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topplus Aus dem Heft

Mischen impossible?

Lesezeit: 9 Minuten

Die Futterqualität im Fahrsilo ist top – doch beim Entnehmen, Mischen und Ausbringen geht oft einiges schief. Wir haben mit Experten diskutiert und ausprobiert, an welchen Schrauben man drehen kann.


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Die Kuh will sich langweilen. Sie braucht jeden Tag das gleiche Futter in gleicher Qualität und Zusammensetzung – je geringer die Abweichungen, umso geringer die Schwankungen im Pansen. Außerdem sollte die Mischung so homogen sein, dass die Tiere nicht sortieren können, die Struktur aber erhalten bleibt.


Wir haben uns im letzten Dezember mit Experten auf dem Betrieb von Birgit und Markus Blömer in Rhede getroffen und die „perfekte“ Mischung diskutiert. Alle Berater haben intensiven Kontakt zu dem Betrieb.


Test per Schüttelbox


Mit einer Schüttelbox haben wir die Güte der Futtermischung kontrolliert und bewusst einige „Fehler“ beim Befüllen gemacht. Außerdem sind wir mit der Schüttelbox auf anderen Betrieben unterwegs gewesen und haben uns dort die Qualität der Mischungen angesehen (siehe Reportage ab Seite 103). Nach unserem Tag in Rhede ist folgende Checkliste entstanden, die natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Die Liste basiert teils auf dem TMR-Audit des auf Fütterung spezialisierten Unternehmens Diamond V. Die einzelnen Punkte wirken sich unterschiedlich stark auf das Ergebnis aus. Aber wer auf der letzten Meile nichts verschenken möchte, sollte versuchen, an allen Stellschrauben zu drehen.


Im Silo: Viele Mischungen „leiden“ unter schwankenden TS-Werten. Kontrollieren Sie regelmäßig den TS-Wert, z.B. mit einer Heißluftfritteuse (top agrar 11/2018, R26), bzw. in Zusammenarbeit mit Ihrem Futterberater oder Tierarzt.


Decken Sie die Anschnittfläche immer nur sparsam ab, maximal 70 cm, damit kein Regenwasser in den Futterstock läuft. Bei häufigem Regen ziehen Sie die Folie zurück über die Anschnittfläche. Wählen Sie die Entnahmetechnik nicht zu groß. Denn dann landen oft Übermengen im Mischer. Wenn man immer nach der Devise „darf’s ein bisschen mehr sein“ arbeitet, liegen die Abweichungen in der Ration schnell bei 5 bis 10%.


Stechen Sie besser mit dem Entnahmewerkzeug von oben das Futter ab, als es aus dem Haufen heraus zu reißen. Den Futterstock nicht zu hoch aufbauen. Die Entnahmetiefe wählen Sie so, dass Sie einmal am Tag die komplette Anschnittfläche abnehmen.


Arbeiten Sie möglichst genau und vermeiden Sie lose Restmengen vor der Anschnittfläche.


Bei einer Fräse auf scharfe Messer achten und die Drehzahl nicht zu hoch wählen. Stumpfe Entnahmefräsen können die gesamte Ration ruinieren.


Mischung: Passen Sie die Menge regelmäßig an den aktuellen Tierbestand an. Das geht z.B. mit Exceltabellen, auf denen die Mengen der Komponenten für verschiedene Gesamtmengen aufgelistet sind. Wenn es irgendwie möglich ist, sollte immer die gleiche Person das Futter mischen. Wechselt dieser Job häufiger, ist eine einheitliche Strategie notwendig. Auf dem Betrieb Blömer liegt eine Checkliste mit den Mengen, der richtigen Reihenfolge und den Mischzeiten auf dem Teleskoplader, der den Mischer belädt.


Waage: Ist die Waage des Mischwagens intakt? Die Kontrolle ist einfach: Machen Sie einen Klimmzug am Behälter und vergleichen Sie den Wert auf dem Display mit dem eigenen Körpergewicht.


Messer: Die Berater haben festgestellt, dass die Messer des Wagens fast den größten Einfluss aufs Mischergebnis haben – sie sind quasi die Flügel der Mischschnecke. Bei unserem Praxiseinsatz haben wir auch einen fabrikneuen Strautmann-Zweischneckenmischer bewusst nicht optimal befüllt und nur kurz laufen lassen: Das Ergebnis war trotzdem gut. Bei verschlissenen Schneiden wirkt sich die falsche Ladestrategie deutlich negativer aus. Die Messer müssen scharf sein, sie sollen schneiden und nicht reißen.


Empfehlung: Warten Sie nicht zu lange und tauschen Sie die Messer immer nach und nach aus, z.B. 1/3 des Satzes. Dann ist der Sprung von „alle verschlissen“ auf „alle neu“ nicht so groß.


Gegenschneiden: Unsere Experten empfehlen hydraulische Gegenschneiden, damit sie auch wirklich benutzt werden. Normalerweise sollten sie ausgeschwenkt sein. Dreht sich das Futter aber beim Mischen mit, schwenken Sie die Gegenschneiden mehrfach für 20 bis 30 Sekunden ein und aus.


Magnet: Metall kann immer ins Futter geraten. Ladewagen und Pressen haben keine Detektoren wie der Häcksler. Für 1000 bis 1400 € bieten die Mischwagenfirmen starke Magneten an, die Sie im Schatten der Mischschnecke montieren können. Reinigen bzw. kontrollieren Sie den Magneten regelmäßig.


Sauber: In den Ecken und Kanten des Futtermischwagens setzt sich oft Futter fest und gammelt dort vor sich hin. Wer saubere Qualität im Mischer möchte, muss hier mit dem Hochdruckreiniger ran. Interessant ist der Blick auf die Waage vorher und nachher. Schmutzmengen von 30 kg und mehr sind schnell erreicht. ▶


Auswerfer: Das Futter sollte möglichst gleichmäßig aus dem Auswurf des Mischwagens fallen. Kommt es schub- oder haufenweise durch die Luke, kontrollieren Sie, ob der Auswerfer vielleicht verschlissen ist.


Belademenge: Den Futtermischwagen nicht überladen! Futter, das über den Rand quillt, wird nicht richtig gemischt. Ideal ist es, wenn Sie den Wagen nur bis maximal ca. 15–20 cm unterhalb der Behälterkante füllen.


Beladereihenfolge: Normalerweise von lang und trocken zu kurz und nass. Mehlförmiges Futter sowie sperrige Komponenten wie z.B. Stroh füllen Sie also zu Anfang ein.


Ab in die Mitte: Beim Zweischneckenmischer ist zwischen den Schnecken die meiste Bewegung im Futter. Laden Sie möglichst alle Komponenten an dieser Stelle in den Wagen. Das gilt vor allem auch für mehlförmige Komponenten bzw. Kraftfutter. Deshalb planen Sie Siloausläufe bzw. Schnecken so, dass diese mittig in den Wagen münden. In unserem Video haben wir die Schnecken eines vollen Wagens gestoppt und oben auf der Mischung Futterkalk verteilt. Nach dem erneuten Start haben wir die Mischintensität gefilmt: Vorne am Behälterrand blieb der Kalk am längsten sichtbar. Doch hier füllen einige Praktiker gerne Mineralstoffe in den Wagen. Übrigens: Unsere Experten raten davon ab, seitliche Einfüllöffnungen für Mineralfutter und Co. zu nutzen: Das ist ebenfalls zu ungenau. Deshalb immer in die Mitte!


Kein Wind: Staubt es durch Wind beim Einfüllen von Mineralfutter, gibt es ärgerliche Verluste. Schließlich kostet ein Kilogramm Mineralfutter schnell 1 bis 2 €. Deshalb füllen Sie mehlförmige Komponenten am besten unter Dach oder zumindest in windgeschützten Bereichen ein. Auch lange Auslaufschläuche an den Schnecken, die bis tiefer in den Mischwagen reichen, können das Problem mindern.


Wasser in den Mischer: Bei einigen Mischungen ist die Zugabe von Wasser sinnvoll. Unter anderem können die Tiere das Futter dann schlechter selektieren. Das Wasser muss aber gleichmäßig in den Mischwagen. Eine gute Lösung ist ein perforiertes Rohr, das über die gesamte Mischwagenlänge reicht. Wenn der Mischwagen mittig unter dem Rohr steht, kann man das Wasser per Magnetventil und Fernbedienung starten. Weitere Lösungen haben wir bereits in unserer Ausgabe 2/2019 im Spezialprogramm Rinderhaltung ab R26 vorgestellt.


Waagerecht: Beim Einfüllen und Mischen sollte der Wagen möglichst nicht schief stehen. Stellen Sie dazu die Deichsel bzw. das Zugmaul passend ein und kontrollieren Sie den Reifendruck. Wählen Sie einen ebenen Standplatz zum Mischen aus.


Drehzahl: Die richtige Drehzahl bzw. Mischdauer richtet sich nach dem Mischsystem, dem Hersteller des Wagens und den Futterkomponenten. In der Betriebsanleitung sollten sich die entsprechenden Angaben dazu finden. Doch wie schnell drehen die Schnecken wirklich? Sie können die Umdrehungen einfach mit dem Smartphone ermitteln. Nehmen Sie dazu ein exakt 20 Sekunden langes Video der drehenden Schnecken auf. Dann zählen Sie in Ruhe die Umdrehungen und nehmen den Wert mit drei mal.


Die richtige Mischdauer ergibt sich aus der Menge, der Struktur der Komponenten und dem Verschleißzustand der Messer. Je ähnlicher die Struktur der einzelnen Komponenten, desto einfacher bzw. kürzer das Mischen.


Richtig gemischtes Futter können Sie nicht sortieren. Wenn Sie selbst noch „Grassilage-Kugeln“ herausfischen, gelingt das auch der Kuh.


Schneckenversatz: Schaukelt sich ein Zweischneckenmischer auf, drehen sich die Schnecken eventuell im Gleichtakt. Doch weil das Mischen im Übergangsbereich läuft, müssen die Schnecken einen Versatz zueinander haben. Teils kann das z.B. bei Reparaturen verstellt worden sein. Meist lassen sich die Schnecken durch Schalthebel oder Abziehen der Gelenkwelle zwischen den Getrieben verdrehen, teils müssen sie aber vom Antriebszapfen gelöst werden. Vorsicht bei Anpassungen: Einige Schnecken können bei falschem Versatz kollidieren!


Ausbringen: Das Futter sollte möglichst über die gesamte Länge des Futtertisches gleichmäßig abgelegt werden. Oft werden zu Anfang und Ende zwei bis drei Fressplätze nicht richtig mit Futter versorgt. Dabei sind das meist die Plätze in der Nähe des Melkstands/Roboters und damit die attraktivsten.


Je dichter das fertig Futter vor dem Maul der Kuh landet, desto besser. Denn die Kuh will sich nicht langmachen beim Fressen. Lässt sich das Futter eventuell durch eine verbesserte Rutsche am Mischwagen näher an die Tiere bringen? Förderbänder mit größerer Wurfweite könnten das Futter dagegen wieder entmischen. Ist es technisch nicht möglich, dichter an die Kühe heran zu kommen, sollten Sie das Futter schon direkt nach dem Verteilen anschieben. Generell empfehlen die Experten, das Futter möglichst alle zwei Stunden nachzuschieben (siehe auch top agrar 10/2018 Seite R12).


Bequem: Die Kuh darf beim Fressen nicht ständig unter das Nackenrohr bzw. Fressgitter drücken. Dabei können die Tiere einen Druck von 250 kg entwickeln. Das kann zu Entzündungen und Verhärtungen führen. Haarlose Stellen sind der Anfang. Beobachten Sie die Tiere und stellen Sie eventuell das Nackenrohr höher ein.


Gleichmäßig: Wenn sich bei der Ablage Haufen im „Schwad“ bilden, drängen sich hier dominante Kühe vor. Das bringt Unruhe in den Stall. Vermeiden Sie auch das Überfahren des Futters, es wird verdichtet und ist weniger attraktiv für die Kühe, auch das spricht für eine verbesserte Rutsche.


guido.hoener@topagrar.com

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