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Mechanisch statt chemisch

Striegel, Rotor- und Reihenhacke

Lesezeit: 10 Minuten

Striegel, Rotor- und Reihenhacke: Kann die mechanische Unkrautbekämpfung mit der Spritze konkurrieren? Wir haben es im Mais ausprobiert.

Keine Frage: Die mechanische Unkrautbekämpfung gehört zu den Königsdisziplinen im Ackerbau. Wer Erfolg haben will, muss am Ball bleiben und ist in der Saison regelmäßig mit Hacke oder Striegel unterwegs. Trotz des Aufwands rücken die mechanischen Maßnahmen wieder in den Fokus. Zwar halten sich der Wegfall von Wirkstoffen und Resistenzprobleme im Mais noch in Grenzen, trotzdem fragen sich Praktiker wieder, was mechanisch machbar ist.

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Wir haben deshalb drei Geräte des Herstellers Einböck, jeweils mit 6 m Arbeitsbreite, für unseren Systemvergleich im Mais eingesetzt:

  • den Zinkenstriegel Aerostar-Exact,
  • die Rotorhacke Rotarystar und
  • die Reihenhacke Chopstar mit RowGuard Kamera-Lenksystem.

Natürlich bieten auch andere Hersteller solche Geräte an. Wie bei unseren Systemvergleichen üblich, wollten wir die Unterschiede zwischen den Fabrikaten aber ausblenden und haben uns deshalb für einen Anbieter entschieden. Unterstützung beim Einsatz erhielten wir von Fachberatern der LWK Niedersachsen und vom Verband Bioland.

Interessiert hat uns , wie die Geräte einzeln und in Kombination wirken. Wir haben sie deshalb auf einem Testbetrieb im Münsterland solo und in verschiedenen Kombinationsvarianten eingesetzt. Auf der ca. 8 ha großen Fläche, Bodenart Sand mit 25 Bodenpunkten, wurde am 22.4.2015 die Sorte Walterinio (S270/K270) gelegt. Die Aussaatstärke wählten wir mit 10 Körnern pro Quadratmeter bewusst höher. Bei der mechanischen Unkrautbekämpfung sollten leichte Verluste bei der Kulturpflanze mit einkalkuliert werden. Ziel war eine Bestandesdichte von 8,5 bis 9 Pflanzen. Diese wurde mit minimalen Abweichungen in allen Varianten erreicht. Neben einer Null-Variante komplett ohne Pflanzenschutz behandelten wir eine Parzelle konventionell chemisch. Am 18.5.2015 kamen hier 0,3 l/ha Buctril, 1,8 l/ha Laudis und 2,0 l/ha Spectrum Gold zum Einsatz. Der Bestand war damit unkrautfrei.

Start mit dem Striegel:

Mechanisch ging es mit dem Striegel los. Der klassische Zinkenstriegel erlaubt einen frühen Einsatztermin. Bereits in den Tagen nach der Saat ist bei passender Witterung das Blindstriegeln, also ohne sichtbare Kulturpflanzen, möglich. Das Ziel: Keimende Unkräuter sollen möglichst im Fadenstadium (erste Spitzen sichtbar) an die Bodenoberfläche befördert werden. Hier trocknen sie dann aus. Für den Erfolg der Maßnahme ist das Wetter entscheidend. Nach dem Striegeln sollte es noch einige Stunden sonnig, zumindest aber trocken sein, damit die Unkräuter sicher austrocknen.

Einböck rüstet den Aerostar-Excact mit vier Stützrädern vorne und zwei Stützrädern hinten aus. Sie übernehmen die Tiefenführung. Die Zinken arbeiten in einem Strichabstand von 2,5 cm. Sie lassen sich hydraulisch in der Neigung verstellen. Das hat Einfluss auf die Arbeitstiefe und die Aggressivität. Je höher der Rahmen über die Stützräder eingestellt wird, desto steiler und aggressiver stehen die Zinken. Beim Blindstriegeln wird der Striegel schleppend und nicht zu tief eingestellt. Dazu: Rahmen über die Stützräder etwas runter und Anstellwinkel der Zinken flach. Die Arbeitstiefe sollte bei 2 bis 4 cm liegen. Sie muss öfter kontrolliert werden, damit die Arbeitstiefe nicht bis an den Saathorizont reicht. Die Zinken würden die Körner verschieben und den Keimling beschädigen.

Wir haben in unserem Versuch mit dem Blindstriegeln vor allem gegen Gräser sehr gute Wirkungen erzielt. Die Witterung spielte dabei gut mit. Leichten Schauern folgten sonnige Tage, sodass ein Austrocknen der Keimlinge gewährleistet war. Da beim Blindstriegeln bis zu 12 km/h schnell gefahren werden kann, liegt die Flächenleistung bei etwa 5 ha pro Stunde. Wir haben uns beim Striegeln an den Spuren der achtreihigen Maisdrille orientiert, um keine Pflanzenreihen zu überfahren. Dabei ist aufgefallen, dass in den Anschlussreihen der Bekämpfungserfolg nachließ, der Striegel arbeitete etwas zu schmal. Einböck bietet Verbreiterungselemente an, sie erhöhen die Arbeitsbreite pro Seite um etwa 15 cm. Wer im Raster der Reihenbreite arbeiten will, sollte diese Option wählen. Ein Nachteil des Striegelns auf leichten Böden: Mit jedem Durchgang wird die Bodenstruktur feiner. An einigen Stellen unseres Versuchs kam es zu Winderosion.

Läuft der Mais auf, muss der Striegel steiler arbeiten. Die Zinken drücken den Mais dann weniger zu Boden. Außerdem muss die Fahrgeschwindigkeit runter. Unser Versuch zeigte: Überschreitet man 4 km/h, nehmen die Kulturpflanzenverluste deutlich zu. Die Flächenleistung geht bei 4 km/h auf etwa 1,7 bis 2 ha pro Stunde zurück.

Das Striegeln im Bestand ist etwa bis zum 4-Blattstadium möglich. Vorteil: Die Zinken arbeiten auch in der Reihe. Im Vergleich zu den Varianten ohne Striegeleinsatz war der Unterschied deutlich sichtbar. Chancenlos bleibt der Striegel gegen Unkraut, das eine gewisse Größe erreicht und sich etabliert hat. Hier muss die Reihenhacke ran.

Rotorhacke – schnelle Sterne:

Die Sterne des Rotarystar sollen verkrustete Böden aufbrechen und dabei das Unkraut auf der Oberfläche ablegen. Die 16 Spitzen pro Stern sind deshalb schaufelförmig und leicht gebogen am Stern angeordnet. So hebeln sie durch die Drehbewegung immer etwas Erde aus und werfen sie nach hinten. Die Theorie: Das ausgerissene Unkraut ist länger in der Luft und landet obenauf.

Auf sechs Meter Arbeitsbreite verteilt Einböck 64 Sterne in zwei Reihen, das macht einen Strichabstand von knapp 9,4 cm. Für eine gute Bodenanpassung sind die Sterne auf vier Segmente aufgeteilt. Jedes ist über ein Parallelogramm mit dem Hauptrahmen verbunden. Je ein Hydraulikzylinder pro Segment regelt den Bodendruck und damit die Arbeitstiefe. Zusätzlich ist jeder Stern per Federelement gesichert. Steine machen dem Rotarystar also wenig Probleme.

Über Stützräder, die genau in der Schlepperspur laufen, lässt sich der Tiefenbereich vorwählen. Um einen guten Effekt zu erreichen, sollte die Arbeitsgeschwindigkeit mindestens 12 km/h betragen, bis zu 25 km/h sind möglich. Wir haben die Rotorhacke zwischen 15 und 18 km/h gefahren.

Der Rotarystar arbeitet reihenunabhängig, die Maisreihen sind in der Anordnung der Sterne nicht ausgespart. Das sieht im Einsatz rabiat aus, vor allem, wenn bei hohen Geschwindigkeiten hinten die Kluten fliegen. Tatsächlich mogeln sich die Maispflanzen aber sehr gut zwischen den Sternen durch. Schäden an den Pflanzen gibt es kaum, solange die Sterne nicht zu tief eingestellt sind. Dann können sie unter die Pflanzen greifen und sie heraushebeln.

Wir haben den Rotarystar wie den Striegel blind vor dem Auflaufen der Maisreihen eingesetzt. Nach einer Voreinstellung der Stützräder lässt sich die Arbeitstiefe sehr gut hydraulisch über das Parallelogramm anpassen. Trotz des intensiven Eindrucks bei der Arbeit reichte der Bekämpfungserfolg unter unseren leichten Bodenverhältnissen nicht an den des Striegels heran. Das gilt vor allem für die Parzelle, auf der nur der Rotarystar zum Einsatz kam. Auf den Flächen, auf denen Striegel und Rotorhacke abwechselnd eingesetzt wurden, war das Ergebnis besser.

Auch der Rotarystar hat seine Probleme mit Unkräutern, die sich etabliert haben. Sie können sich wie die Maispflanzen zwischen den Sternen durchmogeln. Auf schwereren Böden ist die Wirkung vermutlich etwas besser, da die Sterne mit den größeren Kluten auch die Unkräuter besser erfassen.

Ein großer Vorteil des Rotarystar ist sein Belüftungseffekt auf verschlämmten Böden. Wir haben das Gerät auf einer stark verschlämmten Fläche eingesetzt. Schnell nach der Bearbeitung zeigte sich der Effekt der Belüftung. Der Mais änderte die Farbe von einem hellen zum dunkleren Grün. Gute Arbeit leistet die Rotorhacke auch beim Einarbeiten von Gras-Untersaat. Die Saat kann mit einem Streuer, entweder direkt beim Hacken oder separat, im Bestand ausgebracht werden. Der Rotary-star wirft beim Bearbeiten genau die passende Menge Erde auf, um die Grassamen leicht zu bedecken. Wir haben das auf einer vier Hektar großen Fläche als Greeningmaßnahme ausprobiert, der Feldaufgang war sehr gut.

Hacken in der Reihe:

Fünf Federzinken bearbeiten beim Chopstar den Reihenzwischenraum. Unsere Test-Hacke war mit den Vibromesserzinken ausgerüstet. Sie arbeiten flach und schneiden vollflächig ab. Die Zinken sind über ein Parallelogramm am Rahmen aufgehängt. Ein Tastrad pro Zinkenträger übernimmt die Tiefenführung. Das Parallelogramm wird über eine Feder vorgespannt, so ziehen die Zinken sicher ein.

Um die Maisreihe vor dem Verschütten zu schützen, montiert der Hersteller Schutzbleche jeweils rechts und links der Reihe. Sie lassen sich in Höhe und Längsposition verstellen. Ist der Mais größer, können sie in der obersten Position gefahren werden. Dann werfen die Zinken den Boden bis an die Reihe und Unkräuter werden verschüttet.

Um auch in der Reihe arbeiten zu können, war unser Testgerät an jeweils vier Reihen mit Fingerhacksternen und Striegelsternen ausgerüstet. Die Fingerhacksterne greifen seitlich in die Reihe ein und sollen Unkraut durch die Drehbewegung ausreißen. Zusätzlich bringen sie einen Verschüttungseffekt. Sie eignen sich für den Einsatz in weiter entwickelten Beständen. Arbeitstiefe und Abstand zur Reihe sind einstellbar. Sollen die Fingersterne nicht arbeiten, lässt sich der Träger hochklappen.

Die Striegelsterne stehen etwa im 30°-Winkel schräg und laufen direkt über der Reihe. Die Schrägstellung treibt sie bei der Arbeit an. Die Sterne lassen sich etwa bis zum Dreiblattstadium einsetzen und fördern vor allem Unkräuter im frühen Entwicklungsstadium aus der Reihe heraus.

Das Kamera-Lenksystem Row-Guard machte die Ausstattung unserer Hacke komplett. Dabei ist ein hydraulischer Verschieberahmen zwischen Traktor und Hacke eingebaut. Der Verschiebeweg von 50 cm erlaubt einen seitlichen Ausgleich von 25 cm aus der Schlepperfahrspur nach rechts und links. Die Kamera überwacht den Verlauf der Reihe. Sie muss je nach Höhe und Durchmesser der Kulturpflanze passend eingestellt sein. Damit die Lenkung sicher funktioniert, soll die Hacke möglichst starr am Schlepper angebaut sein. Zu lose Unterlenker-Stabilisatoren führen dazu, dass sich das System aufschaukelt und Fehler macht. Damit die Kamera sicher arbeitet, sollten die Pflanzen mit Blättern 4 cm Durchmesser haben.

Wir setzten die Hacke ab dem Zwei-Blattstadium ein. Bei den ersten Durchgängen ließen wir die Striegelsterne und Fingersterne mitlaufen. In der Solo-Variante gab es trotzdem recht schnell Probleme in der Reihe. Der Zeitraum ohne Bearbeitung war zu lang, die Unkräuter konnten sich zu weit entwickeln und wurden von den Sternen nicht mehr ausreichend erfasst. Gut funktionierte dagegen die klassische Kombination mit dem Striegel. Hier zeigten dann auch die Striegel- und Fingersterne der Hacke gute Wirkung. In der Reihe schneiden die Schare auch größere Unkräuter sicher ab, allerdings muss man am Ball bleiben, denn grade weit entwickelte Pflanzen wachsen schnell wieder an. Die Schutzbleche machen ihre Sache gut, engen aber den Durchgang der Zinken ein. In Bereichen mit hohem Unkrautbesatz kann es zwischen Blech und Zinken stopfen. Dann baut sich schnell so viel Material auf, dass auch die Maisreihe gefährdet wird. Optional gibt es zusätzliche Schutzscheiben. Die Kombination aus Rotor- und Reihenhacke wirkt nicht so gut gegen Gräser.

Mechanisch kostet mehr:

Bei der Kostenbetrachtung haben wir in Anlehnung an die Maschinenringsätze folgende Werte angesetzt:

  • Pflanzenschutz: 14,50 €/ha plus Mittelkosten (50–60 €/ha),
  • Striegel: 20 €/ha,
  • Rotorhacke: 15 €/ha,
  • Reihenhacke: 30 €/ha.

Darin sind jeweils die Kosten für Diesel, Schlepper und Fahrer enthalten. Die Sätze gelten jeweils für eine Überfahrt. Beim Striegel ließen sich die Kosten über größere Arbeitsbreiten noch senken. Geräte bis 12 m Breite sind möglich.

Die Zahl der Überfahrten kann die mechanischen Maßnahmen teurer als den PSM-Einsatz machen. Sollte es zu Resistenzproblemen kommen oder bei regelmäßig verschlämmten Böden haben Striegel und Hacken die Nase vorn. Gute Ergebnisse erreichen sie beim Ausbringen und Etablieren von Untersaat. Mit der Reihenhacke ist eine gezielte Düngung möglich. Frank Berning

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