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Landwirtschaft 4.0 – endlich mal praktisch

Lesezeit: 5 Minuten

Precision Farming – worum es dabei genau geht und wie die Systeme funktionieren, erklärt die Deula Warendorf jetzt in einem neuen Seminar auch für Landwirte. Wir waren dabei.


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Die Intelligenz bei Landmaschinen steigt. Systeme wie Lenkautomatik, automatische Teilbreitenschaltung oder der Isobus helfen dem Fahrer. Sie bringen große Arbeitserleichterungen, sind aber auch komplex. Die Deula Warendorf veranstaltet deshalb zusammen mit der Kramp Akademie Seminare zum Thema. Das Seminar spricht Landwirte, Lohnunternehmer und Mechaniker an. Es soll einen Überblick und konkrete Hilfen geben, und das unabhängig von Herstellern und Verkaufsgesprächen.


Lenken lassen:

„Wenn das GPS-​Lenksystem funktioniert ist das Klasse: Der Fahrer kann sich in Ruhe auf das Arbeitsergebnis konzentrieren. In der Praxis kann man aber häufig genau sehen, wo das Signal ausgefallen ist.“ Diesen Sachverhalt schilderte ein Teilnehmer zu Beginn des Seminars. Die sechs Teilnehmer, alle ausgebildete Landmaschinenmechaniker, waren sich schnell einig: Das Problem tritt immer noch oft auf.


Die Ursachen dafür liegen aber nicht nur an schlechter Signalstärke. „Ein verärgerter Landwirt rief uns einmal an und sagte, sein Lenksystem würde nicht funktionieren. Ich habe stundenlang alle Leitungen und Stecker kontrolliert, erfolglos. Schließlich stellte sich heraus, dass der Kunde zwar den RTK-Empfänger gekauft, aber kein Signal gemietet hatte.“


Richard Poppenborg, Seminarleiter und Lehrer an der Deula Warendorf, hat das Programm deshalb genau auf solche Situationen abgestimmt. Zu Anfang erarbeitete er zusammen mit den Teilnehmern, wie ein GPS-System überhaupt funktioniert. Durch Verzerrungen braucht das System zum genauen Lenken ein Korrektursignal. Eine Referenzstation auf der Erde empfängt die Sattelitendaten, korrigiert sie und sendet den Korrekturwert über einen DGPS-Satelliten, wie z.B. Egnos, an die Maschinen. Zum hoch genauen Arbeiten mit maximal ±2 cm Abweichung, z.B. bei der Einzelkornsaat, gibt es das kostenpflichtige RKT-Signal (Real Time Kinematic).


Die Seminarrunde diskutierte intensiv über GPS-Probleme: „Da ruft ein Landwirt an und sagt, sein Lenksystem funktioniert nicht. Schließlich stellte sich heraus, dass er das System woanders gekauft hat. Damit kannten unser Verkäufer und ich uns gar nicht mehr aus,“ berichtete ein Techniker frustriert. „Ich hoffe, dass ich hier einen besseren Überblick bekomme, damit mir das nicht noch einmal passiert.“


Dazu setzt das Seminar auf Praxiserfahrungen: Auf dem Deula-Acker nebenan konnten die Teilnehmer Lenksysteme verschiedener Hersteller in unterschiedlichen Ausbaustufen ausprobieren, u.a. beim Anlegen einer A-B-Linie und Erstellen der Feldgrenzen. Die Teilnehmer kritisierten, dass sich die Bedienoberflächen so stark unterscheiden und manche Menüs zudem sehr unübersichtlich sind.


Jeder mit jedem:

Die meisten Maschinen haben heute elektronische Steuerungen, die mit einem maschinenseitigen Jobrechner und einer Bedieneinheit auf dem Schlepper funktionieren. Das Traktor-Terminal kommuniziert über eine Leitung mit dem Jobrechner und zeigt die Daten auf dem Display an. Reduziert der Fahrer jetzt z.B. beim Spritzen am Terminal die Aufwandmenge, sendet es ein Signal an den Bordrechner der die Gleichdruckarmatur regelt. Das ist die einfachste Art einer BUS-Steuerung. „Das können herstellereigene Systeme auch,“ meinte die Seminargruppe. Der Nachteil: Der Landwirt braucht für jede Maschine ein eigenes Terminal und bei Kombinationen sogar mehrere.


Isobus-Maschinen haben genormte Schnittstellen und lassen sich mit (fast) allen Isobus-Terminals bedienen. Seminarleiter Poppenborg brachte es auf den Punkt: „Wenn ein Grimme-Mitarbeiter mit einem Lemken-Terminal eine Kuhn-Maschine steuert, ist es Isobus.“ Damit so etwas wirklich klappt, müssen sich Bordrechner und Terminal verstehen. Der Tipp des Seminarleiters: Die AEF-Datenbank im Netz listet die zertifizierten Terminals und Maschinen auf. Hier steht auch, ob die Kombination einer Maschine mit einem bestimmten Terminal funktioniert.


In die Lehrhalle hatte jeder Teilnehmer die Möglichkeit, verschiedene Isobus-Anwendungen selbst auszuprobieren. An verschiedenen Stationen ließen sich Verbindungen simulieren. Fragen zu den jeweiligen Einstellungen konnten die Teilnehmer so direkt klären.


In einer Übung sollten die Kursmitglieder z.B. einen Ladewagen per Isobus mit einem Schlepperterminal steuern. Die Tasten des Fahrhebels sollten sie mit verschiedenen Maschinenfunktionen belegen. Das stieß bei den Teilnehmern fast schon auf Begeisterung: „Wenn man es einmal richtig erklärt bekommt, ist es ganz einfach,“ meinte einer von ihnen.


Precision farming:

Richard Poppenborg schilderte, was über die Vernetzung der Techniken noch alles möglich ist: „Beim Precision- oder Smart-Farming wird es richtig spannend!“ Damit kann der Landwirt oder Lohnunternehmer z.B. die Düngermenge im Bestand, abhängig von wechselnden Bodenarten und Bestandsstrukturen regeln. Poppenburg gab einen Überblick: Mithilfe von Boden- und Ertragskarten sowie Sattelitenbildern lassen sich Profile erstellen. „Wo der Boden schlechter ist, düngt ihr weniger, da wo er gut ist mehr. Das macht die Maschine bei der passenden Ausstattung automatisch.“ Soweit die Theorie. Der Seminarleiter stellte heraus, wie wichtig und anspruchsvoll Datenmanagement dabei als Grundlage ist: Von der Probenahme bis zur Applikationskarte. „Die Praktiker müssen erst lernen, wie sie mit den Daten umgehen, diese richtig einsetzen und verwalten.“


Im Verlauf des Seminars zeigte sich, dass es selbst bei den professionellen Technikern noch viel Schulungsbedarf gibt. Am Ende berichteten alle Teilnehmer, sich nun besser informiert zu fühlen und in Zukunft sicherer mit Problemen umgehen zu können. Das dürfte künftigen Teilnehmern aus der Landwirtschaft ganz ähnlich gehen. -ah-

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