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Mehr Varianten – mehr Traktion auf dem Acker

Lesezeit: 11 Minuten

Neuheiten auch im unteren Leistungsbereich, verbesserte Traktion bei den Großen und mehr Komfort in allen Baureihen sind einige der Traktorentrends 2017.


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Riesigen Aufwand mussten die ​Ingenieure betreiben, um die Abgasgrenzwerte zu erreichen, das hat große Teile der Entwicklungsbudgets aufgefressen. Mittlerweile erfüllen alle Baureihen die aktuellen Vorgaben der Stufe IV. In der nächsten Stufe V geht es vor allem um Feinpartikel, die sich per Diesel-Partikel-Filter (DPF) aus dem Abgas fischen lassen – der technische Aufwand hält sich in Grenzen. Die Entwicklungsabteilungen bekommen also etwas Luft, um sich auch um andere Themen als Abgas zu kümmern.


Zuwachs bei den Kleinen:

Zur Messe gibt es neue Modelle am unteren und am oberen Ende der Leistungsskala. Viele Anbieter stellen neue oder überarbeitete Spezialtraktoren für Obst- und Weinbau vor. Hier haben sich die Ingenieure besonders um den Komfort gekümmert. Die Leistung von Antrieben und Hydraulik steigt. Und die Ausstattungen der Großen gibt es nun für die Kleineren. So bietet Fendt für den neuen 200er sogar zwei Spurführungssysteme an: Das eine tastet Reihen per Ultraschall ab, das andere arbeitet per GPS. Neu bei diesem Schlepper ist auch eine elektrische Fußbodenheizung für den Einsatz im Winterdienst. Neue Kompakttraktoren gibt es unter anderem auch bei Argo (Landini, McCormick) oder Deutz-Fahr und Claas zu sehen. Landini nennt die Traktoren REX 4. Der Deutz-Motor liefert je nach Modell 70 bis 112 PS ab. Bei MF heißt diese Reihe 3700, die 75 bis 105 PS bietet. Der Hersteller hat sehr viele Varianten und Optionen im Programm, mit denen der Kunde seine Maschine auf seine Bedürfnisse zuschneiden kann. Der generelle Trend zu mehr Komfort setzt sich auch bei der sogenannten Global-Series fort, dem MF-Plattformkonzept für den weltweiten Einsatz. Diese Traktoren lassen sich künftig mit gefederter Vorderachse und der Vierfach-Lastschaltung Dyna4 ordern.


New Holland zeigt die neue Einsteiger-Baureihe T4 S mit Dreizylinder. Ähnliche Modelle gibt es als Farmall A von Case IH. Valtra stellt die vierte Generation der A-Serie auf die Messe. Bisher kamen diese Traktoren von einem türkischen Hersteller. Die neuen Schlepper stammen aus Finnland.


John Deere hat u.a. die Baureihe 5E mit drei Modellen weiterentwickelt. Die Dreizylinder leisten 55 bis 75 PS und lassen sich optional mit einem 24/12 Getriebe ausstatten. McCormick zeigt den X4. Es gibt sechs Modelle mit Deutz-Motoren von 64 bis 107 PS maximaler Leistung. Das Getriebe ist modular und bietet 24/24 Gänge.


Mehr aus vier Töpfen:

Die Firmen holen immer mehr Power aus vier Zylindern. Gerade fällt bei der Maximalleistung die 200 PS-Grenze. Valtra zeigt das Topmodell der N-Serie mit 201 PS Maximalleistung. Den Schlepper gibt’s übrigens wahlweise auch mit 60 km/h. Auch Traktoren der T-Serie bieten die Finnen optional bis 60 km/h an – was für den Kommunaleinsatz spannend sein dürfte. Kubota zeigt mit dem M7002 die zweite Generation des in Europa gebauten Vierzylinders mit Updates: Ein neues ZF-Getriebe mit sechs Lastschaltstufen und bis zu 50 km/h, größere Bereifungsoptionen, ein neues Vorgewende-Management, sowie 11,5 t zulässiges Gesamtgewicht. Von Lindner kommt der stufenlose Lintrac 110. Ein wichtiger Trend ist die Leistungssteigerung bei kompaktem Radstand. Ein Beispiel dafür ist die Baureihe Optum von Case IH bzw. der T7 HeavyDuty von New Holland. Diese Maschinen sollen zügig transportieren und stark an der Zapfwelle sein. Entsprechend ballastiert übernehmen sie alle gängigen Ackerarbeiten. Lohnunternehmen und größere Betriebe sind die Zielgruppe. Bei einem Systemvergleich hat top agrar diese „Universal-Baureihe“ mit der nächst kleineren und größeren Reihe verglichen – die Ergebnisse präsentieren wir demnächst. Andere Firmen bauen diesen Bereich ebenfalls aus.


John Deere zeigt auf der Agritechnica mit dem 6250R das Topmodell der 6er. Von Claas kommt der neue Axion 800. McCormick präsentiert den X8, der auf der Messe 2015 Premiere hatte, jetzt als Serienschlepper mit drei Modellen und stufenlosem ZF-Antrieb. Die LFPT-Motoren leisten 264, 286 bzw. 310 PS.


Und die Leistung der Standard-Traktoren steigt weiter. Hier scheint der Markt noch Luft nach oben zu bieten.


Fendt wird von seinem Topmodell 1000 Vario bis zum Jahresende nach eigenen Angaben rund 1000 Einheiten gebaut haben. Auch wenn noch kein Wettbewerber in den Bereich von 500 PS nachgezogen hat, bauen auch die anderen die bestehenden Reihen über 400 PS aus. So erreicht der FPT-Motor im neuen Axion 960 von Claas maximal 445 PS.


Valtra zeigt die S-Serie mit 405 PS Maximalleistung. Von Massey Ferguson kommt entsprechend der bauähnliche MF 8740 mit gleicher Höchstleistung. Und die Deutz AG wird vier neue Motoren für Großtraktoren vorstellen.


Sparsame Drehzahl:

Viele Firmen nutzen die Möglichkeiten der elektronischen Einspritzung und passen die Charakteristik der Motoren an. Fendt hat mit dem MAN-Triebwerk im 1000 Vario ein Konzept mit reduzierter Drehzahl vorgestellt. Die Leistungskurve verläuft über einen weiten Drehzahlbereich konstant – was einen deutlichen Drehmomentanstieg bei fallender Drehzahl voraussetzt. Ähnliche Ansätze kommen nun auch von anderen Herstellern, unter anderem von Claas.


Bei den Getrieben bleiben die Stufenlosen wichtig. Zusätzlich verbessern sich die Firmen bei den mechanischen Getrieben – bei der Hard- und bei der Software. Die mechanischen Getriebe haben potenziell einen besseren Wirkungsgrad als die stufenlosen Antriebe mit ihrem hydraulischen Teil. Die Bauweise der modernen mechanischen Getriebe ist ähnlich: Sie bieten im Schnitt drei bis vier Gruppen, die heute meist per Knopfdruck wechseln (robotisierte Schaltung). Dazu kommen vier bis acht Lastschaltstufen. Da beim Gruppenwechsel der Kraftfluss unterbricht, müssen sich die Geschwindigkeitsbereiche der Lastschaltstufen möglichst weit überlappen.


Case IH zeigt den Maxxum mit dem ActiveDrive8 bzw. New Holland den T6 mit dem DynamicCommand. Das neue CNH-eigene Getriebe bietet acht Lastschaltstufen, die per Doppelkupplung schalten. Mit den drei Gruppen haben die Traktoren 24 Übersetzungen vor- und 24 rückwärts.


Fast genauso wichtig wie die Gruppen und Lastschaltstufen ist die Software für die Automatik. Hier versuchen die Firmen, an den Komfort der Stufenlosen heranzukommen – was teils ordentlich gelingt. Es gibt neuere Lösungen, die ein echtes Motor-Getriebe-Management bieten: Hier wählt der Fahrer nur noch die Geschwindigkeit vor, und die Elektronik optimiert Übersetzung und Motordrehzahl automatisch. So eine Lösung gibt es unter anderem bei Valtra oder John Deere (DirectDrive- und e23-Getriebe).


Neue Raupen:

Zur Agritechnica fahren einige Neuheiten auf Raupen in die Messehallen. Die Hersteller wollen so die Traktion der starken Maschinen innerhalb der zulässigen Außenbreiten und Gewichte verbessern. Raupen waren in der Vergangenheit nicht der Gipfel des Fahrkomforts. Deshalb sind Federungskonzepte ein wichtiges Thema.


Claas verpasst seinem Axion 900 ein überarbeitetes TerraTrac-Laufwerk für die Hinterachse. Das Laufwerk ist über eine Doppelschwinge gefedert. Zusammen mit der gefederten Frontachse soll das für einen höheren Komfort als bei üblichen Triangel-Halbraupen sorgen, die Zulieferer für Standard-Traktoren anbieten. Diese Lösung erhält Silber.


Auf einer gefederten Voll-Raupe ist der brandneue Fendt 900 Vario MT unterwegs. Die Reihe umfasst drei Modelle mit 380, 405 sowie 431 PS und ist mit dem stufenlosen VarioDrive vom 1000er ausgestattet. Der Hauptträger der Raupe ist über die neu entwickelte Federung SmartRide mit dem Chassis verbunden. Diese Federung kombiniert Schraubenfedern sowie Drehstäbe mit Druckstoßdämpfern. Die drei Laufrollen auf jeder Seite sind beim ConstantGrip über eine doppelte Pendelaufhängung montiert (Boogie im Boogie). Dadurch sollen sich die Rollen besser dem Boden anpassen und für eine gleichmäßigere Gewichtsverteilung sorgen. Zu der Laufwerksfederung kommt die gefederte Kabine, die inklusive Bedienkonzept ebenfalls vom 1000 Vario stammt.


Der 900 Vario MT (Mobile Trac) ist die erste Raupe, die aus dem Agco-Baukasten mit Fendt- und Challenger-Komponenten besteht. In Europa werden künftig alle Raupen des Konzerns ausschließlich in Fendt-Farben unterwegs sein. Bei den 1100 MT bis 646 PS hat sich nur der Look geändert, technisch ist die Maschine baugleich mit den bisherigen Challenger-Raupen MT800.


Dass es stufenlos bei den Raupen noch weiter nach oben geht, zeigt Case IH mit dem Quadtrac 540 CVX: Der FPT-Motor liefert bis zu 613 PS, der Triebsatz Eccom 6.0 stammt von ZF. Case IH sieht die Stärken des Konzepts im Vergleich zum Lastschaltgetriebe bei speziellen Einsätzen vor Überladewagen, auf dem Silo oder beim Planieren mit gezogenen Scrapern (Erdhobeln).


Generell ist das Verbessern der Traktion ein wichtiges Thema, die Firmen beschäftigen sich auf unterschiedliche Weise damit. Das System Cemos von Claas hilft dem Traktor-Fahrer beim Einstellen des richtigen Reifendrucks und der Ballastierung – passend zum jeweiligen Gerät. Auch während der Arbeit versucht das Cemos, Schlepper- und Geräteeinstellungen zu optimieren. Es schlägt dem Fahrer Änderungen vor, die er allerdings ignorieren kann. Das Traktor-Cemos erhält Silber.


Fendt bekommt für das VarioPull ebenfalls Agritechnica-Silber. Bei dem System lässt sich der Anhängepunkt von gezogenen Geräten um bis zu 80 cm dichter an die Schlepperhinterachse verschieben. Das sorgt für gleichmäßigere Gewichtsverteilung und spart Frontballast. Für einen engen Wenderadius verschiebt sich der Anhängepunkt wieder nach hinten.


Eine weitere Silbermedaille im Bereich Traktion gibt es für John Deere. Nachdem die Mannheimer bereits 2015 für die Gewichtsplatte EZ-Ballast am 7R Silber bekommen haben, präsentieren sie in diesem Jahr die EZ Ballast Wheels. Diese Radgewichte sollen sich unabhängig von ihrer Position besonders einfach montieren und mit einem Kniehebelspanner fixieren lassen.


Schneller steuern:

Mittlerweile gibt’s auch für kleinere Modelle automatische Lenksysteme. Diese Technik hat sich durchgesetzt und kaum ein Traktor in gehobener Ausstattung verlässt das Werk zumindest mit der Vorbereitung dafür. Sobald ein elektronisches Lenkventil an Bord ist, gibt es mehr Möglichkeiten – wie z.B. reduzierte Lenkradumdrehungen am Vorgewende oder bei Frontladerarbeiten. Interessant ist die intelligente Ansteuerung der „Schnellsteuerung“, z.B. nach Geschwindigkeit oder Lenkwinkel. Claas bietet über das Cebis unterschiedliche Modi an. Beim System von CNH lassen sich getrennte Einstellungen für vor- und rückwärts hinterlegen. Die Schnelllenkung reagiert hier außerdem erst ab 20° Lenkeinschlag, also nicht bei sachter Korrektur. Elektronische Lenksysteme sind außerdem Voraussetzung für das vollautomatische Umdrehen. Hier wird es Lösungen u.a. von CNH, Fendt und John Deere auf der Messe geben. Die Systeme können verschiedene Wendeformen von der „Birne“ über den einfachen U-Bogen bis hin zur Y- bzw. K-Wende mit Richtungswechsel.


Die Vorderachs-Federungen wurden überarbeitet. Die meisten Firmen setzen auf starre Achsen, die von einer langen Schwinge geschoben werden. Die hydropneumatischen Dämpfer fangen Stöße in beiden Richtungen ab.


Bei den Bedienkonzepten gibt es einige Neuheiten. Fast alle Firmen bieten einheitliche Lösungen über weite Teile der Modellpalette an. Als die beiden letzten Großen ziehen John Deere und Valtra nach und bieten jetzt auch Multifunktions-Hebel für ihre Armlehnen an. Beide haben wir bereits in Fahrberichten vorgestellt. Ein Trend sind frei programmierbare Tasten auf den Hebeln und Armlehnen, die sich – je nach Hersteller – mit Hydraulik- und Isobus-​Funktionen belegen lassen. Einige Firmen geben alle Schlepperfunktionen bis hin zu den Arbeitsscheinwerfern frei.


Dass der Fahrer hierbei den Überblick behält, ist eine besondere Herausforderung. Bisher lösen die Firmen das über grafische Monitoransichten – die während der Arbeit meist anderen Anzeigen weichen müssen. Eine interessante Idee dazu kommt vom CCI: Hier wechseln die Symbole auf dem Griff passend zur gewählten Funktion.


Tablet als Vorbild:

Touchscreens haben sich mittlerweile durchgesetzt. Neue Lösungen zeigen auf der Messe Claas, MF und Valtra. Beim Umfang der Funktionen in einem Monitor verfolgen die Firmen unterschiedliche Philosophien: Zwar setzen MF und Valtra auf die gleiche Hardware. Während aber Valtra die Schlepperfunktionen in den Vordergrund stellt und auf dem tabletähnlichen Touchscreen mit Icons rund einer dreidimensionalen Schlepperabbildung arbeitet, ordnet MF hier vor allem das Spurführungssystem sowie Isobus- und Smartfarming-Anwendungen (Teilbreitenschaltung, Mengensteuerung) an. Die Schleppereinstellungen laufen weiterhin über die bekannte Datatronic. Das neue Cebis-Touch von Claas konzentriert sich ausschließlich auf die Traktoreinstellungen.


Interessant dürfte zur Messe auch das SmartGlass von Valtra sein. Hier lassen sich ausgewählte Informationen direkt in die Frontscheibe projizieren (Head-up-Display). Zunächst geht es dabei vor allem um Motordrehzahl und km/h. In späteren Ausbaustufen sollen Informationen u.a. wie Spurführung oder auch Frontladerhöhe dazukommen.


Einige neue Traktoren wurden im Vorfeld angekündigt, aber die Firmen wollten sich hierbei noch nicht in die Karten schauen lassen. Deutz-Fahr wird wohl eine neue Baureihe präsentieren. Auch die CNH-Marken haben angekündigt, in Hannover „was Neues“ zu zeigen. Ähnlich Argo bzw. McCormick: Hier sollen zwei neue Modelle im mittleren Leistungsbereich kommen: Einer davon ist der X6.55, der mit seinem Deutz-Motor die Nachfolge des alten X5 antritt und maximal 126 PS leistet. Die Traktoren sollen mit einem Argo-eigenen stufenlosen Antrieb unterwegs sein. Der zweite Traktor mit Premiere in Hannover ist der neue X5 mit 99, 107 und 113 PS-Deutz-Triebwerk.


Guido Höner

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