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Praxis- Test - Diese Kugeln sind die Härte

Lesezeit: 4 Minuten

Billige Kuppelkugeln sehen genauso aus wie die Markenprodukte – sie kosten aber weniger als die Hälfte. Unser Test zeigt, dass Sparen am falschen Ende sogar gefährlich sein kann.


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Billige Kugeln sind Schrott! Das war unser Fazit, als wir vor rund neun Jahren zum ersten Mal die Qualität von Unterlenker-Kuppelkugeln getestet haben. Mittlerweile hat sich der Ersatzteilhandel weiterentwickelt. Neue Anbieter sind dazugekommen und ein Teil der Bestellungen läuft per Internet. Also war es dringend Zeit für eine Neuauflage unseres Kugeltests.


Ohne die Hersteller über den geplanten Test zu informieren, haben wir im Handel oder Netz Kugeln der Kategorie III gekauft. Dabei ging es um folgende Anbieter bzw. Bezugsquellen:


  • Fliegl Agrocenter (Internet)
  • Granit
  • Kramp
  • Orga Top
  • Sparex (einfache Ausführung)
  • Walterscheid
  • Westfalia Versand (Internet)
  • WGF
  • Dazu kam ein besonders billiges No-Name-Produkt aus dem Landhandel.


Test im Labor:

Beim Test arbeiteten wir wie bereits beim letzten Mal mit Christian Rischke zusammen. Er ist seit 35 Jahren als Werkstofftechniker im Materiallabor bei Lemken tätig, das uns für einen Tag zur Verfügung stand.


Die ideale Kupplungskugel ist an den Oberflächen durch Vergütung besonders hart, damit sie nicht so schnell verschleißt. Beim Kugelkern kommt es auf die Zähigkeit an. Denn falsch behandeltes Material ist vielleicht hart, aber manchmal auch spröde wie Glas. Bei Stoßbelastung zerspringt es.


Im Labor haben wir alle Kugeln durchgetrennt und jeweils vier Messungen durchgeführt. Für die Ergebnistabelle unterteilen wir die Messwerte in drei Klassen: gut (+), mittel (O) und schlecht (–). Einmal haben wir sogar ein „– –“ vergeben, weil sich die Härte überhaupt nicht messen ließ – hier war unbehandelter Baustahl im Einsatz. Bei den Messungen ging es um folgende Details:


  • Ausgangsmaterial: Die Zusammensetzung des Stahls lässt sich im elektrischen Lichtbogen ermitteln. Ein Spektrometer erkennt an den Farben des Lichtbogens die unterschiedlichen Elemente im Stahl und deren Anteile. Der Grundwerkstoff sollte möglichst wenig Kohlenstoff enthalten, denn ein hoher Kohlenstoff-Anteil würde das Material zwar härter, aber auch spröde machen. Alle Kugeln aus unserer Testgruppe blieben unter der kritischen Kohlenstoff-Grenze – „Glaskugeln“ waren also nicht dabei.


Ausreißer ist allerdings die Kugel von Walterscheid. Hier enthält das Grundmaterial auch nennenswerte Anteile von Chrom und Mangan. Diese Legierung ist deutlich hochwertiger als das Material der anderen Kugeln.


  • Vergütung: Zwar soll der Kohlenstoffgehalt im Material niedrig sein, an den Oberflächen ist er aber durchaus erwünscht – er macht die Kugel hart. Beim Vergüten werden die Kugeln gezielt erwärmt und durch eine spezielle Atmosphäre „aufgekohlt“. Bei einer professionellen Vergütung werden die Kugeln in einem flüssigen Medium abgeschreckt und danach bei niedrigeren Temperaturen nachbehandelt (angelassen). Der Prozess verlangt Know-how und ist energie- bzw. zeitaufwendig.


Im Labor kann man die vergütete Schicht durch Behandlung der geschliffenen Schnittfläche mit 3 %iger Salpeter-Säure sichtbar machen und unter dem Mikroskop beurteilen.


Die von uns in dieser Disziplin mit „gut“ bewerteten Kupplungskugeln von WGF und Walterscheid haben eine deutlich sichtbare, gleichmäßig vergütete Oberfläche. Bei den mit „schlecht“ bewerteten Kugeln konnten wir überhaupt keine Vergütung nachweisen.


  • Härte: Wichtig für die Verschleißfestigkeit ist die Härte. Die Härte lässt sich durch die Eindrücktiefe einer Prüfspitze mit einer definierten Kraft messen. Bei unserem Test haben wir die Härte der Oberfläche und des Kugelkerns gemessen. Die Härtemessung hat die Beurteilung der Vergütungsschicht bestätigt. Bei zwei Kugeln war selbst die Oberfläche so weich, dass sich die Härte kaum messen ließ. Das setzte sich bis in den Kern fort. Drei andere Kugeln erreichten an der Oberfläche deutlich bessere Werte. Zwei dieser Kugeln – Granit und Walterscheid – waren auch im Kern härter als der Rest der Gruppe.


Unsere Testergebnisse sprechen ganz klar für die Kupplungskugeln des Markenherstellers Walterscheid. Sie sind zwar mit einigem Abstand die teuersten, erreichten aber in allen Testdisziplinen die höchste Punktzahl. Sehr ordentlich schneiden auch die Kupplungskugeln von Fricke/Granit ab. Sie siegen in der Kategorie Preis/Leistung. Die Kugeln von Sparex und vor allem die Billigkugeln aus dem örtlichen Landhandel sind eine Frechheit. Hier konnten wir überhaupt keine Vergütung feststellen – sie sind aus billigem Baustahl. Wenn man zehn Anbaugeräte komplett mit Kugeln ausstattet und die Preisdifferenz pro Kugel 5 € beträgt, lassen sich maximal 150 € einsparen. Bei dem höheren Verschleiß und dem großen Sicherheitsrisiko spricht nichts für die namenlosen Billigkugeln!Guido Höner

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