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Kleiner Bruder auf großen Füßen

Lesezeit: 5 Minuten

Vor allem für Güllegaben in wachsenden Beständen stellt Holmer den „kleineren“ Terra Variant 435 vor.


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Einer der anspruchsvollsten Jobs für Fahrzeugbauer ist das Einsparen von Gewicht – ohne auf Nutzlast oder Funktionen verzichten zu müssen. Genau diese Aufgabe hatten die Konstrukteure, als es bei Holmer um das Konzept eines neuen, kleineren Trägerfahrzeugs ging.


Mit dem Terra Variant (TV) 435 will das Unternehmen, das übrigens wie Hardi, Tecnoma oder Agrifac zur französischen Exel-Gruppe gehört, Gülle auch im Frühjahr in wachsenden Beständen ausbringen. Die Maschine ist als Ergänzung zum größeren TV 585 gedacht, der auch die tiefere Einarbeitung der Gülle übernimmt. Der TV 435 soll dagegen eher mit einem Schleppschuhverteiler oder mit einem Scheibengerät wie dem Zuni Drill arbeiten.


Bei der Neukonstruktion hat das Holmer-Team versucht, bei allen Komponenten Gewicht einzusparen. Basis des Fahrzeugs ist ein zentrales Vierkantrohr aus hochfestem, warmgewalzten Stahl, das mit nur 8 mm Wandstärke ein Minus von 400 kg im Vergleich zu herkömmlichem Stahl bringt.


Weniger Gewicht:

Unter dem Strich wiegt das aktuelle Fahrzeug solo 13,8 t und komplett mit aufgebauter Gülletechnik 16,7 t. Das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 25 t. Auf der Straße senkt der TV 435 dazu vorne und hinten jeweils ein „Stützrad“ ab und gilt damit formal als Dreiachser. Jedes dieser Räder nimmt bis zu 2 t auf. Bei unserem Termin fielen die beiden Zusatzräder kaum auf – die Lösung ist recht elegant.


Wie beim großen Bruder sitzt der Motor vor der Kabine. Das Mercedes-Triebwerk hat eine sparende Nenndrehzahl von nur 1700 U/min und liefert dabei 435 PS (320 kW) ab. Die Maschine hat 640 l Diesel und 95 l AdBlue an Bord. Der große TV 585 wuchtet seine 585 PS über ein Funk 18/6-Lastschaltgetriebe mechanisch auf die Achsen. Der Neue ist mit einem hydrostatischen Antrieb mit bis zu 40 km/h unterwegs. Zwar ist der Wirkungsgrad bei schweren Zugarbeiten schlechter als beim TV 585, doch bietet die hydraulische Lösung mehr Freiheiten: Die Omsi-Planetenachsen sind leichter. Und weil keine Wellen vom Verteilergetriebe nach vorne und hinten führen, spart man Bauhöhe ein: Der TV 435 punktet deshalb auch mit einem niedrigen Schwerpunkt.


Der Motor treibt über ein Verteilergetriebe die Hydraulik-Pumpen an. Den Antrieb der Achsen übernehmen Radialkolbenmotoren von SAI, die sich stufenlos von 400 bis 1200 cm3 unabhängig voneinander regeln lassen – was die Ingenieure geschickt nutzen: Das System DynaProtect erkennt auch die Fahrt am Hang. Zusätzlich gibt es eine Vorwahl für den Feldbewuchs (Grünland, Reihenkulturen, Ackerland). Auf Basis der Informationen über Feldbewuchs und Hangneigung regelt das Fahrzeug automatisch die optimale Voreilung der jeweiligen Achse. Die Frontachse ist pendelnd aufgehängt und über Zylinder gefedert sowie abgestützt.


Bodenschonende Reifen:

Die beiden Achsen mit einem Radstand von 4,26 m tragen bodenschonende VF-Reifen der Größe 900/60 R 38. Damit bleibt der 9,67 m lange Selbstfahrer unter 3 m Breite und braucht keine Sonderzulassung. Mit den VF 580/85 R 42 sind es sogar nur 2,55 m. Den Lenkeinschlag konnten die Konstrukteure von 22 auf 27° erhöhen. Holmer gibt den geringsten Wendekreis – innen gemessen – mit 6,80 m an. Bei unserem Termin konnte der Selbstfahrer damit bequem auf einer größeren Kreuzung umdrehen.


Auf dem Feld kann der TV 435 auch im bodenschonenden Hundegang fahren. Um dabei eine gerade Zuglinie sicherzustellen, lässt sich auch der Kraftheber entsprechend beidseitig schwenken. Das Hubwerk ist doppeltwirkend, stemmt bis rund 7 t und hat zudem eine Schwingungstilgung. Das maximale Gewicht für die Verteil- bzw. Einbringtechnik gibt Holmer mit 3 t an.


Je nach Ausstattung gibt es drei doppeltwirkende Steuergeräte und natürlich auch PowerBeyond-Anschlüsse. Die LS-Hydraulik fördert bei 1700 Umdrehungen bis zu 357 l/min.


Die Kabine ist hydrodynamisch gefedert. Die meisten Bedienungen laufen über die Armlehne plus Multifunktionshebel sowie über einen Touch-Bildschirm. Isobus-Anwendungen wie z.B. ein Auftragsmanagement bietet Holmer über ein zusätzliches Tablet an.


Bei der Gülletechnik arbeitet Holmer seit 20 Jahren mit Zunhammer zusammen. Das Unternehmen aus Traunreut stattete bereits 1996 den ersten Terra Variant 420 damit aus. Auf dem aktuellen Modell ruht auf zwei Trägern ein 16 m3 rahmenloser GFK-Tank in Ultralight-Bauweise.


Automatik für den Arm:

Der 5,70 m lange Saugarm mit einer Nennweite von 250 mm lässt sich 158° schwenken und automatisch einklappen. Der Fahrer kann außerdem Positionen abspeichern.


Der Befüllvorgang schaltet automatisch ab. Durch einen Dreiwegehahn lässt sich die Gülle zum Verteiler oder zum Rühren zurück in den Tank fördern. Außerdem ist so auch ein Entleeren über den Saugarm möglich.


Die Drehkolbenpumpe von Vogelsang hat ein Alu-Gehäuse und ist dadurch leichter. Der Antrieb arbeitet hydraulisch, die stufenlos regelbare Förderleistung erreicht bis zu 9000 l/min. Als Schutz vor Fremdkörpern oder Fasern hat der TV 435 außerdem das Schneidwerk RotaCut mit Steinfang an Bord. Als Option bietet Zunhammer auch für den Selbstfahrer den NIR-Nährstoffsensor VAN-Control an.


Passend für den TV 435 hat Zunhammer unter anderem den 15 m-Schleppschuhverteiler Glide-Fix für Grünland oder Getreidebestände sowie für das flache Einarbeiten auf dem Acker das Scheibengerät Zuni-Drill im Programm.


Holmer und Zunhammer haben gemeinsam bewusst unterhalb des großen TV 585 einen leichteren Selbstfahrer auf die Räder gestellt. Denn beide sehen die Grenze beim Größenwachstum in der Gülleausbringung erreicht. Demnach geht der Trend eher zu kleineren aber mehreren Einheiten, um vor allem auch im Frühjahr die engen Zeitfenster besser zu nutzen.


Die neue Maschine wendet sich an Lohnunternehmen und Güllegemeinschaften, auch in kleineren Strukturen. Nicht ganz so klein strukturiert ist der Preis: Er liegt komplett mit der Gülletechnik bei etwa 365000 bis 370000 € (o. MwSt.). Das sind aber immerhin noch 80000 € weniger als für den großen Bruder TV 585.


Guido Höner

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