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Mehr Druschleistung mit dem Vario-Tisch?

Lesezeit: 7 Minuten

Vario-Schneidwerke lassen sich schnell zur Rapsernte umstellen, nehmen Lagergetreide sauber auf und sorgen f r einen gleichm §igen Gutfluss. Prof. Dr. Thomas Rademacher von der FH Bingen erkl rt die Technik und vergleicht die Kosten. Mit einem Vario-Schneidwerk kann der gleiche Mähdrescher bis zu 10% schneller fahren. Denn wenn sich die Tischlänge variieren lässt, kann der Mähdrescher besser auf die jeweiligen Erntebedingungen eingestellt werden. Der Gutfluss wird gleichmäßiger, und der Fahrer kann die Maschine so besser an der Leistungsgrenze fahren. Deshalb wundert es kaum, dass immer mehr Hersteller Schneidwerke mit verstellbarer Tischlänge anbieten. Bei den bisherigen europäischen Standardschneidwerken beträgt die Tischlänge - vom Messer bis zum Rohr der Einzugsschnecke gemessen - etwa 60 cm. Das Problem: Der Tisch sollte bei kurzem Getreide kurz und bei langem Stroh länger sein. Auch für die Rapsernte wird ein langer Tisch benötigt. Schon in den 80er Jahren rüstete der dänische Hersteller Dronningborg - jetzt Massey Ferguson und Fendt - seine Mähdrescher deshalb mit dem so genannten Powerflow-Schneidwerk aus. Die Hauptmerkmale dieses Schneidwerks: Der Schneidtisch ist verlängert und hat ein eingebautes Längsförderband. Das Band fördert das Erntegut aktiv zur Einzugsschnecke. Dadurch ergeben sich eine Reihe von Vorteilen: Das Getreide gelangt mit den Ähren voran zur Einzugsschnecke und auch ins Dreschwerk, was die Kornabscheidung am Dreschkorb und damit die Druschleistung erhöht. Diese Möglichkeit zur Leistungssteigerung wurde bereits in den 60er Jahren in etlichen Laborversuchen festgestellt. Für den Rapsdrusch müssen nur noch die seitlichen Trennmesser angebaut werden, die Rüstzeiten sind deutlich geringer. Außerdem werden die Schneidwerkverluste reduziert und der Gutfluss verbessert. Auf der anderen Seite gibt es auch Nachteile dieser Schneidwerkstechnik: Das Schneidwerk ist durch den höheren technischen Aufwand teurer, schwerer und auch reparaturanfälliger. Beim Fruchtwechsel bleiben mehr Reste zwischen Förderband und Tisch zurück. Das erhöht bei exakter Chargentrennung (z. B. in der Saatgutproduktion) den Reinigungsaufwand deutlich. Schneidwerke mit stufenlos verstellbarem Tisch Seit 1997 hat Claas die so genannten Vario-Schneidwerke im Programm, zu dieser Saison sogar bis 9 m Arbeitsbreite. Hier lässt sich die Tischlänge während der Fahrt per Schalter am Multifunktionshebel um 10 cm verkürzen bzw. um 20 cm verlängern, gemessen jeweils von der Nullposition. Für die Rapsernte werden zusätzlich 30 cm breite Bleche in den Tisch eingelegt, der dann insgesamt um 50 cm länger ist. Weil jetzt nur noch die Trennmesser montiert werden müssen, ist der Umrüstaufwand im Vergleich zum konventionellen Rapsvorsatz geringer. Ein weiterer Vorteil: Bei Lagergetreide kann der Tisch auch verkürzt werden, wenn die Halme in Fahrtrichtung liegen. Liegen sie gegen die Fahrtrichtung, wird der Tisch verlängert. So greift die Schnecke die Halme erst, wenn sie abgeschnitten sind. Das verbessert den Gutfluss und reduziert die Aufnahmeverluste. Bei stehendem Getreide zeigt sich ein ähnlicher Effekt wie beim Powerflow- Schneidwerk: Wird der Tisch so weit verlängert, dass die Halme vor der Einzugsschnecke nach unten fallen, werden sie mit den Ähren zuerst eingezogen, die Leistung steigt. Bei der Weizenernte mit hoch eingestellter Haspel entfällt auch das sonst typische Aufbauen des Getreides vor der Schneckenmitte. Ein Effekt, den man vor allem bei Mähdreschern ohne Beschleunigertrommel oft sogar hören kann: Die typischen Annahmegeräusche der Dreschtrommel nehmen ab. Durch den so optimierten Gutfluss kann man erfahrungsgemäß bis zu 10 % schneller fahren. In der Arbeitsspitze Weizenernte ist das natürlich ein großer Vorteil. Biso-Schrattenecker hat 2001 den "Crop Ranger" vorgestellt. Dieses Vario- Schneidwerk wird mit Arbeitsbreiten von 4,5 bis 9 m gebaut. Der Tisch lässt sich aus kürzester Position um bis zu 70 cm verlängern. Technisch ausgeklügelt sind die schwenkbaren, fest montierten Trennmesser. Damit ist der Crop Ranger innerhalb kürzester Zeit auf die Rapsernte umgerüstet. Und unter schwierigen Verhältnissen, z. B. bei feuchtem, liegendem Roggen oder bei Ackerbohnen, kann sogar mit Halmteilern und Trennmessern gleichzeitig gearbeitet werden. Geringhoff bietet seit der Agritechnica 2003 das Schneidwerk "Vario Star" an. Durch einen Verstellbereich von 50 cm kann die Tischlänge von 48 bis 98 cm variiert werden. Für den Rapsdrusch müssen ebenso wie beim Powerflow-Schneidwerk lediglich die Trennmesser montiert werden. Besonderheit des Vario Star: Alle Antriebe arbeiten hydraulisch. Riemen und Ketten sucht man hier vergeblich. Geringhoff baut dieses Schneidwerk von 5,50 bis 9,15 m Arbeitsbreite. Bei John Deere lässt sich die Tischlänge bei einigen Schneidwerken um 10 cm verlängern bzw. verkürzen (je nach Ausgangsposition). Das ist allerdings nicht ohne Werkzeug möglich. Darum wird der Tisch in der Praxis wohl nur selten verstellt. In Übersee findet die Vario-Technik übrigens bisher keine Beachtung. In Amerika werden z. B. so genannte Draper- Schneidwerke eingesetzt. Anstelle von Schneidtisch und Einzugsschnecke arbeiten hier zwei Querförderbänder, die das abgeschnittene Erntegut zum Längsförderband vor dem Einzugskanal transportieren. Diese Konstruktion spart vor allem bei großen Arbeitsbreiten Gewicht und verbessert den Gutfluss. Einsätze bei uns zeigen jedoch, dass für westeuropäische Erntebedingungen einige Details umkonstruiert werden müssten. Sind die Vario-Schneidwerke wirtschaftlich? Aber wie rechnen sich die Varioschneidwerke in der Praxis? Wir haben dazu die Kosten in einer Modellkalkulation dargestellt. Dabei wurden - theoretisch - drei gleiche Mähdrescher mit unterschiedlichen Schneidwerken ausgestattet, einer mit dem Standard-Schneidwerk und zwei mit Vario-Schneidwerken. Wir haben mit zwei verschiedenen Mehrpreisen für die Vario-Schneidwerkstechnik bei 6 m Arbeitsbreite kalkuliert: Im günstigsten Fall beträgt der Mehrpreis nur knapp 3 500 E, wenn beide Schneidwerke (konventionell und Vario) mit einer Rapsausrüstung versehen werden. Im ungünstigsten Fall wird ein voll ausgestattetes Vario-Schneidwerk anstelle eines einfachen, konventionellen Schneidwerks angeschafft. Hier beträgt die Preisdifferenz 15 000 E. Die Übersicht zeigt, dass die beiden Kostenkurven des Mähdreschers mit konventionellem Schneidwerk und der Maschine mit günstiger Vario-Technik fast deckungsgleich sind. Jedoch erntet die Maschine mit Vario-Schneidwerk bei 150 Dreschwerkwerk-Betriebsstunden u. a. durch die höhere Fahrgeschwindigkeit und die bessere Anpassung auf schwierige Erntebedingungen rund 26 ha pro Saison mehr als der Mähdrescher mit konventionellem Schneidwerk. Die Maschine mit dem teuren Schneidwerk erntet nochmals 4 ha mehr, u.a. weil die Umrüstung auf Rapsdrusch sehr einfach ist. Insgesamt zeigt unsere Kalkulation, dass ein Vario-Schneidwerk wirtschaftlich arbeitet, vor allem, wenn Raps geerntet wird. Bei einer Mehrleistung von 10% gegenüber dem konventionellen Schneidwerk kann sich nach unserer Modellkalkulation auch die Mehrinvestition von 15 000 E rechnen. Es bleibt aber ein Wermutstropfen: Das hohe Gewicht. Schon bei 6 m Arbeitsbreite kann das je nach Ausführung ein Plus von mehr als 1 bis 1,5 t bedeuten. Tendenz steigend bei wachsender Arbeitsbreite. Das Mehrgewicht muss von der Vorderachse des Mähdreschers getragen werden. Bei der Bereifung sollte daher auf keinen Fall gespart werden. Die Ausrüstung mit einem Varioschneidwerk dürfte außerdem schwierig werden, wenn die maximale Reifengröße ohnehin schon erreicht ist. Eine weitere Unbekannte spielt bei der Kalkulation auch eine wichtige Rolle: Die realen Arbeitszeiten für die Umrüstung eines konventionellen Schneidwerks für den Rapsdrusch sind schwierig zu kalkulieren. Denn das geht auch bei einigen modernen Standardschneidwerken mittlerweile deutlich schneller als früher. So kann der Rapstisch eines konventionellen Schneidwerkes z. B. bei der Firma Zürn mit einem Halter am Schneidwerkswagen immer mitgeführt werden. Damit entfallen die lästigen Fahrten mit dem Mähdrescher zur Tischverlängerung, die irgendwo im Betrieb liegt. Das ist vor allem für Betriebe mit weit verstreuten Flächen oder Lohnunternehmer interessant. Wir halten fest Mit den Vario-Schneidwerken kann der Mähdrescher besser an die Erntebedingungen angepasst und die Leistung um bis zu 10 % erhöht werden. Weitere Vorteile sind eine schnelle Umrüstung auf die Rapsernte sowie eine Leistungssteigerung bei stehendem Getreide. Die Aufnahmeverluste werden reduziert und der Gutfluss vom Messerbalken zur Einzugsschnecke und damit zum Dreschwerk optimiert. Das Getreide wird gleichmäßiger und mit den Ähren voran eingezogen und gedroschen. Dies erhöht die Kornabscheidung am Dreschkorb. Wenn diese Vorteile für eine höhere Kampagneleistung genutzt werden, rechnet sich die Variotechnik. Und das nicht nur bei einer Mindestinvestition von ca. 3 500 E für die einfachste Version, sondern auch bei einem komplett ausgestatten 6-m-Vario-Schneidwerk für 15 000 E.

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