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top agrar-SerieFahrer-Hilfe• Hersteller• Händler• Praktiker - Wie Firmen den Fahrern helfen wollen

Lesezeit: 11 Minuten

Beim Bedienen moderner Maschinen verliert man schnell den Überblick. Wie Firmen und Händler das Fahrerleben erleichtern wollen und wie sich Praktiker selbst helfen, zeigt unsere neue Serie. Im ersten Teil geht es um die Hersteller-Lösungen.


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Eigentlich soll doch alles schneller, bequemer und vor allem einfacher gehen. Doch wenn Spritze, Drille oder Drescher Monate in der Halle standen: Wo genau geht es noch einmal zum Einstellmenü? Je mehr Technik und Komfort die Maschinen bieten, desto schwieriger ihr Einsatz. Und richtig kompliziert wird’s bei Störungen, selbst bei denen mit kleiner Ursache.


Die Firmen bieten viele Möglichkeiten – von Kurzanleitungen über Trainings bis zu Simulatoren. Aber scheinbar treffen nicht alle ins Ziel. Die Mitarbeiter am Sorgentelefon erkennen an der Zahl der Anrufe, wann und wo gerade die Drill- oder Dreschsaison startet.


Unterschiedliche Fahrer:

Bei unübersichtlichem Grundaufbau der Maschine bleibt die Bedienung schwierig. Die besondere Herausforderung sind die unterschiedlichen Interessen und Fähigkeiten der Fahrer. Auf Familienbetrieben fahren oft drei Generationen, vom Senior über den Betriebsleiter bis zum Junior – mit sehr unterschiedlichem Entdecker- und Einstelldrang. Oder Großbetriebe bzw. Lohnunternehmen: Vom hochmotivierten Stammfahrer zur Aushilfe mit wenig Know-how.


Vor allem die Schlepperfirmen haben hier reagiert: Die Symbole für die Grundfunktionen und die farbliche Kennzeichnung sind ähnlich. Die Baureihen werden mit weitgehend gleichen Bedienzentren ausgestattet. Claas z. B. setzt die identischen Kabinen vom Arion 500 bis zum Axion 900 ein, von 135 bis über 400 PS. Wer einmal weiß, wie er die Tasten auf dem Fahrhebel programmieren kann, bekommt das für alle Traktoren hin. Übrigens: Das Einsparen von Knöpfen durch Doppelfunktionen ist aus der Mode gekommen. Man wollte damit die Bedienelemente übersichtlicher gestalten. Aber: Klar gekennzeichnet Knöpfe für eine einzige Funktion lassen sich einfacher zuordnen, anstatt Knöpfe, die mal diese, mal jene Einstellung übernehmen.


Die Hemmschwelle der Fahrer, einen Schlepper per Monitor zu bedienen, sinkt. Auch Ältere nutzen heute immer mehr Smartphones oder Tablets. Frank Buschmeier von Müller-Elektronik erwartet, dass sich die Bedienlogik der Terminals immer mehr den Bedienphilosophien von Smartphones annähert. Bei ersten Bildschirmen kann man bereits durch Wischen zwischen den Eben springen oder durch Fingerspreizen Bereiche vergrößern.


Durch die gute Auflösung und Farb-Touchscreens lassen sich Symbole klarer gestalten. Die Texterklärung unter den Symbolen, wie z. B. bei den John Deere-Schleppern mit R-Ausstattung, kann nur ein Zwischenschritt sein. Sie müssen künftig so klar sein, dass sich jede weitere Erklärung erübrigt.


Das Wichtigste zuerst!

Bei modernen Bildschirmkonzepten lassen sich weniger wichtige, teils verwirrende Ebenen auch ausblenden. Carsten Hühne, Isobus-Spezialist bei Kverneland beschreibt eine Option beim Terminal IsoMatch Tellus: Im unteren der beiden Bildschirme kann der Fahrer – oder auch der Service – die wichtigsten Funktionen auf einer Ebene zusammenstellen. Quasi als Anfänger-Bedienung ohne überflüssige Spielereien. Prima wäre es, wenn es solche Lösungen als Voreinstellung bereits ab Werk gäbe. Beim Großschlepper Xerion von Claas z. B. bietet der Bordrechner drei Nutzerprofile: Vom Einsteiger bis zum Vollprofi.


Oft sind es die Kleinigkeiten, die einem den Arbeitstag verderben können: Der Aushilfsfahrer hat im dritten Untermenü ein Häkchen gesetzt, und plötzlich steht eine Funktion nicht mehr zur Verfügung. Deshalb bieten mehrere Touchscreen-Monitore von Traktoren oder Geräten die Möglichkeit, Einstellebenen per PIN zu sperren. Der Lehrling ist immer zu flott unterwegs? Die Geschwindigkeit wird fix auf 30 km/h gedeckelt! Das gleiche geht mit allen anderen Funktionen.


Ansgar Koenen, Leiter der Verkaufsförderung bei Claas, rechnet damit, dass Traktoren künftig individuell abgespeicherte Fahrerprofile mit Einstellungen und Freigaben bieten werden. Denn wechselnde Fahrer, die unterschiedliche Vorlieben haben, erhöhen die Ansprüche an die Systeme zusätzlich.


Über RFID-Technik erkennt der Schlepper den Fahrer künftig automatisch und stellt sich entsprechend ein. New Holland hat für das Konzept des codierten Smart Keys zur Agritechnica 2011 eine Silbermedaille erhalten.


Die unterschiedlichen Fähigkeiten der Fahrer machen die Entwicklung der Menüstrukturen anspruchsvoll. Der Profi weiß, wie er die Einstellungen zu machen hat und möchte direkt dahin. Fahrer mit weniger Erfahrung wünschen sich mehr Hilfe. Künftig könnte die Software zwei Wege anbieten: Drückt man z. B. eine ?-Taste beginnt der Rechner, mit dem Fahrer zu kommunizieren: „Was möchten Sie als nächstes tun?“ und führt ihn Schritt für Schritt zum Ziel. Frank Buschmeier schätzt, dass viele Anbieter an diesen sogenannten Einstellungs-Wizzards arbeiten.


Ein Beispiel dafür ist das John Deere GreenStar-Terminal 2630, das den Fahrer so durchs Menü führt. Oder das Cemos-System von Claas zum Einstellen des Mähdreschers fragt: „Was möchten Sie verbessern?“. Das Fahrer wählt eine Option und Cemos schlägt eine veränderte Einstellung vor, die der Fahrer dann umsetzt. Danach fragt es: „Besser oder schlechter?“ Das Cemos-Automatic oder auch die IME von John Deere gehen noch einen Schritt weiter und optimieren sich selbstständig. Der Fahrer gibt nur noch die Grenzen vor.


Bei Isobus-Lösungen finden sich ähnliche Einstellungen möglichst an gleicher Stelle im Menü. Die Menge/ha muss beim Düngerstreuen genau so eingestellt werden wie beim Spritzen.


Hinterlegte Grundeinstellwerte erleichtern die Arbeit. Bei Düngerstreuern ist es praktisch, wenn der Rechner wie bei der AutoSet-App von Kverneland, Fließverhalten und Aufgabepunkt für einen Dünger bereits kennt und sich automatisch vorjustiert. Die Rechner können sich durch mobilen Internetzugang oder über ein WLAN-Zugang auf dem Betrieb aktualisieren.


Carsten Hühne hält die Internet­anbindung der Terminals künftig für unverzichtbar. Heute dauert es bei Updates teils ewig, bis die Software eines Terminals durch den Händler aktualisiert wurde – wenn es überhaupt gemacht wird. Der Netzzugang kann für Telemetrie-Anwendungen praktisch sein. Nico Wessling vom deutschen John Deere-Vertrieb nennt ein Beispiel: Ein Problem, z. B. beim GPS-Einsatz auf dem Acker, ließe sich über ein simples Häkchen in einem Untermenü lösen – nur weiß der Fahrer nicht, wo er die Einstellung erledigen kann. Oft muss sich jetzt ein Techniker auf den Weg machen. Einfacher geht’s, wenn sich der Spezialist von seinem Büro wie beim Remote-Display-Access in das Maschinenterminal einwählt und das Ganze online erledigt. Damit nicht das Gefühl entsteht, der Service könne ihm ständig dazwischenfunken, muss der Fahrer den „Eingriff“ mit einem Fingertipp auf dem Monitor erlauben. Carsten Hühne ist fest überzeugt, dass Telemetrie-Lösungen in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Denn die klassischen Kommunikationswege via Händler und Außendienst kommen an ihre Grenzen.


Klare Grenzen:

Dabei muss diese schöne neue Welt feste Grenzen haben. Immer mehr Landwirte sind überhaupt nicht begeistert, dass der Bordrechner ständig Internetkontakt hat und Daten eventuell unkontrolliert in die Welt funkt. Daten sind Betriebskapital. Bei allen Werbeaussagen – kein Landtechnik-Hersteller würde es akzeptieren, wenn ihm jemand bei der Produktion in die Karten guckt.


Die Firmen müssen ganz klar sicherstellen, dass ohne Freigabe vom Fahrer/Betriebsleiter überhaupt nichts gesendet wird. Die vielleicht sogar gut gemeinten Hilfen dürfen nicht zur Totalüberwachung der Betriebe führen.


Damit der Fahrer bei Problemen nicht direkt zum Handy greifen muss, sind geschickt eingebaute Hilfefunktionen sinnvoll. Fendt spendiert den Traktorterminals z. B. eine ?-Taste: Sie bringt direkt die Betriebsanleitung auf den Schirm. Am besten mit der Seite, die zur gerade genutzten Funktion passt.


In der Praxis teilen viele gedruckte Betriebsanleitungen das gleiche Schicksal: Sie werden nicht gelesen. Was oft kein Wunder ist: Seitenweise Sicherheitshinweise mögen ja noch okay sein. Aber Übersetzungsfehler („Kipphebelwelle“ fürs Hubwerk), schlechte Register (warum findet man Hinweise zur Differenzialsperre unter S, wie „Schalter Differenzialsperre“?) und in jedem Satz reihenweise Hinweise, dass „Allrad“ eine exklusive Trademark ist?


Gute Produktmanager haben das erkannt, und ergänzen die Bücher mit pfiffigen Kurzanleitungen. Peter Baumgärtner, Leiter des Agrotrainings bei Lemken, hält diese Anleitungen für einen notwendigen Service – wobei es im Werk Kritiker gebe: Denn die meisten Kurzanleitungen sind auf den Punkt gebracht und enthalten deshalb kaum Sicherheitshinweise. Deshalb steht bei vielen direkt auf dem Umschlag, dass sie die Betriebsanleitung nur ergänzen aber nicht ersetzen.


Dem Praktiker ist das egal. Hauptsache ihm wird einfach erklärt, wo und wie er die Motordrückung justiert oder die Ausbringmenge ändert. Vieles passt auf ein Blatt: John Deere fasst z. B. alle wichtigen Bedienschritte für das GPS auf einer Vorder- und Rückseite zusammen – zum Download aus dem Internet. Oder die laminierte Claas-Tabelle zum Einstellen des Lexions: Hier gibt’s Spalten mit den Mängeln (z. B. „Zu viel Körner über den Sieben“) und Zeilen für die Einstell­möglichkeiten (u. a. Trommeldrehzahl, Korbstellung…). Zahlen vor den einzelnen Maßnahmen kennzeichnen, welche Maßnahmen Priorität haben.


In die klassischen Betriebsanleitungen kommt durch den Boom von iPad und Co. Bewegung. Heinrich Wingels, Marketingleiter bei Krone, stellt fest, dass immer mehr Betriebsanleitungen von der Homepage heruntergeladen und mit mobilen Geräten genutzt werden. Durch die integrierte Suchfunktion kommt der Fahrer viel schneller zur entsprechenden Seite.


Mehr per Video.

Das ist erst der Anfang: Künftig werden die Anleitungen durch Zeichnungen, Animationen oder Videoclips ergänzt, denkt Wingels. Wie Krone bieten auch andere im Netz Video-Clips zu speziellen Bedienschritten an. Zurzeit arbeitet man in Spelle z. B. an einem Clip zum Thema Anbauen und Einstellen von Frontmähern.


Die Firmen setzen auf Computer­, um Fahrer zu trainieren. Lemken hat E-Learning Programme zur Pflugeinstellung und zum Pflanzenschutz entwickelt. Am Rechner lassen sich damit die Effekte verschiedener Einstellmaßnahmen simulieren. Ein drittes Modul zur Drilltechnik soll folgen. Mit erheblichem Aufwand: So ein E-Learning-Modul kostet schnell mehr als 50 000 €.


John Deere bietet schon länger Simulatorprogramme für Schlüsselmaschinen an. Und Claas hat auf der letzten Agritechnica für den Mähdreschersimulator gar eine Goldmedaille erhalten.


Die Idee dahinter ist vergleichbar: Vor der Saison üben die Fahrer den Einsatz ihrer Maschinen am Computer. Stellt sich die Frage, ob das auch gestandene Mitarbeiter mit weniger entwickeltem Spieltrieb machen. Wohl kaum mutterseelenallein im Wohnzimmer…


Carsten Hühne von Kverneland arbeitet deshalb an einer Nutzung der Simulatoren für Online-Fahrerlehrgänge. Zu einem festen Termin schaltet sich ein Trainer zu einer Gruppe von Fahrern, die überall sitzen können. Gemeinsam werden die wichtigsten Einstellvarianten durchgespielt. Dazu können die Teilnehmer per Mail oder Skype Fragen stellen bzw. kommunizieren. Wenn ein Termin steht, ist die Motivation höher, sich intensiver mit dem System zu beschäftigen. Außerdem ist der Austausch zwischen Fahrern der gleichen Maschinen reizvoll. Aber eventuell auch kritisch, wenn es Probleme mit einer Maschine gab. Zumindest wenn der Austausch unter Herstellerregie läuft, muss der die Richtigkeit sicherstellen.


Training wird ausgebaut:

Die Computer werden das klassische Training nicht ablösen. In der Gruppe, an der echten Maschine, lernt es sich besser. Dass auch die Hersteller so denken, zeigen die massiven Investitionen hier. Ansgar Koenen zählt die Stufen der Schulungen und Trainings bei Claas auf:


Es beginnt mit der standardisierten Übergabe der Maschine durch den Händler – inklusive der Sicherheitshinweise und Einweisung in die Bedienung.


Darauf bauen Trainings auf. Im Kaufpreis eines Mähdreschers ist z. B. das – je nach Modell – ein- bis zweitägige Training für zwei Leute enthalten. Die Schulungen laufen in den acht Claas-Centren oder der Academy in Harsewinkel. Die Gruppen sind auf 15 Leute begrenzt. Für jeden gibt es Schulungsunterlagen. Das Training gliedert sich in einen theoretischen und praktischen Teil. Ähnliche Trainings laufen auch für Häcksler, Ladewagen, Presswickelkombinationen usw. So oder ähnlich arbeiten auch die anderen. Bei Krone gehört ein Fahrertraining zu jeder Maschine der BiG-Line.


Traktoren-Hersteller bieten seit längerem Trainings an, teils inklusive, teils gegen Gebühren (je nach Aufwand 100 bis 200 €). Das läuft entweder im Werk, in Schulungszentren oder die Händler fassen Kunden zusammen und fordern einen Trainer an. Die Trainings sind sinnvoll, wenn der Schlepper bereits seit einiger Zeit im Einsatz ist – z. B. zur 100-Stunden-Inspektion. Viele Firmen begrenzen die Trainings nicht nur auf Neumaschinen, eine Teilnahme ist auch beim Kauf eines gebrauchten Dreschers oder Häckslers möglich. Oder: wenn eine Schleppergattung in der Nachbarschaft besonders gängig ist, sollten sich mehrere Landwirte absprechen und über den Händler einen Trainer anfordern. Oft zeigt sich erst dann das Potenzial der Maschine. Denn wenn sich ein Fahrer erst einmal eingerichtet haben, wird er kaum noch etwas ändern – es läuft ja.


Wie geht es weiter?

Für die Konstrukteure stellt sich die Frage, wer künftig mit den Maschinen unterwegs ist: Der „bezahlbare“ Fahrer, der keine spezielle Ausbildung hat, oder der Vollprofi? Lohnt es sich, für beide Ansprüche unterschiedliche Baureihen aufzulegen? Wohl kaum. Die Hardware wird weitgehend gleich sein. Den Unterschied macht das Bedienkonzept. Der Mitarbeiter-Schlepper auf Großbetrieben erhält dann alle wichtigen Einstellungen per Telemetrie, der Fahrer findet in der Kabine nur noch die einfachsten Bedienelemente.


Der Profi-Traktor ermöglicht alle Einstellungen und wird mehr und mehr zum Büro mit allen Kommunikationsmöglichkeiten. Zudem werden die Maschinen intelligenter und optimieren sich, ohne dass der Fahrer darüber nachdenken muss.Guido Höner

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