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Lesezeit: 9 Minuten

Die Leistung der Mähdrescher steigt, ohne dass die Maschinen wachsen. Vorausschauende Maschinen, optimierte Schneidwerke und leistungsfähige Druschsysteme machen es möglich.


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In den letzten Jahren haben die Hersteller viel daran gearbeitet, die Mähdrescher besser auszulasten. Automatische Vorfahrtsregelung, neue Schneidwerke und Einstellautomatiken sollen die Maschinen jetzt, trotz des beschränkten Bauraumes, leistungsfähiger machen und dabei den Fahrer weiter entlasten. Neben den großen Axialrotormaschinen stehen auch die Schüttlermaschinen im Fokus der Entwickler. Hier sollen überarbeitete Dreschsysteme die Leistung weiter steigern.


Vorausschauend Fahren


In wechselnden Beständen ist die Auslastung der Mähdrescher oft ein Problem. Die Fahrer schaffen es kaum, die Maschinen durchgängig an der Leistungsgrenze zu halten. Über den Durchsatzregler lässt sich die Fahrgeschwindigkeit zwar an wechselnde Bestände anpassen, allerdings erst dann, wenn das Erntegut sich bereits im Einzug befindet. Besser wäre es, wenn die Maschinen vorausschauend regeln könnten. Hierzu hat New Holland auf der letzten Agritechnica bereits ein System vorgestellt, dass Daten der vergangenen Ernten nutzt. John Deere geht mit einer vorausschauenden und selbstlernenden Durchsatzregelung jetzt einen Schritt weiter. Dafür gibt es von der DLG eine Silbermedaille. Zwei 3D-Stereokameras unterstützen den neuen, proaktiven Durchsatzregler. Diese Sensorik erkennt die Bestandssituation. Dabei unterscheidet sie z.B., ob der Bestand liegt oder steht, ob er lückig ist oder ob der Mähdrescher gerade in einer Fahrgasse fährt. Das System errechnet aus den Daten der Kameras, wie viel Erntemasse die Maschine in absehbarer Zeit verarbeiten muss. Zusätzlich kann man in das System auch aktuelle Biomassekarten aus Satellitendaten einspeisen. Auf Grundlage der Information „weiß“ die Maschine, wie viel Erntemenge demnächst rankommt. Durch die Verknüpfung der Erkennungstechnik mit der Einstellregeltechnik ICA 2 kann ein Mähdrescher jetzt erstmalig auch selbstständig ernten. Das ist ein wichtiger Schritt zur autonomen Druschernte. Allerdings muss der Gesetzgeber dafür auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen.


Weit vorne beginnt auch der Ansatz der Gebr. Schumacher. Der neue Mes-serantrieb SmartCut ist mit einem Drehwinkel- und Drehmomentsensor ausgestattet. Dadurch kann die Antriebstechnik Schnitt- und Reibekräfte der Messerbalken messen. Nimmt z.B. die Bestandesdichte im Feld zu, steigen auch die Schnittkräfte. Dem kann man durch eine höhere Drehzahl des Antriebes entgegenwirken. Diese Technik legt den Grundstein für die lastabhängige Regelung des Messerantriebes. Kombiniert man dies mit dem Durchsatzregler des Mähdreschers, können die Maschinen so früher auf wechselnde Erntebedingungen reagieren. Dafür gibt es die Silbermedaille.


Optimieren und Entlasten


Automatische Einstellsysteme bei der Druschtechnik entlasten den Fahrer. Gerade weniger geübte Fahrer können so die Maschine näher am Optimum fahren und hohe Verluste durch Einstellfehler vermeiden. Doch die Kontrolle der Arbeit liegt weiterhin beim Fahrer. Über die neue Cemos Perfomance Analyse will Claas auch dabei unterstützen. Ist die Maschine z.B. auf hohe Durchsatzleistung eingestellt, überprüft Performance Analyse die Strategie und zeigt dem Fahrer die begrenzenden Baugruppen an. Mit dieser Information lassen sich Einstellungen anschließend gegebenenfalls korrigieren.


Neben der Optimierung des Druschprozesses arbeiten die Hersteller an weiteren Detailverbesserungen. So gibt es beispielsweise beim Strohhäcksler noch Einsparpotenzial. Oft ist die richtige Einstellung von Reibleiste und Gegenschneide im Häcksler aufwendig. Hier verbraucht die Maschine zum Teil unnötig viel Leistung oder das Häckselgut ist nicht ausreichend aufbereitet. Mit Cemos Auto Chopping hat Claas jetzt die Häckslereinstellung automatisiert. Über einen Schichtdicken- und den neuen Strohfeuchtesensor am Einzug bekommt Cemos Informationen über Art und Menge des zu verarbeitenden Strohs. Nachdem der Fahrer festgelegt hat, wie intensiv das Stroh gehäckselt werden soll, schwenkt das Auto Chopping die Reibleiste und Gegenschneide je nach Erntebedingung automatisch ein und aus. Claas erhält dafür die Silbermedaille.


Fendt hat sich beim Ideal den Fahrerstand vorgenommen. Für mehr freie Sicht nach vorne verzichten die Konstrukteure beim Ideal jetzt auf das Lenkrad. Dafür gibt es die Silbermedaille von der DLG. Diese Technik kennt man bisher eher aus dem Baumaschinenbereich, vor allem vom Radlader. Anstelle der Lenksäule hat der Fahrer in der linken Armlehne lediglich einen Joystick, mit dem er die Maschine lenkt. Die Bedienelemente für den Straßenverkehr sind hier integriert. Fendt nennt die Joysticklenkung IdealDrive und ist optional verfügbar.


Effizientere Dreschwerke


Die Hersteller haben ihre Druschsysteme der größeren Mähdrescher überarbeitet, um noch mehr Leistung herauszukitzeln. Bei den Rotormaschinen geht der Trend zu stärkeren Motoren. Der Ideal 10 von Fendt und der Claas Lexion 8900 arbeiten jetzt jeweils mit MAN-Triebwerken mit fast 800 PS.


John Deere stellt erstmalig einen Mähdrescher mit Doppelaxialrotor vor. In der neuen Maschine arbeiten zwei Rotoren mit jeweils 610 mm Durchmesser. Mit 1,72 m ist das Chassis das aktuell breiteste am Markt. Durch eine recht schlank gehaltene Antriebstechnik schafft es die Maschine bei 710er Bereifung auf eine Transportbreite von 3,50 m. Neben der neuen Antriebstechnik hat John Deere weitere Bauteile an den Großmähdreschern überarbeitet, die die Effizienz steigern sollen. Dazu gehören Verbesserungen am Separator, dem Belüftungssystem, der Reinigung, dem Motor und dem stufenlosen Fahrantrieb. Für dieses Effizienzpaket gab es sogar die Silbermedaille.


New Holland zeigt die überarbeiteten CR-Doppelaxialrotor-Mähdrescher. Hier stand bei den Konstrukteuren der Materialdurchsatz im Mittelpunkt. Ein größerer Abstand der Rotoren zum Rotorgehäuse im oberen Bereich und die höhere Drehzahl der Wendetrommel sollen noch mehr Stroh in gleicher Zeit durch die Maschine schicken.


Bei den Tangentialdreschwerken hat sich vor allem bei den Dreschtrommeln viel getan. Diese wachsen im Durchmesser und sollen durch technische Neuerungen die Druschleistung weiter steigern. Claas hat in diesem Sommer die neuen Fünf- und Sechsschüttler Lexion 5000 und 6000 mit dem neuen Dreschwerk APS Synflow Walker vorgestellt. Wir waren mit der Maschine bereits in der Praxis unterwegs (top agrar-Ausgabe 09/ 2019). Ein größerer Trommeldurchmesser, der niedrigere Umschlingungswinkel zwischen den Körben und eine zusätzliche Abscheidetrommel sollen die Druschleistung der Schüttlermaschinen erhöhen. Dafür gab es von der DLG Silber.


Auch bei New Holland gibt es für das neue Dreschwerk CX-Treshing-System die Silbermedaille. Auffälligste Neuheit: Jeweils vier in der Reihe versetzt angeordnete Schlagleisten sollen für mehr Laufruhe der Dreschtrommel sorgen. Wir sind die Maschine in diesem Sommer bereits gefahren. Mehr zum neuen Drescher lesen Sie ebenfalls in der Septemberausgabe von top agrar 2019.


Bänder statt Schnecken


Bandschneidwerke liegen weiter im Trend. Der Einsatz von flexiblen Messerbalken für eine bessere Bodenanpassung quer zur Fahrtrichtung und der gleichmäßige Gutfluss sind zwei Argumente für die auch als Draper-Schneidwerke bekannte Technik. Claas hat bereits im letzten Jahr Vorserienmaschinen der Bandschneidwerke Convio und ConvioFlex mit 10,80 sowie 12,30 m Arbeitsbreite vorgestellt. In diesem Jahr ergänzen die Harsewinkler die Baureihe um ein 7,70 m und ein 9,30 m breites Schneidwerk. Die Convio-Schneidwerke kommen mit einem starren Messerbalken, bei den ConvioFelx-Schneidwerken kann der Messerbalken 9 cm nach oben und 13,5 cm nach unten auslenken. Mehr zum neuen Draper-Vorsatz Convio lesen Sie auch in unserem Fahrbericht (top agrar 09/ 2019).


Ein Nachteil von Bandschneidwerken sind weiterhin die Aufnahmeverluste. Geringhoff hat deshalb schon 2017 eine Luftunterstützung für seine TrueFlex Bandschneidwerke vorgestellt. Dabei gelangt Luft über den Rahmen des Schneidwerks zu einem Schlitz zwischen Messerbalken und Querförderband. Neu ist die variable Einstellung des Luftvolumenstroms (V-IAS) für unterschiedliche Fruchtarten. Einen anderen Weg geht John Deere mit dem neuen Draper HDX. Ein speziell profiliertes Querförderband soll mit einer Tiefe von 1,20 m Aufnahmeverluste senken.


Trotz aller Euphorie für die Bandschneidwerke gehen auch die Entwicklungen bei Schneckenschneidwerken weiter. Biso Schrattenecker erhält für sein Schneidwerk 3D VarioFlex die Silbermedaille. Hier hat der Hersteller ein Schneckenschneidwerk mit variabler Tischlänge und einem flexiblen Messerbalken ausgestattet. Der Messerbalken ist in der Höhe insgesamt 25 cm beweglich. Die Messer hängen in Parallelogramm-Lenkern. Damit bleibt die Schneidtischgeometrie bei Auf- und Ab-bewegungen der Messer gleich. Außerdem ist die Auflagekraft des Messerbalkens von 0 bis 50 kg einstellbar. Damit lassen sich auch bodennahe Fruchtstände ernten, ohne die Tauglichkeit für Raps oder Getreide einzuschränken.


Auch der Trend der Restpflanzenzerkleinerung vor dem Überfahren durch die Erntemaschine hält an. Gerade beim Mais ist eine wirkungsvolle Stoppelbearbeitung zur Zünslerbekämpfung enorm wichtig – auch beim Drusch. Geringhoff stellt hierzu den Maispflücker Horizon Star III Razor vor. Zur Stoppelzerkleinerung bekommt der Unterflurhäcksler ein neues Werkzeug. Dies ist eine Kombination aus einer schneidenden Klinge und stumpfem Schlegel, der wie eine Flosse nach unten steht. Die Klinge trennt die Maispflanzen zunächst horizontal flach über dem Boden. Anschließend zerfasern die abgewinkelten Schlagkanten die kurzen Reststoppeln bis zum Wurzelansatz. Für eine bessere Bodenanpassung ist der Rahmen des Pflückers in der Mitte geteilt. Die beiden Segmente können sich so unabhängig voneinander nach oben und unten bewegen. Dafür gibt es eine Silbermedaille.


Sauber auf dem Acker


Auf den Dieselmotor in Erntemaschinen zu verzichten, ist bisher kaum möglich. Batterien wären für diese hohen Leistungsklassen bislang noch viel zu schwer. Überlegungen gibt es aber, den Dieselmotor gegen Gasmotoren auszutauschen. Erdgas erzeugt weniger Emissionen als Diesel. Zudem ist Erdgas bei großen Preisunterschieden zum Diesel ein durchaus interessanter Kraftstoff, um Kosten einzusparen. Gonselmash aus Weißrussland zeigt in Hannover den Mähdrescher Palesse GS 4218 CNG. Ein Gasmotor treibt die Maschine an. Anstelle des Dieseltanks hat der Mähdrescher hier zylindrische Drucktanks für Erdgas an Bord.


Um den Acker nach dem Drusch aus pflanzenbaulicher Sicht möglichst sauber zu verlassen, vertreibt Zürn mit dem SeedTerminator ab sofort eine Technik, die die Keimfähigkeit der Unkrautsamen zerstören soll. Die Technik kommt aus Australien und soll auch hierzulande den Aufwand an Pflanzenschutzmitteln einsparen. Der SeedTerminator besteht aus zwei Hochleistungs-Hammermühlen. Diese nehmen die Ernterückstände der Siebe auf und zerreiben somit neben den Verlustkörnern auch Unkrautsamen.


Prof. Dr. Thomas Rademacher,


Technische Hochschule Bingen,


andreas.huesmann@topagrar.com

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