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top agrar- Test - Schon alles Fendt?

Lesezeit: 11 Minuten

Sie sind noch die Unbekannten, obwohl sie einen prominenten Namen tragen: Die Mähdrescher von Fendt. Wir haben die aus Italien stammende Mittelklasse der Allgäuer getestet.


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Die Schonfrist ist vorbei: Mit frischem Design, neuer Kabine, dem Anpassen des Bedienkonzepts an die Traktoren und mit mehr Einfluss aus Marktoberdorf auf die italienische Produktion will Fendt bei den Mähdrescher-Marktanteilen noch eine Schüppe drauflegen. Und weil andere, sogenannte Fullliner im Vertrieb neue Wege gehen, können Agco-Händler diese (hellgrünen) Lücken jetzt endlich mit der eigenen Erntetechnik von Fendt schließen.


Nachdem wir vor zwei Jahren schon einmal angefragt hatten, hat man uns zur letzten Saison eine Maschine der grundlegend überarbeiteten C-Serie zur Verfügung gestellt – der oberen Mittelklasse bei Fendt. Die Baureihe besteht aus zwei Modellen, dem 5275 C mit fünf Schüttlern, sowie dem 6335 C mit sechs Schüttlern. Die Mähdrescher werden im Agco-Werk im italienischen Breganze gefertigt. Beide Maschinen gibt es auch mit Hangausgleich.


Stark im Raps:

Besonderheit der Fendt-Drescher ist das „PowerFlow“- Schneidwerk – die meisten Mähdrescher der C-Serie verkauft Fendt mit diesem aktiven Vorsatz. Wir haben an unserem 5275 C einen 5,50 m breiten Tisch eingesetzt. Durch den großen Abstand vom Messer zur Einzugsschnecke ist der Rapstisch quasi eingebaut.


An- und Abbau des Schneidwerkes klappen reibungslos und sind mit dem serienmäßigen Multikuppler schnell gemacht. Die Gelenkwelle hat einen Freilauf – alles ist von der linken Seite zu erreichen. Vor allem im Raps und Lagergetreide kann der Vorsatz mit den zusätzlichen Förderbändern und zweiter Förderschnecke seine Vorteile gegenüber einem Standard-Schneidwerk ausspielen. Das Dreschwerk wird sehr gleichmäßig beschickt, selbst in dichten Rapsbeständen mussten wir kaum mit der Haspel nachhelfen.


Wünschen würden wir uns allerdings zusätzliche Speichermöglichkeiten für die Schneidwerksführung, die zur nächsten Saison aber kommen sollen. Unser Mähdrescher bot jeweils nur eine Position für Auflagedruck und Schnitthöhe, die man im Terminal umstellen musste. Vermisst haben wir außerdem einen Speicher für die Haspel-Position und -Geschwindigkeit. Ideal wäre, wenn sich die Schneidwerksposition einfach über den ansonsten gelungenen Multifunktions-Joystick speichern ließe. So könnte man einen einmal erreichten, perfekten Gutfluss einfach „einfrieren“.


Die obere, hydraulisch angetriebene Zusatzschnecke ist nur für den Raps­einsatz oder in langem Roggen gedacht. Ihre Drehzahl ist mit der Haspel-Geschwindigkeit synchronisiert. Über eine hydraulische Steckverbindung auf der rechten Schneidwerksseite schaltet man die Schnecke ein oder aus. Dies ließe sich mit einem Zwei-Wege-Hahn und festen Leitungen anstatt der losen Hydraulikschläuche sicherlich auch noch etwas eleganter lösen.


Die Rapsmesser lassen sich gut montieren. Werden sie nicht gebraucht, fahren sie in der großen, abschließbaren Transportbox am Schneidwerkswagen mit. Hat man die elektrisch angetriebenen Seitenmesser im Terminal aktiviert, lassen sie sich getrennt voneinander in der Armlehne zu- oder abschalten. Allerdings zwang uns ein geschmolzener Stecker aufgrund einer Fehlmontage in der Rapsernte zu Pausen.


Meistens sind wir mit dem PowerFlow-Schneidwerk ohne Ährenheber ausgekommen, allerdings können die Bänder Schmutz in das Dreschwerk transportieren, wenn man entsprechend tief mäht. Die unbestrittenen Vorteile in Raps und Lagergetreide sowie den schnelleren Umbau zahlt man mit einem etwa 30 % höheren An­schaffungspreis im Vergleich zum einfacheren „FreeFlow“-Schneidwerk mit zusätzlichem Rapstisch. 40 420 € verlangt Fendt für unseren 5,50 m breiten, aktiven Vorsatz zzgl. Mehrwertsteuer. Selbst wenn man dem PowerFlow eine Steigerung der Mähdrescherleistung von bis zu 10 % unterstellt, fährt man die höheren Anschaffungskosten dieses Schneidwerks bei einer Einsatzfläche von 200 ha pro Jahr und 125 € im überbetrieblichen Einsatz (ohne Diesel) erst nach vier Jahren wieder heraus.


Welcher Transporter?

Grundsätzlich gut gefallen hat uns der zweiachsige, 10 020 € teure Transportwagen von Ziegler. Vor allem beim An- und Abbau hat man nicht das Rad unterm Schrägförderer. Allerdings kann das Rückwärtsrangieren mit einem Hecklenker und Drehschemel-Deichsel zur Herausforderung werden. Wer also beengte Platzverhältnisse hat, ist mit dem fast 4 000 € günstigeren Einachser deutlich besser bedient.


Die C-Baureihe hat am Eingang des Schrägförderers eine zusätzliche Trommel mit gesteuerten Fingern, die sogenannte „Power Feed“-Einzugswalze. Dahinter übernehmen drei Ketten das Erntegut (vier beim Sechsschüttler). Die Kombination von Bandschneidwerk und Zuführtrommel beschickt das Dreschwerk sehr gleichmäßig – hier gibt es so gut wie keine Annahmegeräusche.


Nur beim Reversieren können Zuführtrommel und Schneidwerksschnecke etwas gegeneinander arbeiten, sodass wir bei feuchtem Stroh auch schon mal von Hand pflücken mussten. Weil beim Straßentransport die Zinken der Zuführwalze gefährdend sein könnten, sollte man den Schrägförderer mit dem mitgelieferten Blech abdecken.


Schließen sollte Fendt auch noch den kleinen Spalt oben zwischen Schneidwerksrücken und Schrägförderer. Hier sammeln sich Körner, die die Zuführwalze aus dem Schacht beschleunigt. Eine einfache Gummilippe würde die Verluste stoppen. Als sehr angenehm empfanden wir die Schwingungsdämpfung der Hydraulikzylinder unter dem Schrägförderer. Damit verzeihen Drescher und Schneidwerk auch Fahrten durch tiefere Pflegespuren.


Die C-Serie ist mit dem „MCS-Plus“-Dreschwerk ausgestattet. Die Haupttrommel des Dreitrommel-Dreschwerks hat einen Durchmesser von 60 cm und ist im Fünfschüttler 134 cm breit. Um ihr Gewicht zu erhöhen, verschraubt Fendt zwischen den acht Schlagleisten massive Vierkantleisten. Die um 70 % höhere Schwungmasse soll den Leistungsbedarf und den Kraftstoffverbrauch des Mähdreschers reduzieren. Gut funktioniert hat die elektrische Verstellung des Dreschkorbs aus der Kabine: Korbeingang und -ausgang lassen sich dabei getrennt voneinander – entweder im Terminal oder auf der Armlehne – justieren. Den Umschlingungswinkel gibt Fendt mit 120° an, entsprechend stehen beim Fünfschüttler 0,99 m2 Abscheidefläche unterm Hauptkorb zur Verfügung.


Flexibles Dreschwerk:

Der Multi-Crop-Seperator hat ebenfalls einen Durchmesser von 60 cm. Dieser Zentrifugalabscheider dreht sich mit einer fixen Drehzahl von 750 U/min in Getreide und Raps. Für den Maisdrusch kann man die Riemenscheibe tauschen (410 U/min). Je nach Erntebedingungen lässt sich der Abscheidekorb mit einem Kippschalter unter der einteiligen Seitenklappe elektrisch ein- oder ausschwenken. Mit eingeschwenktem MCS-Abscheidekorb hat der 5275 C eine aktive Gesamtabscheidefläche von 1,89 m2.


Hinter dem Dreitrommel-Dresch­werk bleibt beim Fünfschüttler Platz für knapp 6 m2 Schüttlerfläche. Das ist ein durchaus ordentlicher Wert, allerdings muss die Restkornabscheidung im Fendt mit nur vier Fallstufen und ohne zusätzliche Trommeln oder Raffer auskommen, die das Stroh auf ihrem Weg über die Schüttlerhorden auflockern. Die Restkornabscheidung war bei unserem Test-Mähdrescher das leistungsbegrenzende Element – trotz aller eingebauten Reiter. Ist die 1 %-Verlustmarke erreicht, steigt die Durchsatz-Verlust-Kurve des Mittelklasse-Fendt sehr steil an.


Begrenzende Schüttler:

In Wintergerste erreichten wir mit dem 5275 C bei einem Ertrag von 8 t/ha einen Durchsatz von glatt 15 t/h (1 % Verlust, 14,4 % Feuchte). Das war für die diesjährige Gerste mit ihrem niedrigen Hektolitergewicht akzeptabel – andere Modelle kamen hier auch nicht auf Höchst-leistung. Im 10 t-Weizen unseres Test-betriebes hätten wir bei besten Bedingungen dann eigentlich eine Durchsatzleistung von mindestens 20 t/h erwartet, bei Einhalten von 1 % Verlust war aber bei gut 18 t/h Schluss (12,9 % Feuchtigkeit). Mehr Material können die Schüttler nicht stemmen. Wir sind uns aber sicher, dass in dem Drescher noch Potenzial steckt, das ihn auch in Hochertragsregionen etwas leistungsfähiger in der Kornabscheidung macht. Zugute halten wollen wir dem Dreschsystem dafür die schonende Behandlung des Strohs. Auch mit eingeschwenktem Abscheidekorb bleibt die Strohstruktur optimal erhalten.


Ebenso gute Noten verdient sich die überarbeitete C-Serie für ihre Reini-gung. Siebkasten und Gebläse leisteten unter allen Druschbedin-gungen zuverlässige Arbeit, im Korntank landet immer saubere Ware. Die Siebe lassen sich elektrisch aus


der Kabine verstellen und auch die Überkehrmenge wird


nun im Terminal angezeigt. Selten mussten wir von hinten an die Siebe, deren Zugänglichkeit durch den Spreuverteiler leider etwas eingeschränkt ist. Den Spreuverteiler mit Doppelrotor hat Fendt verbessert, an seiner Verteilung gibt es nichts auszusetzen. Und dass in Arbeitsstellung des Verteilers das Automatikzugmaul nicht aufging bzw. schloss, hat man in Italien erkannt und bereits geändert.


Ebenso sehen lassen können sich Qualität und Verteilung des neuen 6-reihigen Strohhäckslers. Das Umschalten von Schwadablage auf Häckselbetrieb geht vorbildlich einfach mit nur einem Hebel auf der rechten Maschinenseite. Die Gegenschneide lässt sich (mit Werkzeug) stufenlos verstellen, zusätzlich kann man eine Noppenplatte in den Häcksler einschwenken. Die elektrisch verstellbaren Leitbleche lassen sich in der Armlehne bedienen und haben eine gute Spiegelfunktion.


Ausreichend Volumen bietet der Korntank mit seiner Obenentleerung. Der elektrisch aufstellbare Bunker hält die versprochenen 9 m3 ein – 6 t Weizen (mit 0,56 kg/hl) haben wir gewogen. Die angegebene Entladeleistung von 105 l/sec haben wir dagegen nicht ganz geschafft, bei Weizen waren gute 90 l/sec drin. Prima ist die Überladehöhe, die fast 4,3 m erreicht.


Das Entleerrohr schwenkt per Automatik ein und aus, allerdings muss man den Knopf auf dem Joystick viel zu lange drücken. Stellt man dann zum Beispiel das Schneidwerk an oder aus, bleibt auch jedes Mal das Rohr stehen – hier sollte Fendt unbedingt die Software überarbeiten. Leider verstaubte im Test zunehmend der Blick auf die saubere Ware im Korntank. Der Innenraum ließ sich nur durch Herausschrauben des Korntankfensters reinigen. Auch das hat Fendt bereits geändert – das Fenster lässt sich jetzt von der Kabine aus aufklappen.


Sparsames Triebwerk:

Kurz machen können wir die Bewertung des Motors. Seine maximal 306 PS inklusive Boost bezieht der 5275 C aus einem Konzern-eigenen Agco Power-Motor. Auch wenn das Triebwerk diese Leistung nur ohne Nebenaggregate wie z. B. Lüfter oder Klimaanlage erreicht, stehen beim Dreschen immer genügend Pferdestärken zur Verfügung. Auch im Häckseleinsatz konnten wir den Motor nicht in die Knie zwingen. Zudem ist der Antrieb im Einsatz angenehm leise.


Das Triebwerk mit SCR-Technologie (AdBlue) überzeugte uns mit niedrigen Verbrauchswerten: 14,4 Liter Diesel pro Hektar bei Schwadablage bedeuten in Gerste 1,73 l/t und im Weizen, bei etwas höheren Durchsätzen, 1,52 l/t. Das sind gute Werte, die sich mit einem etwas höheren Durchsatz sogar noch weiter reduzieren ließen. Auch im Häckselbetrieb blieben wir deutlich unter 18 l/ha. Mit 620 l reicht der Kraftstofftank auch für lange Arbeitstage. Hinzu kommen 80 l AdBlue, die wir bei jedem zweiten Tanken aufgefüllt haben.


Ausdrückliches Lob gibt es für die Motorplattform: Hier geht es aufgeräumt und vor allem sehr sicher zu. Auf der Strohhaube lässt sich ein Geländer aufstellen und auch neben dem Kühler gibt es einen Absturzschutz. Das Kühlerpaket öffnet sehr einfach und auch die Motorabdeckung kann man zum Ausblasen einfach hochklappen. Der perfekte Wartungs-Arbeitsplatz, wenn sich unter der Abdeckung der Tankstutzen weniger Kaff sammeln würde.


Die Gangabstufung mit vier Gängen ist der Hangtauglichkeit des Mähdreschers geschuldet. Knapp 8 km/h im zweiten Gang sind am Vorgewende sehr langsam, der dritte Gang mit gut 15 km/h Endgeschwindigkeit ist in der Ebene so gerade noch durchzugsstark genug. Wünschen würden wir uns eine Tempomat-Funktion, die zum Beispiel der Katana-Häcksler mit dem gleichen Fahrhebel bietet. Und mit vollem Korntank wird der Fendt trotz seiner Zusatzgewichte an der Lenkachse hinten ziemlich leicht. Die Außenbreite unseres Fünfschüttlers blieb trotz 800er Bereifung deutlich unter 3,5 m – sehr gut.


Geräumige Kabine:

In der neu entwickelten Skyline-Kabine haben wir uns bis auf ein paar Kleinigkeiten eine Saison lang sehr wohl gefühlt. Abstellen sollte Fendt unbedingt den viel zu nervösen Sitzkontakt, der, selbst wenn man sich nur kurz nach vorne beugt, das Schneidwerk und kurze Zeit später sogar das Dreschwerk abstellt. Mit dem Fahrhebel sind wir nach kurzer Eingewöhnungszeit an das automotive Fahren gut zurechtgekommen. Die komplette Bedienung ist in die rechte Armlehne integriert. Alle Dreschwerksfunktionen lassen sich über Taster in der Armlehne ansteuern, wer in die Tiefe gehen will, macht dies im Terminal.


Gute Noten gibt es für das Beleuchtungspaket. Das Kühlfach unter dem Beifahrersitz fällt für Erntekapitäne dagegen viel zu klein aus. Zur nächsten Saison verspricht Fendt ein überarbeitetes VarioGuide-Spurführungssystem, das uns zum Test leider noch nicht zur Verfügung stand. Optional gibt es für die C-Serie eine Feuchte- und Ertragsmessung, die auf unserer Testmaschine ebenfalls nicht installiert war.


Bleibt der Preis:

Mit 257 470 € in der (noch weiter aufrüstbaren) Testaus­stattung spielt der 5275 C schon fast in der Liga der großen Schüttlerdrescher. Hinzu kommt das Schneidwerk, mit dem der Fendt dann laut Liste fast 300 000 € (zzgl. MwSt.) kostet. Hier ist also schon alles Fendt – und wenn die Marktoberdorfer in Italien noch ein paar Kleinigkeiten abstellen, kann sich die C-Serie auf dem Mähdreschermarkt durchaus sehen lassen.Jan-Martin Küper

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