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topplus Reportage

Nachfrage schaffen

Lesezeit: 6 Minuten

Lohnunternehmen Fiechter hat den ersten Premos bekommen. Er produziert Pellets für den eigenen Hennen- und Pferdestall. Zudem geht er aktiv auf Kunden zu, um die neue Dienstleistung anzubieten.


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Das Lohnunternehmen Fiechter aus Kappelen (Schweiz, Kanton Bern) hat sich als einer der Ersten für den neuen Premos 5000 entschieden. Geschäftsinhaber Res Fiechter setzt auf mehrere Standbeine. Er bewirtschaftet 20 ha Ackerland mit Weizen, Mais, Gerste, Rüben und Grünland. Zudem hält er 13000 Legehennen. Die Eier vermarktet er zum Teil selbst über den eigenen Hofladen. Besonders stark ist der Lohnunternehmer in der Ernte von Stroh und Heu. Hier setzt er mehrere Quader- und Rundballenpressen ein. Res Fiechter beschäftigt sieben feste Mitarbeiter. Hinzu kommen noch 14 Teilzeitkräfte.


Früh Pellets ausprobiert


Schon auf der Agritechnica 2015 kam Fiechter mit Krone über den Premos ins Gespräch. Res Fiechter hatte die Idee, die Pellets als Einstreu in den Hühnerställen einzusetzen. Im Frühjahr 2016 bekam der Landwirt die ersten beiden Big Bags mit den Pellets. Der Unternehmer legte einen Versuch in seinen Ställen an. Er probierte gehäckseltes Stroh, Hobelspäne, Industriepellets (Pellets aus gemahlenem Stroh, 6–8 mm dick) und Krone-Pellets. In jedem seiner vier Abteile setzte Fiechter ein anderes Material ein. Um bauliche Unterschiede als Faktor auszuschließen, tauschte der Landwirt die Versuchsanordnung regelmäßig durch. Laut Fiechter sank die Staubbelastung mit den Krone-Pellets, die vor Ort eigentlich nur „Würfel“ heißen. Zudem würden diese die Feuchtigkeit besser aufsaugen. Genaue Zahlen kann der Unternehmer bei der Eieranzahl liefern. 5% weniger schmutzige und kaputte Eier kommen aus dem Stall mit den Krone-Pellets. Zudem sind die Tiere sauberer. Da das Schnäbelkürzen auch in der Schweiz verboten ist, benötigen die Hennen eine Beschäftigung. Die Pellets dienen deshalb auch zum Picken. Das gegenseitige Picken und Hacken der Hennen hat laut Fiechter mit den Krone-Pellets abgenommen. Pro Gang (ca. 1700 Hennen) streut er nur noch alle zwei Wochen einen Eimer Pellets nach. Seitdem bestellte Res Fiechter immer wieder Pellets direkt von Krone, die er sogar Lkw-weise bekam.


Ende 2017 war es dann so weit. Auf dem Schweizer Betrieb kam zum ersten Mal der Premos zum Einsatz. Krone probierte zusammen mit Fiechter eine Woche lang unterschiedliche Stroh- und Heuarten zu pelletieren. Das Ziel des Versuches war, herauszufinden, welches Material die Pelletpresse am besten verarbeiten kann und welche Pellets sich gut vermarkten lassen. Beim Versuch hat Res Fiechter auch unterschiedlich feste Pellets erzeugt. Es stellte sich hinterher heraus, dass die lockeren Pellets besonders gut zum Einstreuen geeignet sind. Die festen Pellets lassen sich dagegen gut als Beschäftigungsmaterial für die Hennen einsetzen.


Erntegut bestimmt Durchsatz


Der Durchsatz der Premos ist laut Fiechter kaum von der Dichte der gepressten Pellets abhängig. Vielmehr ist das Erntegut für den Durchsatz entscheidend. Dabei gibt es nicht nur Unterschiede zwischen den einzelnen Getreidearten, sondern sogar in den Sorten selbst. Für den Lohnunternehmer steht die Durchsatzleistung der Maschine aber nicht im Vordergrund. Er sagt: „Mir ist viel wichtiger, dass am Ende ein gutes Produkt entsteht, welches sich gut vermarkten lässt“. Vorgespannt hatten die Schweizer einen Fendt 939 und einen Fendt 1050. Bei der Ernte auf dem Feld ist wichtig, dass das Zugfahrzeug ein stufenloses Getriebe hat, denn der Fahrer muss die niedrige Fahrgeschwindigkeit von 2 bis 5 km/h permanent der Strohmenge anpassen. Die erzeugte Dichte lag bei bis zu 800 kg/m³. ▶


Lagerung muss passen


Beim Versuch vor Ort untersuchte Fiechter auch, wie man die Pellets am besten lagert. Da die Pellets sich auf bis zu 100°C beim Pressvorgang erwärmen, saugen sie anschließend wieder viel Feuchtigkeit, wenn sie nicht innerhalb kurzer Zeit abkühlen können. Der Transport in Holzkisten oder auf kleinen Kippern war am erfolgreichsten. Hier konnten die Pellets schnell auskühlen. Wenn man die Pellets z.B. in einem Silo lagern möchte, müssen die Würfel erst richtig abgekühlt sein. Sonst zerfallen diese wieder.


Res Fiechter möchte die Pellets aber nicht bei sich selbst lagern und dann vermarkten. Er möchte das Pelletpressen lediglich als Dienstleistung anbieten. Damit er das künftig auch das ganze Jahr machen kann, hat er nun auch den Auflösetisch für den stationären Betrieb bestellt.


Absatz ankurbeln


Res Fiechter hat zur Saison 2019 seinen Premos 5000 bekommen. Er setzt ihn mit einem gemieteten Valtra S 394 ein. Um in der ersten Pellet-Ernte schon einige Aufträge zu bekommen hat der Lohnunternehmer zuvor einigen potenziellen Kunden Pellets zur Verfügung gestellt. Die Landwirte konnten so vorher ausprobieren, ob die Pellets bei ihnen auf den Betrieb passen. Wir haben uns auf einem Milchviehbetrieb und einem Reiterhof umgesehen.


Christian und Simon Zesiger halten ca. 50 Milchkühe plus Kälber. Die Aufzucht erfolgt extern. Die Kühe haben Tiefboxen zum Liegen. Die Landwirte verteilen bisher pro Woche einen Ballen Häckselstroh in den 50 Boxen. Familie Zesiger probiert nun in einigen Boxen die Krone-Pellets aus. Sie sagen, dass man die Pellets nur im vorderen Bereich einstreuen sollte, da sonst die Kühe diese wieder schnell rauskratzen würden. Beim Einstreuen entsteht nicht so viel Staub, wie beim Einstreuen vom Häckselstroh.


Simon Zesiger sagt, dass durch die Pellets die Liegematten weich sind und trotzdem nicht auseinanderfallen. Auch sind die Matten trockener als mit normalem Häckselstroh. Dasselbe Bild hat der Landwirt vom Einstreu in den Kälberiglus. Bisher streute die Familie immer Sägemehl ein. Weil die Pellets so etwas wie eine Speicherwirkung bieten, braucht die Familie nicht mehr so häufig einstreuen. Sie zerfallen nur langsam in ihre Bestandteile, sodass immer wieder frisches Stroh verfügbar ist.


Einen großen Vorteil sehen Simon und Christian Zesiger bei sich in der kurzen Struktur des Strohs in den Pellets. Denn sie müssen aufgrund ihres Güllesystems jeden Tag die Gülle umpumpen. Den beiden nach geht das mit den Pellets nun besser.


Pferdehalter sind skeptisch


Matthias Moser probierte die Krone-Pellets auf seinem Pensionspferdebetrieb aus. Der Pferdehalter hat die Würfel in einer Pferdebox ausprobiert und ist sehr zufrieden damit. Auch er hat festgestellt, dass die Strohmatte viel trockener ist, als in den Boxen mit normalem Stroh. Insgesamt stehen in den Boxen 15 Pferde. Die Halter zweifeln bisher jedoch an den Pellets. Bei unserem Besuch ist die Strohmatte in der Box deutlich zu spüren. Sie war weich und trotzdem in sich fest. In den normalen Strohboxen konnte man hingegen bis auf den Betonboden schauen. Die Pferdehalter misten die Strohboxen fast täglich aus. „Das ist mit den Pellets nicht mehr nötig“, sagt Matthias Moser, „da reicht meist ca. einmal in der Woche“. Er würde gerne alle Boxen auf die Pellets umstellen, da es nicht mehr so stinkt. Deshalb vermutet er geringere Ammoniakverluste. Bei einer Umstellung müsste Moser aber die Lagerung ändern, damit die Pferdehalter selbst mit dem Eimer die Pellets z.B. aus einem Silo holen könnten.


Florian Tastowe

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