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Im Schongang

Lesezeit: 9 Minuten

Über zehn Jahre gibt es den selbstfahrenden Zuckerrübenroder Rexor von Grimme: Zeit für ein Update.


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Während die Vorgängermodelle noch Rexor 620 und 630 hießen, kommen die neuen Modelle als Rexor 6200 und 6300 Platinum daher. Hier haben die Konstrukteure nicht nur das Design modernisiert, sondern viele Details überarbeitet, um die Rüben weiter zu schonen und dem Fahrer mehr Komfort zu bieten.


Wir konnten den dreiachsigen Rexor 6300 Platinum mit 45 m³ (ca. 30 t) Bunkervolumen im Herbst in der Lüneburger Heide fahren und uns die Neuerungen anschauen. Das zweiachsige Modell ist, bis auf den kürzeren Bunker, gleich. Er fasst hier 30 m³ Rüben.


Der Mercedes-Benz-Motor im Heck des Roders holt aus den sechs Zylindern mit 15,6 l Hubraum 480 kW/ 653 PS. Ein SCR-System reinigt die Abgase, sodass der Motor die Abgasnorm Stufe V erreicht. 1300 l Diesel und 90 l AdBlue sollen für einen langen Arbeitstag reichen. Anders als beim Drescher oder Häcksler treibt der Motor kein einziges Aggregat mechanisch an. Alles läuft über die Hydraulik. Dafür sind 13 Hydraulikpumpen an den Motor des Rexors geflanscht. Von dort verteilt sich die Energie auf alle Antriebe bis nach ganz vorne zum Entblatter.


Rübe und Blätter trennen


Vorne am Roder sitzt der Blatttaster. Er gibt die grobe Richtung für die Lenkautomatik vor. Direkt dahinter kam bei unserer Testmaschine der FM-Entblatter. Dieser hat zwei Schlegelwellen. Auf der ersten Welle sind Stahlschlegel und Gummipaddel im Wechsel angeordnet, welche die grobe Blattmasse von der Rübe entfernen. Die zweite Welle putzt nur mit Gummifingern die Rübe nach. Einen Nachköpfer gibt es nicht. Der Hersteller wirbt bei diesem Verfahren mit einem Mehrertrag von 5% gegenüber dem klassischen Köpfen.


Grimme bietet noch drei weitere Entblatter an: Standardhäcksler mit Stahlschlegel, Kombihäcksler mit Seitenauswurf und Stahlschlegel, Multiwelle mit Stahl- und Gummischlegel, alle Varianten jeweils mit Minimalnachköpfer.


Hinter dem Entblatter laufen vier 600er Stahlräder mit einer Breite von 120 mm. Diese führen den Entblatter und die Rodeschare in der Höhe. Vor den Scharen sind die Rübentaster angeordnet. Diese positionieren mit dem Lenksystem die Rodeschare mittig vor die Rübe.


Am Rad drehen


Zur Wahl stehen dem Käufer ein Rüttelschar und ein Radrodeschar. Letzteres war bei unserem Einsatz montiert. Die Räder aus Hardox-Stahl sind 720 mm im Durchmesser und an den Seiten geöffnet. So trennt das Schar schon einen Großteil der Erde von der Rübe. Die Geschwindigkeit der aktiv angetriebenen Rodeschare lässt sich stufenlos im Verhältnis zur Fahrgeschwindigkeit für eine bessere Abreinigung anpassen. Wir sind in unserem Einsatz mit einem Vorlauf von 12% unterwegs gewesen.


Die V-förmig angestellten Schare können seitlich bis zu 80 mm pendeln. Sie heben die Rüben nach oben. Eine Auswerferwelle treibt die Rüben auf den Walzentisch. Dort können die Walzen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten laufen. Um eine Zupfwirkung zu erreichen, kann eine Walze auch in gegensätzlicher Richtung drehen – wichtig bei hohem Unkrautbestand.


Die Walzen fördern die Rüben zur Mitte auf das Transportband zwischen den Vorderreifen. Das Transportband ist 900 mm breit und lässt die Rüben bis zu einer Schichtdicke von 400 mm durch. Klemmt an dem Band einmal ein Stein, so erkennt der Roder dies und reversiert das Band automatisch. Ein akustisches Signal macht den Fahrer darauf aufmerksam und ein Display zeigt das entsprechende Kamerabild an. Visual Protect nennt Grimme diese Kameraanzeige, die auch bei anderen Ereignissen oder veränderten Einstellungen direkt das dazugehörige Kamerabild anzeigt. Der Fahrer muss bei einem Steinklemmer nicht mehr anhalten. Er sollte lediglich kurz ein wenig langsamer fahren, damit im Anschluss nicht zu viele Rüben auf einmal die Siebsterne passieren müssen.


Sternbild verändert


Das Transportband bringt die Rüben auf die Siebsterne. Insgesamt drei Sterne hat der Rexor. Der erste Stern mit einem Durchmesser von 1700 mm ist mittig unter dem Knickgelenk des Roders angeordnet. So bleibt der Gutfluss gleich – egal ob der Roder links oder rechts herum im Hundegang rodet. Die beiden weiteren Sterne haben einen Durchmesser von 1500 mm. Alle Sterne sind mit einer neuen Zinkengeometrie bestückt. Die Zinken mit einem Durchmesser von 20 mm sind schleppend angeordnet. Die Speedtronic regelt die Drehzahl der Sterne fahrgeschwindigkeits- und lastabhängig. Der Fahrer kann dafür einen Regelbereich einstellen.


Neu sind auch die Leitroste, bzw. besonders die Aufhängung dieser. Löst man drei Schrauben eines Klemmelements lassen sich die Roste einstellen oder auch komplett gegen Federelemente austauschen. Besonderheit dabei ist ein Leitstab, der sich unterhalb der Federpaare montieren lässt und kleine Rüben auf den Siebsternen hält. Laut Grimme geht der Wechsel nun viel schneller als vorher. Uns hätte hier eine werkzeuglose Verstellung besser gefallen. Dafür hat die Werkzeugkiste einen ordentlichen Platz im Heck.


Die Siebsterne befördern die Rüben in den Ringelevator. Die Fächer sind jetzt als Taschen ausgeführt. Das erhöht das Volumen des Elevators auf einfache Weise um ca. 25%. Dadurch können mehr Rüben mit gleicher Bandgeschwindigkeit oder die gleiche Menge mit einer niedrigen Drehzahl transportiert werden. Die Speedtronic regelt übrigens auch die Geschwindigkeit des Elevators. Zudem läuft der Elevator nun in einem größeren Bogen nach oben. Das schont die Rüben. Damit sich keine Erde zwischen zweitem Siebstern und Ringelevator mehr aufbaut, hat Grimme hier einfach eine rotierende, glatte Welle installiert.


Langsam fallen


Oben angekommen, fallen die Rüben nicht mehr direkt auf den harten Blechboden des Bunkers, sondern gegen ein Fallsegel aus Gummi. Ein Hydraulikzylinder schwenkt das Segel abhängig vom Füllstand in den Gutfluss und bremst so die Fallgeschwindigkeit. Auch das schont die Rüben und reduziert den Spitzenbruch. Angenehmer Nebeneffekt: Der Geräuschpegel sinkt, da die Rüben nicht mehr bei leerem Bunker auf das Bodenblech fallen.


Ertragserfassung


Den Füllstand nehmen je ein Ultraschallsensor vorne und hinten im Bunker auf. Sie geben zuerst die Bunkerfüllung in zwei Schritten (25% und 50%) an, anschließend zeigt das Display in der Kabine den Füllgrad in Prozentschritten an. Der Ertrag lässt sich nur über die Bunkerfüllung erfassen. Dazu muss man vorher einmal angeben, wie viel Masse sich im komplett gefüllten Bunker befindet. Wir finden das unpraktisch. Erstens lagern die meisten Landwirte die Rüben erst in einer Miete zwischen und können deshalb einen Bunkerinhalt nicht separat verwiegen. Und zweitens benötigt man schon zwei LKW um den Bunkerinhalt von ca. 30 t zur Waage zu fahren. Eine integrierte Waage, z.B. im Elevator, hätte uns hier besser gefallen. Zur groben Abschätzung, wie weit man noch fahren kann bis der Bunker voll ist, reichte die Füllstandsanzeige aber aus. Weitere Analysetechniken z.B. zur Energiedichte gibt es nicht. Eine Ertragskartierung wie beim Häcksler oder Mähdrescher ist so nicht möglich.


Schnell Entladen


Der Kratzboden im Bunker fördert die Rüben nach hinten zum Querkratzboden. Zwischen den beiden Ketten gibt es nun eine kleine Fallstufe, die für einen schonenden Übergang sorgen soll. Die Kettengeschwindigkeiten sind automatisch lastabhängig geregelt. Das soll die Entladezeit minimieren. Uns gingen die Ketten etwas zu aggressiv an die Arbeit. Nach dem Abbunkern lagen unter dem Roder viele kleine Rübenbruchstücke. Ein Rollband aus Gummi würde hier bestimmt die Rüben noch mehr schonen.


Das Entladeband haben die Ingenieure fast komplett vom Vorgängermodell übernommen. Mit zwei Gelenken lässt es eine minimale Entladehöhe von 1,8 m zu. Die maximale Überladehöhe beträgt 4,3 m. Die Entladeposition kann man abspeichern und mit einem Klick auf dem Joystick abrufen. Anschließend lässt sich die Position jederzeit korrigieren. Die Entladung des ca. zu 75% gefüllten Bunkers dauerte bei unserer Fahrt 55 Sekunden. Der Bunker läuft im vorderen Teil spitzer zu, dadurch konnten wir das Entladeband besser aus der Kabine sehen. Noch besser ist die Sicht auf das Band, wenn man die Rübenmiete im Hundegang anfährt.


Mehr Ruhe


Die Kabine stammt nicht mehr vom Claas Lexion, sondern vom Jaguar. Sie ist besser lärmgedämmt. Das spürt man beim Fahren. Lediglich das Lenkorbitrol macht noch störende Geräusche, das möchte Grimme zur nächsten Saison ändern. In der Kabine hört man den Motor kaum. Er ist vollautomotiv gesteuert. Er regelt seine Drehzahl also passend zum aktuellen Leistungsbedarf. Bei unserem Einsatz auf leichterem Boden in der Ebene lag die Motordrehzahl bei nur 1150 1/min, und das bei einer Fahrgeschwindigkeit von 9 km/h und einem Rübenertrag von ca. 85 t/ha. Ist der Motor mit mehr als 85% ausgelastet, dreht er etwas höher. Trotzdem sind 1500 1/min das Maximum.


Der A-Holm trägt drei Kamerabildschirme. Insgesamt waren bei unserem Roder neun Kameras installiert. Der oberste Bildschirm zeigte zwei Kamerabilder durchgängig im Splitscreen an. So hat man die beiden Fahrzeugseiten immer im Blick. Die beiden weiteren Displays wechselten die anderen sieben Kamerabilder nacheinander durch. Sie sind für die Kontrolle der Rode- und Siebeinheiten zuständig.


In der Kabine sind viele Standardbauteile montiert. Der Joystick kommt von Elobau. Die Terminals (CCI 100)sind auch außerhalb der Saison als Isobus-Terminals nutzbar. Beim Roder lassen sich hierüber alle Einstellungen kontrollieren und ändern. Auch unterschiedliche Tastenbelegungen sind möglich. Aufgrund der Vielzahl der Möglichkeiten und der vereinfachten Darstellungsweise sind nicht sofort alle Funktionen ersichtlich. Insgesamt braucht man schon ein bisschen Eingewöhnungszeit.


Mit einem kleinen Kreuzhebel auf der Armlehne lässt sich die Entblatterhöhe einstellen. Direkt daneben liegt die Taste für die Lenkautomatik. Der Fahrjoystick ist nicht direkt beschriftet, denn die Tasten lassen sich frei belegen. Das rechte Terminal zeigt dazu die Funktionen an. Die Abstimmung des Joysticks für den Fahrantrieb könnte noch etwas feinfühliger sein, um genauer an der Miete oder besonders direkt auf den LKW zu laden. Insgesamt lässt sich mit dem Joystick aber gut und flüssig arbeiten.


Groß und schwer


Rübenroder haben ihren Preis. Unser gefahrener Rexor 6300 Platinum kostet laut Liste 555000 €. Leer wiegt dieser Rexor ca. 34 t. Auf dem Acker kommen noch mal bis zu 30 t Rüben dazu. Die Achsen sind mit drei unterschiedlichen Reifen bestückt. (Michelin CereXbib 2, vorne: IF800/70R38, mitte: IF1000/55R32, hinten VF900/60R32). Im Feld verteilt sich das Gewicht im Hundegang gleichmäßig auf voller Breite. Auf der Straße braucht der Roder ein Transportwagen. Dieser lässt sich aus der Kabine in weniger als zwei Minuten ankuppeln. So soll es sein.


florian.tastowe@topagrar.com


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