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Je mehr, desto besser?

Lesezeit: 6 Minuten

Pflanzenschutzspritzen mit Teilbreitenschaltung sind Standard. Doch wie viele sollten es sein? Wir haben zusammen mit Amazone nachgerechnet, wann sich eine hohe Teilbreitenanzahl rechnet.


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Bei einer Spritze können Sie zwischen größeren Teilbreiten und Einzeldüsenschaltungen wählen. Je nach Gestängebreite gibt es unterschiedlich breite Teilbreiten (TB) oder Einzeldüsenschaltung (EDS), ohne oder mit Druckumlaufsystem und Wechseldüsenschaltungen. Timo Zipf hat bei Amazone über die Breite von Teilbreiten eine Projektarbeit in seinem Master-Studium der Agrarwissenschaften geschrieben. Zusammen mit ihm haben wir uns genauer angesehen, wie viel Pflanzenschutzmittel (PSM) man mit kleineren Teilbreiten sparen kann.


Wie alle anderen Hersteller auch, bietet Amazone verschiedene Teilbreitenschaltungen an. Bei der einfachsten Ausführung sind die Ventile zentral auf der Spritze montiert. Je nach Gestängebreite und Anzahl der Teilbreiten schalten die Ventile häufig eine Arbeitsbreite von 2,5 m bis 4 m. Diese Teilbreiten lassen sich mit Einfach-Düsenkörper oder auch manuell drehbaren Dreifach- und Vierfachdüsenkörper ausstatten. In dem Düsenkörper ist ein Tropfstop integriert, welcher die Düse erst ab einem Druck größer 1 bar öffnet.


Mit einem solchen Teilbreitensystem ist optional ein Druckumlaufsystem möglich. Hier reduziert ein Ventil den Druck auf 0,8 bar, sodass die Düsen geschlossen bleiben. Die Spritzbrühe kann dann an den Düsen vorbei und über die Ringleitung zurück in den Tank gelangen. Diese Ausführung ist häufig bei Arbeitsbreiten oberhalb von 15 m sinnvoll, da sich so in den Leitungen keine Wirkstoffe absetzen und sofort die volle Aufwandmenge zur Verfügung steht.


Bei der Einzeldüsenschaltung AmaSwitch ist ein Druckumlaufsystem standardmäßig an Bord. Es lässt sich hier auch mit einem höheren Druck betreiben, da jeder Düsenträger vollständig schließen kann. Die Einzeldüsenschaltung kostet ca. 150 €/m Arbeitsbreite mehr, als die klassische Teilbreitenschaltung. Hier ist aber nicht nur das Druckumlaufsystem inklusive, sondern auch der Dreifach-Düsenkörper. Optional gibt es auch einen Vierfachdüsenkörper. Doch wie viel Spritzmittel lässt sich tatsächlich mit der Einzeldüsenschaltung sparen.


Automatik ist Voraussetzung


Je feiner die Teilbreiten unterteilt sind, desto genauer lassen sie sich am Vorgewende schalten. Wichtig hierfür ist das GPS-gestützte Section-Control, welches automatisch die jeweilige Teilbreite schaltet. Sind die Ein- und Ausschaltzeiten exakt programmiert, schalten die Ventile selbstständig an der richtigen Stelle ein bzw. aus. Überlappungen entstehen so nur noch durch die Breite der Teilbreite. Je kleiner die Teilbreite ist, desto geringer ist dabei die Überlappung.


Die genaue Überlappung der unterschiedlichen Teilbreitengrößen lässt sich dabei ausrechnen. Wir haben dies beispielsweise für eine sehr einfach geschnittene Ackerfläche mit nur einem schrägen Vorgewende durchgerechnet.


Die Maße der Fläche können sie aus der Übersicht 2 entnehmen. Bearbeitet man diese Fläche mit einem 36 m-Gestänge sind genau sechs Fahrgassen nötig. Bei dieser für den Pflanzenschutz fast optimalen Fläche gibt es mit optimal eingestelltem Section-Control Überlappungen nur an einem Vorgewende. Je mehr Teilbreiten die Spritze hat, desto geringer fällt die überlappte Fläche aus. Aus der Übersicht 3 können Sie entnehmen, wie hoch der Anteil der Überlappung bei dieser einfachen Ackerfläche ist. Die Differenz zwischen den unterschiedlichen Überlappungen gibt die Mitteleinsparung der kleineren Teilbreiten an. So spart man mit der EDS gegenüber 4 m breiten TB-Segmenten auf dieser Fläche 0,68% (0,78%-0,10%) PSM. Würde die Fläche nur einen Meter schmaler sein, überlappt eine normale Teilbreitenschaltung zusätzlich ca. 100 m² (100 m x 1 m). Eine Einzeldüsenschaltung hingegen kann die Doppelapplikation in diesem Bereich vermeiden. Hier nimmt der Unterschied zwischen den beiden Ausstattungen deutlich zu.


In der Realität sind die meisten Felder aber nicht so winklig zugeschnitten. Um realistische Werte zu bekommen, hat Timo Zipf drei verschiedene landwirtschaftliche Betriebe mit Datenloggern ausgestattet. Mit diesen Aufzeichnungsgeräten hat er die Flächen und die Fahrgassen per GPS vermessen. Anschließend hat er ein Simulationsprogramm genutzt, um die Überlappungen dieser existierenden Felder mit unterschiedlich breiten Teilbreiten feststellen zu können. Aufgrund der unregelmäßig geformten, realen Schläge fallen die Überlappungsflächen größer aus, als in unserer Beispielrechnung, siehe Übersicht 4. Zudem erkennt man, dass die prozentuale Einsparung auf kleineren Flächen höher ist.


Um nun auszurechnen, ab wann sich eine kleinere Teilbreite oder eine EDS lohnt, muss man das Einsparpotenzial mit dem Gesamtmittelaufwand pro Jahr des eigenen Betriebes multiplizieren. Damit ergibt sich die jährliche Einsparung. Teilt man anschließend den Mehrpreis für die jeweilige Teilbreitenschaltung durch die jährliche Einsparung, erhält man die Amortisationszeit.


Als Beispiel nehmen wir einen 50 ha-Betrieb mit 4,5 ha durchschnittlicher Flächengröße. Pro ha fallen im Schnitt jährlich 200 € Pflanzenschutzmittelkosten unter Berücksichtigung der Überlappung mit einer einfachen Teilbreitenschaltung (Ø-Breite: 3,27 m) an. Das sind zusammen 10000 €. Würde man nun eine neue Spritze mit 21 m Breite mit einer EDS ausrüsten, fallen Mehrkosten von ca. 3150 € an – vorausgesetzt Section-Control ist schon an Bord. Laut Übersicht 4 könnte man ca. 5,37% des Mittels einsparen. Das wären im Jahr ca. 537 €. Demnach würde sich die Investition nach ca. sechs Jahren rentieren. Aus der Übersicht 4 können Sie die Werte entnehmen, die Ihren Betrieb am ehesten widerspiegeln. Damit können Sie errechnen, ab wann sich eine genauere Teilbreitenschaltung lohnt.


Während der Fahrt schalten


Für spezielle Anwendungen kombiniert Amazone die Einzeldüsenschaltung mit einem elektrisch schaltenden Düsenstock. Das sogenannte AmaSelect kann auch während der Fahrt verschiedene Düsen ansteuern. Insgesamt lassen sich hier vier Düsen montieren. Diese lassen sich automatisch z.B. fahrgeschwindigkeitsabhängig schalten, um unterschiedliche Mengen mit dem gleichen Tröpfchenspektrum auszubringen. Dabei können auch zwei unterschiedliche Düsen gleichzeitig Spritzmittel applizieren. Mit AmaSelect ist ein Düsenabstand von 25 cm möglich, bei dem jede einzelne Düse geschaltet werden kann. Ab Herbst sollen hierfür auch die neuen Systeme AmaSelect Row für die Bandspritzung in Reihenkulturen, Curve Control für eine gleichmäßigere Applikation bei Kurvenfahrten und AmaSelect Spot für die Ausbringung nach Drohnenaufnahmen erhältlich sein. Das System AmaSelect kostet etwa 350 €/m Arbeitsbreite mehr, als die Standardvariante. Das Druckumlaufsystem ist hier, wie die LED-Einzeldüsenbeleuchtung, schon enthalten. Die Mengenreglung über die Pulsweitenmodulation bietet Amazone noch nicht an. Bei anderen Herstellern kostet die Ventiltechnik rund 600 € pro Meter Arbeitsbreite Aufpreis. Amazone vertreibt diese Technik nur in Verbindung mit Sensoren zur Spotapplikation.


florian.tastowe@topagrar.com

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