Mit speziellen Nachrüst-Lösungen ab 1 400 € lassen sich auch gebrauchte Spritzen kontinuierlich reinigen. Zusammen mit dem JKI haben wir zwei Systeme getestet.
Die klassische, absätzige Innenreinigung von Feldspritzen kostet Zeit, denn die Pumpe muss in mehreren Schritten abwechselnd Frischwasser durch die Tankreinigungsdüsen fördern und dann die Flüssigkeit ausspritzen.
Eine kontinuierliche Innenreinigung arbeitet mit einer separaten Pumpe fürs Klarwasser. Gleichzeitig bringt die Spritzenpumpe die Flüssigkeit aus. So lassen sich zwar bis zu ¾ des Zeitbedarfs sparen. Doch in der Praxis hat kaum eine gebrauchte Spritze so ein System.
Die Firmen agrotop und Herbst Pflanzenschutztechnik bieten ab ca. 1 400 € (o. MwSt.) Nachrüstsätze zur kontinuierlichen Reinigung an. Doch wie effizient arbeiten diese Systeme? Zusammen mit dem Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig haben wir zwei Spritzen jeweils mit beiden Anlagen nachgerüstet:
- Anbauspritze D2 von Rau, 18 m Arbeitsbreite, 1 000 l-Behälter, 60 l Klarwasservorrat, Baujahr 1993.
- Anhängespritze John Deere 740, 27 m Arbeitsbreite, 4 000 l-Behälter, 400 l Klarwasservorrat, Baujahr 2011.
Wie bereits bei unseren früheren Reinigungstests neuer Spritzen (3/2012 und 3/2014) mussten sich die nachgerüsteten Systeme im genormten Test bewähren.
Ähnliche Verfahren:
Das Funktionsprinzip der Systeme ist ähnlich. Die zusätzliche Pumpe – bei agrotop eine Kreiselpumpe, bei Herbst eine Kolben-Membranpumpe – saugt direkt aus dem Frischwassertank und bringt das Reinigungswasser durch eine oder mehrere Tankreinigungsdüsen aus. Beide Reinigungspumpen haben einen hydraulischen Antrieb, was die Montage flexibel macht. Die Durchflussrate der Tankreinigungsdüsen muss unter der Ausbringmenge der Spritze liegen, sodass die komplette Flüssigkeit sofort ausgebracht wird. Berechnungsgrundlage ist also immer der Ausstoß des Gestänges mit der aktuellen Düsenbestückung. Bei Mehrfachdüsenstöcken sollten die Reinigungsdüsen weniger Wasser pro Minute durchlassen, als die kleinsten Spritzdüsen maximal ausbringen können und mindestens so viel, dass beim Ausbringen mit den größten Spritzdüsen bei allen noch Flüssigkeit ankommt.Bei der kontinuierlichen Innenreinigung hat sich – weitgehend unabhängig vom Hersteller – folgende Strategie bewährt: Der Reinigungsprozess startet, wenn der Behälter komplett entleert ist. Die Spritze bringt weiter aus, während jetzt die Reinigungspumpe anläuft und Klarwasser durch die Reinigungsdüsen in den Behälter pumpt.
Je nach Größe der Spritze bzw. Klarwasservorrat schließt der Fahrer jetzt nach und nach die Teilbreiten und das Hauptventil. Die Frischwasserpumpe läuft weiter, die Reinigungsflüssigkeit zirkuliert im System. So werden auch die Rückläufe und Zirkulationsleitungen gespült. Danach stoppt der Fahrer die Reinigungspumpe und bringt die Flüssigkeit restlos über das Gestänge aus. Sobald der Hauptbehälter leer ist, schaltet er die Reinigungspumpe wieder zu. Die Spritze bringt die Flüssigkeit jetzt während der Reinigung kontinuierlich aus, bis der Frischwassertank komplett leer ist.
Beide Test-Systeme lassen dem Fahrer die Wahl: Durch das mehrfache Schalten der Teilbreiten und Stoppen der Reinigungspumpe – also durch die Kombination der absätzigen und kontinuierlichen Reinigung – lässt sich die Reinigungsintensität erhöhen. Zu dieser Strategie hatte sich agrotop entschieden. Das kostet zwar etwas mehr Zeit, bringt aber z. B. nach einem Sulfonylharnstoff noch mehr Sicherheit.
Beide Nachrüstsätze werden über den Fachhandel verkauft. Denn eine Beratung ist wichtig, damit Reinigungsdüsen und Ausbringmenge zueinander passen.
Die Listenpreise verstehen sich ohne Montageaufwand. Da die Montage recht einfach ist, kann man sie mit Geschick auch selbst erledigen. Aber Achtung: Bei Arbeiten in den Tanks unbedingt die vorgeschriebene Schutzkleidung tragen.
