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Mit dem Bürstenband sät man schneller

Lesezeit: 5 Minuten

John Deere überzeugt mit dem Maissägerät ExactEmerge vor allem in der Ablagegenauigkeit und dem einfachen Aufbau der Vereinzelung. Wir haben die Highspeed-Drille getestet.


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Exakter Aufgang – das verspricht John Deere, wenn man den Namen der „ExactEmerge“ übersetzt. Mit 8 Aggregaten, 75 cm Reihenabstand und einem Klapprahmen kommt die US-Maschine nun auch auf den deutschen Markt. Für die Steuerung und Überwachung dieser Einzelkornsätechnik gab es bereits Agritechnica-Silber. Nun muss sich der Lege-Hirsch seine Lorbeeren noch auf dem Acker verdienen.


Geschwindigkeits-Rausch:

Alles an der ExactEmerge 1725 NT ist auf Highspeed ausgelegt: Gewicht, Schardrücke und natürlich die Vereinzelung. Und „hoch“ heißt bis zu 20 km/h! Das Leergewicht der 6 m-Maschine beträgt satte 3,9 t – und das ohne Düngertank. Denn den trägt John Deere in der Front und fördert die Startgabe mit Luft zum Verteilerkopf im Heck.


Ein mächtiger Mittelrahmen, massive Spuranreißer (fast 300 kg das Stück) und stabile Gussteile in den acht Aggregaten tragen ihren Teil zum Gewicht der Maschine bei. Jedes einzelne der Parallelogramm geführten Säaggregate erreicht mit Düngerschar, Räumsternen und Andruckrollen bereits ohne Saatgut 126 kg Einsatzgewicht.


Luftfederbälge in den Parallelogrammen können den Schardruck jedes einzelnen Säaggregats auf bis zu 300 kg steigern. Auch auf klutigen Böden und Geschwindigkeiten bis zu 18 km/h sorgt diese Ballastierung für einen beachtlich ruhigen Scharlauf – das bringt eine gleichmäßige Ablagetiefe.


Die Druckluft dieses Systems stammt von einem auf dem Sägerät aufgebauten, hydraulisch angetriebenen Kompressor. Den Schardruck stellt man im Isobus-Terminal ein. In Zukunft ist aber auch eine Versorgung über das Schlepper-Druckluftsystem denkbar. Übrigens funktioniert die Software der ExactEmerge, vor allem die Teilbreitenschaltung, derzeit nur mit einem John Deere-Terminal (z.B. 2630). Natürlich soll der Einsatz mit anderen Isobus-Rechnern bald ebenfalls möglich sein.


Kräftige Werkzeuge:

Die Düngerschare mit 39,5 cm großen, einzelnen Scheiben haben seitliche Kufen, die den Erdfluss bei höheren Geschwindigkeiten in Schach halten. Anschließend ebnen Räumsterne den Weg für die Säscheiben. Die Sterne lassen sich mit einem 24er Schlüssel über eine Spindel in der Höhe verstellen.


Zwei breite, quer pendelnde Tiefenführungsrollen halten die V-förmigen Säscheiben sicher im Boden. Einzeln ausgelenkt können die 40 cm großen Führungsrollen um volle 10 cm pendeln. Über den Endanschlag der Räder lässt sich die Ablagetiefe sehr einfach per Rasthebel verstellen. Jede der insgesamt 17 Stufen macht etwa 6 mm mehr oder weniger Tiefe aus.


Die Vereinzelung der ExactEmerge funktioniert beeindruckend einfach. Das mit konstantem Unterdruck arbeitende System ist schräg zur Fahrtrichtung angebracht. Im unteren Drittel (zwischen sechs und neun Uhr) saugt das Vakuum die Körner in die 5 mm großen Bohrungen der 32er Lochscheibe. Zwischen 10 und 11 Uhr streifen drei kleine Gummifinger doppelte Körner ab und knapp dahinter, um zwölf Uhr, stößt ein Auswerfer das Korn auf dem höchsten Punkt bereits wieder aus dem Loch. Und an dieser Stelle kommt die Bürste ins Spiel.


Sanft in die Furche:

Bei allen anderen Unterdruck-Systemen „fahren“ die Körner deutlich länger auf der Scheibe mit, da sie möglichst tief abgegeben werden sollen, um ihre Fallhöhe so gering wie möglich zu halten. Diese Fallstrecke überbrückt bei John Deere ein 16 mm breites und etwa 70 cm langes, umlaufendes Bürstenband. Hier hinein gelangen die vereinzelten Körner von der Lochscheibe und werden, mit geringem Risiko zu verrollen, synchron zur Fahrgeschwindigkeit in die Furche transportiert. Die restliche Fallstrecke beträgt dabei nur noch etwa 4 cm.


Die Bürstendrehzahl passt sich exakt der Fahrgeschwindigkeit des Schleppers an. So ist der Geschwindigkeitsunterschied zwischen Korn und Boden in der Furche gleich null. Das Prüfzentrum der DLG hat bereits Feldaufgänge der ExactEmerge gemessen: Von 8 bis 20 km/h lag die Standardabweichung nicht einmal über 25 mm und damit immer im DLG-Raster „sehr gut“.


Wir wollten uns natürlich auch selber von der Längsverteilung überzeugen und haben die Pflanzenabstände in einem nach Strip Till mit 18 km/h gesäten Bestand gemessen. Auch hier haben wir für zwei verschiedene Säreihen jeweils die exakt gleiche Standardabweichung von 24,2 mm gemessen – ein sehr gut. Eine Kurvenfahrt, bei der die ExactEmerge die Kornabstände mithilfe von Beschleunigungssensoren auch noch ausgleicht, haben wir nicht gemessen.


Die Standraumverteilung im Mais setzt zwar wirklich neue Maßstäbe, viel mehr wird man sich als Praktiker aber über den durchdacht modularen Aufbau des kompletten Säaggregats freuen: Von den Saatkästen über die Vereinzelungsgehäuse bis hin zu den Bürsten-Kassetten kann man jedes Bauteil mit nur wenigen Handgriffen ohne Werkzeug sekundenschnell auseinanderbauen – auch das hat es so noch nicht gegeben. Restmengen lassen sich z.B. komplett entleeren und die gesamte Vereinzelung viel besser sauber halten – besser geht es nicht!


Etwas reduzieren könnte John Deere dafür noch die Anzahl der Hydraulikanschlüsse. Derzeit sind in Vollausstattung vier dw-Steuergeräte plus Load Sensing nötig. Als Leistungsbereich gibt John Deere 175 bis 215 PS an. Nach unseren Erfahrungen dürften es 200 mindestens sein. Neue Maßstäbe setzt auch der Preis: 94483 € sind für die Komplett-ausstattung fällig. Ob man die Geschwindigkeit dauerhaft fahren kann und mit der ExactEmerge dann gegebenenfalls ein zweites Gerät einspart, muss jeder für sich selbst entscheiden – das Potenzial ist da.Jan-Martin Küper

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