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top agrar- System-vergleich - Trommeln: Vier gewinnt

Lesezeit: 5 Minuten

Welches Dreschwerk, welche Ausstattung und was für ein Schneidwerk soll der Mähdrescher haben? Wir sind mit zwei verschiedenen John Deere-Maschinen eine Saison auf Antwortsuche gegangen.


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Die Chance hat man als Landwirt im „echten Leben“ leider kaum: Vor dem Mähdrescherkauf verschiedene Maschinen mit unterschiedlichen Dreschwerken, komplett an-derer Ausstattung und verschiedenen Schneid­werken über eine ganze Saison zu testen – und dann am besten noch auf dem eigenen Betrieb.


Wir haben das für Sie gemacht. Und um herstellerbedingte Unterschiede auszublenden, haben wir bei unserem Systemvergleich wie immer mit den Maschinen eines Herstellers gearbeitet.


Mit den beiden Fünfschüttlern W 540 und T 560i von John Deere haben wir uns auf zwei Lohnbetrieben in Niedersachsen durch Gerste, Raps und Weizen gedroschen. Die Ergebnisse lassen sich mit entsprechend höheren Leistungen auch auf die Sechsschüttler-Modelle von John Deere übertragen (ca. 20 % Mehrleistung). Einige systembedingte Unterschiede gelten tendenziell auch für ähnliche Fabrikate anderer Hersteller.


Schüttler fürs Stroh:

Viele, vor allem Stroh erntende Betriebe bleiben beim Schüttler. Bei fast jedem Hersteller kann man aber auch bei diesen Mähdreschern zwischen verschiedenen Baureihen wählen. Die Unterschiede liegen dann in den Dreschwerken.


Die einfachste – und für einige auch oft die sicherste – Variante, ist ein Zweitrommel-Dreschwerk, wie es bei der W-Serie zum Einsatz kommt. Die Dreschtrommel scheidet das Korn ab, eine Wendetrommel lockert das Material auf und übergibt es an die Schüttler. Hier lässt sich wenig einstellen, aber auch nicht viel falsch machen. Außerdem schont ein solch einfaches Dresch-werk eher das Stroh.


Bei größeren Schüttler-Maschinen kommen leistungssteigernde Baugruppen hinter der Dreschtrommel hinzu. Beim T-Modell sorgen gleich zwei zusätzliche Trommeln für mehr aktive Abscheidefläche. Das soll die Schüttler entlasten, denn die Restkornabscheidung ist immer noch die leistungsbegrenzende Baugruppe eines jeden Schüttlermähdreschers. Die restlichen Körner werden hier allein durch Schwerkraft aus dem Stroh abgeschieden (passive Abscheidung). Dadurch kann die Schüttlerfläche beim T deutlich kleiner ausfallen als beim W. Die Reinigung der beiden John Deere-Mähdrescher ist weitgehend baugleich.


Was können die Dreschwerke?

Für exakte Messungen haben wir mit jedem Drescher immer mehrere Parzellen gedroschen und die jeweiligen Erntemengen auf einer Brückenwaage erfasst. Für unsere Messfahrten haben wir die Verlustanzeigen bei beiden Mähdreschern auf ein Niveau von 1 % kalibriert und die Maschinen an diese Verlustgrenze gefahren. Die Kornverluste haben wir dabei immer mit mehreren Prüfschalen gleichzeitig kontrolliert. Auch die Stoppellängen beider Schneidwerke waren immer exakt gleich eingestellt.


Die Gerste (Sorte: Volume, Hybrid) ließ sich gut dreschen, brachte mit 7,2 t pro ha aber nur durchschnittliche Erträge. Das Stroh war komplett abgereift, die Kornfeuchte lag bei 14 %. Der W 540 kam unter diesen Bedingungen auf einen Durchsatz von 18,9 t/h. Der T 560 erntete knapp 32 % mehr Gerste pro Stunde, das sind genau 6 Tonnen mehr Durchsatz pro Stunde.


Deutlicher wurde der Leistungsunterschied zwischen den beiden Dresch-werken im Weizen. In einem unserer ersten Anläufe war das Korn zwar reif und mit knapp unter 15 % auch trocken, das Stroh aber noch sehr zäh und grün (Sorte: Tabasco). In dem Bestand mit knapp 10 t/ha Ertrag kamen die Restkornabscheidungen beider Mähdrescher schnell an ihre Grenzen.


Über 1 % Kornverlust stiegen beide Verlustkurven steil an – die Schüttler bekamen die Körner nicht mehr aus dem grünen Stroh. Allerdings konnte das leistungsstärkere Dreschwerk des T 560 seine Vorteile unter diesen schwierigen Bedingungen mit Durchsätzen leicht über Gersten-Niveau voll ausspielen. Der W 540 blieb dagegen deutlich unter seinem in der Gerste erreichten Durchsatz.


Stabil höherer Durchsatz:

Diese Unterschiede bestätigten auch unsere Erfahrungen mit den beiden Mähdreschern in den Morgenstunden oder spät abends, wenn die Bedingungen nicht ideal waren. Mit seinen vier Trommeln hält der T solchen Druschbedingungen eher stand, während man mit dem Dreschwerk des W viel eher Leistungsabstriche in Kauf nehmen muss.


Bei besten Ernteverhältnissen im Weizen waren die Korndurchsätze beider Maschinen dagegen deutlich höher als in der Gerste. Jetzt war das Stroh reif, der Weizen auf unserem Testbetrieb brachte durchschnittlich 9,2 t pro ha (Sorte: Biscay). Bei einer durchschnittlichen Kornfeuchte von 13,6 % schaffte der W 540 20,1 t/h. Dagegen erntete der T 560 mit 30,2 t/h exakt 50 % bzw. einen Hektar mehr pro Stunde (bei 1 % Verlust). Außerdem stiegen die Verluste des T bei zunehmendem Durchsatz etwas weniger stark an als beim W (siehe Grafik).


Trotz gut 100 PS mehr Motorleistung im T 560 lagen die Dieselverbräuche pro Tonne Korn auf vergleichbarem Niveau. In der Gerste verbrauchten die John Deere-Motoren zwischen 2,2 und 2,3 l/t. Im Weizen kommt dem T der höhere Durchsatz zugute. Hier liegt er mit 1,73 l/t unter dem W 540 (2,04 l/t).


Schonender Drusch:

Die Beurteilung der Strohqualität machen wir kurz. Wir konnten dem intensiveren Dreschwerk des T 560 keine höhere Beanspruchung des Strohs nachweisen, trotz seiner vier Trommeln drischt der T sehr schonend.


Nach einem Schnellstopp (Zündschlüssel umdrehen) haben wir bei beiden Mähdreschern die Gutschicht auf den Sieben beurteilt. Beim T konnten wir zwar geringfügig mehr Kurzstroh auf dem Obersieb feststellen. Allerdings brachte dies die Reinigung unserer Testmaschine zu keiner Zeit in Bedrängnis. Nur bei extrem trockenem und brüchigem Stroh sollte man beim T die Reinigung etwas eher im Auge behalten.


Auf den ersten Blick liegen schon in Grundausstattung Welten zwischen den Listenpreisen unserer beiden Drescher. Der W 540 kostet knapp 180 000 €, der T 560 steht mit gut 255 000 € in der John Deere-Preisliste und kostet damit 42 % mehr (Schneidwerke, Zusatzausstattung und Mehrwertsteuer nicht mitgerechnet).


Da der Dieselverbrauch beider Mähdrescher pro Tonne Erntegut gleich ist, bzw. sogar für den T spricht, kann man die Anschaffungskosten direkt auf die potenzielle Durchsatzleistung beider Maschinen beziehen. Schafft der W 540 beispielweise 200 ha Weizen pro Jahr und der T 560 in derselben Zeit 50 % mehr, also 300 ha, drischt das teurere Viertrommel-Dreschwerk die Tonne Korn trotzdem knapp 5 % günstiger.

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