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topplus Aus dem Heft

Senkrecht oder waagerecht?

Lesezeit: 10 Minuten

Bei den Streuwerken von Festmiststreuern splittet sich der Markt zwischen stehenden Fräswalzen und liegenden in Kombination mit Streutellern. Wir haben die beiden Streuwerke miteinander verglichen.


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Gerade bei der Eigenmechanisierung liegen Tiefbettstreuer momentan im Trend. Beim Streusystem hat der Kunde die Qual der Wahl. Stehende Fräswalzen mit direktem Auswurf oder liegend angeordnete Walzen mit zusätzlichen Streutellern? Welches System streut besser und wie vielseitig sind die Systeme? Für einen Systemvergleich haben wir im letzten Frühjahr deshalb zwei Tiefbettstreuer von Joskin mit gleichem Kasten aber unterschiedlichen Streuwerken eingesetzt.


Gleicher Kasten


Für den Test stellte uns Joskin die Tiefbettstreuer Tornado3 T5513/14 V zur Verfügung. Der Kasten der beiden Streuer ist identisch. Die konisch geformte Wanne ruht auf einem durchgängigen Rahmen. Die Achsen von ADR sind ohne Federn direkt darunter verschraubt und bieten eine zulässige Achslast von 10 t. Schönes Detail: Die Achse lässt sich über ein Lochraster am Rahmen in Längsrichtung verstellen. Damit ist die Stütz- bzw. Achslast für verschiedene Schlepper einstellbar. Die Kuppelhöhe der Deichsel lässt sich ebenfalls verstellen. Über einen zentralen Bolzen kann man die Neigung einfach in zwei Positionen für kleinere oder größere Schlepper anpassen. Eine Blattfeder quer zur Fahrtrichtung fängt Stöße auf die Deichsel ab. Zusammen mit der zulässigen Stützlast von 4 t kommen die Streuer auf ein zulässiges Gesamtgewicht von 14 t. Bei einem Leergewicht von ca. 7,2 t bleiben für die legale Straßenfahrt noch 6,8 t Nutzlast. Bei leichterem Stallmist (z.B. Pferdemist) benötigt man die kompletten 13 m³ der Wanne, um den Streuer auszuladen. Technisch liegt die zulässige Achslast bei 15,8 t (bei 40 km/h), womit man den Streuer auch mit schwererem Material auf dem Acker mit bis zu 12,6 t beladen kann.


Bei den Tornado3-Streuern setzt Joskin auf einen einteiligen, 1,45 m breiten, hydraulisch angetriebenen Kratzboden. Der Hydraulikmotor dafür arbeitet hinten am Streuer. Die Förderstäbe bestehen aus Rechteckrohren mit jeweils abgeflachten Enden. Zwei Schrauben an jeder Seite verbinden sie mit den Zugketten. Damit lassen sich auch einzelne Förderstäbe auswechseln – gut. Pluspunkte gibt es auch für das Einstellen der Kratzbodenspannung. Dafür haben die Streuer vorne am Fahrzeug seitlich jeweils eine Hülse mit einer Lehre – einfach und gut. Der Boden aus verzinktem Stahlblech lässt sich für Reparaturen oder bei Verschleiß wechseln. Vor den Streuwerken schirmt jeweils ein 1,43 m breiter, hydraulischer Schieber den Kasten vom Streuwerk ab.


Stehend Einfach


Der Tornado3 mit stehenden Walzen war im Test recht einfach ausgestattet. Eine höhere Ausstattung mit Bedienterminal und Load-Sensing-Hydraulik gibt es optional. Das Bedienpult Ferti-Control 300 unseres einfachen Streuers besteht lediglich aus einem Drehpoti für die Kratzbodengeschwindigkeit sowie einem Schalter zum Ein- und Ausschalten des Kratzbodens. Stauschieber, Kratzboden sowie Schutzgitter im Heck werden jeweils mit einem Steuergerät vom Schlepper einzeln angesteuert. Zusammen mit dem hydraulischen Stützfuß sind so vier dw-Steuergeräte notwendig. Den Stauschieber mussten wir im Test nach Gefühl einstellen. Eine mechanische Anzeige der Schieberöffnung gibt es zukünftig serienmäßig. Der Antrieb der Walzen erfolgt über ein Verteilergetriebe direkt von der Zapfwelle aus. Je eine Rutschkupplung sichert die Walzen vor Überlast. Rutscht die Zapfwellenkupplung, muss der Fahrer den Kratzboden ausschalten. Denn er stoppt bei einer Störung nicht automatisch. Will man den Kratzboden reversieren, muss man das Steuergerät einfach anders herum bedienen.


Die abgestuften Windungen auf den beiden Streuwalzen sind durchgehend. Jede Walze ist mit 27 geschraubten Messern ausgestattet, die beidseitig nutzbar sind – gut. Inklusive Messer haben die Walzen einen Durchmesser von 1,02 m. Bei dem Abstand der Walzen von 87 cm (Mitte Walze zu Mitte Walze) überlappen sich diese 15 cm. Jede Walze ist zusätzlich mit zwei beweglichen Streuschaufeln ausgestattet, die herunterfallendes Material von den Tellern wegschleudern. Im Test schafften die Schaufeln das Material zuverlässig weg, beim Anschalten erzeugen sie aber ein lautes Klackern, das uns in der einen oder anderen Situation aufschrecken ließ. Vorsicht ist auch beim Schutzgitter geboten. Hier muss man unbedingt darauf achten, dass dieses beim Streuen geöffnet ist. Das ist vom Schlepper aus nicht gut erkennbar, schon gar nicht bei Dunkelheit. Ansonsten landet der Mist im Gitter. Eine Signalleuchte am Bedienpult wäre eine einfache und hilfreiche Möglichkeit, dies zu verhindern. Das will Joskin zukünftig mit anbieten. ▶


Liegend mit mehr Technik


Mit deutlich mehr Ausstattung kam der Tornado3 Horizon zum Test, die es aber auch optional für den anderen Streuer gibt. Mit dem Terminal Ferti-Control 4000 lassen sich zusammen mit der Load-Sensing-Hydraulik die Streuerfunktionen bequem über Tastendruck steuern. Dieser Streuer hatte auch eine Anzeige der Öffnungsweite des Stauschiebers im Terminal – gut. Die Kratzbodengeschwindigkeit lässt sich auf Knopfdruck in mehreren Stufen einstellen. Reversieren ist ebenfalls möglich. Gut gefallen hat uns die Sicherheitsfunktion des Kratzbodens: Generell arbeitet man mit den Streuern mit 1000 Zapfwellenumdrehungen. Misst der Sensor an den Streuwalzen weniger als 700 Umdrehungen, lässt sich der Kratzboden nicht zuschalten. Das verhindert Überlast an den Streuwalzen. Um die Heckklappe zu öffnen, muss man in ein weiteres Untermenü wandern. Das störte allerdings nicht, da wir den Streuer fast ausschließlich mit geschlossener Heckklappe gefahren haben. Für den Einsatz von schwerem Material und für mehr Durchsatz kann der Fahrer aber auch mit geöffnetem Heck streuen. Allerdings nehmen dann Streubreite und – Genauigkeit deutlich ab.


Insgesamt ist das Streuwerk bei dieser Maschine wesentlich aufwendiger gebaut. Unter den Streutellern übertragen zwei Winkelgetriebe die Kraft der Schlepperzapfwelle auf die Teller und leiten sie an die beiden Dosierwalzen weiter. Vor Überlast schützt zunächst eine Rutschkupplung vor den Drehtellern. Ein Sensor erkennt, wenn die Kupplung rutscht und stoppt den Kratzboden – gut. Zusätzlich sind die Dosierwalzen mit einer weiteren Rutschkupplung vor Überlast geschützt.


Die beiden waagerechten Fräswalzen zerkleinern auch Mist mit hohem und langen Strohanteil zuverlässig. Die Walzen arbeiten jeweils mit 44 Messern. Die obere Walze misst dabei inklusive Messer 60 cm im Durchmesser, die untere 67 cm. Bei der Kratzbodenbreite sowie der Breite der Stauschieberöffnung unterscheiden sich die Streuer nicht. Unter den Drehtellern fängt eine Wanne den herabfallenden Mist auf. Jeweils drei Streuschaufeln sind auf den beiden Drehtellern verschraubt und lassen sich bei Verschleiß wechseln. Unten an der Heckklappe lässt sich der Durchgang zu den Drehtellern mit je einer Spindel links und rechts einstellen. Das hilft vor allem bei geringeren Streumengen und feinen Streugütern. In Zukunft bietet Joskin eine Skala zum besserem Einstellen des Durchgangs an.


Durchsatz mit starken Unterschieden


Den Leistungsbedarf der beiden Streuwerke haben wir mit einer Drehmomentmessnarbe ermittelt. Für unsere Messungen haben wir mit beiden Streuern jeweils separierte Gärreste und Stallmist gestreut. Zur Vergleichbarkeit kam hierbei derselbe Schlepper (Fendt 820 Vario) zum Einsatz. Die Messungen starteten wir mit dem Vertikalstreuer. Die Öldurchflussmenge konnten wir dabei mit 50 l/min auf maximalen Durchsatz einstellen. Beim Stallmist lag die Durchsatzleistung bei ca. 2,6 t pro Minute. Dabei verlangte das Streuwerk mit stehenden Walzen dem Schleppper durchschnittlich knapp 56 kW Leistung ab. Maximal waren es 90,6 kW. Bei Gärresten war der Kraftbedarf wesentlich geringer. Um das feine Material auf vollen Durchsatz – ebenfalls ca. 2,6 t/min- streuen zu können, waren maximal 61 kW nötig, im Durchschnitt nur rund 30 kW. Auch wenn der Schlepper für seine Hydraulikpumpe und Vortriebsleistung in Summe 35 bis 40 kW benötigt, reichen für den vollen Durchsatz 130 kW aus. Arbeitet man mit geringerem Durchsatz, kommen auch kleinere Schlepper klar. So haben wir z.B. einen John Deere 6125R mit einer Maximalleistung von 105 kW vor dem Streuer eingesetzt.


Anders sieht es beim Tornado3 Horizon aus. Das aggressive Fräswerk verlangte dem Schlepper einiges ab. Klar ist, dass das Streugut hier zweimal um die Ecke muss und das kostet mehr Kraft. Bei nahezu maximaler Kratzbodengeschwindigkeit kam der Mist zum Teil ruckartig in das Streuwerk mit seinen waagerechten Walzen und zwang unseren Schlepper mit seinen 150 kW fast in die Knie. Bei Leistungsspitzen von bis zu 140 kW konnten der Schlepper die Zapfwellendrehzahl von 1000 1/min nicht halten. Deshalb mussten wir die Kratzbodengeschwindigkeit geringer einstellen und schafften beim Durchsatz nur knapp 30% der Leistung des Vertikalstreuers. Einen höheren Durchsatz erreichten wir beim Streuen von Gärresten. Hier waren bis zu 2 t/min drin. Die Drehzahl konnten wir dabei konstant halten. Allerdings stieg die Leistungsaufnahme hier teilweise bis auf 125 kW an. Und auch der durchschnittliche Leistungsbedarf lag bei dieser Durchsatzleistung höher als bei den anderen Messungen. Im Gegensatz zum Vertikalstreuer braucht das Tellerstreuwerk fast doppelt so viel Leistung.


Querverteilung im Vergleich


Die Querverteilung haben wir bei maximal möglichem Durchsatz, einer Fahrgeschwindigkeit von jeweils 5 km/h und wiederum mit demselben Schlepper gemessen. Die Prüfschalen stellten wir dazu in einem festgelegten Muster auf. Die erste Schale lag mittig zwischen den beiden Fahrspuren der Gespanne. In Fahrtrichtung rechts stellten wir die zweite Schale in einem Abstand von zwei Metern auf, alle weiteren Schalen – in Summe zehn - mit einem Meter Abstand zueinander. Damit haben wir die Querverteilung einseitig auf zehn Metern Breite gemessen und die Ergebnisse auf die andere Seite des Streuwerks gespiegelt. Nach der Überfahrt wogen wir die aufgefangene Menge der jeweiligen Prüfschalen mit einer Digitalwaage aus und trugen die Ergebnisse in eine Excel-Kalkulation ein. Etwas Material flog auch weiter als 10 m, war aber für die Querverteilung kaum messbar. In Fahrtrichtung lag mit etwas Abstand zur ersten Messreihe eine zweite Messreihe zur Wiederholung aus. Die Messfahrten haben wir jeweils zwei Mal mit separiertem Gärsubstrat und Stallmist absolviert.


Zur Bewertung der Querverteilung orientierten wir uns an der Bewertungsskala der DLG. Danach ist die Querverteilung gut, wenn der Variationskoeffizient zwischen 15 und 20% liegt und sehr gut, wenn dieser Wert 15% nicht überschreitet. Beide Streuwerke schafften Wurfbreiten von bis zu 16 m. Bei der Auswertung der Messwerte stellte sich allerdings heraus, dass beide Maschinen unter unseren Testbedingungen eine gute Querverteilung bis zu einer Arbeitsbreite von 6 m erreichten. Unter 6 m ist die Querverteilung teilweise noch besser, steht aber nicht mehr in einem vertretbaren Verhältnis zum Spurlinienabstand. Auffällig war bei allen Messungen, dass der Tellerstreuer in den Fahrspuren, also hinter der Maschine zu wenig Material auswarf. Würde er hier mehr Material streuen, würde sich die Arbeitsbreite mit einer ordentlichen Querverteilung fast verdoppeln.“


Die Übersichten 1 und 2 zeigen die Querverteilung der beiden Streuer jeweils bei Mist und Gärresten. Die Querverteilung mit separierten Gärresten ist bei beiden Streusystemen bis 6 m gut. Der Grund dafür liegt wohl in der homogenen Masse des Streugutes. Erhöht man die Arbeitsbreite hierbei auf 8 m, ist die Querverteilung aber bereits nicht mehr als ausreichend einzustufen.


Ähnlich sind die Ergebnisse beim Stallmist. Hier erreicht der Tellerstreuer mit waagerechten Walzen ebenfalls bei 6 m Arbeitsbreite noch eine gute Querverteilung. Der Vertikalstreuer zeigt auf dieser Breite bereits größere Abweichungen, sodass sogar ein etwas geringerer Spurlinienabstand zu empfehlen ist. Insgesamt zeigen die Messergebnisse, dass die Querverteilung mit der homogenen, separierten Gülle deutlich besser ist als beim Stallmist. Mist gelangt gerade bei geringeren Streumengen oft ungleichmäßiger auf den Acker. Hier ist das Tellerstreuwerk gegenüber dem Vertikalstreuwerk im Vorteil. Die Teller verarbeiten geringere Mengen genauer als die großen Walzen des Vertikalstreuwerks. Der Grund dafür liegt an der intensiveren Fräsarbeit der waagerechten Walzen in Kombination mit dem geringeren Durchgang.


Antriebsleistung hat großen Einfluss


Die Messergebnisse zeigen, das gerade im Hinblick auf die Antriebsleistung der Streuer mit vertikalen Walzen im Vorteil ist. Bei der Querverteilung hat zwar der Tellerstreuer die Nase leicht vorn, dennoch macht auch das einfache Streuwerk ordentliche Arbeit. Passt man den Spurlinienabstand an, lassen sich ähnlich gute Ergebnisse erzielen wie mit dem Tellerstreuer, und das mit wesentlich einfacherer Technik. Auch kleinere Schlepper können zum Einsatz kommen und das bei höherem Durchsatz. Abgesehen vom Einsatz mit z.B. Kalk spricht bei der Eigenmechanisierung mehr für den Vertikalstreuer, auch mit Blick auf die Anschaffungskosten.


Wer sich für den Tornado3 mit Tellerstreuwerk entscheidet, muss etwas mehr als 59000 € auf den Tisch legen. Mit ca. 50000 € ist der Vertikalstreuer rund 9000 € günstiger, was ebenfalls für den Vertikalstreuer spricht. Anzumerken ist noch, dass die tatsächlichen Verkaufspreise teils deutlich unter den angegebenen Listenpreisen liegen.


andreas.huesmann@topagrar.com

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