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Hydraulisch mehr Ballast – schnell und wirksam?

Lesezeit: 6 Minuten

Eine Hydraulik zieht einen 1,7 t schweren Gewichtsklotz in einer Minute unter den Traktor. Bringt das EZ-Ballast von John Deere genauso viel wie klassische Front- und Radgewichte?


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Wenn ein Traktor bei langsamen Zugarbeiten seine Leistung auf den Boden bringen soll, muss er schwer sein. Das gilt besonders bei angehängten Geräten. Viele Praktiker bestücken ihren Schlepper dann mit einem zornigen Frontgewicht – und gut. Zusätzliche Rad- oder Heckgewichte sind vielen zu aufwendig – oder der Schlepper fährt permanent mit teils überflüssigem Ballast durch die Gegend. Keine Frage: Je einfacher sich eine Maschine auf- und abballastieren lässt, desto besser.


Ballast mit 1,7 t:

Um das möglichst einfach zu lösen, hat John Deere zusammen mit LaForge das System EZ-​Ballast für die Traktoren der 7R-Reihe vorgestellt. Ohne dass der Fahrer absteigen muss, kann er damit eine 1,7 t schwere Gewichtsplatte unter den Schlepper ziehen und verriegeln.


Durch den Lastangriffspunkt ändert sich die Gewichtsverteilung nicht. Kann das EZ-Ballast Rad-, Front- oder sogar beide Gewichte einsparen? In einem Systemvergleich haben wir genau das ausprobiert. EZ ist übrigens ein Wortspiel: Englisch ausgesprochen klingt es wie easy, also einfach.


Der Preisunterschied zwischen Radgewichten und EZ-Ballast ist nicht ohne: Laut John Deere-Preisliste kosten die 2x900 kg Radgewichte, inklusive der beiden Adapterplatten (je 70 kg), 6068 € (o. MwSt.). Der Preis des EZ-Ballast beträgt 11500 € plus Montage. Rechtfertigt der schnelle Ballastwechsel die immerhin 5400 € Mehrkosten?


Im August musste ein 7310R den 4,6 m breiten Grubber Vector von Köckerling über einen Acker ziehen (sandiger Lehm, oben abgetrocknet). Und zwar in acht verschiedenen Ballastierungsvarianten. Von „leer“ bis hin zur maximalen Variante mit EZ-Ballast, Front- und Radgewichten, also einem Plus von 5,4 t. Zusammen mit der Stützlast (1 t) des ausgehobenen Grubbers waren die 16 t zulässiges Gesamtgewicht mehr als ausgereizt. Die einzelnen Varianten und deren Gewichte fassen wir in der Übersicht zusammen. Beim EZ-Ballast und bei den Radgewichten haben wir außerdem die Rüstzeiten für den An- und Abbau gestoppt. Zudem wurde der Reifendruck nach Tabelle angepasst.


Für unseren Test stand uns dieselbe Messtechnik wie beim Systemvergleich „Was kann ein starker Allrounder“ (2/2018) zur Verfügung. Die Messung hat Antonius Schmidt von der Fachhochschule Südwestfalen für uns übernommen. Der 4,6 m breite Vektor hatte Hydraulikzylinder in der Deichsel. Über den Druck ließ sich die Zugkraft messen. Per Drehgeber an der Achse sowie GPS konnten wir Geschwindigkeit plus Schlupf ermitteln und so die Zugleistung für den Grubber errechnen.


Mit jeder Variante haben wir ausführliche Testfahrten gemacht und über die hydraulische Verstellung des Grubbers die Arbeitstiefe und damit den Zugwiderstand erhöht. Dabei erreichten wir Tiefen von maximal 17 cm. Die Übersicht zeigt drei ausgewählte Geschwindigkeitsbereiche aus diesen Messaufzeichnungen. Man erkennt, dass mehr Gewicht bei steigenden Geschwindigkeiten keinen Vorteil mehr bringt. Denn die Leistung ergibt sich aus Zugkraft mal Geschwindigkeit. Bei höheren Geschwindigkeiten nimmt also der „Anteil“ der Zugkraft an der Gesamtleistung ab.


Unnötiges Gewicht vermeiden:

Ein überballastierter Traktor schleppt dann unnützes Gewicht mit, das steigert Verbrauch. Deshalb ist es immer sinnvoll, das Gewicht an die Arbeit anzupassen, vor allem auch auf der Straße. Bleiben hier die Radgewichte dran, steigen Reifen- und Bremsenverschleiß deutlich. In der Praxis ist es wohl selten so, dass die Radgewichte in der Saison mehrmals an- und abgebaut werden.


Die Unterschiede bei unseren Messungen wären übrigens bei weniger guten Bodenverhältnissen noch deutlicher ausgefallen. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:


  • Ohne Ballast: Der Schlepper brachte bereits ohne Ballast stolze 11770 kg auf die Waage. Darin sind allerdings die Grundträger für die Radgewichte (140 kg) und auch der Aufnahmemechanismus fürs EZ-Ballast (370 kg) enthalten. In dieser Ausstattung ist die Gewichtsverteilung 42% vorne, 58% hinten. Im unteren km/h-Bereich waren erwartungsgemäß die Zugkraft am geringsten, der Schlupf am höchsten. Im oberen Geschwindigkeitsbereich erledigte der 7R auch ohne Gewichte seinen Job ordentlich. Der Schlupfwert ist aber auch hier jeweils der höchste im Vergleich.
  • Nur Frontgewicht: John Deere hatte uns für diese in der Praxis übliche Variante bewusst ein ordentliches 1,8 t-Frontgewicht zur Verfügung gestellt. Durch den Abstand Fronthydraulik zur Achse wirkten Hebelkräfte, die Vorderachslast stieg um 2,8 t auf 7,7 t (!), die Hinterachse wurde entlastet, die Gewichtsverteilung drehte sich auf 57 zu 43%.


Für die Traktion ist das prima. Der Schlupf war knapp 5% geringer, als bei den vorherigen Varianten. Fürs Material war das aber die schlechteste Lösung. Die zulässige Vorderachslast wurde durch den überdimensionierten Frontballast um 1,2 t überschritten. Keine Empfehlung! Ziehen soll ein Schlepper vor allem mit den Hinterrädern!


  • Nur EZ-Ballast: Das Gewicht stieg fast auf das gleiche Niveau wie bei den Radgewichten, doch durch den mittigen Lastangriffspunkt ergibt sich die gleiche Lastverteilung wie beim Soloschlepper mit 42 zu 58%. Davon profitierte der Traktor etwas bei langsamer Zugarbeit, der Schlupf ist um knapp 2% geringer als bei den Radgewichten, bei schnellerer Fahrt lag das EZ-Ballast dann aber gleichauf mit den Radgewichten. Weil sich das Gewicht des EZ-Ballast gleichmäßig auf Vorder- und Hinterachse verteilt, bleibt der Frontkraftheber für andere Aufgaben frei.
  • Nur Radgewichte: Das Gesamtgewicht stieg im Vergleich zur Solovariante um 1,8 t, die Gewichtsverteilung änderte sich auf 37% v. und 63% h.


Von allen Ballastierungsvarianten hatten die Radgewichte den geringsten Effekt. Das hängt unter den gegebenen Bodenverhältnissen sicher auch mit der ohnehin schon hohen Hinterachslast des unballastierten Schleppers zusammen. Durch ihren Lastangriffspunkt haben die Gewichte keinen Einfluss auf die Vorderachslast.


  • Frontgewicht plus EZ-Ballast: Durch den mittigen Lastangriffspunkt stieg die Vorderachslast weiter und erreicht ihren Höchststand (8,5 t). Besonders bei dieser Variante kann das Frontgewicht mindestens 1 t leichter sein oder bei schnelleren Zugarbeiten sogar komplett entfallen, um die Vorderachse zu schonen. In der Tendenz machte sich diese Kombination besser als die Variante Rad- plus Frontgewicht.
  • Front- plus Radgewichte: Das Schleppergewicht steigt auf 15,4 t, die Gewichtsverteilung ist fast 50/50. Leistung und Zugkraft sind gleich der Frontgewichtsvariante, der Schlupf sinkt nur um 1%. Weil die Radgewichte keine Hebelwirkung haben, bleibt das Gewicht auf der Frontachse deutlich zu hoch.
  • EZ-Ballast plus Radgewicht: Die Variante haben wir aus Gründen der Vollständigkeit dazu genommen – sie ist wie auch die folgende kaum praxisrelevant. Weil Last auf der Frontachse fehlt, stieg der Schlupf leicht an.
  • EZ-Ballast plus Front- und Radgewichte: Die maximale Variante mit 5,3 t wird man ebenfalls kaum in der Praxis finden.


Zwar sinkt der Schlupf auf den niedrigsten Wert, aber der Unterschied zu den gängigen Ballastierungen Rad- plus Frontgewicht bzw. EZ-Ballast plus Frontgewicht rechtfertigt die Materialschlacht nicht. Er ist nur bei der langsamen Variante messbar und erreicht hier maximal 2%.


Unser Ergebnis:

Bei der Traktion kann das EZ-Ballast die lästigen Radgewichte komplett ersetzen. Gibt es auch einen Einfluss auf den Verbrauch? Nach den Traktionsversuchen haben wir mit den beiden Ballastierungsvarianten EZ-Ballast plus Frontgewicht sowie Radgewichte plus Frontballast mehr Fläche gegrubbert und die Leistungswerte erfasst. Beide Varianten lagen sehr dicht beieinander, wobei der Durchgang mit dem EZ-Ballast leicht die Nase vorne hatte: 8,6% Schlupf, 15,8 l/ha, 3,3 ha/h. Die Radgewicht-Variante kam auf 9,3% Schlupf, 16,7 l/ha und 3,2 ha/h.


Guido Höner

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