten Betrieb fertig gemischt.


Mithilfe eines Onlineprogramms können die Betriebsleiter die Rationen täglich anpassen. Die Fahrer sehen dann auf der Maschine, wie die einzelnen Rationen aufgebaut sind und arbeiten nach einem festen Mischplan. Zu den Trockenmassegehalten der Futterproben haben wir auch die einzelnen Komponenten beprobt. Hier war von trocken bis nass, von kurz bis lang alles dabei. Wir waren deshalb auf die Ergebnisse der Homogenität in den Rationen gespannt. Neben den Futterproben haben wir uns auch den Ablauf beim Füttern genauer angeschaut. Die Fahrer arbeiten hier meist nach Anleitung der Betriebsleiter. Beim Verteilen gab es deshalb Auffälligkeiten. So lag teilweise das Futter nicht nah genug an der Kuh, außerdem war das Futterschwad nicht immer gleichmäßig abgelegt. Hier konnten wir schon nach kurzer Zeit erkennen, welchen Einfluss das auf das Fressverhalten der Tiere hat. Ist das Futter nicht gleichmäßig verteilt, fördert das bereits Selektion und Lochfraß.


Reichlich Schwankungen


Die Ergebnisse des Schütteltests haben wir für jeden Betrieb ausgewertet. So zeigten sich vor allem im oberen und unteren Sieb oft große Schwankungen innerhalb der einzelnen, ausgebrachten Mischungen. Natürlich gab es Unterschiede bei der Zusammensetzung der Rationen zwischen Betrieben mit einer Voll-TMR und den Roboterbetrieben mit einer Teil-TMR. Aber insgesamt sind die Philosophien der Landwirte doch recht unterschiedlich. So füttern einige mit mehr Sicherheit, sprich mehr Strukturfutter, andere fahren hingegen mehr auf Leistung und reduzieren das Strukturfutter so weit wie möglich. Beim Restfutter zeigte sich das auch. Betriebe, die mit viel Struktur arbeiten, hatten auch im Restfutter relativ viel Strukturfutter. Allerdings ist hier die Partikellänge entscheidend. Vor allem beim Stroh ist die Aufbereitung oft unzureichend. Lange Halme nimmt die Kuh nicht auf und das Futter landet schließlich auf dem Mist.


Ein großes Problem bei Restfutter mit hohem Faseranteil ist, dass es beim Landwirt ein falsches Bild weckt, so Hüting. Ein Landwirt sagte: ,,Wo ist das Problem? Da ist doch noch Futter im Trog.“ Da hatte er auch recht, allerdings ausselektiertes Futter mit niedrigem Energiegehalt. Das bestätigte auch der Anteil im unteren Sieb bei der Restfutterprobe. Seit wann hatten die Kühe also kein ausgewogenes Futter mehr? Um das zu überprüfen, haben die Tierärzte auf einem Betrieb eine Wildkamera aufgehängt. Das Resultat war eindeutig: Die Kühe nehmen einen Teil des selektierten Restfutters auf, wenn ihnen nichts Neues angeboten wird. Der Restfutteranteil war so niedrig, dass wir es nicht mehr beproben konnten. Hier war also ziemlich schnell klar, dass der Betrieb die Futtermenge erhöhen sollte und insgesamt eine größere Restfuttermenge anstreben muss.


Längere Mischzeiten


Nach der Auswertung des Schütteltests haben wir einen Versuch gestartet: Auf einem Betrieb mit schon relativ homogenem Restfutter haben wir die Nachmischzeit am nächsten Tag um drei Minuten erhöht. Bei der zweiten Beprobung zeigte sich, dass das Futter nun noch homogener war.


Alle Ergebnisse präsentierten die Tierärzte den Landwirten anschließend auf einer Abendveranstaltung. Zügig waren sich alle einig: Jeder Betrieb sollte die Nachmischzeiten anpassen. Noch wichtiger ist aber laut Hüting die optimale Aufbereitung der Futterkomponenten. So müssten die Häcksellängen der einzelnen Futtermittel angepasst werden. ,,Der Mischwagen ist ein Misch- und Verteilgerät, kein Häcksler“, so der Tierarzt.


andreas.huesmann@topagrar.com

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