Der Mähdrescher-Typ ist gewählt, die Ausstattung ist fix – fehlt nur noch das Schneidwerk!
Alle Mähdrescher-Hersteller und auch die Zulieferer haben verschiedene Schneidwerks-Typen im Angebot. John Deere bietet drei Typen: Die normalen Schneidwerke der Serie 600 R, die 600 Vario Star-Schneidwerke und die PremiumFlow-Schneidwerke 600 PF.
Unser W 540 war mit dem einfachen 618 R unterwegs, der T 560 war mit einem PremiumFlow 622 PF ausgestattet. Die 18 bzw. 22 geben bei John Deere die Schneidwerksbreite in Fuß an (18 Fuß = 5,48 m; 22 Fuß = 6,70 m). Auch diese beiden Schneidwerke haben wir während unserer Einsätze untersucht.
Technik:
Das 600 R-Schneidwerk baut John Deere selbst. Die PremiumFlow-Vorsätze stammen von Zürn. Sie haben ungefähr 70 % Gleichteile mit dem 600 R. Beim PremiumFlow-Schneidwerk beträgt der Abstand vom Messer zur Einzugsschnecke 100 cm – der Rapstisch ist quasi eingebaut. Förderbänder transportieren das geschnittene Erntegut nach hinten zur Schnecke.Gewicht:
Die zusätzliche Technik bringt natürlich zusätzliches Gewicht. Unser PremiumFlow 622 PF brachte 2,83 t auf die Waage. Ein gleich breites 622 R wiegt dagegen nur 2,11 t. Mit Rapstisch ist das normale Schneidwerk dann allerdings nur noch knapp 300 kg leichter als das PremiumFlow.Gutfluss:
Leistung fängt beim Schneidwerk an. Hier hat das PremiumFlow klare Vorteile. Die Gutzufuhr ist ein Genuss, das Arbeiten viel entspannter. Wir mussten selbst in dichten Rapsbeständen kaum mit der Haspel nachhelfen. Das Dreschwerk wird spürbar gleichmäßiger beschickt, der Schrägförderer deutlich weniger beansprucht. Beim normalen Schneidwerk muss man vor allem in ungleichmäßigen Beständen viel mehr mit der Haspel arbeiten.Leistungsbedarf:
Im Stand, ohne Erntegut in den Schneidwerken, ist der Leistungsbedarf des PremiumFlow-Schneidwerkes erwartungsgemäß höher. Das zeigten die Messungen mit unserer Messnarbe. Die zusätzlichen Antriebe schlucken Leistung.Im Bestand, sowohl in Raps als auch in Weizen, relativierte sich dieses Bild zu unserer Überraschung völlig: Das Schneidwerk mit Bändern benötigte – bezogen auf die gleiche Arbeitsbreite – nicht mehr Antriebsleistung als das normale Schneidwerk. Außerdem verursacht der gleichmäßigere Gutfluss deutlich geringere Drehmomentspitzen im Antriebsstrang.
Wartung:
Das Anbauen des Rapstisches an das 600 R-Schneidwerk dauert eine gute halbe Stunde. Das PremiumFlow ist in 10 Minuten fit für den Rapsdrusch. Die Seitenmesser haben eine Parkposition am Schneidwerk. Die Abdichtung zwischen den Bändern verdient ihren Namen. Außer ein wenig Staub, mussten wir unter den Wartungsklappen eine ganze Saison nichts reinigen.Preis:
Unser 618 R steht inklusive Rapstisch Raps-Profi II (Zürn, 9 705 €) mit 32 030 € in der Preisliste. Das breitere 622 PF kostet dagegen satte 53 924 €. Bezieht man die Preise auf einen Meter Arbeitsbreite, kostet das einfache Schneidwerk (mit Rapstisch) zwischen 5 700 und 6 000 €/m und das PremiumFlow zwischen 7 600 und 8 000 €/m – das sind pro Meter Arbeitsbreite immerhin 33 % mehr.So schön wie die Technik ist: Selbst wenn man dem PremiumFlow eine Steigerung der Mähdrescherleistung von bis zu 10 % unterstellt, fährt man die höheren Anschaffungskosten des Schneidwerkes bei einer Einsatzfläche von 300 ha pro Jahr und 125 €/ha im überbetrieblichen Einsatz (ohne Diesel) erst nach vier Jahren wieder heraus.
Jan-Martin Küper
