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Spritzen: Alles zur Ausstattung in 10 Punkten

Lesezeit: 17 Minuten

Immer mehr Hersteller bieten Feldspritzen als Baukasten an. Auch günstige Einsteiger-Konzepte lassen sich Schritt für Schritt aufrüsten. Wir geben einen Überblick über die Möglichkeiten.


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Es ist gar nicht so einfach, bei Feldspritzen den technischen Überblick zu behalten – vor allem wenn man kurz vor der Kaufentscheidung steht. Um unseren Lesern einen aktuellen Überblick über den Stand der Technik bei Anbau- und Anhängespritzen zu geben, haben wir Pflanzenschutz-Fachleute von Amazone, Dammann, Hardi, Horsch, John Deere, Kuhn und Lemken sowie Harald Kramer von der Landwirtschaftskammer NRW zum Expertengespräch eingeladen.


In diesem Beitrag geht es uns nicht darum, die aktuellen Angebote der Firmen zu vergleichen. Wir möchten hier die verschiedenen Ausstattungen vorstellen und einordnen. Viele Komfortausstattungen wie automatische Lenkung, automatische Teilbreitenschaltung oder Reinigungsprogramme sind auf Lösungen mit Jobrechner auf der Spritze angewiesen (meist Isobus). Zu Anfang hat uns überrascht, dass sich die Anbauspritze nach wie vor behauptet und ihr Anteil teils sogar wieder steigt.


Firmen, die beides im Programm haben, berichten von einer 50/50-Verteilung. Viele Betriebe verfügen heute über größere Schlepper, die mit einer Anbauspritze und einem Tankvolumen von bis zu 2200 l klar kommen.


Aus dem Baukasten:

Auch bei der Ausstattung einer Anbauspritze gibt es kaum noch Limits. Die Baukastensysteme ermöglichen einfache Einsteigerlösungen bis hin zum gleichen Komfort wie bei den Anhängespritzen. Bei den Fronttanks setzen die Firmen auf unterschiedliche Lösungen: Beim Eintanksystem sind Front- und Hecktank parallel geschaltet und die Flüssigkeit zirkuliert. Das System kommt meistens mit einer Pumpe aus, allerdings braucht man ein Hin- und eine Rückleitung, was die technische Restmenge vergrößern kann. Bei einer intelligenten (Isobus-)Steuerung kümmert sich der Fahrer nicht um die Details – Front- und Heck reagieren wie ein einziger Behälter beim Befüllen, Ausbringen und Reinigen. Etwas einfacher arbeitet die Zweitanklösung: Hier muss der Fahrer aktiv auf den Fronttank umschalten. Es reicht eine Schlauchleitung zur Anbauspritze im Heck. Elektrische oder hydraulische Pumpen übernehmen das Rühren im Fronttank.


Fronttanklösungen sind meist im Profieinsatz unterwegs. Zusammen mit einer großen Anbauspritze im Heck entsteht ein kompakter „Selbstfahrer“ mit 3000 l Volumen oder sogar mehr. Diese Kombinationen bewähren sich vor allem auf klein strukturierten Flächen und/oder in hügeligen Gegenden.


Das Ganze hat seinen Preis – eine komfortable Front-Heckkombination bewegt sich in etwa auf dem Niveau einer gleich großen Anhängespritze mit etwas einfacherer Ausstattung. Und trotz aller Erleichterungen: Die Rüstzeiten der Front-Heck-Kombi sind höher als bei der Anhängespritze. In einem Systemvergleich zwischen Front-Heck-tank-Lösung und gleichgroßer Anhängespritze (siehe top agrar 10/2008) haben wir herausgefunden, dass der zusätzliche Zeitbedarf für den Anbau bei optimaler Vorbereitung bei drei Minuten liegt. In diesem Beitrag versuchen wir, für alle Zusatzausstattungen von Anhänge- und Anbauspritzen möglichst realistische Aufpreise zu nennen (jeweils o. MwSt.). Teils hängen die Aufpreise auch von der übrigen Ausstattung der Maschine ab. Hat die Spritze bereits Isobus und Jobrechner, lassen sich viele Komfortausstattungen einfacher nachrüsten oder sind direkt im Paket enthalten.


1.Bequemer anbauen mit Rollen


  • Der Schwerpunkt der Anbauspritzen liegt dicht an der Hinterachse. Zum Anbau sollten deshalb am besten stabile Rollen und Lösungen zum einfachen Kuppeln Standard sein. Bei den Kuppellösungen geht es vor allem darum, die letzten 50 cm nach Anschließen der Leitungen und Stecken der Gelenkwelle möglichst elegant zu überbrücken. Die Unterlenker-Lösungen sind oft ähnlich und oben ist ein hydraulischer Oberlenker sinnvoll.
  • Vor allem die großen Anbauspritzen wiegen voll bis zu 4 t – das liegt teils über der zulässigen Hinterachslast! Achtung also vor allem beim Einsatz von Flüssigdünger.
  • Viele Praktiker fordern, dass sich die Rollen abbauen lassen. Nicht alle Geräte lassen sich auch voll auf den Rollen abstellen.


2.Anhängen besser mit Kugelkopf


  • Bis auf große, einachsige Spritzen ist die Obenanhängung per Zugöse noch Standard. Eine nachträgliche Umrüstung auf Untenanhängung ist teils möglich, wird aber kaum gemacht.
  • Verschraubte Zugösen an der Deichsel lassen sich einfach und günstig gegen spielfreie Kugelkupplungen in Obenanhängung umrüsten. Ein deutliches Plus an Fahrkomfort!
  • Etwa 50% der Anhängespritzen verlassen das Werk mit einer Federung – Tendenz eher abnehmend. Zwar sorgt die Federung für eine gute Gestängelage.


Doch viele investieren mittlerweile das Geld lieber in großvolumige Reifen (mit weniger Druck) in Kombination mit einer Deichselfederung. Große Reifen bringen mehr Bodenschutz, frühere Befahrbarkeit und eine bessere Hangstabilität.


  • Mechanische oder hydropneumatische Federungen (Zylinder plus Stickstoff-Speicher) sind hangstabiler als pneumatische Federungen. Der Effekt mechanischer Federungen hängt oft vom Füllstand bzw. Gewicht ab.
  • Viele Gestänge leiden vor allem eingeklappt. Eine gute gefederte Ablage (teils auf Rollen) bringt deshalb mehr als ein gefedertes Fahrwerk.


3.Eine Lenkung rechnet sich nicht in allen Kulturen


  • Abgesehen von Sonderkulturen – die Pflegebereifung nimmt ab. Viele Praktiker entscheiden sich für breite, hohe Reifen (38 bis 46“). 3000 l-Spritzen fahren meist auf 380er bis 420er-Reifen. Ab 4000 bis 5000 l auf 460er bis 520er-Pneus. 650er-Reifen sind eher die Ausnahme. Dann entscheiden sich die Praktiker lieber für höhere als für breitere Reifen – die Aufstandsfläche ist annähernd gleich.
  • Die Ausstattung mit einer Lenkung hängt vom Einsatz und von den anderen Fahrzeugen (Düngerstreuer, Gülletanker) ab, die durch die Fahrgassen fahren. Bleiben diese nicht in der Spur, kann man sich die Spritzenlenkung direkt sparen. Ein reiner Getreidebetrieb holt die Mehrkosten durch gerettetes Getreide oft nicht wieder rein.
  • Im unteren Ausstattungsbereich nimmt der Anteil mit Lenksystem eher ab. Die meisten Firmen liefern etwa 50% ihrer Anhängespritzen mit Lenkung aus. Bei höherer Ausstattung fällt der Mehrpreis weniger ins Gewicht, weil einige Hydraulik- und Elektronik- Komponenten bereits an Bord sind. Je nach Vorrüstung und System kostet eine automatische Lenkung zwischen 4000 und 6000 €.
  • Die meisten Hersteller setzen auf Deichsellenkungen: Einfacher aufgebaut, kein Einfluss auf die Reifengröße oder Fassform. Die Lenkung reagiert mit einem schwarzweiß-Ventil teils etwas ruppiger als mit einer proportionalen Ansteuerung. Die Kippgefahr ist eventuell höher. Bei einigen Herstellern ist das Lenken mit eingeklapptem Gestänge nicht möglich.
  • Die klassische Achsschenkellenkung einer Spritze ist technisch anspruchsvoller. Die Fassform muss angepasst sein, die Reifenhöhe ist eingeschränkt. Sie arbeitet ruhiger und meist auch mit eingeklapptem Gestänge.
  • Bei entsprechender Ansteuerung kann die Spritzenlenkung am Hang auch gegensteuern.


4.Behälter möglichst aufgeräumt


  • Das Behältermaterial ist nicht (mehr) ausschlaggebend für die Kaufentscheidung. Ursprüngliche Nachteile von Polyethylen (PE) sind durch neue Formulierungen kaum noch relevant.
  • Edelstahlbehälter bringen kaum nennenswerte Vorteile.
  • Glasfaserkunststoff (GFK) ist teurer in der Herstellung als PE. Die Innenflächen können sehr glatt gestaltet bzw. beschichtet werden. Das stabile Material lässt sich oft ohne Hilfsrahmen direkt verschrauben. Schäden kann man einfacher reparieren.
  • PE lässt sich günstiger herstellen, dafür sind die Formen sehr teuer. Material und Verfahren eignen sich besser für Großserien. PE lässt angepasste Formen zu – z.B. für Radausschnitte und Gestänge. Durch Schweißverfahren können Fachleute die meisten Schäden mittlerweile reparieren.
  • Behälterformen: Je weniger Einbauten, desto einfacher lassen sich die Behälter reinigen. Kastenförmige Tanks brauchen oft Schwallwände, die dann mehr Fahrsicherheit bringen. Kubische Formen (meist PE) kommen ohne Schwallwände aus.
  • Es gibt nur noch wenige Anhängespritzen unter 3000 l. Auf einer Ein-zelachse sind 7000 l das Maximum. Tandemachsen starten bei 8000 l und gehen bis ca. 12000 l (max. 14000 l). Wichtige Grenzen setzen Achslast, Stützlast und die Traglast der Reifen, vor allem bei Flüssigdüngertransport mit 40 km/h.
  • Bei Anbauspritzen wachsen die Behälter vor allem in die Höhe. Tunnel in den Behältern haben Vorteile als seitlicher Schwallschutz. Sie brauchen aber doppelte Reinigungs- und Rührsysteme und sind heute seltener als früher.
  • Je weniger Einbauten und Ausbuchtungen im Behälter, desto besser.
  • Klar- bzw. Spülwassertank: Die technische Restmenge entscheidet über das notwendige Volumen. Der Klarwassertank muss mindestens das 10-fache der technischen Restmenge fassen (max. 0,5% des Behälters plus 2 l/m Gestänge). Die Reinigung muss eine 400fache Verdünnung erreichen (99,75%). Die ursprünglich vorgeschriebenen 10% des Behälternenninhalts gelten nicht mehr zwingend.


5. Pumpe: Nicht mit Leistung geizen!


  • Größere Spritzen und Selbstfahrer haben manchmal Kreiselpumpen mit hydraulischem Antrieb. Diese Pumpen sind günstiger und haben weniger Verschleiß. Die Literleistung ist zwar höher, der Druck aber geringer. Die Drehzahlregelung macht das Druckregelventil überflüssig. Sie brauchen einen Flüssigkeitsvorrat um die Flüssigkeit auch ansaugen zu können.
  • Bei den meisten Anbau- und Anhängespritzen sind Membranpumpen Standard. Der Antrieb läuft per Zapfwelle oder hydraulisch.
  • Die notwendige Leistung der Pumpe nicht zu knapp kalkulieren! Die untere Leistungsgrenze schätzt man so ab: Bei 3 bar stößt eine 03er-Düse 1,2 l/min aus, eine 05er 2,0 l/min.


Bei zwei Düsen pro m Arbeitsbreite beträgt der Ausstoß eines 24 m-Gestänges 58 bis 96 l/min, mit größeren Düsen auch bis zu 120 l/min. Dazu kommen im Schnitt mindestens 3% des Behältervolumens für das Rührwerk, bei einer 4000 l-Spritze also mindestens 120 l/min. Bei kleineren Behältern liegt der Prozentwert fürs Rühren höher. In unserem Beispiel muss die Pumpe mindestens 240 l/min fördern.


  • Die Pumpe wenn möglich eine Nummer größer wählen: Sie erreicht die nötige Leistung dann bei geringerer Drehzahl. Das senkt den Dieselverbrauch und den Pumpenverschleiß. Eine größere Pumpe ermöglicht schnelleres Fahren und mehr Schlagkraft.


Die Mehrkosten für eine größere Einzelpumpe liegen unter 500 €. Der Schritt zur Doppelpumpe ist allerdings teurer.


  • Bei Einzelpumpen sind 280 bis 500 l/min möglich. Doppelpumpen arbeiten entweder getrennt (eine zum Rühren, eine zum Spritzen) oder parallel. Je nach Hersteller leisten sie zwischen 2 x 200 l/min bis 2 x 500 l/min. Bei sehr großen Wassermengen müssen neben der Pumpe auch Leitungen, Ventile und Düsenstöcke passen.


6.Tipps für Schleuse, Füllstand & Rührwerk:


  • Die Einspülschleuse ist zumindest bei der Anhängespritze Standard. Sie soll sich einfach reinigen lassen. Das geht prima, wenn man die Kanisterspülung bei geschlossenem Deckel bedienen kann. Falls nicht bereits im Serienumfang enthalten, kosten die Schleusen im Schnitt 800 bis 1000 € Aufpreis.
  • Gute Schleusen bieten großes Volumen, eine hohe Absaugleistung und ein intensives Rührwerk.
  • Saugt man das Wasser beim Befüllen über die Pumpe an (sinnvoll auch bei Vorratstanks auf dem Dachboden), soll man die Injektorschleuse auch mit Klarwasser betreiben können (sie ist dann direkt sauber).
  • Für künftige Anforderungen: Die Montage eines geschlossenen Befüllsystems (Closed-Transfer-System, CTS, top agrar 8/2016) sollte in der Nähe der Schleuse möglich sein.
  • Wenn mechanische Anzeige, dann mit Schwimmer und Skala! Steigrohre trüben ein und haben sich nicht bewährt. Systeme mit Hebel und Schwimmer sind oft genauer als Seilzüge. Bei guten Anzeigen liegt der niedrige Füllstand oben, also mehr im Fahrerblickfeld.
  • Elektronische Füllstandsanzeigen bieten mehr Komfort. Es gibt drei Funktionsweisen: Über einen Schwimmer mit Widerstandskette (recht genau z.B. Müller Tankcontrol), per Schwimmer plus Drehpoti oder per Drucksensor.


Ein Drucksensor muss passend zur Dichte der Tankfüllung korrigiert werden (was bei Mischungen mit AHL-Anteil anspruchsvoll sein kann). Weil es bei einigen PE-Tanks Größenabweichungen geben kann, kalibrieren die Hersteller die Anzeigen im Werk mit einer realen Wasserfüllung. Der Praktiker kann die Genauigkeit beim Ausbringen per Abgleich mit der bearbeiten Fläche prüfen.


  • Der Preis der elektronischen Anzeige richtet sich nach der übrigen Ausstattung und liegt um 700 € bis 1300 €.
  • Sinnvoll ist ein automatischer Füll- stopp, wenn man häufiger mit teilgefüllter Spritze unterwegs ist. Bei den meisten Lösungen schaltet beim Erreichen des Sollpegels ein Motorventil vor der Pumpe vom externen Saugen auf den Rührbetrieb (Saugen aus dem Behälter).
  • Wenn die Spritze bereits über ein elektrisches Ventil verfügt, ist der Aufpreis für den Füllstopp kaum nennenswert. Muss das Ventil nachgerüstet werden, kostet das um 1000 €.
  • Die elektronische Füllstandskontrolle ist meist technische Voraussetzung für die Rührwerkssteuerung. Ein Ventil reduziert mit sinkendem Pegel die Flüssigkeitsmenge zum Rührwerk und verhindert so das Aufschäumen. Weniger Schaum bedeutet auch eine geringere technische Restmenge. Mit einer Rührwerksabschaltung lässt sich die Spritze besser leerspritzen. Rührwerksregelung und -abschaltung kosten je nach Gesamtausstattung 700 bis 1500 €.


7.Automatisch sicher und schnell reinigen


  • Die Armaturen sollten möglichst dicht zusammen liegen und klar dauerhaft gekennzeichnet sein. Automatische Ventile lassen sich von der Kabine aus schalten. Der Fahrer muss dann z.B. beim Reinigen auf der Fläche nicht durch den Bestand laufen.
  • Auf Knopfdruck stellt sich die Spritze selbst auf die unterschiedlichen Funktionen ein: Ansaugen, Rühren, Spritzen, Reinigen.
  • Wenn eine Automatik an Bord ist: Lassen sich die Funktionen auch von außen schalten? Die Firmen lösen das teils über ein separates kleines Terminal in der Nähe der Injektorschleuse.
  • Pneumatische Ventile oder Ventile mit Motor sind die Grundvoraussetzung für automatische Reinigungsprogramme, die auf Knopfdruck reinigen. Auch Anbauspritzen lassen sich mittlerweile damit ausstatten.
  • Je nach Vorrüstung (Terminal, Jobrechner auf der Spritze, Isobus) kosten diese Systeme zwischen 2500 und 5000 € Aufpreis.
  • Das Ergebnis der automatischen Reinigungsprogramme ist nicht besser als die klassische Reinigung, aber deutlich komfortabler und oft auch sicherer. Das ist eine klare Empfehlung bei häufigem Kulturwechsel. Das Programm muss alle Teile des Flüssigkreislaufs erfassen (top agrar 3/2012 und 3/2014).
  • Eine kontinuierliche Innenreinigung spart Zeit im Vergleich zur absätzigen Standardreinigung. Anstatt nach 15 bis 20 Minuten ist die Spritze nach 2 bis 5 Minuten sauber. Eine zweite Pumpe versorgt die Tankreinigungsdüsen mit Klarwasser, während die Spritzpumpe permanent ausbringt.
  • Einige Hersteller bieten die kontinuierliche Innenreinigung ab Werk an. Der Aufpreis liegt bei etwa 2500 bis 2800 €. Es gibt auch Nachrüstlösungen, die sich beim top agrar-Test zusammen mit dem JKI bewährt haben (Ausgabe 3/2015). Die besten Reinigungsergebnisse in kurzer Zeit erreichten wir, wenn der erste Durchgang absätzig durchgeführt wird und sich dann die kontinuierliche Reinigung anschließt.
  • In einigen Bundesländern werden automatische Reinigungssysteme staatlich gefördert, teils in Verbindung mit anderen Ausstattungen (automatische Teilbreitenschaltung, automatische Gestängeführung).


8.Ständig zirkulieren & automatisch schalten


  • In der Standardausstattung vieler Spritzen sitzen die Teilbreiten zentral in der Mitte des Gestänges. Von dort führen Leitungen zu den einzelnen Teilbreiten. Nachteil: Mehr Schlauchleitungen, höhere technische Restmenge. Außerdem dauert es einen Moment, bis der volle Druck an der letzten Düse ansteht. Für eine automatische Teilbreitenschaltung eignet sich diese Bauweise weniger.
  • Teilbreitenventile direkt in den jeweiligen Gestängesegmenten: Die Leitungen sind kürzer, trotzdem kann es einen leichten Zeitverzug geben. Beim Niederdruck-Zirkulationssystem (z.B. DUS oder BoomPrime) zirkuliert die Flüssigkeit mit niedrigem Druck auch bei abgeschalteter Teilbreite weiter bis zum Düsenstock. Der federbelastete Tropfstopp des Düsenstocks verhindert das Austreten der Spritzflüssigkeit – wenn er intakt ist.
  • Druckzirkulation bis zum Düsenträger: Die Spritzbrühe zirkuliert mit vollem Druck durch Düsenrohr und -träger. Die Düsenträger werden in Gruppen bzw. Teilbreiten pneumatisch oder elektrisch geschaltet. Diese Ausstattung gibt es ab 1500 € Aufpreis und sie wird mehr und mehr zum Standard. Sobald Fahrer oder GPS auf „Spritzen“ schalten, schließt der Rücklauf der Zirkulation. Es steht direkt der volle Druck an, kaum Verzögerung: Das ist die ideale Voraussetzung für die automatische Teilbreitenschaltung.
  • Die meisten GPS-Schaltungen können bis zu 16 Teilbreiten verarbeiten. Neuere Taskcontroller auch mehr. Dann kann auch jeder Düsenträger einzeln schalten (Einzeldüsenschaltung).
  • Eine der sinnvollsten Komfortausstattungen ist die automatische GPS-Teilbreitenschaltung. Sie bewährt sich vor allem auf kleinen, unregelmäßigen Schlägen, bei hoher Geschwindigkeit und bei Nachteinsätzen.
  • Der Preis der automatischen Teilbreitenschaltung hängt von der Ausstattung des Schleppers (GPS bereits an Bord?) und der Spritze ab. Rund 4000 € kostet die teuerste Lösung: ein komplett vom Traktor unabhängiges System mit eigener Antenne auf der Spritze. Dieses System bewährt sich vor allem bei Gemeinschaftsspritzen.
  • Falls der Traktor GPS an Bord hat, kann der Spritzcomputer über die serielle Schnittstelle das Positionssignal übernehmen, was in der Praxis relativ problemlos ist (Einsparung im Schnitt 1500 bis 2000 €).


Technisch anspruchsvoll und vielleicht störanfällig sind Teilbreitenschaltungen, die komplett über das Schlepperterminal laufen (bei unterschied-lichen Herstellern sind teils Kompatibilitätsprobleme möglich, auch bedingt durch den Softwarestand von Spritze und Traktor).


9.Düsenträger: Einfach oderbesser mehrfach?


  • Wer standardmäßig 200 l/ha und nur Abdrift-reduziert spritzt, kommt mit Einfachdüsenträgern aus.
  • Wechselnde Aufwandmengen oder Flüssigdüngereinsatz: Hier empfehlen sich einfache Dreifach-Düsenträger. Der Aufpreis liegt bei ca. 30 € pro Düsenträger, also bei einer 24 m-Spritze immerhin bei knapp 1500 €. Manuelle Vier- oder Fünffachträger sind eher selten.
  • Mehr Komfort bieten elektrisch oder pneumatisch fernbediente Düsenträger. Vorteil ist das automatische (Um-)Schalten bei stark wechselnder Geschwindigkeit in hügeligem Gelände. Oder spritzen mit optimaler Abdriftreduzierung am Rand und Verbessern der biologischen Wirksamkeit mit einer anderen Düse im Bestand. Teils werden die Träger auch beim Flüssigdüngen nach Applikationskarte eingesetzt. Zweifach-Träger gibt es ab ca. 60 bis 100 € pro Stück (drei Kombinationen möglich: Düse A, B oder A+B). Die eher seltenen Vierfachdüsenträger erlauben (theoretisch) bis zu 16 Kombinationen und kosten je nach System 200 bis 300 €/Stück.
  • Neben dem 50 cm-Standardabstand zwischen den Düsen wollen einige Praktiker 25 cm. Die erhoffte bessere biologische Wirkung lässt sich damit aber nicht unbedingt erreichen. Geringer Abstand bedeutet bei gleicher Ausbringmenge pro ha deutlich kleinere Düsen (02er): feinere Tropfen, feinere Filter, höhere Störungsgefahr durch Verstopfen. Einige Fungizide sind mit so feinen Düsen nicht kompatibel. Der Einsatz von Schleppschläuchen ist bei 25 cm Abstand aber unkomplizierter.
  • Eine gute Verteilung erreichen konventionelle Düsen und Abstände, wenn das Gestänge mit 40 bis maximal 50 cm Höhe über der Zielfläche liegt.
  • Bei Nachteinsatz ist die Kontrolle der Düsen durch LED-Beleuchtung sinnvoll. Die spezielle Einzeldüsenbeleuchtung ist von Amazone und Dammann patentiert. Preis rund 58 € pro Düse oder knapp 3000 € für 24 m. Alternative sind LED-Arbeitsscheinwerfer im Gestänge (500 bis 1500 €). Neu: Ein blaues Lichtspektrum der LED macht die Tropfen besser sichtbar, und blendet sogar weniger. Düsen hinter der Spritze lassen sich per Kamera überwachen. Diese Blaulichter gibt es im Zubehörhandel oder teils auch ab Werk.


10.Im Paket oder seitlich klappen?


  • Auch Anbauspritzen gibt es mittlerweile mit Gestängen mit bis zu 30 m.
  • Je größer der Höhen-Verstellbereich, desto vielseitiger die Spritze. Standard sind 0,40 bis 2,50 m Höhe. Teils lassen sich durch Umschrauben oder mit Distanzstücken bis zu 3,25 m erreichen.
  • Parallelogramm oder Hubgerüst: Hier gibt es keinen Gewinner, beide Systeme haben ihre Stärken.
  • Parallelogramm: Größerer Abstand zur Achse, dadurch höhere Kurvenkräfte. Geringere Gefahr, dass mittige Düsen den Maschinenrahmen anspritzen. Weniger Spiel durch gebuchste Drehpunkte.
  • Hubmast: Kompakte Bauform. Heute durch Kunststoffführungen meist nicht aufwendiger in der Wartung. Bauartbedingt höhere Maschinen.
  • Eine Paketklappung hinter der Maschine ist kompakter. Paketgestänge bieten mehr Möglichkeiten, mit reduzierter Breite zu arbeiten (Gemeinschafts- und Lohnunternehmerspritzen). Nachteil: Mehr Aufwand, mehr Drehpunkte (Verschleiß), Einschränkung bei Schleppschläuchen.
  • Seitenklappung: Sperriger, der Tank muss darauf angepasst sein. Weniger Drehpunkte, einfacher aufgebaut, kürzere Klappzeiten, Schleppschlauchverbände meist möglich.
  • Gute Gestänge pendeln sanft in alle vier Richtungen.
  • Bei hohen Geschwindigkeiten, geringem Zielflächenabstand und unebenem Gelände sind automatische Gestängeführungen sinnvoll – Empfehlung ab 21 m. Je nach Ausstattung der Spritze (Umlaufhydraulik, Isobus) ab 3500 € aufwärts. Die meisten Systeme arbeiten mit Ultraschall- und Winkelsensoren.
  • Einstieg mit zwei Sensoren. Wenn das Gestänge eine variable Geometrie hat (Seitenteile hydraulisch unabhängig bewegbar, auf und ab), sind mindestens drei bis vier Sensoren notwendig.
  • Größere Arbeitsbreiten brauchen auch mehr Sensoren, damit das Gestänge nicht plötzlich in Fehlstellen eines Bestandes eintaucht.
  • Künftig wird es mehr Gestänge(-Se-gmente) aus Carbon geben, das vor allem das spröde Alu ablösen könnte: leichter, deutlich stabiler, Reparatur möglich.Guido Höner

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