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Rühren und Reinigen

Lesezeit: 5 Minuten

Ein zentrales Rohr im Behälter der neuen Dammann Profi-Class reicht zum Rühren und Reinigen. Wir haben das System erstmals in der Praxis getestet.


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Technische Streifenkrankheit oder sogar ganze Teilstücke mit Totalausfall: Schlecht gemischte Brühe und vor allem Reste in der Spritze sind gängige Ursachen für Kulturschäden beim Pflanzenschutz. Alle Spritzenhersteller arbeiten daran, die Rühr- und Reinigungssysteme ihrer Maschinen sicherer und effizienter zu machen. Auf der letzten Agritechnica hat Branchenprimus Dammann sein neues Rühr- und Reinigungskonzept für die Spritzen der Profi-Class-Baureihe vorgestellt. Wir konnten im Frühjahr an einer der ersten Maschinen in der Praxis testen, wie das neue System arbeitet. „Unsere“ Spritze war mit einem 5 000 l-Tank und einem 24 m-Gestänge ausgestattet.


Die Rühr-Reinigungs-Idee ist bestechend einfach: Das System arbeitet mit einem Edelstahlrohr, das komplett längs durch den Behälter läuft. Es ersetzt alle Rühr- und Reinigungsdüsen – der Behälter kommt also mit deutlich weniger Einbauten aus. Das Edelstahlrohr trägt je nach Fassgröße 10 bis 14 Einzeldüsen.


Die wirkliche Neuheit ist aber der elektrische Antrieb: Ein im vorderen Staufach der Spritze untergebrachter Elektromotor schwenkt das Rohr um bis zu 360° bzw. endlos. Damit erreichen die Rührstrahlen jeden Winkel des Behälters. Das JKI in Braunschweig (vormals BBA) bescheinigt dem Rührwerk eine sehr gute Leistung. Sobald der Flüssigkeitspegel unter eine bestimmte Grenze fällt, begrenzt der Computer den Schwenkwinkel automatisch auf 120°. Das Rührrohr bewegt sich jetzt wie ein Scheibenwischer hin und her. Das soll das Aufschäumen der Brühe verhindern. Voraussetzung dafür ist der elektronische Füllstandssensor Tank-Control, der aber ohnehin zur Serienausstattung gehört.


In nur 12 Minuten ist alles sauber


Vielmehr als das Rühren – das können andere auch gut – hat uns der Reinigungseffekt des rotierenden Rohrs inte­ressiert. Dabei rotiert das Rohr endlos und das Frischwasser schießt mit bis zu 15 bar aus den Düsen und erreicht dadurch jeden Winkel im Fass. Das Rohr ist in ein komplettes Reinigungs-Konzept eingebunden. Das wir auf Zeit mit einem geübten Fahrer komplett durchgespielt haben. Den Effekt der Reinigung überprüften wir mit einem umweltneutralen, fluoreszierenden Farbstoff. Zu Beginn des Tests haben wir 300 l Frischwasser mit 2 Litern hoch konzentriertem Farbstoff gemischt. Diese „Spritzbrühe“ wurde anschließend ganz normal wie ein Pflanzenschutzmittel ausgespritzt. Danach startete die Reinigungsprozedur in mehreren Schritten, die wir mit einer Stoppuhr begleitet haben:


1. Nachdem der Behälter leer ist, bläst man die Düsenleitung mit Druckluft aus. Das geht per Knopfdruck über den Bord­rechner. Den besten Effekt erzielt man, wenn man dabei die Teilbreiten einzeln durchschaltet – die Luftmenge verteilt sich dann auf weniger Düsen gleichzeitig.


2. Der Fahrer steigt jetzt ab und holt etwa 150 l aus dem Frischwassertank in den Hauptbehälter. Der Programmhahn steht auf „Rühren stark, Fassreinigung“. Per Knopfdruck aktiviert er den elektrischen Antrieb des Reinigungsrohrs. Beim Einfüllen des Frischwassers muss sich der Fahrer auf die Anzeige des Tank-Control konzentrieren. Denn die Kugel der Füllstandsanzeige ist nicht sichtbar, sobald man Wasser aus diesem Tank entnimmt.


3. Der Fahrer stellt den Programmhahn auf „Spritzen mit Rühren“, geht zurück zum Schlepper und bringt die verdünnte Restmenge wie üblich aus. Danach wieder das Gestänge per Druck entleeren.


4. Der Fahrer steigt ab und holt die nächsten 150 l in den Behälter. Die Reinigung läuft erneut ab.


5. Der Fahrer geht zurück an seinen Arbeitsplatz und bringt die abermals verdünnte Restmenge aus.


6. Zum letzten Mal muss der Fahrer absteigen und die Reinigung aktivieren.


7. Die letzte Restmenge ausbringen.


Wir haben die notwendige Zeit für die gesamte Prozedur gestoppt. Ein halbwegs geübter Fahrer schafft den kompletten Ablauf in rund 12 Minuten. Das ist absolut okay.


Einen Nachteil haben wir trotzdem ausgemacht: Bisher bietet Dammann in dieser Klasse noch keine fernbedienten Ventile an, die gibt es bisher nur beim Selbstfahrer. Wenn der Fahrer die Sache vorschriftsmäßig macht, muss er absteigen und – was vor allem bei der Ährenbehandlung problematisch ist – durch den behandelten Bestand laufen. Dammann arbeitet aber an einer elektrischen Lösung auch für die Profi-Class.


Das Reinigungsergebnis wurde von den Testern des JKI mit „sehr gut“ bewertet. Der momentane Stand der Technik fordert mindestens eine Reinigungsleistung von 50 %, die vom System Dammann mit rund 98 % bei weitem übertroffen wurde.


Wir haben zusätzlich bei jedem einzelnen Reinigungsschritt Proben von unserer Fluoreszenz-Brühe an der letzten Düse des Gestänges gezogen. Die Grafik zeigt, wie die Konzentration dabei Schritt für Schritt abnimmt. Nach dem letzten Reinigungsschritt war das Wasser zwar noch leicht eingetrübt. Das liegt aber hauptsächlich an unserem sehr intensiven Farbstoff. Die Rest-Konzentration bewegte sich jedenfalls im Toleranzbereich.


Die Effizienz des Reinigungsrohrs hat uns beeindruckt: Von außen konnten wir die kräftigen Strahlen der Düsen an der Behälterwand deutlich entlang wandern hören. Die Wasserstrahlen gehen aggressiv an die Arbeit. Die Idee zu dem System kam Herbert Dammann übrigens beim Besichtigen einer Panzer-Waschanlage...


Überraschend einfach


Dammann hat eine überraschend einfache Lösung zum effizienten Rühren und Reinigen gefunden. Der Tank kommt mit erheblich weniger Einbauteilen aus, die Rührleistung lässt sich automatisch steuern und die Reinigungsleistung ist sehr gut. Auch die Leitungen der Schleuse sind mit eingebunden. Der Zeitbedarf von 12 Minuten ist okay.


Um das System perfekt zu machen, sollte Dammann aber noch über eine automatische Steuerung des Reinigungsprogramms nachdenken, damit der Fahrer nicht durch den behandelten Bestand laufen muss – in dieser Preisklasse sicher keine utopische Forderung. Und natürlich darf man gespannt sein, ob Antriebe und Dichtungen des Systems auch über Jahre den hohen Anforderungen gewachsen sind.


Harald Kramer, LWK NRW


Guido Höner, top agrar

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