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Schlepper­vergleich - Die Tasten gegen Wendestress

Lesezeit: 6 Minuten

Systeme fürs Vorgewende-Management entlasten den Fahrer – wenn sie sich einfach programmieren lassen. Wir haben das bei unseren sechs Testtraktoren ausprobiert.


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Vor allem auf Traktoren der Allrounderklasse wird’s am Vorgewende hektisch. Praktisch, wenn sich da alle Bedienschritte einmal aufzeichnen lassen und der Schlepper dann alles auf Tastendruck allein erledigt.


Systeme für das Management am Vorgewende gibt es schon lange. Doch sie werden in der Praxis überraschend selten genutzt. Meist weil sie zu kompliziert zu programmieren sind bzw. waren. Bei unserem Vier­zylindertest wollten wir deshalb wissen, was die aktuellen Versionen leisten und wo es noch Verbesserungsbedarf gibt.


Schritte werden zur Sequenz:

Alle Schlepperfunktionen, die elektronisch bzw. elektrisch gesteuert werden, lassen sich theoretisch auch aufnehmen und wieder abspielen. Die Systeme zum Vorgewende-Management fassen die Bedienschritte dazu in sogenannten Sequenzen zusammen. Im einfachsten Fall zeichnet das Management eine gemeinsame Sequenz für das Einsetzen und das Ausheben der Geräte auf. Der Fahrer trennt die Sequenz dann mit einer Pause. Am Anfang des Ackers läuft die Sequenz auf Knopfdruck so lange, bis alle Anbaugeräte in Position sind. Am anderen Ende des Feldes drückt der Fahrer den einzelnen Knopf erneut, um die Sequenz nach der Pause bis zum Ende weiterlaufen zu lassen. Beim nächsten Knopfdruck startet alles wieder von vorne.


Viele aktuelle Systeme speichern das Einsetzen und Ausheben getrennt in Doppelsequenzen. Der Schalter hat dann entweder drei Positionen (Einsetzen/Neutral/Ausheben) oder es gibt zwei getrennte Knöpfe. Damit man die Schalter nicht verwechselt, sind klare Kennzeichnungen (z. B. mit „Go“ und „End“) oder logische Positionen (vorne bzw. unten = Einsetzen und hinten bzw. oben = Ausheben) wichtig.


Sehr komfortable Programme können bis zu vier Sequenzen abspielen: Die eine Doppelsequenz bspw. zum Ein- und Ausklappen, die andere zum Arbeiten. Hier ist eine klare Kennzeichnung noch wichtiger. Eine gute Lösung zeigt Fendt mit dem „Kleeblatt“ auf dem Fahrhebel: Kleine Knöpfe mit „Go“ und „End“ für die eine Sequenz sowie die Wippe mit „Go“ und „End“ für die andere.


Im Vorgewende-Management legen Auslöser oder „Trigger“ fest, wann die einzelnen Schritte ablaufen sollen. Bei einigen lassen sich auch unterschiedliche Trigger in einer Sequenz kombinieren.


  • Per Tastendruck: Der Fahrer klickt sich unabhängig von Zeit oder Strecken durch die Bedienschritte. Das geht bei einigen Schleppern auch im Stand, was z. B. beim Ausklappen von aufwendigen Gestängen praktisch ist. Auch bei ungleichmäßigen Vorgewenden oder Masten ist das Abrufen Schritt für Schritt im „Step-Modus“ praktisch.
  • Nach Strecke: Das System spielt die Sequenz wegeabhängig ab. Das ist vor allem beim Ablauf von aufgezeichneten Sequenzen Standard. Mit einer Editierfunktion lassen sich die gespeicherten Distanzen auch ändern. Bei den meisten gilt die anzeigte Strecke immer ab dem vorherigen Bedienschritt. Wenige Systeme addieren die Strecken ab Start der Sequenz auf.
  • Nach Zeit: Auch hier gilt die Zeit entweder ab Start oder ab der vorherigen Aktion. In der Praxis wird der Auslöser Zeit eher selten verwendet.
  • Kraftheberposition: Schalten nach Hubhöhe oder beim Absenken. Das ist für Zapfwellengeräte praktisch.


Wie sag’ ich es dem Schlepper?

Die ersten Systeme konnten die Bedienschritte nur aufzeichnen, eine spätere Korrektur war nicht mehr möglich. Weil sich bei Aufnahmen oft ein „Lampenfieber-Gefühl“ einstellt, haben auch gute Fahrer genau dann vergessen, den Packer auszuklinken oder die Schritte in falscher Reihenfolge ausgeführt. Deshalb wurden diese Systeme maximal von besonders experimentierfreudigen Fahrern genutzt.


Neue Systeme auf Schleppern mit Monitor sind deutlich komfortabler. Gute Lösungen zeigt die fertige Sequenz mit klaren Symbolen und in Kombination mit dem Auslöser plus Auslösewert an. Hier lassen sich die aufgezeichneten Schritte bearbeiten, also Bedienschritte nachträglich einfügen oder löschen sowie die Auslöser ändern. Erst die einfache Editierfunktion – also die Korrektur – macht ein Vorgewende-System praxistauglich. Zum Programmieren der aktuellen Systeme gibt es unterschiedliche Wege:


  • Aufnahme im Stand: Alle Schritte in Ruhe nach und nach ausführen, der Schlepper steht. Zum Abrufen klickt sich der Fahrer später Schritt für Schritt durch die Sequenz. Das System braucht keine weiteren Trigger.
  • Aufnahme während der Arbeit: Das System zeichnet die Reihenfolge der Arbeitsschritte und gleichzeitig die Distanzen auf. Weil die Zeit keine Rolle spielt, reicht es, wenn der Schlepper langsam rollt. Der Fahrer kann sich auf die optimalen Positionen für die jeweilige Aktion konzentrieren.
  • Zusammenstellen am Monitor: Per Touchscreen oder Dreh-Drück-Knopf wählt man die Aktionen in der richtigen Reihenfolge aus. Zusätzlich müssen die passenden Auslöser-Werte eingegeben werden, was nicht ganz einfach ist. Das System von John Deere bietet hier eine praktische Hilfe: Aktionen eingeben. Dann in den Aufnahmemodus gehen, das Vorgewende abfahren und jede Aktion Knopfdruck für Knopfdruck auslösen. Das Management zeichnet die dazu passenden Distanzen auf.


Bei frühen Systemen waren die Sequenzen nach jedem Motorstopp futsch. Moderne Systeme sollten reichlich Speichermöglichkeiten für mehrere Anbaugeräte haben. Außerdem sollte sich der echte Name des Anbaugeräts eingeben lassen und nicht nur eine feste Bezeichnung wie z. B. „Pflug1“. Am besten lassen sich die Namen mit einer virtuellen Tastatur über ein Touchscreen programmieren.


Mit der Speichermöglichkeit steigt aber die Gefahr, dass beim Einsatz etwas schiefläuft: Es muss sicher sein, dass alles exakt wieder so angeschlossen bzw. angebaut wurde wie bei der Aufnahme. Bereits bei unseren letzten Tests hatten wir deshalb eine Notizfunktion vorgeschlagen: Wenn man schon einen Namen per Tastatur eingeben kann, wäre etwas mehr Platz für Zusatzinformationen sinnvoll. Erscheint auf dem Monitor z. B. „Gebläse in Ventil 1, Hitch Ventil 2, Schardruck Ventil 3“ gibt es später kein Chaos durch falsch angeschlossene Hydraulikschläuche.


Automatisch – aber sicher!

Komfort und Sicherheit lassen sich beim Vorgewende-Management nicht ganz einfach unter einen Hut bringen. Sicherheitsregeln ohne Praxisbezug können das Ganze unbrauchbar machen. Auf der anderen Seite darf das System nicht sofort „scharf“ sein, wenn der Fahrer nach dem Schlepperstart auf dem Monitor „Einstellungen wiederherstellen“ auswählt. Deshalb finden wir folgende Regelungen sinnvoll:


  • Wenn eine Sequenz ge­laden wird, sollten Funktionen wie Zapfwelle, Tempomat, Hydraulik oder Kraftheber bewusst aktiviert werden, z. B. durch ein Häkchen auf dem Touchscreen.
  • Damit das nicht nach nur kurzen Motorstopps zu lästig wird, ist eine Zeitfunktion sinnvoll. Die Aktivierung wird erst notwendig, wenn der Motor länger als z. B. fünf Minuten stillstand.
  • Eine große, rote Stopptaste sollte die Sequenz an jeder Stelle einfrieren.
  • Die laufende Sequenz sollte sich an jeder Stelle übersteuern lassen. Sobald man einen Hebel bedient, stoppt der automatische Ablauf und man fährt von Hand weiter (Sequenz beginnt bei nächstem Tastendruck von vorne).
  • Die Sequenzen laufen nur ab, wenn ein Fahrer auf dem Sitz sitzt und der Schlepper fährt. Nur mit dem Trigger „Schritt für Schritt“ kann sich der Fahrer im Stand durch die Sequenz tippen.


Manche Firmen, die ihren Traktoren ein durchaus ordentliches Management spendieren, verzichten auf andere Automatikfunktionen. Wir meinen: Eine Zapfwellenautomatik, Drehzahlspeicher, Tempomat und Auto-Funktionen für den Antriebsstrang müssen auch außerhalb des Vorgewende-Managements zur Verfügung stehen. Erst dann ist das System komplett.

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