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top agrar System-vergleich - Quirlige Betriebshelfer auf vier Rädern

Lesezeit: 7 Minuten

Welches Fahrzeug ist der bessere Helfer? Das normale ATV oder doch der Zweisitzer mit Ladefläche? Wir haben zwei unterschiedliche Allradler ins Rennen geschickt.


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Mein top agrar-Kollege und ich diskutieren immer wieder gern und sehr lebhaft über dieses Thema: ATV oder UTV? Er fühlt sich in seinem Zweisitzer mit Dach und Ladefläche wohl, ich schwöre auf mein klassisches ATV. Beide sind wir damit viel in der Landwirtschaft unterwegs. Welches unserer Fahrzeuge den höheren Nutzwert hat, darauf konnten wir uns bisher nicht wirklich verständigen.


Um ganz ohne Emotionen herauszufinden, welches Vehikel für den landwirtschaftlichen Alltag das bessere ist, haben wir eine Woche alle möglichen Hof- und Feldarbeiten mit zwei unterschiedlichen Fahrzeugen erledigt.


Vom chinesischen Hersteller CFMoto (siehe Kasten auf Seite 128) bekamen wir für unseren Vergleich:


  • Rancher 525 4x4 (UTV)
  • Terralander 800 V2 EFI 4x4 (ATV)


Handling:

Aufsitzen und losfahren – so lautet das Motto beim ATV. Tür öffnen und einsteigen beim UTV. Für Kontrollfahrten, bei denen man öfter anhalten und absteigen muss, eignet sich das ATV besser. Im UTV geht es dagegen etwas beengter zu – vor allem für größere Personen. Dafür passen je nach Hersteller und Ausstattung auch zwei oder mehr Personen in die Sitze. Das Fahren mit dem UTV dürfte vor allem für Ungeübte etwas leichter sein. Einfach Gang einlegen und Gas geben, wie in einem Automatik-Pkw. Wirklich komplizierter ist ein ATV aber auch nicht. Wenn man sich einmal an das Daumengas gewöhnt hat, lässt es sich gut dosieren und man kommt auch mit dem ATV unter allen Bedingungen prima zurecht.


Fazit: Leichter Vorteil ATV


Gelände:

Wer sein Fahrzeug richtig durch den Matsch scheuchen will, fährt mit einem richtigen ATV definitiv weiter. Mehr Bodenfreiheit, größere Bereifung und natürlich mehr Power bescheren dem ATV hier den entscheidenden Vorsprung. Bleibt man aber auf dem Boden der Tatsachen und schwimmt nicht gleich durch den erstbesten Graben, kommt man mit dem UTV ehrlicherweise genauso weit. Auch hier gibt es wie beim ATV Allrad und sogar ein Sperrdifferenzial. Durch sein höheres Eigengewicht verhält sich das UTV im Gelände aber etwas träger. Die bessere Federung spricht für das ATV, sodass es in Sachen Fahrspaß klar punktet.


Fazit: Klarer Vorteil ATV


Sicherheit:

Helmpflicht beim ATV – Anschnallpflicht beim UTV. Diese gesetzlichen Vorgaben gelten natürlich nur für öffentliche Wege. Trotzdem ist man auf einem ATV immer gut beraten, einen Helm zu tragen. Unfälle mit dem ATV können nämlich böse enden. Das Gefährliche an diesen Fahrzeugen ist, dass sie in Kurven schnell kippen können und man unter das ATV geraten kann. Und dann sollte wenigstens der Kopf geschützt sein. Beim UTV ist die passive Sicherheit größer. Ähnlich wie bei einem Schlepper gibt es einen Überrollschutz. Daher dürfen 16-Jährige mit T-Führerschein ein UTV fahren, wenn es auf 40 km/h gedrosselt ist.


Fazit: Vorteil UTV


Wetterschutz:

Klarer Fall. Mit dem ATV ist man Wind und Wetter hoffnungslos ausgeliefert. Längere Fahrten bei Regen machen selbst mit wasserdichter Kleidung nur begrenzt Spaß. Im Zubehör gibt es zwar günstige Griff- und Sitzheizungen, trotzdem wird es ohne entsprechende Klamotten im Winter auf dem ATV bitterkalt.


Deutlich geschützter geht es im UTV zu. Dach und Frontscheibe halten den gröbsten Regen vom Fahrer ab. Um die Kabine komplett abzudichten, gibt es einen Allwetterschutz. Wind und Regen wehrt die Plane zwar zuverlässig ab, vor Kälte kann aber auch sie nicht dauerhaft schützen. Hier haben UTV dennoch einen kleinen Vorteil, da sich die Motorwärme etwas in der Kabine hält.


Fazit: Klarer Vorteil UTV


Nutzfläche/Nutzlasten:

Gepäckträger vorne und hinten beim ATV – das war’s auch schon. Die jeweilige Nutzlast der Gepäckträger ist auf unter 100 kg begrenzt. Das Platzangebot ist nicht allzu groß. Gegenstände müssen auf den Trägern verzurrt werden, während der Fahrt hält sich hier nichts. Dagegen ist die Ladefläche der größte Vorteil eines UTV. Gegenstände, die in die Ladefläche passen, muss man bei mäßiger Fahrweise auch nicht gleich sichern. Und für sperrigere Lasten gibt es entsprechende Zurrpunkte. Auf unseren Rancher passte längs eine Europalette, allerdings mit maximal 150 kg (Wettbewerber teils mehr). Viele Ladeflächen lassen sich sogar ankippen – prima, um lose Materialien schnell loszuwerden.


Die Anhängelast beträgt bei beiden Fahrzeugen ungebremst 200 kg. Gebremste Anhänger darf der Rancher bis 1281 kg ziehen, beim ATV sind es nur 923 kg. Beachten muss man nur die Stützlast. Bei einem ATV sind es deutlich unter 100 kg, ein UTV kann etwas mehr Druck auf die Kupplung vertragen.


Fazit: Klarer Vorteil UTV


Anbaugeräte:

Sowohl für ATV als auch für UTV gibt es mittlerweile eine Menge Anbaugeräte. Grundsätzlich muss man hier nicht zwischen den beiden Fahrzeugtypen unterscheiden. Klassiker sind Frontschilde zum Schneeschieben oder leichte Erdarbeiten. Auf dem hinteren Anbauraum erfreuen sich Kleinstreuer großer Beliebtheit. Sie lassen sich zum Salz- oder Schneckenkornstreuen einsetzen. Aber sogar für die Grünlandpflege bis hin zur Bodenbearbeitung bietet der Zubehörhandel fast jedes Gerät. Angetriebene Maschinen wie Mähwerke, Mulcher oder Vertikutierer haben meist einen eigenen Motor und werden gezogen. Vorteil beider Fahrzeuge ist ihr geringes Gewicht und die Wendigkeit. Das macht sich beim Arbeiten im Garten, auf der Obstwiese oder dem Reitplatz bezahlt.


Fazit: Unentschieden


Zulassung/Kosten:

Beide Fahrzeuge bekommen grundsätzlich eine Lof-Zulassung. Voraussetzung dafür sind ein Straßenumbau nach StVZO sowie eine eingetragene Anhängerkupplung. Die Steuerbefreiung über eine grüne Nummer lohnt sich nicht. Seit Ende 2012 werden ATV nicht mehr nach Hubraum, sondern nach ihrem Gewicht besteuert. So kommen die Leichtgewichte natürlich relativ günstig weg. Pro angefangene 200 kg sind 11 € an Steuern fällig. Für die meisten Fahrzeuge dieser Klasse liegt der jährliche Steuersatz also bei 33 €. Und mit schwarzer Nummer muss die Ausfahrt nicht immer einen landwirtschaftlichen Zweck haben und ist auch am Sonntag legal. Für die Versicherung muss man etwa 200 € im Jahr kalkulieren.


Fazit: Unentschieden


Preise:

Wirkliche Schnäppchen sind sie nicht gerade. Die großvolumigen Klassen – egal ob ATV oder UTV – der Premiumhersteller (Can-Am, John Deere, Polaris) liegen inklusive Zulassung schnell bei 15 000 €. Auch gebraucht verlieren solche High End-Flitzer relativ wenig an Wert und kosten auch nach Jahren noch ein paar tausend Euro. Die von uns getesteten China-Modelle von CFMoto sind im Vergleich zwar schon etwas günstiger, mit 10 000 € aber immer noch keine wirklichen Preisschlager. Schade ist außerdem, dass die Hersteller kaum ATV mit Dieselmotoren anbieten. Bei den UTV gibt es dagegen deutlich mehr Auswahl an Dieselmodellen.


Fazit: Unentschieden


Alternativen:

Preislich entspannter sieht’s auf dem Automarkt aus. Wer weniger für sein Betriebsfahrzeug ausgeben möchte, kann sich hier nach einem guten Gebrauchten umsehen. Kleine, aber noch feine Geländewagen oder Pickups von Hyundai, Mitsubishi, Nissan, Suzuki oder Toyota gibt es mit Kilometerleistungen um die 100 000 bereits ab 5 000 €. Dafür bekommt man vollwertige Autos mit Dieselmotoren, Allrad, Anhängerkupplung und – auch wenn es sich selbstverständlich anhört – Heizung. Denn im Winter geht es im Auto einfach gemütlicher zu als auf einem ATV. Sollen wirklich Anbaugeräte wie ein Schneeschild, Besen oder Streuer angebracht werden, wird es beim Geländewagen aber komplizierter und auch teurer.


Jan-Martin Küper

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