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Gülle: Trocken nach dem Flocken

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Sauenhalter aus Schwaben testet ein neues Verfahren zur Separierung von Gülle.Dieses scheidet in kürzester Zeit Feststoffe und Phosphor fast komplett ab.


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Die neue Düngeverordnung bringt viele flächenknappe Viehhalter und Biogasbetriebe in die Bredouille. Um Abstockungen des Viehbestands zu vermeiden oder eine Nährstoffabgabe an andere Betriebe zu vereinfachen, tüfteln viele Landwirte an Lösungen, wie sie die Gülle oder den Gärrest separieren können.


So auch Franz Kratzer aus Kühlenthal im Landkreis Augsburg. Mit einem Kooperationspartner hält er 2000 Muttersauen und ist somit einer der größten Ferkelerzeuger in Bayern. Weil er den anfallenden Wirtschaftsdünger auf seinen 200 ha Acker nicht unterbringt, gibt er schon seit Längerem Gülle an andere Betriebe in der Region ab.


Zusammen mit Oliver Haas hat Kratzer eine mobile Anlage, die seine Gülle zu hochwertigem Dünger aufbereiten kann. Seit August hat er eine funktionsfähige Pilotanlage in Betrieb.


Bentonit und Stärke in die Gülle:

Der Clou: Vor dem eigentlichen Separieren in einer Dekanterzentrifuge fällt Haas die Schweinegülle mit Zusatzstoffen biologisch aus. Die Anlage dosiert in einem Röhrensystem zunächst das Tonmineral Bentonit und anschließend eine Mixtur verschiedener Stärkeprodukte zu. In der Summe bewegt sich die Konzentration der Zusatzstoffe zwischen 1,4 bis 2,0% pro m3 Gülle.


Dadurch flockt die Gülle so stark aus, dass der Dekanter praktisch alle Feststoffe abscheidet. „Die flüssige Phase enthält nur maximal 0,5% Trocken-substanz“, erläutert Oliver Haas, der die Rezeptur der Zusatzstoffe entwickelt hat. So teilt sich die Gülle nach dem Zentrifugieren in etwa 6% feste Phase und 94% flüssige Phase auf.


Der Feststoff hat einen TS-Gehalt von 35 bis 40% und lässt sich problemlos auf einer überdachten Fläche lagern. Kratzer sammelt ihn zurzeit in einer Frontladerschaufel und kippt ihn dann auf den Boden seiner Halle.


Phosphat nur im Feststoff:

Entscheidender für Schweinehalter Kratzer ist, dass die ausgeflockten Feststoffe fast das komplette Phosphat binden. Laut Haas enthält der abgeschiedene Feststoff 99,5 bis 99,9% des Phosphats in der Gülle.


Ähnlich verhält es sich mit dem organisch gebundenen Stickstoff. Auch dieser findet sich fast ausschließlich in den abgeschiedenen Feststoffen wieder. Vom mineralischen Stickstoff (NH4) bleibt jedoch noch eine größere Menge in der flüssigen Phase. Nach den bisherigen Analysen sind es zwischen 30 und 50%. Und vom Kalium bleibt der größte Teil im Restwasser.


Das führt dazu, dass die flüssige Phase als schnell wirksamer NK-Dünger mit maximal 3 mg/l Nitrat einsetzbar ist, weil die Nährstoffe in gelöster Form vorliegen und schnell pflanzenverfügbar sind. Weil es praktisch keine Feststoffe enthält, hat Kratzer es bereits mehrfach in der Pflanzenschutzspritze eingesetzt, ohne dass es Probleme mit den Düsen gab.


Nicht ganz klar ist derzeit noch, welche Beschränkungen für das Ausbringen des Restwassers gelten. Haas und Kratzer lassen das aktuell im Rahmen einer Zertifizierung durch die DLG prüfen. Wäre z.B. eine ganzjährige Ausbringung möglich, würde das den notwendigen Güllelagerraum für die Anwender entscheidend reduzieren.


Feststoffe pelletieren:

Der Feststoff ist ein NP-Dünger und lässt sich einfach mit einem Kompoststreuer ausbringen. Kratzer will diesen aber trocknen und pelletieren lassen und dann als hochwertigen Naturdünger vermarkten (siehe Kasten unten). „Der Feststoff ist einfach zu wertvoll, um ihn nur so abzugeben“, so der Schweinehalter.


Ein zusätzlicher Erlös ist auch notwendig. Denn der finanzielle Aufwand ist erheblich. Die komplette Anlage mit einer Leistung von 7,5 bis 10m3/h kostet nach jetzigem Stand ca. 350000 €.


Allerdings wird sie im Container geliefert, sodass sie auch überbetrieblich einsetzbar ist. Hinzu kommen die Kosten für die Flockungsmittel. In der Summe ist nach jetzigem Stand mit reinen Kosten von 15 bis 25€/m3 zu rechnen. Trotzdem ist das Interesse an der neuen Aufbereitungstechnik groß. So sind laut Haas bereits fünf Containeranlagen verkauft.


Politische Unterstützung bei der Weiterentwicklung der Technik erhofft sich Kratzer vom Landtagsabgeordneten Johann Häusler. „Wir haben hier eine vielversprechende Lösung für ein Problem, das sehr viele Landwirte betrifft“, so der Landwirt.


Kontakt: klaus.dorsch@topagrar.com

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