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Richtig reagieren bei Feuer, Strom und Gas

Lesezeit: 7 Minuten

Im Notfall müssen Sie nicht nur erste Hilfe leisten. Wir erklären Ihnen auch, wie Sie die Betroffenen schnell in Sicherheit bringen, damit nicht noch mehr passiert.


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Raus aus dem Rauch!


Sabine Krause hat einen unruhigen Schlaf. Als sie nachts wach wird, riecht sie Rauch in der Wohnung. Im Wohnzimmer hat die vergessene Kerze ein Gesteck entzündet. Der Rauch steigt durchs Treppenhaus nach oben.


  • Die Gefahr: Rauch ist tödlich, auch bei sehr kleinen Bränden! Über 90 % der Opfer von Wohnungsbränden sterben am Brandrauch. Schon wenige Atemzüge machen Sie bewusstlos. Besonders tückisch: im Schlaf nimmt die Nase den Rauch nicht wahr.
  • Das können Sie tun: Warnen Sie alle Bewohner, aber laufen Sie niemals in den Rauch – Sie verlieren sofort die Orientierung. Falls es im Zimmer bereits stark verraucht ist: kriechen Sie zum Ausgang, Rauch und Hitze steigen nach oben. Tasten Sie sich dabei an der Wand entlang. Sobald Sie in Sicherheit sind: Feuerwehr alarmieren!


Sind alle Bewohner im Freien, fehlt jemand? Was ist mit den alten oder behinderten Bewohnern? Am besten vereinbaren Sie vorsorglich mit Ihrer Familie einen Treffpunkt, damit Sie schnell wissen, wer bereits raus ist.


Falls es gefahrlos möglich ist: verhindern Sie das weitere Ausbreiten des Brandes und vor allem des Rauchs. Fenster und Türen zu! Dichten Sie den Türspalt mit einem feuchten Tuch ab. Eigene Löschversuche nur bei Entstehungsbränden! Riskieren Sie nicht fürs Sofa ihr Leben! Wenn Sie einen Zimmerbrand vermuten und die Tür ist verschlossen und heiß: niemals öffnen! Die plötzliche Luftzufuhr kann das Rauchgas zur Durchzündung (Stichflamme) bringen. Tür zulassen und die Feuerwehr sofort auf den Raum hinweisen.


Einen Fett- oder Ölbrand niemals mit Wasser löschen: es bildet sich schlagartig Wasserdampf und es kommt zur Fettexplosion. Brennende Töpfe oder Pfannen können Sie am besten mit einem Deckel oder Backblech abdecken.


Alte Anlage: Fataler Stromschlag


Die alte Scheune von Josef Harderer liegt im Außenbereich und hat einen eigenen Netzanschluss. Die elektrische Anlage ist nicht mehr auf dem neuesten Stand. Als der Landwirt nachsehen will, warum das Gebläse nicht mehr läuft, trifft ihn ein elektrischer Schlag.


  • Die Gefahr: Durch das Krampfen der Muskeln kann Harderer nicht loslassen, er bleibt am spannungsführenden Teil „kleben“. Je länger der Strom fließt, desto stärkere äußere und innere Verbrennungen drohen dem Landwirt. Der Strom wirkt auf die Muskulatur (Herzstillstand, Kammerflimmern, Atemstillstand).


Vorsicht auch bei Wasser, z. B. in überfluteten Kellern! Wenn der Hausanschluss im Keller ist, kann auch weiter Strom fließen, selbst wenn die Sicherungsautomaten im Hausverteiler bereits abgeschaltet sind.


  • Das können Sie tun: Wenn möglich sofort den Stecker ziehen. Oder die Hauptsicherung raus. Zeigen Sie der Familie, wo das geht. „Klebt“ jemand am Strom, ziehen Sie ihn nicht von Hand weg, der Strom springt über! Besser mit einem nichtleitenden Gegenstand, z. B. einem Holzstiel, wegziehen. Bei Bewusstlosen beginnen Sie sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Versorgen Sie die Brandverletzungen.


Auch wenn sich Josef Harderer nach dem schweren Stromschlag scheinbar erholt. Immer den Arzt informieren: Ernste Herzprobleme können auch später noch auftreten.


Lichtbogen springt auf den Kipper über


Sebastian Huber kippt den Anhänger mit Saatgut noch etwas höher. Plötzlich springt ein Lichtbogen auf die Mulde über. Der Landwirt hat die Hochspannungsleitung über dem Kipper übersehen. Immer wieder kommen hohe Maschinen wie Mähdrescher, Häcksler oder Lademäuse, Hochspannungsleitungen zu nahe. Dabei müssen die Fahrzeuge die Leitungen nicht einmal berühren, der Strom kann – je nach Spannung – auch mehrere Meter überspringen.


  • Die Gefahr: Wenn Huber jetzt vom Schlepper absteigt, fließt der Strom durch seinen Körper zum Boden ab. Es drohen schwerste Verbrennungen – Lebensgefahr!


Auch abgerissene Leitungen können noch Strom führen. Es baut sich rund um die Leitung ein Spannungstrichter auf. Mindestabstand 10 m! Vorsicht bei Bäumen, die beim Fällen oder durch Sturm auf eine Leitung fallen.


  • Das können Sie tun: Halten Sie immer 1 bis 5 m Sicherheitsabstand zu Hochspannungsleitungen (je nach Spannung). Bei Berühren der Leitung mit einem Fahrzeug: in der Kabine bleiben! Nur hier ist es sicher, denn beim Absteigen springt der Lichtbogen über! Maschine falls möglich aus dem Gefahrenbereich fahren. Falls sie nicht mehr fährt, rufen Sie die Feuerwehr an, die Leitstelle kennt die Notfallnummer der Versorgungsunternehmen. Warten Sie so lange, bis die Leitung sicher freigeschaltet ist, also am besten bis ein Fachmann des Energieversorgers vor Ort ist. Vorsicht – es kann noch Restspannung vorhanden sein. Falls das Fahrzeug brennt, springen Sie möglichst weit ab. Nicht gehen, sondern mit geschlossenen Beinen aus dem Gefahrenbereich hüpfen. Laufen Sie nie zu einem Fahrzeug, das Kontakt mit Hochspannung hat.


Chlorgas in der Milchkammer


Maike Jademeyer räumt im Tankraum des Melkstands auf. Plötzlich klagt die Tierwirtin über tränende Augen und Schmerzen beim Luftholen. Sie hustet stark. In der Luft liegt ein stechender Geruch. Ihr Kollege errät die Ursache: zwei Melkmaschinen-Reiniger sind zusammen geraten: Chlorgas-Vergiftung!


  • Die Gefahr: Gase und Dämpfe sind besonders tückisch, weil man sie oft nicht sehen kann. Schwefelwasserstoff, der z. B. beim Aufrühren von Gülle frei werden kann, betäubt in hoher Konzentration sogar die Geruchsnerven. Auf landwirtschaftlichen Betrieben können ganz unterschiedliche Atemgifte entstehen:


1. Erstickend: z. B. Edelgase, verdrängen den Sauerstoff, Gefahr in geschlossenen Räumen!


2. Reiz- und Ätzwirkung: z. B. Säuredämpfe, Ammoniak, nitrose Gase beim Düngerbrand (rotbraune Dämpfe).


3. Wirkung auf Blut, Nerven und Zellen: z. B. CO2, Kohlenmonoxid bei unvollständigen Verbrennungen, Gefahr in geschlossenen Räumen! Schwefelwasserstoff in Güllekellern oder bei Biogasanlagen.


  • Das können Sie tun: Gehen Sie bei Gasen immer von der höchsten Gefahr aus. Grundsätzlich für gute Lüftung sorgen und draußen die Windrichtung beachten. Abstand halten!


Vorsicht beim Aufrühren von Gülle. Güllekeller grundsätzlich nur mit Schlauchgeräten (Maschinenringe, Betriebshilfsdienst) betreten, BG-Vorschriften umsetzen! Bei Unfällen sofort Feuerwehr informieren! Nicht in Panik selbst einen Rettungsversuch starten und ungesichert in den Schacht klettern!


Korrekter Notruf, damit die Einsatzkräfte den Atemschutz schon auf der Anfahrt anlegen.


Explosion bei Reparatur im Bullenstall


Die Mastbullen haben wieder das Trenngitter eingerissen. Christian Hartmann schweißt gerade die Torscharniere an, als es zu einer starken Verpuffung kommt. Eine glühende Schweißperle ist durch die Spalten gerollt und hat dort schlagartig ein Methan-Luftgemisch über der Gülle entzündet.


  • Die Gefahr: Im Betrieb können an verschiedenen Stellen brennbare bzw. explosive Gase austreten oder entstehen:


1. Austritt aus Leckagen, z. B. bei Biogasanlagen oder an Flüssiggastanks, undichte Gasflaschen, beschädigte Behälter oder Leitungen. Eine mögliche Gefahr besteht auch bei der Lieferung von Flüssiggas.


2. Brennbare Dämpfe, z. B. beim Öffnen erwärmter Behälter/Kanister.


3. Güllegase, bei Rinder- und Schweinegülle: Gefahr beim Aufrühren!


Eine Explosion braucht drei Voraussetzungen: Explosives Gas, das richtige Mischungsverhältnis mit der Luft und ein Funke bzw. Zündenergie. Fette Gemische sind gefährlicher als magere, weil sie beim Lüften wieder den explosionsfähigen Bereich durchlaufen. Reparaturversuche mit Werkzeug aus Stahl können Funken verursachen. Auch wenn Sie selbst aufpassen und sich nur zum Lüften in die Gefahrenzone wagen: Durch plötzlich anlaufende Motoren und Anlagen kann jederzeit ein Zündfunke entstehen.


  • Das können Sie tun: Reichlich Abstand halten, Gefahrenbereich sofort räumen! Lüften! Windrichtung beachten, andere warnen. Ex-Bereich bei Biogas-Anlagen grundsätzlich nie mit funkenreißenden Werkzeugen oder elektrischen/elektronischen Geräten betreten – auch nicht mit dem Handy!


Feuerwehr alarmieren. Melden Sie, wo genau das Gas austritt, damit die Einsatzkräfte nicht versehentlich in den Gefahrenbereich fahren. Wenn möglich schiebern Sie die Gaszufuhr sofort ab. Sorgen Sie dafür, dass Schieber gut gekennzeichnet und frei zugänglich sind. Informieren Sie Familie und Mitarbeiter, wo und wie man den Gasaustritt stoppt.


Brennt ein Gasleck, das sich nicht abschiebern lässt, bekämpfen Sie höchstens den Brand in unmittelbarer Umgebung. Wenn Sie die Flamme löschen und das Gas weiter ausströmt besteht Ex-Gefahr!


Eine Besonderheit müssen Sie bei Flüssig- oder Flaschengas beachten: Dieses Gas ist schwerer als Luft. Es verflüchtigt sich kaum sondern sammelt sich in Senken. Oder es dringt in Abflüsse/Kanalisation und kann so im Keller explodieren. Deshalb auch Flüssiggasflaschen (Campinggas) nie im Keller oder geschlossenen Räumen lagern.-gh-

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