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Hier ist die Luft raus

Lesezeit: 8 Minuten

Die richtige Reifenwahl und ein angepasster Reifendruck können viel Zeit und Geld sparen. Michelin zeigte uns die Technik und deren Nutzen.


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Sparsame Motoren, neue Getriebe, Elektrifizierung, Lenksysteme – alle sollen die Effizienz steigern. Dem Rad hingegen wird beim Kauf häufig kaum Beachtung geschenkt. Doch nur der Reifen bzw. das Raupenlaufwerk haben wirklich Kontakt mit dem Boden, sie müssen die Kraft übertragen. Wir haben uns die möglichen Stellschrauben und deren Auswirkungen im Feld angeschaut.


Reifenfelge richtig wählen


Die Felge überträgt die Kraft von der Radnabe auf den Reifen. Hier gibt es verschiedene Felgenformen und Ausführungen. Besonders kritisch sind die Übergänge von der Radnabe auf die Felgenschüssel und vom Felgenring auf den Reifen. Deshalb sollte man besonders bei leistungsstarken Traktoren verstärkte Felgen wählen. Dazu ist in der Mitte der Felgenschüssel ein Lochkranz mit größerer Materialstärke oder gar eine komplett stärkere Radscheibe verschweißt. Am Felgenring sorgt häufig das sogenannte Knurling für eine bessere Verzahnung zwischen Felge und Reifenwulst. Das Knurling ist eine Rändelung am Wulstsitz der Felge. Bei „high knurling“ ist diese Riffelung stärker ausgeführt. Somit lassen sich höhere Drehmomente übertragen. Dreht die Felge im Reifen, kann die Riffelung das Gummi schädigen. Felgen mit der höheren Rändelung tragen häufig den Zusatz „HK“. Damit der Felgenring möglichst stabil ist und unter hohen Belastungen sich nicht verformt, gibt es zudem eine Felgenhornverstärkung. Dabei gibt es zwei verschiedene Varianten: Eine spezielle Bördelung des Felgenhorns erhöht die Steifigkeit oder ein aufgeschweißter Rundstahl verstärkt das Material.


Beim Kauf einer Felge sollte man zudem auf passende Zusatzlochkreise für die Montage von Zwillingsreifen und Radgewichten achten. Die Ventile sollten nach Möglichkeit immer von außen zugänglich sein. Wer die Räder regelmäßig aufgrund von Spureinstellungen von links nach rechts tauscht, sollte beidseitig Ventile montieren lassen. Einfache und komplett geschlossene Ventilschütze sind je nach Einsatzbereich zu wählen. Übrigens lassen sich auch nachträglich Bohrungen an Felgen durchführen. Jedoch muss dazu der Hersteller der Felge die genaue Position vorgeben und technisch dokumentieren.


Bodendruck minimieren


Die einfachste Art den Boden zu schonen ist, den Luftdruck im Reifen zu reduzieren. Dazu sollte man die Achslasten genau wiegen, um den Reifendruck nach Tabelle maximal reduzieren zu können. Hat man keine Waage zur Verfügung, helfen Apps der Reifenhersteller die theoretischen Achslasten zu errechnen. In den Programmen sind die Reifendrucktabellen integriert. Die Tabellen berücksichtigen zudem die zu fahrende Geschwindigkeit sowie die Höhe der benötigten Zugkraft.


Wie stark der Bodendruck mit niedrigerem Reifendruck sinkt, probierten wir mit einem Reifen der Dimension VF710/60R42 aus. Die Radlast betrug 4450 kg. Während bei einem Reifendruck von 1,5 bar die Aufstandsfläche 4669 cm² betrug, lag die Aufstandsfläche mit an die tatsächliche Belastung angepasstem Luftdruck von 0,9 bar bei etwa 6750 cm². Das bedeutet, dass bei 40% weniger Reifendruck die Aufstandsfläche um etwa 44% zunimmt. Der Kontaktflächendruck sinkt dabei um etwa 31%. Das macht sich auch bei den Messungen mit einer Bodensonde in 20 cm Tiefe bemerkbar. Während bei der Überfahrt mit 1,5 bar auch die Bodensonde knapp 1,5 bar anzeigt, fällt der Wert knapp unter 0,9 bar mit 0,9 bar in den Reifen. Würde man den Wert direkt an der Kontaktfläche messen, wäre der Druck aufgrund der Steifigkeit der Karkasse leicht höher als der Reifendruck.


Richtigen Reifen wählen


Immer mehr Reifenhersteller bieten sogenannte VF-Reifen (Very-High-Flexion) an. Diese können bei 40% geringerem Luftdruck die gleiche Last tragen wie Reifen mit herkömmlicher Karkasse in Radialbauweise. Meist sind für diese Reifen aber breitere Felgen nötig. Bei Bestellungen ab Werk ist das kein Problem. Doch bei der Umbereifung auch alle Felgen zu tauschen, ist oft kostspielig. Dafür gibt es teilweise VF-Reifen mit dem Zusatzkürzel NRO. Es steht für Narrow Rim Option und damit für die Zulassung auf einer schmaleren Felge. Sollte nach der Montage von Reifen – egal, ob herkömmliche oder VF-Reifen – ein schlechtes Fahrverhalten auftreten (Hüpfen/Springen), liegt häufig die Reifenwulst nicht ganzflächig an der Felgeninnenseite an. Erkennt man den Fehler frühzeitig, kann ein Abdrücken, Einstreichen mit Montagehilfsmittel und neu Aufpumpen helfen.


Luftdruck anpassen


Reifenfüllsysteme gibt es in vielen Preisklassen. Wenn man den Luftdruck nur gelegentlich anpassen möchte, sind Schnellentlüftungsventile die richtige Wahl. Einfache Sets gibt es ab etwa 185 € (alle Preise ohne MwSt.). Damit lässt sich der Luftdruck aller vier Schlepperreifen, je nach vorhandener Kompressorleistung und Reifenvolumen, innerhalb von 5 Minuten von 0,8 bar auf 1,6 bar anheben. Auch das Entlüften geht ähnlich schnell.


Bequemer sind jedoch fest montierte Reifendruckregelanlagen (RDA). Sie sind als Ein- oder Zweileitungssysteme ausgeführt. Vorteil der Zweileitungstechnik ist, dass hier die Drehüberträger nicht ständig unter Druck stehen und die Reifen bei abgerissener Leitung keine Luft verlieren. Neue Systeme sind vorrangig über Isobus gesteuert und damit auf dem schleppereigenen Terminal. Viele Lösungen arbeiten mit Drehüberträgern an der Außenseite. Seit Kurzem gibt es hierfür auch klare Regeln hinsichtlich der Außenabmessungen. So darf nun eine RDA auch bei einem drei Meter breiten Schlepper jede Seite bis zu 70 mm überstehen. Es gibt aber besonders für die Hinterachse vermehrt auch innenliegende Lösungen. Teils bieten Traktorenhersteller ab Werk RDA an. Bei manchen gibt es größere Luftkompressoren, um die Befüllzeiten zu reduzieren. Die Kosten laut Liste reichen bei den vollintegrierten Anlagen bis zu 17000 €. Einfache Nachrüstsysteme gibt es ab etwa 3000 €.


Mehr kraft, weniger Diesel


Damit sich die Investitionskosten der fest installierten Anlagen auch rechnen, muss der Schlepper mit niedrigerem Reifendruck eine deutlich bessere Performance im Feld zeigen. Um die Höhe des Einsparpotenzials festzustellen, haben die Michelin-Techniker mit zwei Schleppern Ackerarbeit simuliert. Während der Tempomat des ziehenden Schleppers auf 4,5 km/h eingestellt war, stand der Tempomat des gezogenen Schleppers auf nur 3,5 km/h. Im ersten Durchlauf war der Reifendruck des ziehenden Schleppers vorne auf 1,2 bar und hinten auf 1,5 bar eingestellt. Dabei erreichte der New Holland T7.270 eine Zugkraft von durchschnittlich 5,8 t. Der Dieselverbrauch auf einer Strecke von etwa 100 m lag bei 0,8 l.


Beim zweiten Durchgang passte der Fahrer den Luftdruck auf die tatsächliche Belastung an. Die VF-Reifen hatten jetzt vorne einen Druck von 0,6 bar und hinten von 0,9 bar. Nun erreichte der Traktor durchgehend höhere Zugkräfte. Im Schnitt lagen sie bei 6,7 t. Das entspricht einer Steigerung von 15%. Der Spritverbrauch sank auf 0,7 l und damit um knapp 13%.


Mehr Reifen, weniger Druck


Um den Bodendruck weiter zu senken, lassen sich an vielen Schleppern Zwillingsräder montieren. Hierfür gibt es verschiedene Kupplungsarten. Teils verspannen mehrere Kniehebel die Felgen miteinander oder ein Adapter mit Zahnkranz sorgt für den nötigen Formschluss. Dabei fixiert eine mittige Gewindespindel die Adapter miteinander. Beim Einsatz von Zwillingsrädern muss man auf einen ausreichend großen Abstand der Räder zueinander achten, damit sich hier keine Steine verklemmen oder Erde festsetzt. Für den Einsatz von Zwillingsrädern gibt es separate Luftdrucktabellen der Hersteller.


Mit Bandlaufwerken


Müssen Außenabmessungen eingehalten werden, kommen gerade bei Großschleppern Bandlaufwerke zum Einsatz. Hier gibt es zwei verschiedene Antriebsausführungen. Die Dreieckslauf-bänder sind meist formschlüssig über ein Innenprofil mit dem Antriebsrad verbunden. Die zweigleisigen Raupen übertragen die Kraft von den Antriebsrädern hingegen über Reibschluss auf die langen Laufbänder. Auf dem Acker spielen die Raupenlaufwerke mit großen Aufstandsflächen ihre Stärken aus. Auf der Straße hingegen verschleißen die Bänder und auch die Antriebsrollen deutlich stärker als Reifen. Dabei liegen die Verschleißkosten formschlüssiger Konzepte deutlich über denen von reibschlüssigen Modellen.


Bei kleineren Schleppern kommen Raupenlaufbänder dann zum Einsatz, wenn Bodenschonung in Reihenkulturen wichtig ist. Denn klassische Pflegeräder mit wenig Luftvolumen können die Gewichte der Schlepper nur mit einem hohen Reifendruck tragen. Die Laufbandbreiten betragen etwa 300 bis 450 mm. Hat man die Möglichkeit, größere Breiten im Bestand zu fahren, sind meist Reifen die bessere Wahl. Denn im Hinblick auf die Anschaffungs- und Verschleißkosten ist der Reifen deutlich günstiger. Ein Beispiel: Für einen großen Vierzylinder-Schlepper kostet das nachrüstbare Laufwerk für die Hinterachse von Camso laut Liste etwa 30000 €.


Das angehängte Gerät nicht vergessen


Beim Optimieren darf man nicht nur den Schlepper beachten. Auch angehängte Geräte müssen optimal ausgestattet und eingestellt sein. Nur so lässt sich der Boden schonen und Kraftstoff sparen. Ist auf dem Acker der Luftdruck möglichst niedrig, verringert sich der Bulldozing-Effekt der Reifen und die benötigte Zugkraft sinkt. Auf der Straße hingegen ist es genau andersrum. Niedrige Reifendrücke verursachen einen hohen Rollwiderstand und treiben die Kraftstoffkosten nach oben. Während Reifendruckregelanlagen bei Güllewagen fast zum Standard gehören, bietet die Reifenwahl noch Potenzial. So gibt es immer mehr VF-Reifen, auch für angehängte Fahrzeuge. Die möglichen Traglasten liegen auch hier um 40% höher als beim Standardreifen.


florian.tastowe@topagrar.com

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