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Tieflader für Flüssiges

Lesezeit: 7 Minuten

Der fast eckige Stahlbehälter ist das Besondere am Lowliner – bisher waren solche Formen den Kunststoff-Tankern vorbehalten. Der niedrige Schwerpunkt soll das Fass hangstabil machen. Wir haben getestet, was die Neuheit von BSA neben Schräglagen noch kann.


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Die ersten Tipps auf das Behältervolumen gingen bei den (vorher nicht eingeweihten) Fahrern auf unserem Testbetrieb gründlich daneben: Zwischen 10 und 14 m3 sollte der Lowliner mit Bomech-Schleppschuh laut Schätzungen der nicht ganz unerfahrenen Kutscher fassen. Tatsächlich stehen auf dem Typenschild des im letzten Jahr vorgestellten BSA-Pumptankwagens aber gut 16 m3. Ein zumindest optischer Pluspunkt, denn viele Güllefässer lassen so manch ausgewachsenen Zugschlepper bisweilen winzig aussehen. Und leider werden wuchtige Gülle-Riesen auf unseren Straßen immer weniger akzeptiert.


Breit und flach:

Den Tank hat BSA für den Lowliner komplett neu entwickelt – nicht der Optik wegen, sondern um das gesamte Fahrzeug extrem hangstabil zu machen, sowie das Fahrverhalten zu verbessern. Seine Form ist im Prinzip eckig mit leicht abgerundeten Kanten. Bei 2,20 m Breite und 6,30 m Länge hat der Behälter lediglich eine Höhe von 1,52 m. Radausschnitte sorgen dafür, dass der flache Tankboden trotz 30.5er-Bereifung sehr tief auf dem Achs-aggregat liegen kann.


Insgesamt misst der Lowliner bis zur Behälteroberkante lediglich 2,74 m. Mit Überlaufdom sind es 3,20 m Höhe. Das bringt dem neuen Gülletanker einen etwa 25 cm niedrigeren Schwerpunkt als bei einem vergleichbar großen Fass mit zylindrischem Behälter. Nebenbei sieht der Lowliner auch noch schick aus und hat reichlich Bodenfreiheit. Die Tankform ist allerdings nicht für Unterdruck konzipiert, somit ist der Lowliner als reiner Pumptankwagen ausgelegt.


Das Pumpen übernahm bei unserem Testfass eine Exzenterschneckenpumpe mit einer Leistung von 6000 l/min. Damit war das Fass aus der 3 m tiefen Grube in rund drei Minuten mit Gärrest voll. Die Elektronik schaltet beim Befüllen automatisch ab und pumpt die Gülle anschließend im Fass um. Die von BSA stammende Mono-Pumpe hat serienmäßig ein vorwählbares Reduziergetriebe, das 1000 oder 540 Eingangs-Umdrehungen jeweils auf 400 U/min reduziert. Der unter der Pumpe integrierte Steinfang ist serienmäßig.


Sollte die Pumpe einmal festsitzen, kann man sie mit einem großen Schlüssel (mit Parkposition vorn am Fass) über den getriebeseitigen Zapfwellenstummel reversieren. Das brauchten wir während unseres gesamten Tests allerdings nicht einmal. Auf Wunsch bekommt man für 5000 € Aufpreis auch ein Duplex-System, bei dem zwei Exzenterpumpen die Gülle mit einer Leistung bis zu 7200 l/min ins Fass fördern. Beim Ausbringen arbeitet dann nur eine der beiden Pumpen.


Flexibel ansaugen:

Prima fanden wir den mittig vorm Fass angebrachten Saug-arm für Andockstationen. Wahlweise kann man rechts oder links andocken, mit nur wenigen Handgriffen lässt sich der Hydraulikzylinder des Rüssels umstellen. Durch seine Position überragt der Saugarm den niedrigen Lowliner und ist mit 3,85 m höchster Punkt des Gespanns. Bei Straßenfahrt verteilt der Fahrtwind leider etwas Restflüssigkeit vom Rüssel auf den Tank, hier könnte BSA noch eine Lösung finden, damit das Fass auch lange im Lack bleibt.


Länger Stützlast:

Im Inneren teilt eine Trennwand den Tank in zwei Kammern. Die Wand ist im unteren Bereich mit einer Aussparung versehen. Da die vordere Kammer beim Ausbringen nicht belüftet wird, hält diese die Flüssigkeit, bis der Füllstand der hinteren Kammer soweit abgesunken ist, dass Luft durch die Aussparung in die vordere Kammer strömt. Diese Option kostet 3300 € und ist von außen an den zwei Schaurohren vorne am Tank zu erkennen.


Wir haben den Effekt dieses 2-Kammer-Systems gemessen, indem wir 6 t Gülle aus der hinteren Kammer ausgebracht haben und dann auf die Waage gefahren sind. Mit knapp 3,8 t ruht noch fast die gleiche Last auf der Schlepperhinterachse wie bei komplett gefülltem Behälter. Lässt man die Gülle nun von der vorderen in die hintere Kammer überströmen, reduziert sich die Stützlast um 640 kg und die Achslast des Tankers erhöht sich entsprechend. Eine Option also, die den Boden schont und die Zugkraft des Schleppers beim Ausbringen länger konstant hält.Noch über eine Tonne mehr Stützlast kann man übrigens auf die Schlepperhinterräder bekommen, wenn man die hydraulische Deichselfederung ganz hochfährt. Und das geht beim Lowliner soweit, bis die vordere Achse des Tandem-Aggregats komplett ausgehoben ist. So kann man auf dem Acker beim Überfahren einer feuchten Stelle mit den Fahrzeuggewichten spielen.


Serienmäßig ist der Lowliner mit einem 4-Feder-Verbundaggregat mit Parabelfederung von ADR ausgerüstet. Technisch trägt jede Achse 13,5 t bei 60 km/h. Vorbildlich ist die Wartung der Achse: Nur zwei Schmiernippel versorgen das komplette Aggregat mit Fett, zwei Hübe aus der Presse pro Tag reichen. Nur beim Überlauf, der vom Dom durch den Behälter hindurch in den Zwischenachsbereich führt, würden wir uns eine kurze Schlauchverlängerung wünschen, damit die Achse komplett sauber bleibt.


Bei der Lenkung kann man zwischen einer einfachen Nachlauflenkachse, einer mechanisch-hydraulischen Zwangslenkung (3850 €) oder der von uns getesteten elektronischen Zwangslenkung (6110 €) wählen. Die Lenkung ist definitiv angenehm und macht das Fahren mit dem Lowliner auf der Straße sehr sicher. Einen kleinen Haken gibt es aber: Fährt man die Lenkung bei engen Manövern in ihren Grenzbereich, gibt es eine Fehlermeldung im Terminal und die Achse geht in den einfachen Nachlaufmodus. Um die Zwangslenkung dann wieder zu aktivieren, muss man das Terminal komplett ausschalten und es wieder neu starten. Eine quittierbare Warnmeldung wäre hier die deutlich praktischere Lösung.


Den Hang gemeistert:

Gespannt waren wir natürlich auf den Einsatz des Lowliners am Hang. Auf Schrägen zwischen 20 und 24°, also um 40%, läuft das BSA-Fass absolut sicher und spurtreu hinter dem Schlepper hinterher. Auch der ausgehobene Schleppschuh bringt das Fahrzeug nicht aus der Ruhe – selbst wenn man den 15 m-Verteiler mit zwei Mann zum schwingen bringt, klebt der Lowliner dank seinem niedrigen Schwerpunkt noch am schrägen Boden. Die Schneckenpumpe verteilt die Gülle auch hangaufwärts absolut gleichmäßig.Schwer, aber gut verteilt: Natürlich muss man bei Güllefässern immer über das Gesamtgewicht reden – und das ist auch beim Lowliner nicht wegzudiskutieren. 10800 kg bringt der leere Pumptankwagen mit 15 m-Schleppschuh auf die Waage. Bleiben also 13,2 t Nutzlast, vorausgesetzt die Kugel darf 4 t Stützlast aufnehmen. Bei kompletter Füllung mit separierter Gülle haben wir knapp 27 t gemessen, das gesetzlich Erlaubte also um fast 3 t überschritten. Und so warnt BSA – wie fast alle Gülletechnik-Hersteller – vor einer kompletten Füllung des 16400 l fassenden Tanks bei Straßenfahrt. Immerhin hält der Lowliner mit 3,95 t die maximale Stützlast ziemlich genau ein.


Ein vergleichbar großer Kunststofftanker mit dem gleichen Schleppschuh-Gestänge ist übrigens nur 600 kg leichter, voll gefüllt aber ebenfalls zu schwer. Mit 14 m3 und einem dazu passenden 12 m-Verteiler würde der Lowliner ziemlich genau die 24 t einhalten. Diese und noch kleinere Größen soll die neue Baureihe neben den bis jetzt verfügbaren 16 und 18 m3 übrigens noch nach unten ergänzen.


Der in unserem Test sogar in BSA-Farbe lackierte Bomech-Verteiler ist nach wie vor der Mercedes unter den Schleppschuhen. Der Lowliner war mit dem 15 m-Farmer-Verteiler ausgestattet, der fest am Tank montiert ist. Auch hier bringt die Behältergeometrie einen Vorteil: Durch den flachen Behälterboden sitzen die Aufnahmepunkte für den Verteiler direkt am Behälter, was sich positiv auf die Stützlast auswirkt. Allerdings kostet der holländische 15 m-Schuh auch stolze 42000 € – das ist mehr als die Hälfte vom Grundpreis des kompletten Gülletankers!


Tiefer Schwerpunkt, hoher Preis:

In unserer vollständigen Testausstattung mit Isobus, zwei Kammern, automatischer Ausbringmengenregelung und Teilbreitenschaltung ist auch der Lowliner nicht ganz günstig und steht mit knapp 124000 € (ohne Verteiler) in der Liste. In serienmäßiger Grundausstattung kostet das BSA-Fass knapp 70000 € und wenn man es nur mit den wichtigsten Optionen, wie zum Beispiel dem hydraulischen Saugarm und einer einfachen Kippschalterbedienung mit Folgeschaltung für den Bomech ausrüstet, bleibt es knapp unter 100000 €. Dafür bekommt man einen Gülletanker, dessen hochwertige Hardware und Verarbeitung uns in dieser Saison wirklich überzeugt hat. Jan-Martin Küper

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