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Lieber sicher ins Fass!

Lesezeit: 7 Minuten

Keinen Kontakt mit dem Mittel gehabt, nichts daneben gegangen – so soll es sein. Mit Pflanzenschutzspezialist Harald Kramer, Landwirtschaftskammer NRW, haben wir uns Befüllsysteme für Spritzen angesehen.


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Das ist der Idealfall: Das Pflanzenschutzmittel gelangt komplett, ohne Kontakt mit dem Anwender, in die Spritze. Nichts kann daneben laufen. Teilmengen dosiert man genau und ohne separaten Messbecher. Und das komplette System lässt sich danach einfach und ohne Spritzer reinigen.


In den letzten Jahren hat besonders der Hersteller agrotop Lösungen im Bereich der geschlossenen Übergabe von Mitteln (Closed-Transfer-System, CTS) entwickelt und dafür zweimal Agritechnica-Medaillen erhalten. Das easyFlow passt zu den gängigen Gebindegrößen 5 und 10 l, laut Hersteller soll das Ganze aber auch mit größeren Kanistern funktionieren.


Mittlerweile gibt es drei Varianten des Systems, die sich vor allem beim Dosieren von Teilmengen unterscheiden: Das Standard-easyFlow, das easyFlow M mit integriertem Messbecher und das easyFlow OF mit elektronischer Dosiereinheit.


Gleiches Prinzip:

Basis aller drei agrotop-Systeme ist der Kanisteradapter aus Kunststoff. Bisher gibt es nur eine Größe für Kanistergewinde mit 63 mm Durchmesser. Viele Pflanzenschutzmittel-Hersteller verwenden Behälter mit diesem Gewinde, sodass der Adapter auf rund zwei Drittel der Gebinde passt. Einige Ein-Liter-Behälter, z.B. mit Insektiziden, haben Verschlüsse mit anderen Maßen. Trotzdem sollen derzeit keine weiteren Adaptergrößen dazukommen. Der Hersteller des Systems hofft darauf, dass sich die Mittel-anbieter künftig auf einheitliche Gewindegrößen einigen, was die Sache für den Praktiker deutlich einfacher macht. Die Aussichten dafür stehen nicht schlecht. Denn die Firmen haben ein großes Interesse daran, durch Verschütten oder umgefallene Kanister verursachte Punkteinträge so weit wie möglich zu verhindern.


Einfacher Einsatz:

Der Einsatz des Systems ist einfach: Nach dem Abschrauben des Deckels dreht man den Adapter auf das Kanistergewinde. Jetzt ist der Kanister für das Entleeren vorbereitet. Drückt man Kanister plus Adapter nun in den Anschluss des easyFlow, durchstößt eine integrierte Schneide die Siegelfolie des Kanisters. Sie trennt die Folie aber nicht komplett ab, damit es später keine Probleme mit Verstopfungen durch Folienstücke gibt. Der Adapter bleibt auf dem Kanister, bis der Behälter komplett entleert und gereinigt ist. Der Adapter ist so immer verschlossen und öffnet sich erst im entsprechenden Gegenstück des easyFlow-Systems.


Je nach Ausführung enthalten die easyFlow-Sets drei bzw. fünf Kanisteradapter. Wer bei Mischungen die Mittel schneller einfüllen möchte, benötigt wahrscheinlich zusätzliche Adapter. Deren Einzelpreis beträgt zurzeit 39 € (alle Preise sind Listenpreise o. MwSt.). Doch um das System breiter in die Praxis zu bringen, will agrotop die Einzelpreise für die Adapter künftig eventuell senken.


Beim Standard-easyFlow macht bereits der einfache Tankadapter das System komplett. Der Anschluss für den Behälter der Spritze lässt sich in Eigenleistung montieren. Bei Spritzen ohne Einspülschleuse platziert man den Anschluss am besten oben auf dem Behälter, ansonsten auf dem Deckel der Schleuse. Dazu einfach ein passendes Loch in den Behälter oder Deckel sägen und per Schablone die Löcher für die sechs Befestigungsschrauben bohren. Zum Ausgleich von gewölbten Oberflächen lassen sich bis zu drei Keilscheiben montieren. Als Starter-Set mit drei Kanisteradaptern kostet das easyFlow 249 €, mit fünf Adaptern 320 €.


Zum Anschließen drückt man Adapter plus Kanister von oben senkrecht in das easyFlow. Anschließend arretiert man das Ganze per Verriegelungsbügel. Jetzt den Kanister herunterdrücken und die innenliegende Schneide öffnet die Siegelfolie.


Eingebautes Ventil:

Zum Entleeren dreht man jetzt den Kanisteradapter per Verriegelungsbügel im Uhrzeigersinn. Innenliegende Nocken drücken dabei das Adapterventil nach oben. Je weiter man dreht, desto größer die Durchflussmenge. Das Pflanzenschutzmittel kann frei nach unten in den Behälter oder die Schleuse fließen. Ein integriertes Belüftungssystem sorgt dabei für ein zügiges Entleeren.


Dreht man den Bügel zum Ausgangspunkt zurück, schließt sich der Adapter. So lassen sich auch Teilmengen dosieren. In der Standardausführung muss man dazu die Skala des Kanisters nutzen – was Nachteile in puncto Sichtbarkeit und Genauigkeit (maximal auf 250 ml genau) bringt.


Auch eine Kanisterspülung ist integriert. Dazu wird das easyFlow entweder an die Klarwasser-Druckleitung der Spritze (z.B. der Kanisterspülung in der Einspülschleuse) oder an einen Wasserschlauch angeschlossen. Bei teilentleerten Kanistern lässt sich mit einem kleinen seitlichen Hebel nur der Übergabebereich zwischen Tank- und Kanisteradapter spülen. Leere Kanister werden komplett gespült, inklusive Adapter. Vorteil: Hier spritzt nichts und die komplette Restmenge fließt direkt in die Spritze.


Zum Schluss löst man die Verriegelung und zieht den Adapter aus dem Anschluss. Teilentleerte Kanister bleiben sicher verschlossen. Die leeren Kanister sind gereinigt und lassen sich über das PAMIRA-System entsorgen.


Für Teilmengen:

Zum besseren Dosieren von kleineren Mittelmengen hat das easyFlow M einen 2,3 l großen, durchsichtigen Messbehälter, der sich in 20 bis 50 ml-Schritten ablesen lässt. Der Preis für diese Ausführung liegt zwischen 400 und 500 €. Das System kommt gerade in den Handel.


Der obere Teil mit den Adaptern ist identisch mit dem Standardgerät. Beim Entleeren des kompletten Kanisters ist der untere Ablauf des Messbehälters geöffnet, zum Abmessen von Teilmengen geschlossen. Anders als bei normalen Messbechern lassen sich Übermengen allerdings nicht in den Kanister zurück gießen. Die Spülung erfasst bei diesem System natürlich auch den Messbecher.


Bei der Montage ist die M-Ausführung vielseitiger als das Standard-System. Sie hat ein Edelstahlgehäuse bzw. einen Halter und lässt sich z.B. neben der Einspülschleuse anschrauben.


Der Auslauf ist über einen Schlauch und ein T-Stück in die Injektor-Saugleitung der Schleuse integriert. Auch die stationäre Montage im Pflanzenschutzmittel-Raum wäre möglich. Dann stellt man die Verbindung zur Spritze über Schlauch plus Steckkupplung her.


Auf 100 ml genau arbeitet das elektronische System easyFlow QF. Es hat einen integrierten elektronischen Durchflussmesser und ein Magnetventil. Man gibt am Display die Zielmenge ein, den Rest erledigt die Elektronik. Das hat seinen Preis. Das System steht mit rund 2000 € in der Liste und die Verbreitung in der Praxis ist daher eher gering.


Für Großbetriebe ist der Dosierautomat QuantoFill M gedacht. Rechnergesteuert saugt das System aus bis zu fünf Behältern an, jeweils bis hin zur IBC-Größe (1000 l). Außerdem ist ein Klarwasseranschluss integriert. Im Rechner lassen sich die Rezepturen hinterlegen und die Anlage regelt die Menge vollautomatisch passend zur Behältergröße der Spritze, der geplanten Aufwandmenge und der anstehenden Flächengröße. Der Preis für diese Anlagen liegt im Schnitt bei 10000 €. Neben einigen Anlagen in Deutschland ist der Hauptabsatzmarkt in Ländern wie Russland, Ukraine oder auch in Südamerika.


Im Pfandsystem:

Eine weitere Möglichkeit zur „geschlossenen Mittelübergabe“ ist das Ecomatic-System von BASF, welches aber nach Aussage des Herstellers derzeit noch grundlegend überarbeitet wird. Basis dieses bisher bekannten Systems sind 50 l-Fässer, die im Pfandsystem laufen und wiederbefüllt werden.


Die entleerten Fässer werden nicht durch den Landwirt gespült – die technische Restmenge ist laut BASF bereits beim Befüllen berücksichtigt worden. Jedes individuelle Fass ist dem entsprechenden Mittel vorbehalten. Ein Siegel verhindert, dass es für andere Stoffe verwendet wird. Das Mittel wird durch den speziellen Anschluss des Fasses gesaugt.


Zum Entleeren gibt es unterschiedliche Wege. Der Anschluss funktioniert ähnlich wie der Keg-Anschluss am Bierfass. Beim „Ecofill“ saugt die Spritzenpumpe das Mittel an. Ein integrierter elektronischer Durchflussmesser und ein Kugelhahn helfen beim Dosieren. Dieses System ist ein klassisches Closed-Transfer-System.


Außerdem gibt es das „Easyfill“ und das „Quickfill“, jeweils mit aufgebauten Pumpen (die erste mit Bohrmaschinenantrieb, die andere mit 240/12 Volt-Antrieb). Die Pumpen-Versionen haben eine Zapfpistole und sind damit kein geschlossenes System.


Das gut gedachte Pfandsystem hat Nachteile: Es sind nur 50 l-Gebindegrößen verfügbar – ungünstig, wenn man gerade 60 l benötigt. Auch will nicht jeder Händler alle Mittel in diesen Größenordnungen horten.


Wahrscheinlich wird sich eher die Kombination eines CTS mit herkömmlichen Gebinden durchsetzen. Bisher ist diese Lösung nur den flüssigen Formulierungen vorbehalten. Ideen für pulverförmige Mittel sind derzeit noch nicht in Sicht.Guido Höner

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