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Sechs Traktoren im Elektronik-Check

Lesezeit: 6 Minuten

Automatik fürs Vorgewende, schalten und regeln per Isobus, lenken mit Satellitenhilfe: Wir haben die elektronischen Systeme von sechs aktuellen Traktoren unter die Lupe genommen.


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Traktoren sind heute viel mehr als Motor, Getriebe, Reifen und Hydraulik. Die Maschinen stecken voller Elektronik, die dem Landwirt die Arbeit erleichtern soll. Aber klappt das wirklich?


Wir wollten wissen, wie gut die elektronischen Systeme der aktuellen Modelle arbeiten. Sind sie einfach zu bedienen und funktioniert alles so, wie es der Hersteller verspricht? Oder ist das Ganze mehr Fluch als Segen? Wir wollten es genau wissen und haben Traktorenhersteller in diesem Sommer zu einem großen Traktorenvergleich eingeladen. Dabei standen drei Bereiche im Fokus:


  • Systeme für das automatische Vorgewende-Management
  • Isobus-Funktionen und Applikationskarten
  • Automatische Satelliten-Lenksysteme mit RTK-Genauigkeit


Die Motorleistung war nicht entscheidend. Die Firmen statten ihre größeren Modelle ohnehin mit weitgehend identischen Bedienkonzepten aus. Vielmehr waren die Hersteller aufgefordert, das Modell anzuliefern, das derzeit der höchsten Entwicklungsstufe entspricht und am Markt verfügbar ist. Am Ende lag die Motorleistung in der Testgruppe im Bereich von 180 bis 300 PS. Diese Modelle konnten wir im August und September intensiv testen:


  • Case IH Optum 300
  • Claas Axion 870
  • Fendt 724Vario
  • JCB Fastrac 4220
  • John Deere 6250R
  • Valtra T 174


Die Marken Deutz-Fahr, Kubota, McCormick und Massey Ferguson konnten oder wollten uns keine Traktoren zur Verfügung stellen.


Alle Testteilnehmer mussten das gleiche Programm absolvieren. Dazu standen uns Flächen der Familie Sanderink im münsterländischen Nordwalde zur Verfügung. Unterstützt wurden wir bei der Vorbereitung übrigens von Hendrik Vennemann, der im Bereich Precision Farming bei Lemken arbeitet. Er hat für den GPS-Test die entsprechende „Nullspur“ angelegt und Applikationskarten für den Testbereich Isobus erstellt.


Automatisch am Vorgewende


Je komplizierter das Anbaugerät, desto mehr Bedienschritte muss der Fahrer erledigen. Systeme für das Vorgewende-Management können den Bedienablauf automatisch abspielen. Grundvoraussetzung: Die Funktion lässt sich elektronisch steuern – was aber bei vielen Traktoren heute der Fall ist. Frühe Systeme waren oft zu kompliziert, sodass die meisten Fahrer lieber ohne unterwegs waren. Wir wollten wissen, ob die aktuellen Lösungen mittlerweile auch übersichtlicher geworden sind. Im Test haben wir alle Traktoren deshalb mit einer klassischen Drillkombination – Frontpacker, Kreiselegge, Sämaschine – eingesetzt. Der Ablauf am Vorgewende beinhaltet Front- und Heckkraftheber, Zapfwelle, Hydraulikfunktionen, Drehzahlspeicher, Tempomat und auch das Lenksystem.


Die gespeicherte Sequenz umfasst möglichst alle Bedienschritte am Vorgewende. Wir haben die Bediensequenzen für unsere Drillkombi mit allen Schleppern auf unterschiedlichen Wegen programmiert: Aufnahme während der Arbeit, Zusammenstellen im Stand am Monitor. Ein System schaute dem Fahrer bei der Arbeit sogar quasi über die Schulter und schlug ihm nach einigen Fahrten eine optimierte Sequenz auf Basis seiner Bedienschritte vor.


Auf eine weitere Funktion waren wir besonders gespannt: Drei Traktoren konnten die Sequenz automatisch an einer virtuellen Vorgewendelinie starten, zwei davon sogar automatisch wenden. Unsere Fragen dazu: Wie praxisgerecht sind diese Lösungen, wie kompliziert lassen sie sich programmieren und wie fühlt sich das Fahren an, wenn die Maschine alles alleine macht?


Unter dem Strich unser erstes Fazit: Alle Teilnehmer bieten ein brauchbares Vorgewende-Management an. Aber die Wege zu einer passenden Sequenz sind noch unterschiedlich kompliziert. Bei fast allen Systemen sehen wir noch Möglichkeiten zur Verbesserung. Alle Ergebnisse finden Sie in unserer Ausgabe Januar 2020, die noch vor Weihnachten erscheint.


Isobus: Stecker rein und los?


Gerät anbauen, Isobus-Kabel koppeln und direkt mit der Arbeit starten. So sollte es eigentlich sein – aber viele Landwirte wissen, dass es in der Praxis fast nie so einfach ist. Wir haben uns deshalb einige Geräte besorgt und mit unseren Traktoren einen sogenannten Plugtest gemacht – also den Stecker reingesteckt und ausprobiert was geht, und was nicht. Bei der Vorbereitung hat uns das Isobus-Testcenter aus Osnabrück unterstützt. Folgende Geräte standen uns zur Verfügung:


  • Krone Ladewagen ZX 470 GD
  • Amazone Anhängespritze UX 4201, Ausführung Super
  • Lemken Drillkombination mit der Sämaschine Solitair 9
  • Rauch Düngerstreuer Axis M 20.2 EMC+W


Bei den Testeinsätzen hat uns zunächst interessiert: Versteht sich der Traktor direkt mit dem Anbaugerät? Wo erscheint die Bedienfläche des Geräts? Wie lässt sich die Bedienmaske auf unterschiedlichen Bildschirmen aufrufen? Gibt es frei belegbare Tasten für Isobus-Funktionen? Wie gut lassen sich die Tasten programmieren? In welchem Datei-Format kann man Applikationskarten hochladen und wie werden diese dargestellt?


Wir waren teils überrascht, an welchen Details die reibungslose Kommunikation zwischen Traktor und Gerät immer noch haken kann. Vor allem das Übertragen einer Applikationskarte stellte sich als ziemlich anspruchsvoll heraus. Die Ergebnisse dieses Testteils finden Sie in unserer Ausgabe 2/2019.


Wie genau sind Lenksysteme?


Immer mehr Traktoren sind bereits ab Werk für das automatische Lenken zumindest vorgerüstet. Im Grunde geht es darum, Traktor und Anbaugerät möglichst zentimetergenau über den Acker zu führen und präzise „Rillen“ in den Boden zu ziehen. Und genau das haben wir im dritten und aufwendigsten Teil unseres Tests gemacht.


Kern dieser Testidee ist ein Gerät, das wir zusammen mit der Lehrwerkstatt von Lemken konstruiert haben: Ein Dreipunktbock mit zwei Stützrädern führt ein großes Scheibensech hochgenau durch den Boden. Das Sech hinterlässt feine Linien in der Erde, deren Abstand sich später nachmessen lässt. Um die Linien möglichst exakt sehen zu können, haben wir den Acker mehrfach fein gegrubbert und zum Schluss mit einer Wiesenwalze bearbeitet. Anschließend haben wir eine Fläche von 100x100 m genau ausgemessen und an beiden Seiten jeweils elf Metallstäbe (Schnurnägel) im Abstand von jeweils 10 m in den Boden geschlagen.


Vor Ort haben wir per USB-Stick eine AB-Linie (unsere Null-Linie) auf das Schlepperterminal übertragen. Für den ersten Testdurchgang verwendeten wir auf allen Traktoren per Mobilfunk das Korrektursignal Sapos aus NRW. Zusammen mit unserem Testgerät wurden 19 Spuren im Abstand von jeweils 5 m bearbeitet. Zur Auswertung haben dann wir ein 100 m langes Maßband quer zur Fahrtrichtung jeweils von einem Metallstab zum genau gegenüberliegenden Stab auf der anderen Seite unserer Parzelle gespannt. So konnten wir die Messwerte dort ablesen, wo sich Maßband und die nur rund 0,6 cm breite Bodenrille kreuzten.


Die gut 200 Messwerte gaben wir (per Funk) direkt in eine Excelkalkulation ein. So konnten wir bereits auf dem Acker die Standardabweichung und die größten Abweichungen ermitteln. Um es schon einmal vorwegzunehmen: Auch hier gab es Systeme, die fast unglaublich genau arbeiteten und andere, die sich doch recht ordentliche Abweichungen leisteten.


Bei einer zweiten Überfahrt sollten die Firmen mit einem satellitengestützten Korrektursignal arbeiten. Denn in einigen Regionen gibt es immer wieder Schwierigkeiten mit der Mobilfunk-Abdeckung, so dass ein Mobile-RTK-Signal schon mal abreißen kann.


Natürlich gehörte auch zu diesem Test eine umfangreiche Bewertung, wie einfach oder kompliziert das System arbeitet. Diese Testergebnisse präsentieren wir in unserer Märzausgabe. Wie immer haben wir alle Testeinsätze auch mit der Videokamera begleitet. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen unserer praxisnahen Testberichte.


guido.hoener@topagrar.com

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